Clemens Brentano
1778 - 1842
Ponce de LeonEin Lustspiel
Der erste Akt:In Sevilla.Von Dämmerung bis Mitternacht.
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Erster Akt
Erster Auftritt
Abend, ein Licht. Eine kleine bürgerliche Stube in Valerios Haus mit einem Kamin. Ponce, in einer reichen venetianischen Maske, schwarz mit Brillant-Knöpfen, steht auf einem Tabouret; Valeria, die ihn geputzt hat, kniet vor ihm und zupft ihm die Schleifen an den Schuhen und Beinkleidern zurecht. (Ponce ist durch und durch launig, kalt, und gut in dieser Szene zu nehmen).
Valeria sieht an ihm in die Höhe, und nickt. Ponce?Ponce. Und? – Wird es bald ein Ende? Man darf euch Mädchen nur unter die Hände kommen, so wird man gleich oder nimmer fertig.Valeria. Nimmer, meiner Liebe zu dir wird nimmer ein Ende, ich könnte mein Leben damit zubringen, dich zu putzen – ach! und ich würde nicht fertig. –Ponce. Putze lieber einmal das Licht.Valeria Sie tut es. Du hast recht, so kann ich dich noch besser bewundern, du bist doch gut, daß du das sagst. –Ponce. Ich bitte dich, stelle dir nichts zu Großmütiges von mir vor; es war der bloßen Dunkelheit wegen, und damit ich schneller von dem dummen Stühlchen herunterkomme. Nun bin ich gut genug?Valeria. O wie bist du! – Du bist ordentlich zu gut für den Ball, Beleuchtet ihn. steige nur herunter.Ponce. Zu gut für den Ball, zu gut für mich, zu gut für die ganze Welt. Er setzt sich. Mache nur den Mantel fertig; es ist Zeit, daß ich gehe.Valeria näht an dem Mantel. Zu gut für die ganze Welt? Ponce, ich bin auch auf der Welt.Ponce. O ja! aber höre, erzähle mir etwas anders.Valeria. Du hast recht, du hörst das schon so lange, ich weiß auch gar nichts mehr als von dieser Liebe. Doch – erwartet Ihr Don Felix noch auf dem Balle?Ponce. Aquilar hat den Ball angestellt, damit Felix Lucillen gleich bei seiner Ankunft bequem sprechen kann, denn er ist ein sehr bequemer Liebhaber. Lucillen wird er aber nicht finden; Gott weiß, was ihre Tante bewogen hat, sie zurückzuhalten. Bist du bald fertig?Valeria hängt ihm das venetianische Mäntelchen um. Hier – wie bist du nun schön, und wie durch und durch maskiert – die Locken verstellen dich und verschönern dich – ach!Ponce. Was fehlt?Valeria. Wenn nun eine andre die Reihen so mit dir durchfliegt und deinem Herzen so nahe ist, und ich bin es nicht, – o! ich möchte auch auf diesem Balle sein, nur sehen, wie du tanzest und alle Augen dir nachgehen; nur in einem Winkelchen möchte ich stehen und für mich sagen: Der Schatz in seinem Herzen ist mein, alle die Edelsteine auf seinem Wamse sind nicht mein, aber er, er selbst ist mein.Ponce. Was liegt dir daran, wenn ich andern gefalle? Sei zufrieden, wenn ich dir gefalle.Valeria. Du mir – und Valeria, wem?Ponce. Natürlich jedem, der schöne Mädchen liebt, und also – Er küßt sie.Valeria umfaßt ihn. Du liebst mich – o Ponce, was wird das werden, daß ich mich nicht vor diesem Putze fürchte, den ich so sorgsam ordne und dann nicht schone, dich zu umarmen. – Du schweigst?Ponce windet sich los. Mache fort, Liebe, ich muß weg.Valeria. Dieser Putz ist eine Maske, Ponce, du liebst mich nicht, du hast dich nur maskiert, und ich habe geholfen, mich selbst zu betrügen.Ponce. Gut dann – ich liebe dich, weil du mich so hübsch maskierst.Valeria traurig. Ach, und ich maskierte dich, weil ich dich so sehr liebe.Ponce. Sei ruhig, Liebe, ich kann ja nicht mit dir gerührt werden, Masken können ja nicht weinen.Valeria. Aber ihre Kälte kann weinen machen – Wendet sich weg.Ponce umfaßt sie. Wie bist du nun, läßt du mich da stehen! Wo ist der Spiegel, ich will sehen, wie du mich so hübsch geputzt hast, und dich – ja, und dich loben.Valeria. Ich habe keinen Spiegel mehr, der Vater hat ihn mir zerschlagen.Ponce. Ei! so will ich mich in deinen Augen spiegeln.Valeria. Die sind trübe, und die Tränen sind dein.Ponce. Mein? So gieb mir sie wieder – Küßt ihr die Augen. Warum hat der Vater denn deinen Spiegel zerschlagen?Valeria. Er sagt, ich studiere immer Mienen vor dem Spiegel, um dir zu gefallen, und zerschlug ihn letzthin. Da er gehört hatte, Porporino sei in den Krieg, weil ich ihn nicht mehr so sehr liebte, nahm er den Spiegel, brachte ihn vor mich und sagte: Wie siehest du aus, wenn du an den Ponce denkst? Da sah ich treuherzig hinein, und er mit, und als er sah, wie ich so selig hineinsah Sie sieht freundlich nach Ponce. – sieh, so sah ich hinein – da warf er den Spiegel an den Boden und sagte: So zertrümmre das Gesicht, das du für den Ponce machst, und wenn du es noch lange machst, wird es dir auch gehen wie dem Spiegel. Ist das wahr, Ponce?Ponce. Dein Vater soll ein sehr exemplarischer Mensch sein, und ich halte viel auf seine Wahrheit.Valeria. Ponce, du bist boshaft, oder ich sehr unglücklich.Ponce. Du bist ja nicht von Glas, du wirst nicht zerbrechen. Hast du denn kein Stückchen von dem exemplarischen Spiegel mehr? Es ist ja ein wahrer Beichtspiegel; ich möchte gern sehen, wie ich geraten bin.Valeria. Gut geraten, und ungeraten – in meiner Kammer steht am Fenster ein Stückchen Spiegel.Ponce. In deiner Kammer? Ich mochte wohl manchmal drinne sein.Valeria beleidigt. Pfui, Ponce.Ponce. Sei zufrieden, ich will nachsehen.Valeria faßt ihn bei der Hand. Ich will dich führen, du findest dich nicht.Ponce. Noch einmal, wer euch Mädchen in die Hände fällt, wird nimmer fertig.Valeria. Noch einmal, ich finde meiner Liebe kein Ende.Ponce. Ich will allein suchen – bleibe. Ab.
Zweiter Auftritt
Valeria. Ich finde meiner Liebe kein Ende, ach! und er will allein suchen.
Dritter Auftritt
Valeria. Valerio hat den Arm voll Mäntel.
Valerio. Guten Abend, Mädchen, was sinnest du wieder? Du hast ein gutes Leben, ich weiß nicht wohin vor Arbeit zu dem Balle; da habe ich die Mäntel für die Tänzer, daß sich die Wildfänge nicht erkälten.Valeria die in Gedanken stand. Lieber Vater, ich habe die Fackeln schon alle hintragen lassen; wenn nun die Mäntel dort sind, habt Ihr Ruhe.Valerio. Hilf mir die Nummern an die Mäntel heften.Valeria. Dieser ist für Ponce, Nummer eins, er hat ein samtnes Futter im Kragen, und ich habe ihn auch schon einmal angehabt.Valerio. Wo ist dann dieser Ponce? Ich glaubte, du maskiertest ihn.Valeria. Er ist oben in der Stube.Valerio. Allein? – Sieht ihr in die Augen. Da haben wir es – gehe doch zu ihm, Valerchen.Valeria. Er will mich nicht.Valerio. Er will dich nicht? So jage ihn – du hast wieder geweint. Der Ponce ist mir ein seltsamer Gast, und hat eine komische Manier, sich lieben zu lassen. Valerchen, nimm mir deine Augen in acht, es sind die Augen deiner Mutter, und dein bestes Erbstück – nimm sie in acht, und jage den Ponce.Valeria. Ich liebe ihn.Valerio. So jage ich euch alle beide.Valeria. Mich jagen? Vater, das geht nicht.Valerio. Es wird schon gehen, wenn ich es jage.Valeria. Wer wird Euch dann aus dem dicken Buche vorlesen, von dem Maurenkrieg?Valerio. Das mußt du mir zur Strafe erst so oft vorlesen, bis ich es auswendig kann.Valeria. Wer wird Euch die Halskrausen machen, die Euch nimmer recht sind?Valerio. Ich werde mich nach der Mode kleiden; da kann ich sie kaufen, und im Sommer brauche ich gar keine.Valeria. Wer wird vor Euch gehen, stehen, Euch grüßen und Euch singen wie die liebe selige Mutter.Valerio. Ja, wegen des Gehens, Stehens und Singens – da hast du recht; geschwinde, mache mir so etwas, sonst jage ich dich.Valeria legt die Mäntel weg, geht zierlich in der Stube auf und ab, und singt.
O böse Sklaverei!O wär ich wieder frei!Kein Blicken, kein Winken, kein Scherzen,Kein Äugeln, kein Locken, kein HerzenSoll, wird je mein Herzelein flott,Mich wieder berücken, umstricken – bei Gott!
Valerio. Gut, Gott gebe, daß es wahr werde; du mußt nur ein wenig mehr schnarren, deine Mutter schnarrte allerliebst.
Vierter Auftritt
Ponce maskiert, mit dem Federhut auf.
Ponce. Guten Abend, Papa! Habt Ihr Euch etwas singen lassen? Nun, Mädchen, du hast artig gesungen, und vorhin ebenso artig geweint. Will sie küssen. Adieu.Valeria. Laß mich, das erste konnte ich besser.Valerio. Du sollst aber das erste verlernen, und das zweite besser begreifen.Ponce. Brav, Papa, gebt ihr Unterricht! Ihr seid einer von denen, die sich mit dem Zuhörer in die Sache teilen; wenn Ihr singt, weinen die Leute.Valerio. Richtig – bleibt noch ein wenig da, ich will Euch ein Liedchen singen, daß Ihr weinen sollt; doch Ihr seid ein böser Sohn, Ihr hättet Eurem Vater kein Gehör gegeben, wäre er gleich ein Musikant gewesen und hätte es nötig gehabt.Ponce abgehend. Und Euer Ohr ist so lang; Er macht einen großen Schritt nach der Türe. ja, der Ton eines Sängers, der eine Glasblaserlunge hat, könnte der Quere hinein. Er macht eine geschmackvolle Verbeugung. Gute Nacht beisammen.
Fünfter Auftritt
Vorige ohne Ponce. Kleine Pause.
Valerio. Was denkst du von dem Menschen?Valeria. Daß er so eitel ist, als er schön ist; und war er nicht sehr schön, als er seine Verbeugung machte?Valerio. Und was willst du, daß er von dir denke?Valeria. Daß ich ihn liebe.Valerio. Da schlägst du deinem Vater nicht nach; meines ist einfacher, ich denke, er fühlt so gut Prügel, als er sich fühlt, und wünsche, er möge wissen, daß ich sie so gut gebe, als er sie fühlt.Valeria schmeichelnd. Ich schlage Euch nicht nach – Väterchen, laßt mich die Mäntel auf den Ball tragen.Valerio ironisch. Töchterchen, das geht nicht an! Siehst du, die Nachtluft, und du mußt doch auch dein Ruhestündchen haben; ich will das schon machen, was würden die Leute sagen? Nein, ich bin kein Barbar.Valeria. Ihr spottet meiner? Sagt lieber nein, Vater, Ihr wißt, ich will nur sehen, wie Ponce tanzt.Valerio. Ja, das weiß ich, und darum sollst du nicht, – grade weil ich den ganzen Tanz müde bin. –Valeria. Geht doch mit, Vater.Valerio. Ja, mitgehen und zusehen, wie du armer Schelm verzwatzlen möchtest, weil du der Schicklichkeit halben bei mir stehen bleiben müßtest. Ich kann nicht mitgehen, es ist mir nichts fataler, als die Liebe zu stören; also bleibe zu Haus! Ja, wenn Porporino hier wäre!Valeria. So wäre es um nichts besser.Valerio. Um dich wäre es besser, denn er wäre um dich, und er ist besser für dich als Ponce, und um ihn wäre es besser, denn wenn du ihn gleich nicht mehr liebst wie ehedem, so schießt du ihn doch nicht tot, was ihm leicht in Flandern geschehen kann.Valeria. Ihr meint auch gleich das Schlimmste! Habt Geduld mit mir, es wird alles wieder gut werden, laßt mich auf den Ball, ich bitte Euch!Valerio. Es klingelt. Ein Stückchen Weg kannst du allein hingehen, aber weiter nicht, das heißt, bis an die Haustüre, hörst du! Es klingelte, mache die Türe auf – nimm das Licht mit, daß du nicht fällst.Valeria. Dann laßt Ihr mich aber auf den Ball, nicht wahr, Väterchen? Ab.
Sechster Auftritt
Valerio. Es ist nichts drückender als die verwickelten Gefühle! Da habe ich das Mädchen lieb, und den Porporino, und meine Ruhe, und meine Ruhe läßt mir keine Ruhe.
Siebenter Auftritt
Valeria leuchtet der Stube herein, Sarmiento folgt ihr als Automate maskiert; er trägt einen bunten Mantel, chinesischen Spitzhut, einen Trichter in der Maske, setzt sich.
Valeria beleuchtet ihn. Eine Maske, Vater, ihre Stimme erschreckte mich beinah; seht, mit einem Trichter – ein Wahrsager.Valerio. Setzt Euch, laßt Euch nieder, schöne Maske, – was steht Euch zu Diensten?Sarmiento. Du – denn du stehst und ich sitze.Valerio. Ha! Ihr seid witzig; soll ich Euch etwas in den Trichter gießen?Sarmiento. Wie du mir eintrichterst, werde ich dir austrichtern.Valerio. Hörst du, Mädchen? Der lustige Patron!Valeria. Ja, er antwortet recht schnell, macht es auch so; sagt, darf ich nach dem Ball?Valerio. Schon gut, lasse uns erst hier unsre Maskerade genießen. Lustiger, gewandter Mann mit dem umgewandten Trichter, nun – ja – was wollt ich denn gleich sagen?Sarmiento. Was du nicht wußtest, ehrlicher, lustiger Valerio de Campaceo.Valeria. Vater, vergeßt mich nicht.Valerio. Gleich, ich will ihm nur erst eine Frage setzen, die er mir schuldig bleiben soll. So sagt mir denn, was ich vergessen habe; seht, hier über das Kamin möchte ich gerne eine Sentenz schreiben; nun hatte ich zwar sonst eine, jetzt aber habe ich sie vergessen.Sarmiento. Bene bibere et laetari.Valerio verwundert. Bene bibere et laetari – recht – recht, Ihr seid ein Hexenmeister; sagt, woher wißt Ihr das? Ihr müßt ein alter Bekannter sein – es sind doch nun achtzehn Jahre her, daß ich es vergaß.Sarmiento. Armer Valerio! seit achtzehn Jahren nicht gut getrunken und nicht gefreut?Valeria. Lieber Vater, nun habt Ihr Euren Spruch, daß Ihr zufrieden seid; gebt mir den meinen auch so – soll ich gehn?Valerio. Gehe, Kind, hole deinen Spruch, wo ich den meinen holte.Valeria. Mein lieber Freund, heute ist ein Ball, auf welchem ein Mann ist, den ich liebe, und ich möchte ihn gern tanzen sehn – darf ich hingehn? –Sarmiento. Dein Vater und ich gehen auch mit.Valeria. Habt Ihr gehört, Vater? – Wie das Orakel klug spricht!Valerio. Was dir so recht gelegen kömmt, nennst du klug – was willst du denn vorstellen? –Valeria. Seht, ich habe wohl gewußt, daß Ihr mirs noch zugeben würdet, und habe mir schon eine Maske als Kolombine zurecht gemacht. Ich werde Euch gefallen. Ab.
Achter Auftritt
Vorige ohne Valeria.
Valerio rückt einen Stuhl vor Sarmiento, und setzt sich dicht vor ihn. Es muß nun herauskommen, wer Ihr seid. Daß Ihr mein Sprüchlein wußtet und so vertraut tut, macht mich sehr ungeduldig. Wart Ihr nicht zu Saragossa?Sarmiento. Da war ich.Valerio. Ja, wart Ihr nicht einmal Türmerjunge? Seid Ihr nicht? nu –Sarmiento. Cotala bin ich nicht, der dich lehrte nüchtern zu werden.Valerio. Cotala, Cotala, den kennt Ihr auch! Das ist wunderbar – O, Ihr seid der jüngre Bruder der Fähnrichs – Wie hieß er doch gleich? – Fadrique – Fadrique?Sarmiento. Fadrique Ramiro bin ich nicht, der die schöne, gute Schwester hatte.Valerio. Auch den – ja die gute Schwester, es war eine lustige Zeit – Ihr seid – ja, Ihr seid sicher Zinkenbläser?Sarmiento. Auch Colmo bin ich nicht, der ist ja tot.Valerio. Ihr habt recht, der arme Schelm – Seid Ihr des Bäckers Bruder?Sarmiento. Martin, Eurer Frau Onkel, bin ich nicht. Er starb an warmen Kuchen; warum ratet Ihr nur immer auf die Toten.Valerio. Gott weiß, sie habens am nötigsten. Es leben wenige dieser redlichen Leute mehr. Meine Frau kanntet Ihr also – sie ist auch tot.Sarmiento. Ich kannte Eure Frau gut; sie wohnte an einer Ecke, ihr Fenster war über der Backstube.Valerio. Ich stand immer abends vor der Backstube und schimpfte den Bäcker, bis er um die Ecke herum der Haustüre herauskam, währenddem schwätzte ich mit seiner Tochter, meiner seligen Frau, – ja aber Ihr wißt alles – wer seid –
Es fliegt ein Federhut der Türe herein.
He, ein Vogel Nimmt den Hut. –Sarmiento. Wenigstens eines lustigen Vogels Hut.
Neunter Auftritt
Die Vorigen, Porporino in Uniform, außer Atem.
Valerio. Ei, Porporino – du! Woher des Landes?Porporino atmend. Laßt mich nur verschnaufen – der Sturm – der gewaltige Sturm.Valerio. Hast du gleich Sturm laufen sollen?Porporino. Ei nein, der Sturmwind, seht die verdammten Federn auf dem Hute; wenn man den Wind gegen sich hat, ist an kein Avancieren zu denken – der Sturm nahm mir den Hut mit.Valerio. Es ist mir lieb, daß wir dich wieder haben – aber du bist doch nur dem Hut nachgelaufen, und nicht etwa aus Feigheit?Porporino lustig, gravitätisch, geschwind, deutlich. Potz – weil ich hutlos bin, bin ich eben doch nicht mutlos. – Seht, es war lauter eilfertige Bescheidenheit, denn hätte ich meinen Hut nicht verloren, so hätte ich meinen Atem nicht verloren, und hätte ich meinen Atem nicht verloren, so wäre ich zu Ehren gekommen; denn ich lief einem Manne nach, der mir den Hut abgeschlagen, und an dessen Stelle eine Ohrfeige nicht versagt hatte. Nun aber, da ich zu meinem Hut komme, laßt mich zu Atem kommen, und zu Ehren, und zu Eurer lieben Valeria, – was macht sie?Valerio. Sie kleidet sich zum Balle an; du kannst auch hingehen, wenn du nicht zu müde bist.Porporino. Müde? Ich bin nichts müder als die Müdigkeit. Ihr habt keinen Begriff, was es einen Verliebten ermüdet, so ganz mutterselig allein in den Krieg zu gehn. Doch was für ein Trompeter sitzt da in der Ecke?Valerio. Ein recht freundlicher Trichter, der reinen Wein einschenkt; er sagt wahr, aber ich kann nicht schmecken, was vor ein Gewächs es ist.Porporino. Er sagt wahr? Da sagt er was Rares, auch ich werde Euch rare Sachen erzählen, und setze mich neben ihn. Er setzt sich. Er soll bestätigen, was ich sage. Als ich so in meinen Gedanken den Wald hinunterging, in meinen Gedanken, die ich mit großer Mühe recht kriegerisch zu machen suchte Zu Sarmiento. – nicht wahr?Sarmiento. Ja, denn alle deine Gedanken waren friedliche Rekruten.Porporino. Besser gesagt, Kinder des Friedens und Rekreation. Um diese Gedanken nun zu Verteidigern des Vaterlandes [zu] bilden, lief ich mit ihnen alles durch, was ich wußte, das Kadetten nötig ist – als zum Beispiel: Marsch! Richt euch! Schwenkt euch! Links um, rechts um! Blitz, Donner, Element, Sapperment! Jesuiter! und dies mit der schweren Rechnung Million multipliziert – endlich kam ich bis ans Halt! denn die Infanterie-Gedanken gingen mir aus, oder vielmehr ich ward müde, und legte mich auf Reiter-Gedanken – nicht wahr?Sarmiento. Ja, du wolltest dich auf ein fremdes Pferd setzen, das am Wege graste.Valerio. Ho ho, und die Ohrfeige gab dir der Reiter.Porporino aufspringend. Mein Herr, Ihr sagt nicht wahr. Ich wollte das Pferd nicht stehlen, ich wollte nur ein wenig reiten – doch, woher wißt Ihr das?Sarmiento. Woher habt Ihre Eure Ohrfeige erhalten?Porporino. Wenn ich nur wüßte, woher der sie erhielt, der sie mir gab, ich wollte sie dem redlichen Finder wieder zustellen.Sarmiento. Ich wars, und schenke sie dir. Ich ritt durch den Wald, und war der Hitze wegen abgestiegen.Porporino. Und seht, ich wollte der Hitze wegen aufsteigen; es lag der Fehler in der Hitze.Sarmiento. So ist der Fehler wieder gutgemacht, denn ich schlug dir in der ersten Hitze den Hut vom Kopf, und du hattest alle Gelegenheit, dich abzukühlen.Porporino. Wie heißt Ihr aber nun ins Guckucks Namen?Sarmiento. Ins Guckucks Namen habe ich keinen Namen.Valerio. Da hast du's! O, der zahlt gut, der bleibt nichts schuldig.Sarmiento. Du irrst, meinen Namen bleibe ich schuldig, und ich hoffe, daß, da Ihr mich für einen guten Zähler haltet, Ihr mir den Nenner auf meinen Namen borgen werdet.Porporino. Das geht in die Brüche. Aber haltet einmal Euren Trichter her. – Wird wohl Valeria mich wieder lieben?Sarmiento. Wirst du ihr liebenswürdig werden, Porporino?Porporino. Ach, wüßte ich, wo man es lernte! Ich fühle Wißbegierde, und müßte ich in Alkala Bettelstudent werden und meinem eigenen Nebenbuhler das Heft abschreiben. Ich wollte Kreide essen, blaß zu werden, Butter schlingen, wild zu singen, mit den Füßen Trommelschläger werden, gut zu tanzen; zwei Pfennige wollt ich jedem geben, der mich angähnte, um die lange Weile zu lernen; nachdem sein Maul größer wäre, auch vier. Bin ich so auf guten Wegen?Sarmiento. Nein, solches Zeug laß liegen, werde zärtlicher und ruhiger; aber gehe jetzt, dich zu maskieren, daß du mit uns zum Balle kannst.Porporino. Ich gehe schon. Zu Valerio. Seht, eben wegen der Zärtlichkeit, die mir nötig ist, durfte ich nicht in den Krieg gehen. Ab.
Zehnter Auftritt
Valerio, Sarmiento.
Valerio. Nun, lieber lustiger Gast, Ihr kennt mich, so mögt Ihr auch wissen, wie hoch ich meine Freunde halte. Gönnt mir die Freude nach der Verwunderung, Ihr seid sicher einer aus der alten guten Zeit, mit dem ich mich vielleicht meiner Jugend freute. O gönnt mir den alten guten Freund!Sarmiento. Du rührst mich, Valerio. Die alte Zeit, da wir jung waren, ist nun jung, da wir alt sind; wir wollen in der jungen Zeit uns unsers Alters freuen. Schließe die Türen ab!Valerio schließt ab. Wir sind hier so geheim; nun offenbart Euch.Sarmiento nimmt die Maske ab. Gott grüße dich im Vaterland.Valerio umarmt ihn. Mein – mein Herr – mein alter gnädiger Herr – nicht mehr in Flandern – Sarmiento!Sarmiento. Du alter, treuer Freund!Valerio. Ihr – Ihr – ich werde toll – ich werde wieder jung.Sarmiento. Ruhig, ruhig – freue dich im Stillen, ich bin geheim hier.Valerio. Wie konnt ich Euch nicht raten? – Eben, weil ichs für unmöglich hielt – weil es mir das Liebste war. – Es ist doch nichts vorgefallen? – Was bringt Ihr dann zurück?Sarmiento. Ich habe meinen Dienst quittiert – und will nun mit dir und den Meinen lustig sein.Valerio. Ich will doch meine Tochter rufen.Sarmiento. Nein, es soll es niemand wissen; du kannst doch schweigen?Valerio. Die Frage geht mir heute zum erstenmal ans Herz; sonst ging sie mir ans Maul, und das schwieg.Sarmiento. So laß das Herz voll dieser Frage sein, und du wirst schweigen, wenn deine Lippe überfließt.Valerio. Aber Euer Sohn, Eure Töchter?Sarmiento. Sollen nichts wissen! Ich will sie probieren und in der Eile wissen, was ich an ihnen habe, da ich sie so lange vermißte, daß ich nicht viel Zeit verlieren mag, sie kennen zu lernen. Mein Sohn Felix ist verliebt? Was weißt du davon?Valerio. Er ist sehr zärtlich, es ist die Tochter der Witwe Domingos de las Torres, die in Saragossa wohnt. Es ist ein gutes Mädchen, und reich, sie ist hier bei ihrer Tante.Sarmiento. Ich kenne die Mutter, ich sprach sie in Saragossa; doch ist es wahr, daß er sich so gar zärtlich anstellt?Valerio. Ein nun, ich stehe manchmal Schildwache, wenn er ihr Serenaten bringt, während die Tante zu Besuche ist.Sarmiento. Pfui – das ist dumm – der Junge hat keinen Mut aber ich habe schon gesorgt, das wird anders werden.Valerio. Da irrt Ihr sehr, er ist in den Stiergefechten immer der erste.Sarmiento. Eigne Art, die Tante mehr zu fürchten als den Stier. – Ist er in der Stadt?Valerio. Er ist auf Eurem Gute, eine Meile von hier, bei seinen Schwestern, die er sehr liebt.Sarmiento. Brav, was wißt Ihr von denen?Valerio. Nichts.Sarmiento. Das ist der beste Ruf. – Wann kommt Felix zurück?Valerio. Heute abend erwartet man ihn auf dem Ball, den ihm seine Freunde, des verstorbnen Don Ponce und Aquilars Söhne, geben; da könnt Ihr ihn bequem sehen.Sarmiento. Was ist aus den beiden geworden, was sind es für Gesellen?Valerio. Gute Gesellschafter, und galant, ritterlich – reiten, fech-ten. –Sarmiento. Stadthelden! – Die Leute müssen alle nach Flandern.Valerio. Aquilar ist lustig und leicht, ein toller, lebendiger Bursche.Sarmiento. Wie der Vater – und Ponce, auf den bin ich begierig, sein Vater starb am Kurzweil seiner Mutter, und die Mutter an der Langweiligkeit seines Vaters. Er muß ein närrischer Junge sein.Valerio. Das weiß Gott – ein wunderlicher, wetterwendscher Kerl, der alle Leute unterhält und immer lange Weile hat, witzig und verlegen, hart und wohltätig, geht immer wie ein Verliebter herum, hat alle Weiber nach der Reihe in sich vernarrt, und quält sie mit Kälte.Sarmiento. Du scheinst ihn gut zu kennen; du lebst wohl in deinen alten Tagen mit den Wildfängen?Valerio. Ja, ich lebe mit ihnen, ich muß wohl, sie haben mich zu ihrem Maître de plaisir gemacht, ich halte ihnen ihren Aufwand in Ordnung, aber, du Gott – Ponce hat sich dafür zu meinem Maître de chagrin gemacht, er hat Valerien so verrückt, daß sie mit ihm davonliefe, wenn er sie nur recht wollte.Sarmiento. Doch in Ehren?Valerio. Ich wollte, er läge so fest in Eisen, als mein Mädchen in Ehren.Sarmiento. Sei zufrieden, das giebt sich; Ponce interessiert mich, hinter dem steckt etwas, – Porporino ist noch lustig, wie ich sehe; wie geht es ihm sonst?Valerio. Seit Ihr ihn mir brachtet, habe ich ihn täglich lieber gewonnen, er war immer unverdrossen, er war ein so guter Bürger als Ritter, er hat sich auf alles gelegt, ist immer lustig und treu, – wenn sich je seine Eltern melden, er wird ihr Sohn sein können, wer sie auch sind. – Aber auch meiner könnte er sein.Sarmiento. Er liebt Valerien – warum wollte er dann nach Flandern ziehn?Valerio. Seht, er hat sich mehrere Mal mit Aquilar geschlagen, der ihn immer mit der Unbekanntheit seiner Eltern neckte, und da Ponce ihm nun sein Mädchen so ganz eingenommen hat, zog er fort nach Flandern.Sarmiento. Warum schlug er sich nicht mit Ponce?Valerio. Er sagte, solang ihn Valeria liebt, darf ich ihm nichts tun; aber seine Mutter ist aus Flandern, so will ich gehen, seine Vettern zu prügeln.Sarmiento. Brav, und wendete aus Liebe wieder um, auch gut! Mit deinem Mädchen wird es werden. Wie ging es dir denn, Alter?Valerio. Ich nährte mich knapp und ehrlich, Valeria arbeitete, Porporino gab Unterricht im Fechten, Reiten und der französischen Sprache, so ging es gut.Sarmiento. Knapp? wie hast du gehaust?Valerio. Ihr habt mir jährlich 400 Scudi ausgeworfen; jetzt ist es ein beträchtliches Kapital, ich lebte von den Interessen, und heute könnt Ihr das Kapital aufkündigen.Sarmiento. Du bist ein seltsamer Alter, – nun, wir wollen jetzt das Geld desto schneller miteinander verzehren.Valerio. Auf ewig Euer Gast, aber nie Euer Söldner.Sarmiento reicht ihm die Hand. Brav!
Eilfter Auftritt
Valeria als Kolombine maskiert, macht einige zierliche Sprünge. Vater, seht, wie gefalle ich Euch?Valerio. Gut, Mädchen, du bist hübsch – sieh aber auch hier.Valeria. Ei! ohne Maske, Herr? Aber wer ist es nun, Vater?Valerio. Gieb ihm die Hand, er ist ein alter Freund von mir.Valeria. Seid mir willkommen, lieber neuer Freund; Ihr habt mir gleich viel Liebe erzeugt.Sarmiento. Liebe, freundliche Kolombine, vergiß den Alten und gieb dem Freunde einen Kuß.Valeria. Vater, darf ich?Valerio. Tochter, kannst du?Valeria. Ob ich kann! Küßt Sarmiento. So, nun kommt, Vater, daß ich Euch geschwind maskiere.Valerio. Du glaubst, wenn du ihn geküßt hast, könne er keine lange Weile haben; sollen wir den Freund allein lassen?Valeria. Ich muß Euch ja die Halskrause machen.Sarmiento. Geht nur! Valeria hat recht, ihr Kuß war so belebend, daß alle Küsse meiner Jugend erwachten, um ihren Kuß zu empfangen; mein Leben weilt zwischen diesen Küssen, und wie kurz ist die Zeit zwischen Küssen; geht, eilt Euch!Valeria. Ihr seid sinnreich, Freund; lasset die Küsse Eurer Jugend meinen Kuß nicht beschämen, seid galant, wachet des Geschenks der Jungfrau und der Zeit.Sarmiento. Wenn Ihr für den Sieg Eures Kusses fürchtet, so gebt ihm Sukkurs durch einen zweiten.Valeria. Ei behüte, mein Kuß war treu und gesund, und soll sich gut halten; kommt, Vater!Valerio winkt Sarmiento. Nun, nicht wahr? Ab.Sarmiento. Wahr und recht hold.
Zwölfter Auftritt
Sarmiento. Ein liebes Mädchen! Gott gebe, daß meine Töchter auch so seien! Valerio ist, wie er war, Porporino ist brav, und Felix soll Klettern lernen, wenn er sein Mädchen haben will. Da kömmt wohl Porporino! Maskiert sich.
Dreizehnter Auftritt
Porporino als Grazioso maskiert, oder als Harlekin – er spielt im Anfang der Szene die Rolle seiner Maske, er tritt neben Sarmiento, hat seinen Hut in der Hand und weint hinein – mit spöttisch-kläglichem Ton. Oh! Ach! Oh! wie ist das menschliche Geschlecht mit Übeln behaftet, wie mancherlei sind die Plagen, die über den Menschen verhängt sind, mit verhängtem Zügel reitet man dem Tode entgegen; – ja, alles ist Verhängnis einer höheren Hand, denn erhängt sich einer, so muß seine Hand den Strick höher hängen als seinen Kopf; ja, es ist ein verhenkertes Leben, und selbst die Gerechtigkeit verhenkt sich, wenn sie einen Unschuldigen aufhängen läßt. So tröstet Euch dann mit diesem allgemeinen Elend über Euer Kopfweh.Sarmiento. Kopfweh werde ich haben, wenn du lange fortfährst.Porporino. Alles wissen macht Kopfweh, und Ihr wißt alles; der Kopf muß Euch brummen wie ein Brummkreisel.Sarmiento. Nimm dich in acht, daß er dir nicht an die Schienbeine fährt.Porporino. Anfahren könnt Ihr einen wohl, aber ich bin kein Schienbein.Sarmiento. Ja, dein Schienbein mag wohl nur ein Scheinbein sein, und deine Waden falsch. Aber du mußt besser haushalten, Junge, als ich dir die Ohrfeige gab, habe ich dir ja erst Beine gemacht.Porporino. O weh, Ihr wiederholt Euch – ich bitte, sage mir, ist das Wiederholen Herkommen bei Euch? Dann geht nur fort, ich will Euch nicht wieder holen.Sarmiento. Du solltest mein Herkommen besser kennen, denn ich gab dir die Ohrfeige, als ich im Begriffe war herzukommen.Porporino. Hört, Ihr wißt viel, aber ich will Euch doch beweisen, daß Ihr ein schlechter Schulmeister seid.Sarmiento. Wie das, fauler Schüler?Porporino. Ihr gabt mir die Ohrfeige, ehe Ihr mir Euren Unterricht eintrichtertet.Sarmiento. Das tat ich, weil ich vermutete, daß du vertrauten Umgang mit Weinküpern habest, welche, ehe sie den Trichter brauchen, das Faß aufschlagen.Porporino. Brav! Aber nun will ich Euch selbst entwickeln; laßt sehen, wer Ihr seid; komme, mein Kind, aus der Wickelschnur, Er nimmt ihm den Mantel ab. gieb mir deinen Lütscher, du Engel! Nimmt ihm Maske und Trichter. Ei, du Wechselbalg, du Findelkind! O, welche mütterliche Gefühle in mir!Sarmiento. Hier bin ich, lieber Porporino, aber du irrtest dich, du wolltest sagen, kindliche Gefühle, da du sagtest, Findelkind; bist du nicht ein Findelkind?Porporino. Das habt Ihr so richtig gefunden, als ich unrichtig gefunden ward; aber woher wißt Ihr das?Sarmiento. Ich bin ein alter Freund Valerios, ich brachte dich zu ihm.Porporino. Seid Ihr Sarmiento?Sarmiento umarmt ihn. Ja, ich bins; aber schweige, ich bins jetzt nur für dich.Porporino. O lieber, lieber Findelvater, nehmt Euer Findelkind!Sarmiento. Still, da kömmt dein Liebchen, nimm dich zusammen, sie braucht nicht zu wissen, daß du da bist; geh mit auf den Ball, da kannst du sie und Ponce beobachten.Porporino. Ach, wißt Ihr die Geschichte? Nu, ich will mich zusammennehmen. Er hängt den Mantel Sarmientos an die Wand und stellt sich dahinter.
Vierzehnter Auftritt
Vorige, Valeria, Valerio als Pantalon.
Valeria. Nun munter, Pantalon, laßt uns gehen; nehmt Eure Maske, Herr Automate.Valerio. Du machst mich in meinen alten Tagen zum Narren; sehe zu, ob mir der Bart fest sitzt.Valeria. Gut, Väterchen, und Euer kurzes Schwert; alles ist in Ordnung.Sarmiento. O! hänge mir den Mantel um, liebe Valeria.Valeria. Gleich – Wie sie den Mantel abnehmen will, öffnet ihn Porporino, und umarmt sie im Mantel; sie erschrickt und wehrt sich. Ach Jesus, wer seid – laßt mich – Sie laufen beide im Mantel herum, endlich entschlüpft sie und läuft Porporino über das Theater nach. – wer seid Ihr?Porporino immer verfolgt. Ein unglücklicher, aus dem Mantel der Liebe verstoßener Kavalier; he, Maskenrecht, Menschenrecht!Sarmiento lacht und maskiert sich wieder.Valerio zieht sein Schwert. Ruhe, oder!Valeria. Wer ist denn der Naseweis?Porporino. Ein Harlekin. Läuft zur Türe hinaus, Valeria hinter ihm drein. Alle ab.
Funfzehnter Auftritt
Großer Saal in Aquilars Haus, rechts und links eine Türe, und in der Mittelwand eine offenstehend, durch die man in eine dunkle Stube sieht; in den Stuben rechts und links hört man Getümmel der Masken, welche sich versammeln. In der Mitte des Saals steht ein großes, zierliches Kohlenbecken. – Ponce sitzt in seiner prächtigen Maske an dem Feuerkessel auf der Erde, neben einem Bedienten; sie braten sich Kastanien.
Diener. Ihr stahlt mir schon wieder eine, Herr Ritter.Ponce. Ei, du Kerl, ich sah soeben mit Freuden zu, wie sie verbrannte, weil du so geizig bist.Diener. Sie wird Euch das Herz abbrennen, so heiß Ihr sie stahlt. – Meint Ihr vielleicht, Ihr wäret freigebig? Ich habe noch nichts davon gespürt.Ponce. Danke Gott, denn gegen dich durfte ich es nur mit Prügeln sein, um nicht ein Verschwender aus Gutmütigkeit zu werden.Diener. Freinehmig seid Ihr, denn Ihr stehlt mir die Kastanien vor dem Maule weg; ich habe an Euch gleichsam einen vornehmen Vormund.Ponce. Kerl, du sprichst gut; hier auf beiden Seiten brummt es wie im Fegfeuer, und dort ist der Himmel, er ist leer, wir sitzen in einer Art Vorhölle.Diener. Und da kömmt mein Satanas. Springt auf.
Sechszehnter Auftritt
Aquilar auch schwarz maskiert. Martin, dummer Teufel, die Kohlenbecken weg, und Fackeln her!Diener. He, Kamerad! der Herr ruft.Anderer Diener sie tragen den Feuerkessel weg.Ponce. Guten Abend, Aquilar.Aquilar. Wie kannst du nur dich mit dem Kerl gemein machen?Ponce. Ich stahl ihm Kastanien, weil ich nichts Besseres zu tun hatte. Ich hatte eben keine andere Passion, und es ist doch besser, mit dem Diener Kastanien zu essen als auf den Herrn zu warten. – Ist Felix da?Aquilar. Ich weiß nicht, wo er bleibt. Wir müssen anfangen, ich tanze nicht.Ponce. Ich auch nicht. Daß wir Felix erwarten, entschuldigt uns. Vielleicht kommen einige Charakter-Masken, die uns amüsieren.Aquilar. Es ist ein allgemeiner Mangel an Charakter in Sevilla.Ponce. Aber nicht an Masken. Diener geben den beiden Rittern brennende Fackeln. Du, wo stehen die Weiber, auf welcher Seite? Ich habe eine heraufgehen sehen, die hatte das Bild eines so schönen Mädchens auf einem so schönen Busen hängen, daß ich mich in das Bild verlieben würde, wenn sie mir in die Hände käme. Sind die Weiber links oder rechts?Aquilar. Willst du die Weiber anführen?Ponce. Nein, denn jene ist mir zu gefährlich, und die arme Valeria klagt ohnedies über meine Kälte.Aquilar. Sie will aber selbst nicht warm werden.Ponce. Lasse das, das ist ja ihre Tugend. Wo stehen die Weiber?Aquilar. Links. Mein tölpelhafter Diener hat sie links geführt; mache fort!Ponce. Es giebt ein Unglück, wenn die Weiber hier stehen. Geht rechts.Aquilar. Geschwinde.
Die Türen gehen auf, auf Ponces Seite kommen die Damen heraus, bei Aquilar die Männer; die Dame mit dem Brustbilde ist die erste.
Ponce läßt die Fackel fallen. O Gott, da ist das Bild!Dame. Don Ponce, die Fackel Amors senkt sich nicht.Ponce hebt die Fackel auf, tanzt mit der erloschenen Fackel. Aber sie sengt und brennt von Eurem Busen.Dame. Es sind die Brillanten um das Bild – Sie steckt ihm die Fackel im Tanze an.Ponce. Donna, dies sei bedeutend.
Die zwei Linien der Herren und Damen tanzen nach der Musik, die sich bei dem Eintritt in dem dunkeln Saale hören läßt, einfach mit. Verbeugung gegeneinander, und folgen den beiden Führern in die offene Mitteltüre, so daß sich die andre Stube durch die Fackeln, die sie alle in den Händen tragen, erhellet, und niemand bleibt auf der Szene als zwei Diener, an der Saaltüre, in dem man sie noch tanzen sieht.
Siebenzehnter Auftritt
Valerio und Porporino tragen den Automaten auf einem Stühlchen herein, und stellen ihn hin; Valeria lief gleich an die offne Türe des Tanzsaals, um nach Ponce zu sehen.
Valerio. Colombina, mach die Türe zu.Erster Diener. Es geht nicht an, mein Herr.Valerio. Aber es geht zu, mein angehender Herr.Zweiter Diener. Die Türen sollen offen bleiben.Porporino. Halt das Maul, und mache die Türen zu! Colombina, weg von der Türe! Will sie wegziehen und zumachen; die Diener wollen es nicht zugeben.
Achtzehnter Auftritt
Aquilar und Ponce kommen heraus.
Valeria. Nun macht meinetwegen die Welt zu.Aquilar. Was soll das? Zu den Dienern. Geht weg!Ponce. Suchet euer Fortkommen auf ehrlichen und tugendhaften Wegen. Diener ab.Porporino vor sich. Das könnte auch für ihn gelten.Valerio. Annonciere mich – Grazioso.Porporino vor sich. Gott gebe, daß ich nicht wild werde. Laut zu den Rittern. Ich mache hiermit bekannt, daß Herr Pantalon von Venedig hier mit seinem berühmten Automaten angekommen ist, der allen Leuten die Wahrheit sagen kann, und mit ihm sein vortrefflicher Harlekin, der allen Leuten was vorlügen kann, und wenn seinen Lügen zu trauen wäre, so wollte ich euch sagen, daß ich dieser Harlekin bin, und einen großen Lusten habe, euch beiden die Wahrheit zu sagen.Valerio. Schweig, was soll das? Du avisierst dich selbst.Porporino. Ich kam in die Wut.Valeria. Laßt mich avisieren. Zu Ponce. Herr Pantalon, mein Vater, lieber, schöner Ritter, der hier so glänzend freundlich vor mir steht, und dem ich arme Colombina nicht genug sagen kann – Stockt.Ponce lacht. Ho ho, du avisierst dich auch selbst; übrigens danke ich dir für die Galanterien.Valerio. Freilich kannst du ihm nicht genug sagen. Verzeiht, edler Ritter, dies ist mein Automate, fragt ihn selbst.Ponce zu Sarmiento. Wer bist du?Sarmiento. Der Wahrheit Freund.Ponce. Wer bin ich?Sarmiento. Es kann etwas aus Euch werden.Ponce. Wer ist die Dame, die ich liebe.Sarmiento.Wer sich aus langer Weile sehnt,Mit offnen Maul nach Sehnsucht gähnt,Und melancholisch-lustig lacht,Den Tag verschläft, die Nacht durchwacht,Dem ist der Weiber hold GeschlechtWie dir, Don Ponce, ja nimmer recht.Ponce. Du hast recht, mein Freund, aber das wird bald ein Ende haben. Sage mir aber, wer ist die maskierte Dame hier auf dem Ball, die mich liebt, sie interessiert mich.Porporino zu Valerien. Gieb acht; lieb Mädchen – damit du die böse Welt kennen lernst.Valeria horchend. Laß mich!Sarmiento. Verschont sie mit meiner Antwort.Aquilar. Laß ihn sprechen, da weiß er nichts.Ponce. Wer ist sie? Sie hört es nicht, und ich will es ihr nicht sagen.Sarmiento. Sie hört es gewiß. Erspart ihr die Schamröte, die die Jungfrau ziert.Ponce. Ei was, ziert, sie soll sich nicht zieren, sie ist nicht hier, und soviel ich weiß, in der ganzen Stadt nicht, ich kenne keine, die ich liebe.Valeria zu Ponce. Ihr kennt keine?Porporino zu Valerien. Hörst du es?Ponce zu Sarmiento. Wer ist sie denn? Sprecht doch!Valeria. Ich bins. Sich ihm verschämt entgegenstellend.Aquilar. Dies Stimmchen kenne ich.Valerio zu Porporino. Bringe sie nach Haus, der ganze Spaß verdirbt. Zu Valeria. Gehe nach Haus, gehe, liebes Kind.Ponce faßt sie unters Kinn. Ei, bist du auch ein Automat?Valeria wendet sich weg. Habt Ihr mir doch alle Freude verdorben, und nun bin ich freilich stumm, und mag nicht reden, bis man mich fragt.Aquilar. Das sind Konfidenzen, Ponce; was Guckuck hast du für Geschichten?Ponce. Dumme Streiche, in aller Unschuld, ich kenne sie nicht. Aber, liebe Colombina, entdecken Sie mir lieber Ihren Namen als Ihre Liebe, damit ich mich besinnen kann.Porporino. Komm, Valeria, komme! Nun sieh, wie dir jetzt ist, so ist es mir schon oft bei dir gewesen; komme!Valerio. Gehe, mein Kind, mit dem guten Harlekin.Valeria. Lebt wohl! Ach Ponce, wie hast du mir die Freude verbittert. Ab mit Porporino.
Neunzehnter Auftritt
Vorige ohne Valeria und Porporino.
Ponce. Ich weiß bei Gott nicht, wie ich dazu komme.Aquilar. Du bist auch unausstehlich zerstreut; hörst du dann nicht, es war Valeria.Ponce. Valeria! So seid Ihr wohl Valerio, Herr Pantalon? Legt Eure Maske ab; und, Herr Automate, wollt Ihr Euch nicht auch demaskieren?Valerio nimmt die Maske ab. Guten Abend, meine Herren! Mein Kind und hier mein Freund bewegten mich.Sarmiento demaskiert. Hier bin auch ich, doch hilft es euch nichts, ich bin euch unbekannt.Aquilar. Ihr seid ein lustiger Mann, und wir sind jung, so seid willkommen.Ponce. Wen erfreuen wir uns zu sehen?Sarmiento. Ich bin der Mercado, Kapitän der Kavallerie, und komme aus Flandern. Was ich von Euch wußte, Don Ponce, hat mir unterwegs Porporino, der nach der Armee reiste und den ich in einem Wirtshause traf, erzählt.Aquilar. Der uns wohl nicht lieben mag.Sarmiento. Nicht kann, wie er behauptet, weil Ihr seine Geliebte liebt.Ponce. Ich liebe sie eigentlich nur dann und wann.Valerio. Aber Ihr quält sie immer.Ponce. Lieber Valerio, laßt das! Es tut mir selbst leid, ich glaubte nicht, daß sie so heftig sei – es wird schon werden.
Zwanzigster Auftritt
Ein Diener. Don Felix ist gekommen.Aquilar. Wir wollen ihm entgegengehen.Ponce zu Sarmiento. Nehmt Eure Maske wieder um, wir müssen unsern Freund zerstreuen, weil er seine Geliebte nicht hier findet. Beide ab.
Einundzwanzigster Auftritt
Valerio. Sarmiento maskiert sich – setzen sich an den Brochero.
Sarmiento. Nun kömmt mein Sohn, den ich so lange nicht sah, daß die Zeit mich schon für ihn maskiert hätte; ich werde mich kaum halten können.Valerio. Ich könnte mich auch kaum halten vor Bosheit, wie der Bursche mit meinem Kinde umging.Sarmiento. Wir wollen uns schon rächen, Alter! Hörst du, er kömmt; ich werde der unglücklichste Automate sein; hätte ich vier Wochen im Blocke gelegen, ich könnte nicht größern Lusten haben, mich zu bewegen.Felix. Du liebst nur, was du nicht siehst.Ponce. Oder was mich nicht sieht. – Ich sehe sie wohl Tag und Nacht, die ich liebe, und das Bild von heute abend hätte beinahe meinem Ideale geglichen. Rette den Ruhm deiner Schwester, erzähle!Felix. Ich muß nur, um dich zur Ruhe zu bringen. Sie ist sanft, stolz, spröde und freundlich, ist fromm wie Maria, und hat letzthin in der Beichte gelacht, und alles das in einem Leibe – nun – Ponce –Ponce. Geschwind, fahre fort, den Leib, den heiligen Leib – du entleibst mich.Aquilar. Geschwind, gieb ihm den heiligen Leib, laß das Wort Fleisch werden.Felix. Ich darf nicht so von meiner Schwester sprechen, wie man von einem solchen Körper sprechen muß.Ponce. So hole der Teufel deine Schwester, und bringe mir den Leib.Felix. Pfui, sei nicht so heftig, Ponce. Doch wo ist Lucilla? Gieb mir eine Maske, ich will sie sprechen.Aquilar. Ich gratuliere zu dem moralischen Sieg, jetzt erst nach ihr zu fragen.Felix. Ihr ließt mich ja nicht zu Worte kommen, und ich poltre nicht gern mit der Liebe ins Haus; ist sie nicht auf dem Ball?Aquilar. Ihre Tante ließ absagen.Ponce. Und schlank ist sie – Felix, nicht wahr?Felix. Wer? – aber warum nicht?Aquilar. Gott weiß es, und ihre Tante.Ponce zu Sarmiento. Herr Automate, ist sie schlank?Sarmiento. Wie eine Rebe.Ponce. Hängen auch Trauben an der Rebe?Sarmiento. Aber sehr hoch – Herr Reineke.Felix. So kann ich denn heute nichts von ihr hören?Sarmiento. Ich wüßte nicht, unser Wahrsager da müßte dir dann etwas erzählen, er hat gute Einfälle.Felix. Wer ist die Maske?Aquilar. Ein Fremder, doch weiß er mit seinen Antworten, wo er zu Hause ist.Ponce zu Sarmiento. Und schwarze Augen hat sie?Sarmiento. Aber nicht auf Euch.Felix zu Sarmiento. Verzeiht, edle Maske, unsre Unachtsamkeit, ich kam eben zu meinen Freunden zurück.Sarmiento. Ich ergetzte mich still am Wiedersehen.Aquilar zu Valerio, der eingeschlafen ist. He, Pantalon, schlafe nicht!Valerio erwachend. Sie hängen draußen vor der Türe.Aquilar. Sei klug – was?Valerio. Die Mäntel –Ponce. Ho, da war Pantalon eingeschlafen, und Valerio wachte auf. Zu Sarmiento. Sie singt?Sarmiento. Sie singt, und zwar folgendermaßen. Er singt.Wenn ich dich lieben soll,So schweige stille,Mach mir den Kopf nicht tollMit vielen Fragen.Valerio. Guten Abend, Don Felix.Felix. Guten Abend, Alter – Reicht ihm die Hand, Valerio schleicht weg. Nun, Herr Automate, was macht meine Geliebte?Sarmiento. Sie wird wohl bald in Saragossa sein. –Felix. Donna Lucilla de las Torres? Ihr irrt Euch, sie ist hier.Sarmiento. Deren Mutter in Saragossa wohnt, ist nicht hier. Ich wette tausend Zechinen gegen eine.Aquilar. Gut, wir können es gleich sicher wissen, wir dürfen nur fragen lassen. Er klingelt, und spricht leise mit dem Diener.Felix. Sie sollte nicht hier sein? Ihr sagt das mit so vieler Sicherheit; darf ich Euch bitten, Euch zu demaskieren.Ponce. He, wartet noch ein wenig, Herr Automate, noch eins.Sarmiento demaskiert sich. Ihr habt mich schon ganz erschöpft. Ihr kennt mich nicht, ich bin der Mercado, Kapitän bei der Kavallerie, und komme aus Flandern.Felix. Aus Flandern? So kennt Ihr vielleicht meinen Vater, Don Miguel Sarmiento de Torbadillo; sprecht, kennt Ihr ihn?Sarmiento. Ich freue mich, seinen Sohn zu sehen. Er ist Obrister bei dem Regiment des Königs und mein Freund.Felix. Obrister?Sarmiento. Seit sechs Wochen.Aquilar und Ponce. Wir gratulieren, Felix! Diener kommt. Donna Lucilla ist mit ihrer Tante abgereiset zu ihrer Mutter nach Saragossa; der Hausmeister sagte mir, die Frau Mutter habe dort einen Bräutigam für die junge Dame. Ab.Ponce und Aquilar. Wir kondolieren, Felix. Felix steht stumm.Ponce. Felix, ha, hörst du nicht? einen Bräutigam, greife nach dem Degen!Felix. Es ist nicht möglich, nicht möglich.Ponce. Wenns aber doch geschähe?Felix. Ich kann es nicht denken.Ponce. Siehst du, hättest du den Herrn Kapitän noch länger als Automaten bestehen lassen, so könnte der noch allerlei erzählen, denn jetzt ist guter Rat teuer.Sarmiento. Ich will versuchen, ob ich auch ohne Maske Euch Aufklärung geben kann. Es ist wunderbar, wie mich ein Zufall in alle Eure Geheimnisse führte. Der Hausmeister sagt allerdings recht. Vorige Nacht schlief ich in einem Gasthause, und die zwei Damen hatten ein Zimmer dicht neben mir; eine dünne Bretterwand trennte mich von ihnen. Die ältere Dame sprach viel von Gehorsam, aber Eure Geliebte desto mehr von Liebe; sie weinte, und rührte mich. Porporino, der in demselben Wirtshause eintraf, erzählte mir den andern Morgen, wer sie gewesen seien. Es war mir sehr traurig zu hören – sie nannte Euren Namen oft in dieser Nacht – und sagte, ohne Euch werde sie sterben.Felix. O! das sieht ihr ähnlich, das war sie! Ja, sie wird sterben Ohne mich, und ohne sie auch ich.Ponce. Ja, denn alle Menschen müssen sterben ohne sie, sonst hättest du noch alle zu Nebenbuhlern, die gern ewig lebten.Felix. Sie härmt sich ab, und kann ohne mich nicht glücklich sein; o, ratet mir!Ponce. Höre, ich rate dir, wenn sie ohne dich nicht glücklich sein kann und vielleicht Lotterie-Zettel hat, sie ihr abzukaufen, damit sie gewinnt.Felix. Schweig, und spotte nicht! – Es ist schrecklich, ich wäre zu allem entschlossen.Sarmiento. Wenn ihr entschlossen seid, sie zu besitzen, so entführt sie.Felix. Ein einfacher Weg muß es sein, der sie nicht beschimpft.Sarmiento. Ein einfacher Weg? Geht, Ihr seid nicht wie Euer Vater, durch tausend Klingen schlüge er sich um eine Schwiegertochter und Ihr habt nicht so viel Sprossen an der Leiter; giebt es einen einfachern Weg als eine Leiter.Ponce. Und sie wird nicht im Dachstübchen wohnen, eine Leiter ist einfacher als eine Treppe.Aquilar. Du mußt sie entführen, morgen früh mußt du fort.Felix. Ihr kennt sie nicht, sie ist so sanft, sie wird so etwas nicht vertragen können.Sarmiento. Faßt sie bei ihrer Schwäche, da sind sie alle stark.Ponce. Ja, entführe sie, und erzähle uns, wie sie aus Schamhaftigkeit über dir die Leiter nicht herab wollte, und du eine breite Feuerleiter bringen mußtest, und Arm in Arm mit ihr herabstiegst.Sarmiento. Entschließt Euch, wenn Ihr liebt! gute Nacht meine Herren! Will ab.Aquilar. Wir hoffen Euch wiederzusehen.Felix. Ich bin entschlossen. Ich reise morgen früh, nehmt Schokolate mit uns.Ponce. Wenn Ihr Valerien seht, tröstet sie; sagt ihr, ich könnte nicht mehr lieben, ich wäre ein böser Bube.Sarmiento. Ich will das alles, schlafet wohl! Doch, Don Felix, Ihr habt da einen Zug von Eurem Vater an der Lippe, erlaubt, daß ich Euch küsse. Er umarmt ihn; ab.
Dreiundzwanzigster Auftritt
Die Vorigen ohne Sarmiento.
Ponce. Jetzt wenn du, wie du dran bist, Felix, du hast einen Zug von deinem Vater. – Ein guter Mann – doch erzähle von deiner Schwester, zeichne mir ihre Gestalt.Felix. Sei klug, ich schlafe bei euch.Ponce. Wenn du nicht willst, es leben noch andere Gemälde, ich suche die Dame auf.Aquilar. Es wird wenig mehr zu schlafen sein; kommt, laßt uns noch tanzen und trinken, Felix, Mut trinken. Ab, in den Tanzsaal. |