BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Clemens Brentano

1778 - 1842

 

Der andere Brentano

 

Gedichte

 

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Prophezeiung auf die bewussten hohen Operngewölbe

über dem bewussten hohen Operngraben.

 

Wer schätzt nicht die bewußten hohen Opernpreise?

Veränderst du die Spur, so folgen auch die Gleise,

Sonst gibt es eine gar zu unbequeme Reise.

Der Operngraben ward drum konsequenterweise

Zu der bewußten Höhe mit zu großen Fleiße

Verwölbt, und daß den Meister stolpernd man nicht preise,

Steigt schon der Lindendamm, und bald die Stadt ganz leise.

Wer auf den Kopf gefalln, der fühlt es an dem Steiße,

Vom Steiß zum Kopfe wirkt der Stoß zurück im Kreise.

Was gilts, wir zahlen bald, daß alles kehrt zum Gleise,

Bis jetzt noch unbewußte höhre Schauspielpreise.

 

 

Antwort eines Verehrers der hohen bewussten

Opernhüte der deutschen Frauen.

 

Ehre, dem Ehre gebührt! Stell auf den breiten Stein

Nicht die bewußte hohe Opernkunst allein,

Laßt tiefergeh'nd den Dank uns deutschen Frauen weihn.

Weil zu bewußter Höh' die Hüte sie erhöhn,

Bat man um Platzerhöhung auch, um was zu sehn,

Und da erhöhte man aus purem Mißverstehn

Statt durch die Bank den Steiß, den Preis nur durch die Bank.

Drum Frauen habt bewußten hohen Operndank,

Erhöht bewußten hohen Hut noch mal so schlank.

Dann klagen wir nochmals, und nochmals steigt der Preis,

Die Brücke und der Damm, die Stadt und was Gott weiß,

So steigt das Sandparterre noch einst zum Paradeis.

 

Entstanden zwischen 1815 und 1817 in Berlin