Johann Peter Hebel
1760 - 1826
Der Rheinländische Hausfreund
Einführung
Quelle::Museum für Literatur am Oberrhein:Hebels «Rheinländischer Hausfreund»:Kalender und Kalendergeschichten
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Ab 1807 übernimmt Johann Peter Hebel, nachdem er bereits 1802 Mitglied der Kalenderkommission und mit Gewalt zum Schriftsteller gemacht“ wurde, die alleinige Redaktion des bisherigen Kurfürstlich-Badischen gnädigst-privilegierten Landkalenders für die Badische Markgrafschaft protestantischen Theils – kurz bezeichnet auch als Badischer Landkalender. Der Kalender wird herausgegeben und gedruckt vom Gymnasium illustre, das seit 1750 das Privilegium impressorium besitzt. Das Privileg für Herausgabe und Vertrieb des Kalenders, das erst 1823 wegfällt, sichert der Kalenderproduktion ihr Monopol. Aufgrund des Kalenderzwangs ist jeder badische Haushalt zum Kauf eines Kalenders zum Preis von 6 Kreuzern verpflichtet. So dient der Badische Landkalender“ vornehmlich als Einnahmequelle; den Geschmack des Publikums kann er jedoch nicht erreichen.Nach vierjähriger Mitarbeit im Gremium des alten Kalenders reicht Hebel am 18. Februar 1806 ein Unabgefordertes Gutachten über eine vortheilhaftere Einrichtung des Calenders“ ein, in dem er seine Vorstellungen eines volkstümlichen Kalenders darlegt. In seinen Überlegungen orientiert er sich an erfolgreicheren Kalendern aus den Nachbarregionen. Er verweist auf den Hinkenden Boten aus Basel, wie den von Heinrich Zschokke redigierten und sehr beliebten Nützlichen Hülfs-, Noth-, Haus- und Wirthschafts-Kalender des aufrichtigen und wohlerfahrenen Schweizerboten aus Aarau und Basel, beruft sich aber auch auf den Schaffhausener Kalender Der lustige Schweizer. Der Landkalender hat seine Leserschaft nicht nur im ländlichen Bereich, sondern vorwiegend im Bürgertum. Hebels Vorstellungen über eine Veränderung des Kalenders berücksichtigen aber nicht nur den Gebildeten sondern auch den Illiteratus“, den gemeinen Mann; in seinem Gutachten formuliert er Grundsätze des Volksbuches.Das Konsistorium entschließt sich am 14. Januar 1807, Johann Peter Hebel die Bearbeitung des Kalenders ganz zu übertragen. Der neue Titel Der Rheinländische Hausfreund ist schnell gefunden; zur Bezeichnung Hausfreund“ ist Hebel durch die Literatur angeregt worden: Die Freunde vom Hause“ finden sich schon im Wandsbecker Bothen, wahrscheinlicher jedoch hat er diese Prägung aus der Luise. Ein ländliches Gedicht in drei Idyllen (1782- 1794) von Johann Heinrich Voss übernommen. Die Titelvignette stammt mit großer Wahrscheinlichkeit von Hebel selbst.
Titelvignette
Der erste von Hebel besorgte Jahrgang des Rheinländischen Hausfreundes, 1808, erreicht schon eine Auflage von 24000 Stück und verkauft sich sehr schnell. Im Jahre 1810 werden bereits 50000 Kalender gedruckt, jedoch sinkt diese Zahl im darauffolgenden Jahr wieder. In der Folgezeit erreicht Hebels Rheinländischer Hausfreund mit stetigem Erfolg auch die katholischen Teile der Bevölkerung, er findet Verbreitung im Elsaß und bis zum Bodensee.Hebel schreibt und redigiert den Rheinländischen Hausfreund der Jahrgänge 1808-1819 (mit Unterbrechung). Als Gehilfen wirken in der Kalenderproduktion zwei Vertraute Hebels, die dem Redaktor einige Stoffe für die Kalendergeschichten zutragen und von diesem als stehende Figuren“ in das Kalenderszenarium integriert werden: Henriette Hendel-Schütz wird zur Schwiegermutter des Adjunkten“ im Rheinländischen Hausfreund, den Adjunkt“ selbst stellt Christof Friedrich Koelle (1781-1848) dar.Ein vorläufiges Ende der Kalenderredaktion Hebels markiert der zensierte Jahrgang 1815. Die Erzählung Der fromme Rat wird in katholischen Kreisen falsch verstanden, so daß die ganze Auflage des Jahrgangs 1815 zurückgezogen und eine neue gedruckt wird. Hebel verschickt jedoch an alle Freunde zwei Exemplare: einen verbotenen Kalender und einen für ans Fenster zu hängen“. Bis 1819 liefert er noch Beiträge für den Kalender, zieht sich aber weitestgehend aus der Redaktion des von ihm nun als Kahl-Ender“ bezeichneten Volkskalenders zurück. |