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B  I  B  L  I  O  T  H  E  C  A    A  U  G  U  S  T  A  N  A

 

 

 

 
Johann Heinrich Voss
1751 - 1826
 


 






 



O d e n ,
E l e g i e n ,
L i e d e r ,
E p i g r a m m e
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Bußlied eines Romantikers
Parodie auf A. W. Schlegels
Übersetzung der Hymne

«Dies irae, dies illa».
(1802/08)


Alles, was mit Qual und Zoren
Wir gedudelt, geht verloren;
Hats auch kein Profet beschworen.

Welch ein Graun wird seyn und Zagen,
5
Prüft der Richter ernst mit Fragen
Kleine, so wie große, Klagen!

Hinposaunt mit Schreckentone,
Gehen wir zum Richterthrone,
Wer mit Geist gereimt, und ohne.

10
Auch mich Armen wird man sehen
Mit den Sündern auferstehen,
Zur Verantwortung zu gehen.

Manches Büchlein wird entfalten,
Wie wir, feind den hohen Alten,
15
Hier modern-romantisch lallten.

Ohn' Erbarmen wird gerichtet,
Was wir, gleich als wärs gedichtet,
Firlefanzisch aufgeschichtet.

Ach, was werd' ich Armer sagen,
20
Wann der Kunst Geweihte klagen,
Und wir Süd-Kunstmacher zagen?

Gnade, ruf' ich, Herr, mir Knaben!
Frey ja gabst du deine Gaben;
Konntest du mich auch nicht laben?

25
Thatst du (woll' es, Herr, erwägen!)
Je ein Wunder meinetwegen,
Mein Gemüt mit Kraft zu pflegen?

Trotz dem Angstschweiß meines Strebens,
Nachzuäffen Geist des Lebens;
30
Alle Mühe war vergebens!

Richter der gerechten Rache,
Nachsicht üb' in meiner Sache,
Wenn ich, wie ich kann, es mache.

Scham und Reue muß ich dulden;
35
Tief erröth' ich ob den Schulden,
Wie ein Kreuzer unter Gulden.

Hab' ich reimend mich verschrieen,
Du, der Schächern selbst verziehen,
Laß es gehn für Melodieen!

40
Achte nicht mein Schrein so theuer,
Daß ich darum, o du Treuer,
Brennen sollt' in ewgem Feuer.

Zu den Schafen laß mich kommen,
Von den stößigen, nicht frommen,
45
Bundesböcken ausgenommen.

Wird auch Feuer ohne Schonung
Meinen Reimen zur Belohnung,
Nimm doch mich in deine Wohnung.

Herz, zerknirscht im tiefsten Grunde,
50
Ruf' Ade dem Schwärmerbunde,
Daß ich zu Vernunft gesunde!

Wer gesündigt hat mit Zoren,
Muß dort ewig, ewig schmoren.
Aber mich, trotz meinen Schulden,
55
Nimm ins Paradies mit Hulden.
Gieb mir Armen ewge Ruh,
Sey es auch - mit Kotzebu!

 
Klingsonate
(vor 1808)

      Grave.

Mit
Prall-
Hall
Sprüht

5
Süd
Tral-
Lal-
Lied.

Kling-
10
Klang
Singt;

Sing-
Sang
Klingt.

      Scherzando.

Aus Moor-
Gewimmel
Und Schimmel
Hervor

5
Dringt, Chor,
Dein Bimmel-
Getümmel
Ins Ohr.

O höre
10
Mein kleines
Sonett.

Auf Ehre!
Klingt deines
So nett?

      Maestoso.

Was singet ihr und klingelt im Sonetto,
Als hätt' im Flug' euch grade von Toskana
Geführt zur heimathlichen Tramontana
Ein kindlich Englein, zart wie Amoretto?

5
Auf, Klingler, hört von mir ein andres Detto!
Klangvoll entsteigt mir ächtem Sohn von Mana
Geläut der pomphaft hallenden Kampana,
Das summend wallt zum Elfenminuetto!

Mein Haupt, des Siegers! krönt mit Ros' und Lilie
10
Des Rhythmos und des Wohlklangs holde Charis,
Achtlos, o Kindlein, eures Larifari's!

Euch kühl' ein Kranz hellgrüner Petersilie!
Von schwühlem Anhauch ward euch das Gemüth heiß,
Und fiebert, ach! in unheilbarem Südschweiß!

 
An Goethe
(1808)

Auch du, der, sinnreich durch Athene's Schenkung,
Sein Flügelroß, wanns unfügsam sich bäumet,
Und Funken schnaubt, mit Kunst und Milde zäumet,
Zum Hemmen niemals, nur zu freyer Lenkung:

5
Du hast, nicht abhold künstelnder Beschränkung,
Zwey Vierling' und zwey Dreyling' uns gereimet?
Wiewohl man hier Kernholz verhaut, hier leimet,
Den Geist mit Stümmlung lähmend, und Verrenkung?

Laß, Freund, die Urform alter Truvaduren,
10
Die einst vor Barbarn, halb galant, halb mystisch,
Ableierten ihr klingelndes Sonetto;

Und lächle mit, wo äffische Naturen
Mit rohem Sang' und Klingklang' afterchristisch,
Als Lumpenpilgrim, wallen nach Loretto.
 
 
 
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