Zedlers Universal-Lexicon
1732 - 1754
Grosses vollständiges Universallexikonaller Wissenschaften und Künste
Band XV (K)1737
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Königsberg, oder Königsperg, Künigsperg, Kunigsberg, Kinsberg, Kinzperg, Lat. Regiomontium oder Regiomontum, Mons regius, Fr. Royalmont, Poln. Crolewiec oder Kroleffski, Krolowgorod, Krolowgrod, ist die Haupt-Stadt des Königreichs Preussen und eine von denen grössesten, reichsten und schönsten Städten in Europa, unter dem 43. Gr. Longitudinis und 55. Gr. 9. Min. Latitudinis gelegen. Sarnicius Descript. Pol. apud. Dlugossum Hist. Pol. p. 1902. Hartknoch alt. und neues Preussen II. 3. p. 390. Trommsdorff accur. neue und alte Geogr. von Teutschl. II. p. 704. Abel Preuß. und Brandenb. Staats-Geogr. Th. I. p. 70. Der Boden, darauf sie liegt ist sehr eben, und fruchtbar, am Flusse Pregel, der zwar daselbst nicht über 60. Schuhe breit, aber doch so tieff ist, daß auch grosse Schiffe bis an die Brücke der Stadt kommen können. Abel l. c. Den Anfang derselbigen setzet man um das Jahr 1255. als der König in Böhmen Przemislaus Ottocarus denen teutschen Ritern Samland erobern helfen, und ihnen um die Samländer besser in Zaume zu balten, eine Festung aufzubauen gerathen, auch ziemliche Mittel dazu hinterlassen, deswegen das darauf angelegte Schloß ihm zu Ehren den Namen Königsberg erhalten, von denen alten Preussen aber Tuvvangste von dem neben angelegenen Walde dieses Namens benennet worden. Anonymus [1292] Chron. Boh. bey Mencken Script. Rer. Germ. Tom. III. p. 1718. Hartknoch l. c. Venator Ber. vom Marian. Teutschen Riter-Orden I. 4. p. 43. Gottfried Hist. Chron. VI. p. 687. Seyfried Beschr. der berühmt. Städte der Welt l. p. 228. Abel l. c. Es ist aber bald darnach ungefähr um das Jahr 1264, da es die Preussen belagert, die Teutschen Riter aber die Belagerung aufgeschlagen hatten, von seiner ersten unbeqvemen Lager-Stelle weg, und auf den Hügel, wo es noch stehet, versetzet worden. Venator vom Teutschen Riter-Orden I. 4. p. 50. seq. Hartknoch l. c. Abel l. c. p. 71. Wo eigentlich das alte Schloß gestanden habe, kan man nicht genau sagen. Daß es um die Gegend des Königlichen Garten gelegen, hat Henneberger p. 168. aus denen im Garten befindlichen Gräben zu behaupten gesucht. Hartknoch. l. c. Sie bestehet eigentlich aus drei Städten als der Alt-Stadt, dem Kneiphofe und Löbenicht. Hartknoch l. c. p. 391. seq. Zeiller Itin. Germ. 24. p. 514. Topogr. Pruss. p. 31. Layritz Palm-W. 2. Taff. 6. p. 311. Trommsdorff l. c. Abel l. c. p. 71. Die Alte Stadt so eigentlich Königsberg ist, ward nicht weit vom Schlosse auf dem Berge, wo ietzo der Stein-Damm ist, gebauet worden. Daselbst hat man auch alsbald eine Kirche gestifftet, welche zu S. Nicolai genannt, und nachgehends die Polnische Kirche worden. Als aber die Preussen diese noch nicht sonderlich feste Stadt erobert, und alles darinnen nieder gemacht haben, hat man sie an den Ort, wo sie ietzo stehet, zwischen das Schloß und den Fluß Pregel geleget, da sie denn bald darauf noch stärcker und besser gebauet worden. Zu derselben Zeit sind sonder Zweifel bald darauf die Pfarr- und Dom-Kirche, bei welcher letztern man ein Closter gestifftet hat, angelegt worden. In diesem Theile der Stadt, welche von der Raths-Vereinigung das Directorium gehabt, findet sich auch das im Jahre 1528. erbauete, und mit zwey Thürmen gezierte Rath-Haus und der alte Artus- oder Juncker-Hof sammt dem im Jahr 1710. angelegten Neuen- und Junckern-Garten, darinnen die Bürger ihre Zusammenkunfft halten. Den Namen der Stadt Königsberg aber hat dieser Theil noch eine gute Zeit behalten, da Kneiphof und Löbenicht schon dazugekommen, bis sie endlich zum Unterschiede derer andern beyden Städte wie gedacht, die alte Stadt genannt worden. Hartknoch l. c. p. 391. seq. Layritz l. c. Abel l. c. 72. Die Stadt Löbenicht oder Lebenich ist gegen das Ende des 13. Jahrhunderts angelegt, und hat anfänglich die Neu-Stadt geheissen, daher abzunehmen ist, daß der Name Löbenicht erst nach der Zeit aufgekommen sei, wiewohl man nicht sagen kan, woher er eigentlich seinen Ursprung habe. Henneberger p. 237. schreibet, diese Stadt habe ihn nach der gemeinen Erzählung daher bekommen, daß die Alt-Städter mit ihr einen Vertrag aufgerichtet, wie weit ihre Gebäude von beyden Theilen gehen sollten; da aber die Neustädter wieder den Vertrag über den Fluß Katzbach zu bauen angefangen, und die Alt-Städter solches dem Hochmeister hinterbracht hätten, hätte dieser geantwortet [1293] Love nicht, oder ich glaube es nicht, und daher wäre hernach der Name Lovenicht oder Löbenicht entsprungen. Hingegen giebt Caspar Schütz Preuß. Chron. II. p. 73. folgenden Ursprung an, daß sie von dem Flusse Lebo oder Lebe, der sich an diesem Orte in den Pregel stürtze, oder auch von einem Dorffe Lebe genannt, welches ehe dem daherum gelegen, den Namen erhalten. Nun ist zwar heutiges Tages kein Fluß daherum, welcher diesen Namen führe; es muß aber sonder Zweifel ehe Mahls einer dieses Namens daherum gewesen seyn, weil ihn Schütz l. c. sonst nicht anführen könnte. Es scheinet also, daß es der heutige Katzbach sein müsse, welcher durch Löbenicht in den Pregel flüsset, auch einen Teutschen und folglich neuen Namen führet, der ietzige Schloß-Teich auch erst unter denen Creutz-Herren gegraben worden, durch welchen das Wasser aus dem Ober-Teiche und aus der Katzbach seinen Abfluß in die Pregel nimmt. Andere wollen auch, daß Löbenicht erstlich Löve-Mäyt, das ist, liebe Magd genannt worden, mit welchen Namen ehe dem die Jungfrau Maria von denen Teutschen beleget worden und das darum, weil diese Neustadt der Jungfrau Maria oder auch der H. Barbara, als einer Patronin des Landes Preussen gewidmet gewesen, auch das Löbenichtische Closter der Jungfrau Maria, die auf dem Berge liegende Kirche aber der Barbara als Patronin von Preussen gewidmet gewesen. Es theilt sich aber diese Stadt in den Berg und unter den Berg. Das Rath-Haus sammt dem Junckern-Hofe und der Wage ist im Jahre 1592. aufgeführet. Das grosse Spital aber hat Marggraf Albrecht im Jahre 1531. aus einem Closter gemacht, und werden über 12. Conuentualen und 100. Personen darinnen verpfleget. Hartknoch l. c. p. 392. Layritz l. c. p. 311. Trommsdorff l. c. Abel l. c. p. 73. Endlich folget auch Kneiphof, welche man auch Kniphof und Knipholtz genannt findet. Doch hat diese gar bald vor Löbenicht den Vorzug gefunden, weil vielleicht jene noch schlecht und geringe gewesen, da sich hier, weil dieser Ort zur Handlung viel beqvemer liegt, vielleicht als bald reiche Kauff-Leute niedergelassen habe. Der Anfang ist, wie aus einer Urkunde erhellet, im Jahre 1324. unter dem Hochmeister Werner von Urseln gemacht worden, daraus Hartknoch l. c. p. 393. folgende Worte anführet: Hat uns gut gedaucht zu geben und zu besietzen eine Stadt, Kneiphof genannt zu beyder Seits des Weges als man gehet aus der alten Stadt Konigsberg zu St. Georgen in dem Werder, das vor Alters ist genannt worden Voigtswerder. Daraus sieht man also, daß der durch den Pregel umschlossene Ort, darauf ietzt Kneiphof lieget, sonst Voigtswerdter genannt worden, weil der Orden denselben entweder dem Voigte in Sammland oder in Königsberg verliehen gehabt. Nach der Zeit ist der Ort, die Pregel-Minde genannt worden, weil er als eine Insel von der Pregel umflossen wird. Nur mögte man zwar fragen, wo der Ursprung des Namens Kneiphof zu suchen stünde, weil dieser Name weder ein alt Preußischer ist, noch der Hochmeister Weinrich [1294] von Kniprode, als welcher eine gute Zeit hernach, da dieser Ort schon angelegt gewesen, als Hochmeister gelebt hat, Gelegenheit dazu gegeben haben kan. Es scheinet also, daß es Henneberger am besten treffe, wenn er ihn von dem Worte Kneipab, welches die alten Teutschen Knipaff ausgesprochen, herleitet, dazu Mahl aus alten Urkunden bewiesen werden kan, daß diese Stadt nicht anders als Knipaf oder Knipab genannt worden. In dieser welche wegen Mangel des Grundes auf ellernen Pfälen stehet, ist die lange Gasse die beste Strasse der ganzen Stadt. Hier ist auch das Rath-Haus des nunmehro vereinigten Magistrats aller drey Städte, in gleichen die im Jahre 1624. angelegte und im Jahre 1729. erneuerte Kauffmanns-Börse an der grünen Brücke, und ferner die ehe Mahls Bischöfflich Samländische Dom-Kirche, so vorhin in der alten Stadt am Löbenichtischen Thore gewesen, und hernach dahin verleget worden; wie auch die hohe Schule, welche vom ersten Preußischen Hertzoge Albrechten im Jahre 1544. gestifftet, und von Marggraf George Friedrichen nach Einzühung des Samländischen Stiffts mit noch mehrern Einkünften versehen worden. Chytraeus Sachsen-Chron. l. p. 12. Lilienthal Beschr. des Doms der Stadt Kneiphof, Königsberg, 1716. Trommsdorff l. c. Hartknoch l. c. p. 393. Layritz l. c. Abel l. c. p. 72. Um alle drey Städte ist im Jahre 1626. ein Wall gezogen worden, welcher den Schloß-Teich, Gärten, Acker und Wiesen mit in sich schlüsset: Dieser hat eine und 1/2 Teutsche Meile im Umcreiße, über dieses 32. Rondele und 8. Thore. Abel l. c.p. 73. Das heutige Schloß, welches, wie zuvor gedacht worden, auf einem Hügel stehet, lieget eigentlich in der alten Stadt, nach andern aber in Löbenicht, und hat denen Hochmeistern, nachdem sie Marienburg verloren hatten, zu ihrem Sietze gedienet, die es auch nachgehends immer mehr und mehr verbessert. Chytreus l.c. I. p. 15. Hartknoch l.c. p.390 seq. Layritz l.c. p.311. Tromsdorff l. c. Abel l. c. p. 7. Im Jahre 1541. giengen zwey halbe Tonnen Pulver in einem Gewölbe daselbst unter der Raths-Stube an, welches nicht allein ein Theil des Schlosses sprengte, sondern auch noch dazu einige Personen erschlug. Zu seinem Glücke war eben da mahls Herzog Albrecht, welcher sich zugleich darinnen befand, herausgegangen, in dem er vernommen, daß Briefe an ihn angelangt wären, sinte mahl ihn sonst selbiges Unglücke zugleich betroffen hätte. Hartknoch l. c. p. 391. Nachgehends hat Marggraf George Friedrich die Westliche Seite des Schlosses, wo die Kirche ist, vom Jahre 1584. bis 1593. herrlich aufgeführet, und dieses prächtige Gebäude folgender Gestallt angelegt. Unten ist der sogenannte tieffe Keller 199. Werckschuhe lang und 38. breit. Darüber ist das Zeughaus und von denen Seiten die Gefängnisse, darein diejenigen gesetzet werden, welche auf den Tod sietzen. Ueber dem Zeughause ist die Schloß-Kirche, welche von der Süd-Seite erstlich einen Vorhof und hernach die kostbare Bibliothec, darinnen unter andern ein MSCt {Manuscript}, so von Hertzog Albrechten aufgehoben worden, in zwey [1295] grossen Gemächern zu sehen; von der Nord-Seite aber eben Falls einige Fürstliche Gemächer befindlich. Im obersten Theile dieses Gebäudes ist der grosse Saal, welcher sich auf der gantzen Seite hin erstrecket und in die Länge 274. in die Breite aber 59. Werckeschuhe begreifft. Rings umher auf diesem Saale ist auch das Geschlecht derer Marggrafen vom Stamme derer Columneser und Ferfrido an, bis auf Marggraf George Friedrichen, oder vom Jahre 1102. bis 1594. durch den Hof-Mahler Hanns Hennebergern gemahlt worden. Die erste Sollemnität aber, so darauf vorgegangen, ist bey dem Beylager Marggraf Johann Sigmunds zu Brandenburg und Annae Hertzogin zu Preußen gewesen. Henneberger p. 198. Paul Wessel im Anhange der Hochzeit-Predigten. Hartknoch l.c. p. 391. Seyfried Beschr. der berühmt. Städte der Welt p. 228, Abel l.c. p. 71. Im Jahre 1705. ist noch ein ganz neuer Flügel daran gebauet worden, und befinden sich ausser vorhergedachten Seltenheiten, auch die Regierung, Kriegs- und Domainen-Cammer, das Ober-Appellations-Gerichte, das Consistorium, die Rechnungs- und die Accisse-Cammer auf dem Schlosse. Abel l. c. p. 71. Was sonst noch von diesen vorgedachten drey Städten ins besondere zu mercken, ist, daß sie im Jahr 1454. an die Polen übergegangen, welche auch ein Palatinat daselbst angelegt, darauf sich ie doch die alte Stadt und Löbenicht noch im Jahre 1454. gutwillig wieder an die Creutz-Herrn ergeben; da hingegen Kneiphof durch eine Belagerung im folgenden Jahre zur Uebergabe gezwungen worden. Venator vom Teutschen Riter-Orden II. 7. p. 192. Dlugossus Hist. Pol. XIII. p. 133. 143. 173. Chytraeus l. c. p. 17. Hartknoch l. c. p. 395. Abel l.c. p. 75. Zeiller Topogr. Pruss. p. 31. seq. Bertius Rer. Ger. III. p. 651. Werdenhagen, Rer. Hanseat. 24. p. 346. Frolich Viatore P. II. Lib. I. p. 332. Im Jahr 1636. schlug das Wetter in einen Pulver-Thurn, wordurch sie einigen Schaden lidt. Das Wapen der hohen Schule daselbst ist nebst zwey Adlern ein Held, der die Musen beschützt. Das Wapen der Alt-Stadt ein Creutz, und darüber eine Crone; das von Löbenicht zeigt eine Crone, über und unter derselben aber einen Stern; im Kneiphöfischen hingegen befindet sich ein blau gekleideter Arm, so eine Crone trägt, auf ieder Seite aber ein Horn. Was die Hörner bedeuten, findet man nicht; der blau gekleidete Arm aber soll daher mit in das Wapen gekommen seyn, daß ein Schuster-Gesell, welcher einen blauen Ermel gehabt, in einer Schlacht, da es sehr gefährlich gewesen, die schon niedergelegte Fahne ergriffen, und dardurch das Volck behertzt gemacht hätte, daß es aufs neue angegangen wäre, und den Sieg davon getragen hätte. Zeiller Topogr. und Hartknoch l. c. p. 392. seqq. Unter denen Vorstädten ist die Burgfreyheit die beste, welche der Rede nach im Jahre 1701. zur Stadt gemacht, und Friedrichs-Stadt genannt werden sollte. Da haben auch die Reformirten ihre schöne vom Jahre 1690. bis 1701. erbaute Kirche; die Schloß-Kirche aber gehört denen Evangelischen. [1296] Abel l. c. p. 73. Ausser dem giebt es noch sechs solcher Freyheiten, oder deutlicher zu sagen, Vorstädte, welche der Stein-Damm, Kneiphöfische Vorstadt, Sackhinn, fördere und hintere Roß-Garten, Tragheim und neue Sorge sind, die sogenannte Brand-Städte, und Marschalls-Aecker ungerechnet. Abel l. c. Sonst zählt man in der Stadt und ihren Vorstädten, sammt der Citadelle, ietzo bey 20. Kirchen, darunter 3. Reformirte, und eine Catholische. Abel l. c. p. 74. Ueber die Pregel gehen 7. Brücken, darunter die Crämer-Brücke, und die Langgassen-Brücke, darüber man aus Natangen in die Alt-Stadt kommen können, die ältesten sind. Als aber Kneiphof vollkömmlich erbauet worden, sind noch zwey, nehmlich die Schmid-Brücke, und die Kittel-Brücke dazu gekommen. Ueber die letzten drey hat es zwischen denen Alt-Städtern und Kneiphöfern grosse Streitigkeit gesetzt. Denn da sich die Alt-Stadt, wie gedacht, im Jahre 1454. wider den Willen der Kneiphöfer an den Orden ergeben hatte, so suchte sich derselbe gegen die Alt-Stadt danckbar zu erzeigen, und die Handlung von denen Kneiphöfern abzuleiten, vergönnete dero wegen der ersten eine Brücke über den Natangischen Pregel, nicht weit vom Friedländischen Thore, zu bauen, und daselbst einen Damm, weiter über den Orth, so nach Mahls der Philosohische Gang genannt worden, vor Kneiphof vorbey gegen der Alt-Stadt hin zuschütten, damit also die Natanger und Polen mit ihren Waaren über den Haberberg, erst, wie es vorhin geschehen müssen, in Kneiphof fahren dürfften. Ob aber wol der Damm geschüttet, die Brücke angefangen, und die Dantziger, so es verhindern wollen, davon abgeschlagen worden, so ward es doch da Mahls noch durch die Kneiphöfer verhindert, und bliebe diese Sache bis auf des Hoch-Meisters Friedrichs Zeiten. Dieser begerte im Anfange des 16. Jahrhunderts eine Brücke über den Pregel hinter den Damm, wo jetzo die Holtz-Brücke ist. Es ward ihm auch dieses von denen Kneiphöfern bewilliget, doch mit dem Bedinge, daß die Brücke nur so breit gebauet werden sollte, daß man mit einem Pferde darüber reiten könnte, und, daß er der Stadt Kneiphof in ihrer Nahrung nicht hinderlich seyn sollte, wovor er ihnen zu ewigen Zeiten die Kalck-Scheune verhieß. Als er aber nachgehends aus dem Lande zog, und die Kneiphöfer in Sorgen stunden, man mögte ihnen das Versprechen nicht halten, und dürffte im Gegen-Theile mit der Zeit eine rechtschaffene Brücke daraus werden, welches ihnen großen Schaden in der Handlung bringen könnte, wenn also die Polen und Natanger gerade nach der Alt-Stadt vor Kneiphof vorbey fahren sollten, so wagten sie es, und brachen die enge Brücke mit gesammter Hand weg. Die Alt-Städter waren sehr übel damit zu Frieden, und beyde Städte geriethen unter Herzog Albrechten im Jahre 1533. deswegen in einen Proceß, da denn die Sache an den Schöppen-Stuhl nach Magdeburg gerieth, die Kneipöfer aber den Proceß verlohren, und also geschehen lassen musten, daß die Alt-Städter [1297] im Jahr 1534. widerum gedachten Damm schüttete, und die 2. Brücken, als die holtz und neue Brücke baueten. Weil sich denn die Kneiphöffer, selbiges einzugehen, gezwungen sahen, bemüheten sie sich, bey Herzog Albrechten zu erhalten, daß sie auch noch eine Brücke über den Pregel hinter der Kneiphöfischen Dom-Kirche bauen dürfften. Da sie ihrer Bitte gewähret wurden, fiengen sie im 1542. Jahre an, die Pfäle dazu einzustossen, und auch diese Brücke, welche nachgehends den Namen der Honig-Brücke erhalten, wider den Willen derer Alt-Vätter, die es gleich Falls gerne gehindert hätten, zu vollführen. Hartknoch l. c. p. 394, seq. Unter denen Thoren ist das Holtz-Thor im Jahre 1500. von denen Alt-Städtern, das grüne Thor aber an der Langgassen-Brücke im Jahre 1592. von denen Kneiphöfern aufgeführet worden. Hartknoch l. c. p. 395. Nächst vorher gedachten ist in Königsberg an Collegiis, und öffentlichen Gebäuden, ausser dem grossen Spitale, ein Jungfern-Closter, und Fräulein-Stifft, wie auch ein Zucht- und Waysen-Haus, deren jene von Hertzog Albrechten, das letztere aber von ietzigem Könige gestifftet worden; ferner die Müntze, das Collegium Fridericianum, die Wallenrodische Bibliothec, das Gieß-Hauß, Proviant-Amt und Magazin, Forst- und Jagt-Cantzley, das Commercium-Collegium, die Lebens-Commission, das Licent-Directorium, und Admiralitäts-Cammer, das Accis- und Hof-Post-Amt, das Collegium Medicum, das Bräu-Directorium, Servis-Commission, Ober-Salz-Factorey, Armen-Collegium, die Speicher an der Lastadie, u. d. w. zu mercken. Abel l. c. p. 74. Ziegler Hist. Schau-Platz der Zeit, I. p. 983. Vor der Stadt lieget die feste Citadelle Friedrichsburg, die im Jahre 1657. von Chur-Fürst Friedrich Wilhelmen, zu Beschützung des Hafens, am Munde der Pregel, wo sie in das frische Haf tritt, erbauet worden; welcher auch Zeit seiner Regierung die Stadt selbst, wo nicht mit neuen Wercken umgeben, doch die alten ausbessern lassen. Seiler Leben Friedr. Wilh. des Grossen p. 66. not. * Abel l. c. p. 74. seq. Trommsdorff. l. c. p. 705. Ausser denen Evangelischen, Reformirten und Catholischen Einwohnern, finden sich auch Juden in der Stadt. Als etwas besonders mercken einige bey dieser Stadt an, daß ehedem die Fleischer am Neuen-Jahrs-Tage eine lange Wurst herum getragen, die Becker aber einen grossen Wecken gebacken, und hernach die Becker und Fleischer zusammen beydes verzehret hätten, welche Gewohnheit aber hernach abgeschaffet worden. Mehr ist sie durch Andream Osiandrum den bekannten Preußischen Messer-Schlucker, Andream Grunheide, den man gleichwohl wieder glücklich geheilet, bekannt worden. Micraelius Pommerl. II. p. 348. Hartknoch l. c. II. 2. p. 349. seqq. 5. p.470 seq. Die Königsberger-Handlung aber bestehet in Flachs, Hanff, Pott-Asche, allerhand Korn, Leinsaat, Klapp-Holtz, eichenen Dielen, oder Blancken, rohen Leder, und dergleichen. Da hingegen werden nach Königsberg wieder gebracht etwa jährlich 7. bis 8000. Läst Frantzösische Saltze, 1. bis [1298] 2000. Oxhöfft Frantzöschen Wein, viel Brande-Wein und Wein-Eßig, trockene Pflaumen, rafinirten Zucker, eine grosse Partie Taback, sonderlich von Martinique, vielerhand Kram-Waaren, fein und grobes Tuch, Gewürtz, Droguistereyen, und dergleichen. Die Nationen, welche am meisten nach Königsberg handeln, sind die Engländer und Holländer, einige Frantzosen, Bremer- und Hamburger-Schiffe, am meisten aber die Lübecker, welche die Bequemlichkeit der Ost-See vor denen andern voraus haben, dannenhero auch viel Hamburger- und Bremer-Güter, in Lübecker-Schiffen eingeschiffet werden. Die Müntze in Königsberg, kommet mit der Danziger überein. Die Wechsel auf Amsterdam werden in Königsberg geschlossen, daß man 220. bis 280. Polnische Groschen in Königsberg giebet, um in Amsterdam wiederum ein Pfund Flämisch davor zu empfangen, oder man gibt 124. bis 130. Rthlr. in Königsberg, vor 100. Holländische Thaler von 50 Stüver, auf Hamburg gibt man 95. bis 115. Polnische Groschen vor einen Rthlr. von 48. Schil. Der Zoll vor die eingehende Waaren in Köngsberg, wird so wohl durch die Bürger, als fremde gleich hoch bezahlet, nur haben jene das Priuilegium, daß die fremden ihre Waare in kein Magazin bringen dürffen, woselbst sie solche sonst, wann sie sie nach Bequemlichkeit verkaufen dürfften, höher ausbringen könnten, als wenn sie solche aus dem Schiffe, wenn sie anders die Waaren nicht wieder zurück führen wollen, an die Bürgerschafft loß schlagen müssen. Das gewöhnlichste Aus- und Einladen derer Schiffe, geschiehet in der Pillau, welches an der See lieget, und von wannen die Schiffe noch acht Meilen den Pregel-Fluß hinauf, bis nach Königsberg fahren müssen; wegen seichten Wasser aber nicht tieffer, als 10 Fuß gehen können. Bey dem letztern Schwedischen und Polnischen Kriege, ist Königsberg in zimliche Aufnahme gekommen, weil denen Dantziger und beyder Seits kriegenden Partheyen die Weichsel offt gesperret worden, daß sich dannenhero ein guter Theil ihres Commercii, zu deme ihr nahegelegenen Königsberg gezogen. Die Königsberger und Elbingische Last wigt 6400. Pfund, und hat 16. Schiff-Pfund, der iedes aus 400. Pfund, oder 20. Last-Pfund bestehet, solcher Last 6. machen 7. Amsterdammer-Last. Rigische, Revalische und Narvische Schiff-Pfund, jedes zu 10. Stein, oder 400. Pfund gerechenet, geben 12. eine Last, so ihrer Pfund 4800. und Amsterdammer Pfund 4000 wiegt.
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