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Aber noch schlauer als er, verwandle ich schnell den Extract dieser Phantasie in ein Lied, betitelt Einsamkeit, was sich nun leicht vom Herzen weg singen läst. Herr Gomis sagt mir Tröstliches und Ermunterndes und giebt sich nicht wenig Mühe, mir die Regeln des Generalbasses beizubringen – aber leichter verschluckt Gretchen im Dorfe die Regeldetri, als ich diese gallenbittre Theorie! –
Trotz dem muss ich componiren, ich mag nun wollen oder nicht; es geschieht also, wie Du siehst, ohne mein Verdienst und nur so von ohngefähr. Kaum lese ich ein Gedicht, so ist auch bald der Ton dem Worte beigesellt. Das einzige Mittel ist: niederzuschreiben das, was der Geist ausgeboren; sonst läuft es mir nach, daß Tag und Nacht keine Ruhe ist. –
Madame E. K..., meine mütterliche Freundin, lud mich gestern zu sich ein, um von Liszt und Osborne Beethovens Septett vortragen zu hören. Eingetreten. in den Salon, sah ich einen jungen, blassen Mann, den sie mir als den gefeierten Liszt vorstellte. Er begrüste mich freundlich in meiner Muttersprache, und bald begann das ersehnte Septett. Fragt man mich nach dem Spiel dieser beiden genialen Künstler, so muß ich antworten, daß ich wenig Lust hatte, Reflexionen über Vortrag, Präcision und Fingersatz anzustellen, denn zu mächtig erfaßten mich Beethovens reiche Schöpfungen. Die Leistungen von Liszt achte ich jedoch für außerordentlich. Das Leben in seiner Zerrissenheit, mit allen schmerzvollen Beziehungen, wogte, indem ich ihn hörte, vor meinen Blicken auf und nieder; Osborne's Ruhe und Klarheit wirkte dagegen um so wohl-
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thuender, und bei so großer Verschiedenheit waren sie doch durch die Weihe der Kunst innigst verbunden.
Auch lernte ich einen jungen Arzt aus altem toskanischen Geschlechte kennen, der mir in meinen Freistunden Untericht in seiner Sprache, die er elegantissimo spricht, ertheilt. Er ist ein Mann von ausgezeichneter Schönheit, macht glänzende Verse, und wird ohne Zweifel die cholerakranken Vicomtessinen mit einem Blick kuriren.
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Vor wenig Stunden, es war eben 11 Uhr, spielten Lady und ich ein Duo, sie die Harfe und ich das Klavier. Da steht sie plötzlich auf, geht in das Nebenzimmer – ich höre sie laut sprechen – sie tritt herein mit den Worten: Ich muß Ihnen nur sagen, Liebe! daß wir in acht Tagen zusammen nach Irland reisen. Vor Erstaunen war ich sprachlos geworden. In acht Tagen? nach Irland? Daran lerne ich nun wie ein Kind an der Lection. – Die Engländer entschließen sich schneller zum Reisen, als wir Deutsche. Da wird keine Karte, kein Kalender, kein Wetter und keine Geldbörse zu Rathe gezogen. Sophiens Reise von Memel nach Sachsen“ war weiland etwas Erstaunliches, ja, der deutsche Peter in der Fremde kehrt schon am Kreuzweg wieder um, während so ein reiselustiger Engländer stracks in den Krater und in den Rheinfall fährt. – Von nun an müssen Deine Gedanken und Briefe einen weiten Weg machen – werde nur nicht müde, liebster Vater! The House oder das Schloß, welches wir bewohnen werden, soll dicht bei der Stadt Dungannon,
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