Jacob Burckhardt
1818 - 1897
Der Maikäfer-Bund
1840 - 1847
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Der Maikäfer-Bund.――――――――――――――――――――
Der Maikäferbund wurde am 29. Juni 1840 in Bonn von der Schriftstellerin und Komponistin Johanna Mockel und ihrem späteren Ehemann Gottfried Kinkel, der dann in der 48-Revolution eine wichtige Rolle spielte, gegründet. Bald schlossen sich ihnen weitere literarisch Interessierte an, geeint in ihrer Abneigung gegen die spießbürgerliche Philistergesellschaft: Die wöchentlich erscheinende Vereinszeitschrift Der Maikäfer. Eine Zeitschrift für Nicht-Philister“ auf grünem Papier existierte jeweils in einem einzigen Exemplar, in das die Mitglieder von Hand ihre Texte schrieben. Dafür hatte jeder 24 Stunden Zeit. Bei gemeinsamen Sitzungen im Plittersdorfer Lindengasthof wurde daraus dann vorgelesen. Den zunächst lyrischen oder satirischen Beiträgen folgten später auch politische Texte, die sich mit den gesellschaftlichen Veränderungen im Vormärz beschäftigten. So wurde die Zeitschrift schließlich verboten und stellte 1847 ihr Erscheinen ein. Das neben Kinkel bekannteste Mitglied der Maikäfer war der Schweizer Kulturhistoriker Jacob Burckhardt, der die Berliner Gruppe gründete.
Der Maikäfer. Zeitschrift für Nicht-Philister.1ter Jahrgang 1940, nro. 1. Den 25ten Juni.
Die Unerschütterlichkeit der weiblichen Treue. Ein Roman von mehren Verfassern.
Elmire an Petronella.Endenich. D. 15ten Mai.Endlich, meine geliebte Freundinn, kann ich Dir einigen Aufschluß über die letzten Ereignissee u. meinen jetzigen Aufenthalt geben. Du weißt, daß mein Vormund mich mit einem preußischen Geheimerath vermählen wollte, der sich damals in unserer Vaterstadt Frankfurt befand. Du kennst auch die Leidenschaft, die mein Herz für den jungen Polen erfüllt, welcher allzukühner Entwürfe wegen, als Märtyrer der Freiheit jetzt auf dem Eschenheimer Thor eingekerkert sitzt. Ach wie oft wandelte ich durch jenes Thor, um ihn singen zu hören: «Laz miesiac zaszedi». Dort winkten wir uns wehmüthige Grüße zu, und die Schildwache, (die von mir mit Cafee u. Zucker bestochene,) besorgte unsere Correspondenz. Vor 14 Tagen kam die entsetzliche Catastrophe mit dem K[öni]gil[ich-]preußi[schen] Geheimerath. Mein Entschluß war gefaßt. In den Kleidern meiner Dienstmagd flüchtete ich unerkannt, nach Endenich, einem obskuren Winkel der Erde, wo ich mich als Bonnes verdingte. Täglich hole ich den Klee im Poppelsdorfer Felde, ohnweit eines verwünschten Schlosses, wo eine eigene Sorte von Geschöpfen, (Privat-Dozenten genannt,) residirt. Von den fernern Erlebnissen werde ich Dir Nachricht geben; für jetzt schliesse ich mit der flehentlichen Bitte, bei der bewußten Schildwache einliegenden Brief für meinen theuren Charles Kurpinaky abzugeben, u. mir dessen Antwort zuzusenden. Mein fingirter Name ist Stingchen Kastenholz“. Meine Adresse, Bonnes beim Maarhalfen in Endenich“. Lebewohl, meine theure Petronella, und vergiß mein nicht, sondern gedenke zuweilen an Deine Dich ewig liebende Elmira!P.S. Da ich voraussetze, daß mein Brief ohne Postscript Dir nur halbes Vergnügen machen würde, so füge ich noch hinzu, daß meine Gebieterinn, die Halfen's, noch keine Ahnung von meinem Stande hat.(Forts. folgt.)
Der Maikäfer-Orden.
Der Maikäferorden wurde von den Mitgliedern bei ihren Sitzungen getragen. Die Exemplare an einem grünen Seidenband wurden wohl von Johanna Kinkel selbst genäht. Ein Original befindet sich im Bonner Stadtarchiv. Es ist acht Zentimeter lang und auf den Flügeln steht Halli Hallo“. (Foto: Stadtarchiv Bonn) |