BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Kaspar Hauser

1812 - 1833

 

Georg Friedrich Daumer:

Enthüllungen über Kaspar Hauser

 

1859

 

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[XIX]

Inhalt.

 

I. Die verschiedenen Ansichten, die sich über Kaspar Hauser gebildet und geltend gemacht. Vor Herrn Eschricht's Auftreten stehen sich nur die zwei besonders von Feuerbach und Merker vertretenen Ansichten entgegen, von denen die eine in dem Findling den unglücklichen Gegenstand verbrecherischer Mißhandlungen und Gewaltthaten, die andere einen jungen Betrüger sieht, der nur die Rolle eines solchen Gegenstandes zu spielen unternommen. Eine dritte Meinung stellt neuerdings der genannte Physiolog auf, indem er in H. einen anfänglichen Idioten sieht, der von seinem blutarmen Pflegevater nach Nürnberg gebracht und daselbst ausgesetzt worden sei, sich dann aber in Folge unverständiger Behandlung und schlechter Erziehung in einen Gaukler und Betrüger verwandelt und als Selbstmörder geendet habe.

II. Wie H. E. den Findling als Idioten faßt und charakterisirt und wie er dann den geistesschwachen, stumpfsinnigen Bettler zu einem alle Welt mystificirenden Gaukler, Betrüger und Selbstmörder werden läßt. Sehr merkwürdig und amüsant zu lesen. Wie H. E. dadurch beweist, daß er selbst ein Idiot. [XX]

III. Wie H. E, den von Binder und Feuerbach in die Welt gebrachten „Roman“ entstehen läßt. Was ich selbst dabei verschuldet haben soll. Wie H. E. von seinem Gegenstande abschweift und meine historisch-kritischen Arbeiten herbeiführt, - um mich desto lächerlicher und verächtlicher erscheinen zu lassen. Was er dabei für unmoralische Mittel zu Hülfe nimmt und wie er noch außerdem zeigt, daß er ein Ignorant ist.

IV. Ueber Idiotie überhaupt. Definitionen der bezüglichen Schriftsteller und Männer vom Fache. Herrn Eschricht's eigene Begriffsbestimmung. Wie er erklärt, die Wissenschaft sei zu Hauser's Zeit noch nicht im Stande gewesen, den Fall gehörig zu beurtheilen und zu behandeln und wie er gleichwohl in der beleidigendsten Weise gegen diejenigen losfährt, die ihn anders aufgefaßt. Eigentlicher Grund seiner Gereiztheit und Unart.

V. Ausführlicher Beweis, daß H. kein Idiot gewesen. Zeugnisse und Züge aus gedruckten und ungedruckten Quellen gezogen, insbesondere was seine Anfangs gezeigten ganz außerordentlichen Fähigkeiten betrifft.

VI. Beleuchtung des Umstandes, das sich H. nicht in dem Maße fortentwickelte, als es seine anfängliche Erscheinung versprach. Diätetischer Grund dieser Thatsache. Beweis, daß H. gleichwohl auch noch späterhin sehr intelligent war und zum Theil bewundernswürdige Geisteskräfte verrieth.

VII. Hauser's Lebensende in Beziehung auf Eschricht's und Merker's Hypothese betrachtet. Wie dasselbe mit diesen Annahmen in entschiedenem Widerstreit.

VIII. Ueber das angeblich idiotisch organisirte Gehirn des Findling's. Beweis, daß sich bei dem gegenwärtigen Standpunkte der Wissenschaft, wie selbst die eigenen Erklärungen Herrn Eschricht's zeigen, über diesen Punkt Nichts bestimmen läßt.

IX. Ueber die in Herrn Eschricht's Darstellungen herrschende Unwahrheit und Unredlichkeit. Beispiele der in seinem [XXI] Buche enthaltenen falschen Angaben und entstellten Tatsachen.

X. Ueber Hauser's anfängliche Diät und sein Vermögen im Dunkeln zu sehen, wobei zur Sprache kommt, wie H. E. die wichtigsten und entscheidensten Thatsachen ignorirt, wenn sie seiner Hypothese widerstreben. Sowohl der Umstand, daß H. mit einer gewissen feineren Brodart aufgefüttert wurde, wie sie „ein blutarmer Mann“ nicht reichen konnte, als auch, daß er in tiefer Nacht und Finsternis sah, was seinen langen Aufenthalt im Dunkeln bezeugt, wird von H. E. mit völligem Stillschweigen übergangen.

XI. Das Capitel von den Salpen. Diese wunderlichen Seethiere haben mit Nürnberger Findlingen das gemein, daß Kopenhagener Professoren über sie, wie über besagte Findlinge, die allerabsurdesten Hypothesen aufstellen. Sehr sonderbar und dennoch wahr.

XII. Graf Stanhope kommt an die Reihe. Sein anfängliches Betragen in der Hauserischen Angelegenheit und die räthselhafte Umwandlung desselben in das extreme Gegentheil, Die Sache ist ohne Annahme eines geheimen Grundes höchst unnatürlich und unbegreiflich.

XIII. Mittheilung einiger besonderer Thatsachen und Vorfälle, die den Verdacht auf's Höchste zu steigern geeignet sind. Die Hauserische Geschichte hat allem Anscheine nach ihre Wurzeln in England. Feuerbach's wahrscheinlich nicht natürlicher Tod und ein Vorfall, der mich selbst betrifft.

XIV. Feuerbach soll seine Ansicht geändert haben. Inwiefern und nach welcher Seite hin dies möglich und wahrscheinlich ist. Feuerbach's Verhalten zu Stanhope, seine gutmüthige Täuschung über diesen Mann und über die durch ihn dem Findling bereitete Zukunft in England. Eben deßhalb, damit H. dorthin nicht komme, mußte er sterben.

XV. Die Geschichte von Hauser's Tagebuch. Empörende [XXII] Mißhandlungen, die derselbe auf Stanhope's Anstiften in Ansbach erfuhr. Seine Aeußerungen über den Grafen auf dem Sterbebette.

XVI. Beleuchtung einiger merkwürdiger Documente. Der Brief, den H. mitbrachte und der Beutel und Zettel, der bei seiner Ermordung gefunden wurde. Enthüllung der geheimen Absichten, die bei diesen Gegenständen obgewaltet. Die in täuschender Weise auf ein deutsches Fürstenhaus hinführenden Angaben des mitgebrachten Briefes. Aenderung des Manövers, um H. in Uebereinstimmung mit Merker's Hypothese, als Betrüger und Selbstmörder erscheinen zu lassen.

XVII. Ueber die auf Ungarn hinweisenden Spuren und Hauser's Erinnerungen an ein Schloß, in welchem er sich in seiner Kindheit befunden haben muß.

XVIII. Wie man sich die Hauserische Geschichte ihrem ganzen Verlauf und Zusammenhang nach zu denken habe. H. ursprünglich in den hohen aristokratischen Kreisen England's und Ungarns zu Hause, hat sich als Kind eine Zeit lang in dem letzteren Lande befunden, ist daselbst seiner Familie verbrecherisch entrissen und dann nach Deutschland gebracht worden. Sein vieljähriger verborgener Aufenthalt in einem kleinen dunklen Gemach muß in der Umgegend Nürnberg's gewesen sein; er war nur einen einzigen Tag lang auf der Wanderung, wurde Nachts aus seinem Gefängniß genommen und Nachts in die Stadt gebracht, dort die Nacht über verborgen gehalten und am Tage darauf ausgesetzt. Noch eine Bemerkung über Graf Stanhope.