Drama auf den erlebten Namenstag

Frauen Annen Barbaren Emrichten

1732

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ACTUS II.

Scena III.

Der Schulmeister, allein.

O wie gut ist es, daß mich mein neidischer Herr Gevatter und seine mißgünstigen Herren Collegen mein Paar Böhmen, die ich noch zur Reserve habe, nicht mit aussäen lassen. Mord und Todschlag wird deswegen noch geschehen. Die Bürger aus der Stadt sind ihnen hinter die Briefe kommen. Sie stehen auf den Aeckern in voller Arbeit und lesen das ausgesäte Geld so vorsichtig auf, daß sie auch nicht einmal einen Kreuzer zurücke lassen. Sie haben Siebe bey sich und sieben die Erde aus, daß ihnen unmöglich ein Pfennig verborgen bleiben kan. Innerhalb 24 Stunden sind die ganzen Aecker spoliirt. Dem Bier ist recht gegeben! Es ist wahr, ich habe mich anfangs im Superlativo gradu geärgert, daß man mich, als einen Gelehrten, von der Hoffnung par compagnie mit reich zu werden ausschliessen wollte; nunmehro lach ich darzu. Wenn sie mich hätten mit darzugenommen, so hätt ich selbst in eigner Person die Inspection darüber verwalten wollen. Ich hätte mir eine Hütte bey dem Acker aufgeschlagen und mit geladner Flinte alle Raubvögel abgehalten, bis das silberne und goldne Getrayde reif worden wäre. Meine Discipel würden deshalben ihre Ausrichtung schon kriegt haben. Ich hätte halt bey dem Acker unter freyem Himmel Schule gehalten, wie es vor dem styli gewest, eh noch die Menschen an das Häuserbauen gedacht haben. Das Diebsgesindel würde vor mir ohne Zweifel mehr Respect und Scheu gehabt haben, als vor dem ohnmächtigen Passatempo, den der Herr Gevatter Scholze mit einem geladenen Schießprügel abgeschickt hat, den Katzen aus der Stadt das Mausen zu verbitten. O wie schöne wird aus der Ernte nichts werden! So gehts, wenn man andern Leuten nichts gönnt und alles in der Welt allein begeizen will. Man muß leben und auch leben lassen. Wenn ich den Herrn Gevatter sehen werde, so will ichs ihm schon unter die Nase reiben.

(Gehet ab.)