BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Friedrich Hölderlin

1770 - 1843

 

Gedichte

in chronologischer Folge

 

1830

 

Textgrundlage:

Friedrich Hölderlin, Sämtliche Werke, Bd. 2, Gedichte nach 1800

Hrsg. von Friedrich Beißner, Stuttgart: Cotta, 1953

 

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Aussicht

 

Wenn Menschen fröhlich sind, ist dieses vom Gemüthe,

Und aus dem Wohlergehn, doch aus dem Felde kommet,

Zu schaun der Bäume Wuchs, die angenehme Blüthe,

Da Frucht der Erndte noch den Menschen wächst und frommet.

 

Gebirg umgiebt das Feld, vom Himmel hoch entstehet

Die Dämmerung und Luft, der Ebnen sanfte Wege

Sind in den Feldern fern, und über Wasser gehet

Der Mensch zu Örtern dort die kühn erhöhten Stege.

 

Erinnerung ist auch dem Menschen in den Worten,

Und der Zusammenhang der Menschen gilt die Tage

Des Lebens durch zum Guten in den Orten,

Doch zu sich selber macht der Mensch des Wissens Frage.

 

Die Aussicht scheint Ermunterung, der Mensch erfreuet

Am Nuzen sich, mit Tagen dann erneuet

Sich sein Geschäft, und um das Gute waltet

Die Vorsicht gut, zu Dank, der nicht veraltet.