BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Johann Peter Hebel

1760 - 1826

 

Allemannische Gedichte

Für Freunde ländlicher Natur und Sitten

 

1803

 

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[199]

Der Wegweiser.

Guter Rath zum Abschied.

 

Weisch, wo der Weg zuem Mehlfaß isch,

zum volle Faß? Im Morgeroth

mit Pflueg und Charst dur's Weizefeld,

bis Stern und Stern am Himmel stoht.

 

Me hackt, so lang der Tag eim hilft,

me luegt nit um, und blibt nit stoh;

z' lezt goht der Weg dur's Schüre-Tenn

in d' Chuchchi, do hemmers io!

 

Weisch wo der Weg zum Gulden isch?

Er goht de rothe Chrützere no,

und wer nit uffe Chrützer luegt,

der wird zum Gulde schwerli cho.

 

[200]

Wo isch der Weg zur Sunntig-Freud?

Gang ohni Gfohr im Werchtig no

dur d' Werkstatt und dur 's Ackerfeld!

der Sunntig wird scho selber cho.

 

Am Samstig isch er nit gar wit.

Was deckt er echt im Chörbli zu?

Denkwol e Pfündli Fleisch ins Gmües,

's cha sy, ne Schöpli Wi derzu.

 

Weisch, wo der Weg in d' Armeth goht?

Lueg numme, wo Tafere sin!

Gang nit verbey, 's isch gute Wi,

's sin nagelneui Charte d'inn!

 

Im letste Wirthshus hangt e Sack,

und wenn de furt gohsch, henk en a!

«Du alte Lump, wie stoht der nit

der Bettelsack so zierlig a!»

 

[201]

Es isch e hölzene Becher drinn,

gib achtig druf, verliehr en nit!

Und wenn de an e Wässerli chunnsch

und trinke magsch; se schöpf dermit!

 

Wo isch der Weg zu Fried und Ehr,

der Weg zum guten Alter echt?

Grad fürsi gohts in Mäßigkeit

mit stillem Sinn in Pflicht und Recht.

 

Und wenn de amme Chrützweg stohsch,

und nümme weisch, wo 's ane goht,

halt still, und frog di Gwisse z'erst,

's cha dütsch, Gottlob, und folg si'm Roth.

 

Wo mag der Weg zum Chilchhof sy?

Was frogsch no lang? Gang, wo de witt!

Zum stille Grab im chüele Grund

führt iede Weg, und 's fehlt si nit.

 

[202]

Doch wandle du in Gottis Furcht,

i roth der, was i rothe cha!

Sel Plätzli het e gheimi Thür,

und 's sin no Sachen ehne dra.