Friedrich Hölderlin
1770 - 1843
Gedichtein chronologischer Folge
1811
Textgrundlage:Friedrich Hölderlin, Sämtliche Werke, Bd. 2, Gedichte nach 1800Hrsg. von Friedrich Beißner, Stuttgart: Cotta, 1953
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Der Kirchhof
Du stiller Ort, der grünt mit jungem Grase,Da liegen Mann und Frau, und Kreuze stehn,Wohin hinaus geleitet Freunde gehn,Wo Fenster sind glänzend mit hellem Glase.
Wenn glänzt an dir des Himmels hohe LeuchteDes Mittags, wann der Frühling dort oft weilt,Wenn geistige Wolke dort, die graue, feuchteWenn sanft der Tag vorbei mit Schönheit eilt!
Wie still ist's nicht an jener grauen Mauer,Wo drüber her ein Baum mit Früchten hängt;Mit schwarzen thauigen, und Laub voll Trauer,Die Früchte aber sind sehr schön gedrängt.
Dort in der Kirch' ist eine dunkle StilleUnd der Altar ist auch in dieser Nacht geringe,Noch sind darin einige schöne Dinge,Im Sommer aber singt auf Feldern manche Grille.
Wenn Einer dort Reden des Pfarrherrn hört,Indeß die Schaar der Freunde steht daneben,Die mit dem Todten sind, welch eignes LebenUnd welcher Geist, und fromm seyn ungestört. |