BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Johann Peter Hebel

1760 - 1826

 

Biblische Geschichten

Für die Jugend bearbeitet

 

II. Theil

 

____________________________________________________

 

 

 

12.

Menschenfreundliche Handlungen Jesu.

 

Jesus hatte von Gott auch wundersame Gaben erhalten, kranke und gebrechliche Menschen durch sein Wort gesund zu machen, auch andere wohlthätige und erfreuliche Thaten auszuüben, die kein Mensch sonst auszuüben im Stande ist, daß man erkennen sollte, wer er sey, und wer ihn gesendet habe.

Es kam ihm aus Capernaum ein Mann entgegen, und bat ihn, daß er doch mit ihm gehen und seinem kranken Sohne helfen wollte. Er hatte einen todtkranken Sohn zu Hause. Jesus sprach zu ihm: «Gehe hin! Dein Sohn lebt.» Während als der getröstete Vater auf dem Heimweg war, kamen ihm schon seine Knechte mit der Botschaft entgegen, daß sein Sohn genesen sey. Es war in der nämlichen Stunde besser mit ihm geworden, als Jesus zu dem Vater sagte: «Dein Sohn lebt.»

Capernaum liegt am See Genezaret. Eines Morgens standen einige Fischer an dem See, die ihre Netze reinigten. Es war der nämliche Simon Petrus und Andreas sein Bruder, welche mit Jesus an dem Jordan waren bekannt geworden, ferner Johannes und Jakobus, die Söhne Zebedäi, und ihre Schifflein standen an dem See. Aber von Fischen war darin nichts zu sehen. In eines derselben stieg Jesus und befahl Simon Petrus, dem das Schifflein zugehörte, daß er ein wenig von dem Land wegführe, daß Jesus bequemer mit den Leuten reden könnte, welche ihm nachfolgten. Als er ausgeredet hatte, befahl er dem Simon, weiter in die See hineinzufahren, und die Netze auszuwerfen. Es gefiel Jesu, daß Simon so bereitwillig gewesen war, ihn in das Schifflein aufzunehmen. Er wollte ihm eine Wohlthat erweisen. Simon sprach: «Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen. Aber auf dein Wort will ich das Netz auswerfen.» Diese Gutmüthigkeit und dies Vertrauen gefiel Jesu noch besser. Als Simon das Netz wieder aus dem Wasser ziehen wollte, war er nicht stark genug, so viel Fische waren darin. Er rief seinen Freuden, dem Johannes und Jakobus, daß sie auch mit ihren Schifflein kämen und ihm hülfen. Die Fische hatten in beiden Fahrzeugen kaum Platz. Als das Petrus sahe, fiel er vor Jesu nieder und sprach: «Herr, gehe von mir hinaus! Ich bin ein sündiger Mensch.» Diese Demuth gefiel Jesu noch am besten. Er sprach zu Petrus: «Fürchte dich nicht!» Ja er sagte ihm, daß er noch viele Menschen zu Gott bekehren werde.

Das sind die Tugenden, die zu Jesu und zu seiner Nachfolge führen, guter Wille, Vertrauen und Demuth, die aus der Erkenntniß der Sünde entspringt.

Petrus und sein Bruder Andreas, Jakobus und sein Bruder Johannes folgten Jesu nach. Er liebte sie, und sie waren von dieser Zeit an fast immer bei ihm.

Jesus ist nicht arm an Wohlthaten. Wer sich ihm mit treuem Herzen ergeben hat, der hat es nie zu bereuen. Seine Barmherzigkeit ist täglich neu. Als er in das Haus des Petrus kam, fand er eine neue Gelegenheit, bekümmerte Gemüther zu trösten. Die Schwiegermutter des Petrus lag krank darnieder. Jesus griff ihre Hand an, da verließ sie die Krankheit. Sie stund auf wie ein Gesunder, und diente ihm.