Clemens Brentano
1778 - 1842
Der andere Brentano
Gedichte
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[Parodie auf Goethes Gedicht«Das Veilchen»]
Ein Gänschen auf dem Teppich standIn Erdmannsdorf gar wohl bekanntEs war ein herzig GänschenEin fremder Maler kam dahin,Mit schwarzem Bart und leichtem SinnDahin, dahin,Nach Erdmannsdorf er ging.
Ach! denkt das Gänschen, wär ich nurDie schönste Gans in der Natur,Ach! nur ein kleines Weilchen.Bis mich der Maler hätt gemalt,Ich ihn durch einen Kuß bezahlt,Mit meinem, mit meinem,Mit meinem breiten Schnabel.
Ach! aber ach! der Maler kamUnd nicht in acht das Gänschen nahm,Er trat das arme Gänschen.Es fuhr schnell auf und flatterte,Sperrt auf den Schnabel und schnatterte:Und tritts du mich, so schnattr' ich dochFür dich, für dichDu schwarzer Rabe doch.
Entstanden 1803 ?
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Goethe Das Veilchen
Ein Veilchen auf der Wiese stand, Gebückt in sich und unbekannt, Es war ein herzig's Veilchen. Da kam eine junge Schäferin Mit leichtem Schritt und munterm Sinn Daher, daher, Die Wiese her, und sang.
Ach! denkt das Veilchen, wär' ich nur Die schönste Blume der Natur, Ach, nur ein kleines Weilchen, Bis mich das Liebchen abgepflückt Und an dem Busen matt gedrückt! Ach nur, ach nur Ein Viertelstündchen lang!
Ach, aber ach! Das Mädchen kam Und nicht in acht das Veilchen nahm, Ertrat's, das arme Veilchen. Und sank und starb und freut sich noch: Und sterb' ich denn, so sterb ich doch Durch sie, durch sie, Zu ihren Füßen doch! |