BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Bettine von Arnim

1785 - 1859

Zum 150. Todestag
 

Die Autorin

 

Bettine (Bettina) von Arnim, geborene Elisabeth Catharina Ludovica Magdalena Brentano, wird 1785 in Frankfurt am Main geboren als Tochter von Maximiliane La Roche und dem italienischen Kaufmann Pier Antonio Brentano, der in Frankfurt ein florierendes Import-Export-Geschäft betreibt. Mit ihrem Bruder Clemens Brentano verbindet sie zeitlebens eine innige Geschwisterliebe. Die Eltern sterben früh, die Mutter 1793, der Vater 1797. Nach dem Schulbesuch im Pensionat des Ursulinenklosters Fritzlar lebt sie bis 1802 bei ihrer Großmutter, der Dichterin Sophie von La Roche in Offenbach. In Frankfurt erhält sie intensiven Unterricht in Kompositionslehre und im Zeichnen. Die Musikausbildung wird sie später in München fortsetzen. Sie befreundet sich mit der Dichterin Karoline von Günderode, deren Selbstmord 1806 sie zu tiefst erschüttert. Bei ihrem Bruder Clemens lernt sie 1802 Achim von Arnim kennen. Sie ist befreundet mit Goethes Mutter und besucht Goethe selbst 1807 in Weimar. Es beginnt ein reger Briefwechsel mit ihm, den sie später in «Goethes Briefwechsel mit einem Kinde» verarbeitet. 1810 lernt sie in Wien Beethoven kennen und besucht erneut Goethe in Teplitz. 1811 heiratet sie Achim von Arnim, mit dem sie nun abwechselnd in Berlin und auf dessen Gut in Wiepersdorf lebt. Bei einem Besuch in Weimar kommt es zum Bruch mit Goethe nach einer handgreiflichen Auseinandersetzung mit dessen Frau Christiane. Erst 1824 begegnen sich die beiden noch einmal, dann bricht Goethe die Beziehung endgültig ab. Als ihr Mann 1831 stirbt, zieht sie mit ihren sieben Kindern nach Berlin, wo sie intensiv zu schreiben beginnt. In ihrem Salon trifft sich das literarische, musikalische und politische Berlin und sie engagiert sich sozial, vor allem während der Choleraepedemie in Berlin, wo sie neben Kleidung und Lebensmitteln als Anhängerin der Homöopathie auch «Bella Donna» verteilt. Immer wieder setzt sie sich für unbotmäßige Zeitgenossen ein, so 1840 erfolgreich für die Berufung der in Göttingen entlassenen Brüder Grimm an die Berliner Universität. Beeinflußt von den Ideen der Frühsozialisten beschäftigt sie sich nun auch mit politischen und ökonomischen Fragen und wahrscheinlich 1842 findet in Bad Kreuznach die Begegnung mit dem jungen Karl Marx statt. Frucht dieser Zeit ist das Werk «Dies Buch gehört dem König», in dem in fiktiven Gesprächen mit der Mutter Goethes soziale Probleme diskutiert werden. Im Anhang findet sich der Bericht von Heinrich Grunholzer über die Zustände in der Berliner Vorstadt Vogtland. Immer wieder versucht sie in Briefen den ihr persönlich bekannten Friedrich Wilhelm IV. zu sozialen Reformen zu drängen und ihn von der romantischen Idee eines «Volkskönigs» zu überzeugen. 1842 stirbt ihr Bruder Clemens, zu dessen Andenken sie 1844 die Briefsammlung «Clemens Brentanos Frühlingskranz» veröffentlich. Ihren Plan eines «Armenbuches», in dem sie umfassend die soziale Lage der unteren Schichten in Deutschland darstellen wollte, muß sie unter dem Druck der preussischen Behörden aufgeben, obwohl schon fast 300 Seiten gesetzt waren. Als in Schlesien 1844 die Weberunruhen ausbrechen, wird sie der Anstiftung zum Aufstand bezichtigt und als «Communistin» beschimpft. Im Magistratsprozess 1847 wird sie zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt und nur auf Grund der Intervention von einflußreichen Freunden muß sie die Strafe nicht antretenden. 1854 erleidet sie einen Schlaganfall und stirbt nach langem Leiden 1859 in Berlin.

 

 

«Es ist wahr, Clemens, in mir ist ein Tummelplatz von Gesichten, alle Natur weit ausgebreitet, die überschwenglich blüht in vollen Pulsschlägen, und das Morgenrot scheint mir in die Seele und beleuchtet alles. Wenn ich die Augen zudrücke mit beiden Daumen und stütze den Kopf auf, recht fest, dann zieht diese große Naturwelt an mir vorüber, was mich ganz trunken macht. Der Himmel dreht sich langsam, mit Sternbildern bedeckt, die vorüberziehen; und Blumenbäume, die den Teppich der Luft mit Farbenstrahlen durchschießen. Gibt es wohl ein Land, wo dies alles wirklich ist? und seh ich da hinüber in andre Weltgegenden?» (Clemens Brentanos Frühlingskranz, 1844)

 

«Die Gründe also, warum ich den Proletarier am höchsten stelle, ist, weil er der Gemeinheit enthoben ist, als Wucherer dem Weltverhältniß etwas abzugewinnen, da er Alles gibt und nicht mehr dafür wieder verzehrt, als er eben bedarf um neue Kräfte zum Gewinn Anderer sammeln zu können. – Offenbar ist daher das Verhältniß des Letzteren zur Nation das edlere, durch seine Hülflosigkeit das Ehrfurcht erweckendste; ja trotz seiner Armuth für die Armuth am glücklichsten wirkende. – Und wenn ich dem Bürgerthum vor dem Adel den Vorzug gebe aus dem Grunde, weil sein praktischer Character dem eingebildeten des Adels gegenübersteht; ich daher die Bürgerkrone dem Ordenssterne vorziehe, so würde ich dem allem noch vorziehen vom Volke anerkannt zu sein, dessen Verzichtungen heroisch und dessen Opfer die uneigennützigsten sind. (Schreiben an den Magistrat von Berlin, 1847)

 

 

Das Werk

 

  Ein Märchen (1808)

  Hans ohne Bart (1808)

  Die blinde Königstochter (1808)

Der Einsiedel (1808)

Vom Kinde, das in den Bronnen gefallen (1809)

  Abdalas und der Magnet (1815)

Goethes Briefwechsel mit einem Kinde (1835)

Die Töplitz-Fragmente

Die Günderode (1840)

Compositions par B. v. A., dedié á Spontini (1842)

Dies Buch gehört dem König (1843)

Clemens Brentanos Frühlingskranz (1844)

Armenbuch (1844)

  Das Leben der Hochgräfin Gritta von Rattenzuhausbeiuns (Bettine und Gisela von Arnim, 1844-48)

Erzählung vom Heckebeutel (1845)

Schreiben an den Magistrat von Berlin (1847)

  Ilius Pamphilius und die Ambrosia (1848)    >>> (Googlebook)

An die aufgelöste Preussische National-Versammlung. Stimmen aus Paris:

  Polenbroschüre (1848)

Petöfy dem Sonnengott (1849/51)

Gespräche mit Daemonen. Des Königsbuchs zweiter Teil (1852)

Briefe

Bettines Briefwechsel mit ihrem Sohn Friedmund    >>> (Googlebook)

Bettines Briefwechsel mit ihrem Sohn Freimund    >>> (Googlebook)

Bettines Briefwechsel mit Rahel und Karl August Varnhagen    >>> (Googlebook)

Zwei Briefe Bettines an Alexander von Humboldt    >>> (Googlebook)

Briefe von Alexander von Humboldt an Varnhagen von Ense, aus den Jahren 1827-1858;

nebst Auszügen aus Varnhagen's Tagebüchern    >>> (Googlebook)

Gedichte

 

Das musikalische Werk

Liedkompositionen

 

Das bildnerische Werk

Zeichnungen, Graphik, Entwürfe

 

 

Sekundäres

 

Bettina von Arnim (Wikipedia)

Selbstsorge als Staatskunst: Bettine von Arnims politisches Werk (Ulrike Landfester)

Wiepersdorfer Kolloqium (Heinz Härtl)

Faselei online (Ulrike Landfester)

Bettina von Arnim bei Zeno

Quellen, Kolophon