BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Sidonia Hedwig Zäunemann

1714 - 1740

 

Poetische Rosen

in Knospen

 

Vermischte Gedichte

 

___________________________________________________

 

 

 

Etliche so genannte Bouts Rimetz.

Von einem gelehrten Freund, zur Ausfüllung

erhaltene Reime.

 

 

Niemand schwatze mir vom Lieben und von Hochzeitmachen - - vor,

Cypripors Gesang und Liedern weyh ich weder Mund noch - - Ohr.

Ich erwehl zu meiner Lust eine Cutt= und Nonnen - - Mütze,

Da ich mich in Einsamkeit wieder manches lästern - - schütze.

5

Ich will lieber Sauer=Kraut und die ungeschmeltzten - - Rüben

In dem Kloster, vor das Fleisch in dem Ehstands=Hause - - lieben.

Mein Vergnügen sey das Chor, wo ich sing und beten - - tuhe,

Denn dasselbe wirkt und schafft mir die wahre Seelen - - Ruhe,

Will mir den gefaßten Schluß weder Mann noch Jüngling - - glauben,

10

Immerhin, es wird die Zeit euch doch diesen Zweifel - - rauben.

Geht nur hin, und sucht mit Fleiß Amors Pfeile, Amors - - Waffen,

Und geberdet euch darbey als wie die verliebten - - Affen!

Dorten stund in einem Carmen auf den Herrn von Ober - - nütz:

Kriegt das schöne Jungfer=Röckgen einen Flecken, Ritz und - - Schlitz,

15

So muß auch der Jungfern Glück und die edle Freyheit - - weichen,

Und dargegen sucht die Angst sich gar eilend einzu - - schleichen.

Dieser Vers hat recht gesagt, Jungfern können kühnlich - - lachen;

Dahingegen manches Weib sich muß Angst und Sorge - - machen.

Kriegt die Noth durch Gegen=Mittel eine Lindrung und ein - - Loch,

20

Ey, so währt es doch nicht lange, und man schauet immer - - noch

Eben so viel Bitterkeit als in Erfurt Mannes - - Krausen,

Leid und Trübsal, Gram und Pein will die armen Weiber - - zausen.

Kriegt ein Weib von ihrem Mann manchen Tag ein Dutzend - - Mäulgen,

Ey! so sagt, was folgt darauf? Ueber gar ein kleines - - Weilgen

25

Brennt des Mannes Zorn wie Feuer, und er schwöret beym - - Parnaß:

Frau! ich werde dich noch prügeln, oder stecke dich ins - - Faß.

Dieser Weiber Noth und Pein will ich mich bey Zeit ent - - schlagen,

Denn so darf kein Herzens=Wurm jemahls meine Seele - - nagen.

Drum so sag ich noch einmahl: Gute Nacht, du Scherz und - - Küssen,

30

Ich will deine Eitelkeit bis in meine Gruft ver - - missen.