Johann Peter Hebel
1760 - 1826
Allemannische GedichteFür Freunde ländlicher Natur und Sitten
1803
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[146] |
Wächterruf.(mit einer Melodie.)
Loset, was i euch will sage!D' Glocke het Zehni gschlage.Jez betet, und iez göhnt ins Bett,und wer e rüeihig Gwisse het,schlof sanft und wohl! Im Himmel wachte heiter Aug die ganzi Nacht.
Loset, was i euch will sage!D' Glocke het Oelfi gschlage.Und wer no an der Arbet schwitzt,und wer no bi de Charte sizt,dem bieti iez zum leztemol.'s isch hochi Zit! Und schlofet wohl!
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[147] | Loset, was i euch will sage!D' Glocke het Zwölfi gschlage.Und wo no in der Mitternachte Gmüeth in Schmerz und Chummer wacht,se geb der Gott e rüeihigi Stund,und mach di wieder froh und gsund!
Loset, was i euch will sage!D' Glocke het Eis gschlage.Und wo mit Satans G'heiß und Roth,e Dieb uf dunkle Pfade goht,– i wills nit hoffen, aber gschiehts –Gang heim! Der himmlisch Richter sieht's.
Loset, was i euch will sage!D' Glocke het Zwey gschlage.Und wem scho wieder, eb's no tagt,die schweri Sorg am Herze nagt,du arme Tropf, di Schlof isch hi'!Gott sorgt! Es wär nit nöthig gsi.
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[148] | Loset, was i euch will sage!D' Glocke het Drü gschlage.Die Morgestund am Himmel schwebt,und wer im Friede der Tag erlebt,dank Gott, und faß e frohe Mueth,und gang ans Gschäft, und – halt di guet! |