BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Friedrich Hölderlin

1770 - 1843

 

Gedichte

in chronologischer Folge

 

1799

 

Textgrundlage:

Friedrich Hölderlin, Sämtliche Werke, Bd. 1,2

Hrsg. von Friedrich Beißner, Stuttgart: Kohlhammer, 1947

 

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Die Schlacht

 

O Morgenroth der Deutschen, o Schlacht! du kömmst

Flammst heute blutend über den Völkern auf,

Denn länger dulden sie nicht mehr, sind

Länger die Kinder nicht mehr, die Deutschen.

 

Du kömmst, o Schlacht! schon woogen die Jünglinge

Hinab von ihren Hügeln, hinab ins Thal,

Wo kek herauf die Würger dringen,

Sicher der Kunst und des Arms, doch sichrer

 

Kömt über sie die Seele der Neulinge,

Denn die Gerechten schlagen wie Zauberer

Und ihre Vaterlandsgesänge

Lähmen die Knie den Ehrelosen.

 

O nimmt mich, nimmt auch mich in die Reihen auf,

Damit ich einst nicht sterbe gemeinen Tods!

Umsonst zu sterben, lieb' ich nicht, doch

Lieb' ich, zu fallen am Opferhügel

 

Für's Vaterland, zu bluten des Herzens Blut

Für's Vaterland und bald ist's gescheh'n! zu euch

Ihr Theuern! komm' ich, die mich leben

Lehrten und sterben, zu euch hinunter!

 

Wie oft im Lichte dürstet' ich euch zu schaun,

Ihr Helden und ihr Dichter aus alter Zeit!

Nun grüßt ihr freundlich den geringen

Fremdling und brüderlich ists hier unten;

 

Und Siegesboten kommen herab; die Schlacht

Ist unser! Lebe droben, o Vaterland,

Und zähle nicht die Todten! dir ist,

Liebes! nicht Einer zu viel gefallen.