Johann Peter Hebel
1760 - 1826
Allemannische GedichteFür Freunde ländlicher Natur und Sitten
1803
|
|
__________________________________________________________________________________
|
|
[69] |
Das Hexlein.
Und woni uffem Schnid-Stuhl sitzfür Basseltang, und Liechtspöh schnitz,se chunnt e Hexli wohlgimuth,und frogt no frey: «Haut 's Messer gut?»
Und seit mer frey no Gute Tag!und woni lueg, und woni sag:«'s chönnt besser go, und Große Dank!»se wird mer 's Herz uf ei mol chrank.
Und uf, und furt enanderno,und woni lueg, ischs nümme do,und woni rüef: «Du Hexli he!»se gits mer scho kei Antwort meh.
|
[70] | Und sieder schmeckt mer 's Esse nit;stell umme, was de hesch und witt,und wenn en anders schlofe cha,se höri alli Stunde schla.
Und was i schaff das g'rothet nit,und alli Schritt und alli Tritt,se chunnt mim Sinn das Hexli für,und was i schwetz, isch hinterfür.
's isch wohr, es het e Gsichtli gha,'s verluegti si en Engel dra;und 's seit mit so 'me freie Muth,so lieb und süß: «Haut 's Messer gut?»
Und leider hani 's ghört und gseh,und sellemols und nümme meh;dört ischs an Hag und Hurst verbey,und witers über Stock und Stei.
|
[71] | Wer spöchtet mer mi Hexli us,wer zeigtmer siner Mutter Hus?I lauf no, was i laufe cha,wer weiß, se triffi's doch no a!
I lauf no alli Dörfer us,i such und frog vo Hus zu Hus,und würd mer nit mi Hexli chund,se würdi ebe nümme gsund. |