BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Johann Peter Hebel

1760 - 1826

 

Schatzkästlein

des rheinischen Hausfreundes

 

16.

 

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Drittes und viertes Rechnungsexempel.

 

3.

Zwey Schäfer begegnen sich mit Schaafen auf der Strasse. Hans sagte zu Fritz: „Gieb mir eines von deinen Schaafen! Alsdann hab ich noch einmal so viel als du“ Fritz sagt zu Hans: „Nein, gieb du mir eins von deinen! Alsdann hab ich eben so viel als du.“

Nun ist zu errathen, wie viel ein jeder hatte.

Diese Aufgabe ist klein und leicht. Folgende ist auch nicht schwer aber artig. Nur muß man richtig rechnen, und nicht irre werden, was leicht möglich ist.

 

4.

 

Ein Mann hatte sieben Kinder zu einem Vermögen von 4900 fl. Da giengen ihn die jüngern Kinder öfters an, eine Verordnung darüber zu machen, damit sie in der Theilung nach seinem Absterben mehr bekommen sollten, als die ältern. Das kam dem guten Vater hart an, weil er eines von seinen Kindern [51] liebte wie das andere, und weil er glaubte, Gott werde den jüngern, wenn sie fleißig und gut gesittet seyen, nach seinem Tode helfen, wie er den ältern bei seinen Lebzeiten geholfen habe. Weil sie ihm aber keine Ruhe ließen, und die ältern Brüder es auch zufrieden waren, so machte er folgende Verordnung:

Der älteste Sohn soll von dem ganzen Vermögen 100 fl. zum Voraus haben und von dem übrigen den achten Theil.

Der zweite soll alsdann 200 fl. wegnehmen, und von dem Uebrigen wieder den achten Theil.

Der dritte soll 300 fl. von dem nachfolgenden vorausempfangen und auch wieder den achten Theil vom Rest.

Und so soll jeder folgende 100 fl. mehr als der erste und dann von dem übrigen den Achtel erhalten, und der Letzte bekommt, was übrig bleibt, wie überall.

Damit waren die Kinder zufrieden. Nach dem Tode des Vaters wurde sein letzter Wille vollzogen, und es ist nun auszurechnen, wie viel ein jeder bekommen habe.