BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Daniel Stoppe

1697 - 1747

 

Der Parnaß im Sättler,

oder Scherz- und Ernsthafte Gedichte

 

1735

 

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S. 105

Namenstags-CANTATA,

auf einen verfolgten Samuel.

In fremden Namen.

 

Aria.

 

Verfolgter Samuel! der Himmel klärt sich aus!

Die Hoffnung bringt den Tag, der Tag die Lust zurücke!

Die Misgunst hat das Herze nicht,

Daß ihr verlognes Maul dir länger wiederspricht,

Sie scheut sich itzo selbst vor deinem sichern Glücke. Da Capo.

 

Ja! ja! mein Samuel! Gott hat an dich gedacht,

Der die Verfolgung deiner Feinde

Durch dieß dein Wohlergehn so schön zu Schanden macht.

Gott war der erste deiner besten Freunde,

Drum hielt er auch so redlich bey dir aus,

Und rieß dich aus der Angst heraus.

Du kamst durch diesen Freund die Misgunst leicht besiegen,

Denn wer auf Gott vertraut, kan niemals ganz darnieder liegen.

Wer sich auf Gott verläßt, der glaubt auch, trotz der schweren Zeit!

Des künftgen Glückes Möglichkeit,

Und siehet, so wie du,

Der gegenwärtgen Noth getrost, gelassen zu.

 

Aria.

 

Furchtsam weinen, ängstlich schweigen,

Wenn sich bey geschwüler Luft donnerndschwarze Wolken zeigen,

Ist des Pöbels Eigenschaft.

Feige Seelen martern sich durch ein niederträchtig Zagen;

Aber wen die Großmuth stützt, den kan nichts zu Boden schlagen,

Den erhebt der Fall von ausen durch die innerliche Kraft. Da Capo.

 

Ein Mann, der Raum im Herzen hat,

Wird von der Noth gebeugt, doch niemals ganz zerbrochen,

Sein Muth wird niemals schwach und matt,

Er hält sein Osterfest oft mitten in den Marterwochen,

Er murret nicht mit Israel, wenn Gott sich grausam stellt,

Warum? er kennt den Unbestand des Glückes dieser Welt.

 

Aria.

 

Der Himmel führt die Seinen oft

Durch Schmerzen und Kummer, durch Dünne, durch Dicke.

Bald zerrt uns sein Eifer die Treppe hinab,

Bald langt uns die Hoffnung den tröstlichen Stab,

Und lenkt uns, und zieht uns die Stuffen zurücke.

Der Himmel führt die Seinen oft

Durch Schmerzen und Kummer, durch Dünne, durch Dicke.

 

Der Himmel hat dir lange gnung,

Standhaftger Samuel! verfinstert und betrübt geschienen;

Nun siehst du mit Verwunderung

Daß Leiden, Kreuz und Last zu deinem Besten dienen.

Der Segen geht stets nach der Reyhe,

Er hörte bey dir auf, er fängt bey dir auch an,

Und trifft dich itzt aufs neue.

Gott, der dir vormals wehgethan,

Thut dir nu wieder wohl, indem er dich dein Namensfest

So schön, so glücklich feyern läßt.

Ihr angenehmerlebten Zeiten!

Kommt wieder! hört ihrs? übers Jahr!

Und wachst an Glück und Lustbarkeiten!

Entschlagt euch, wenn ihr wiederkommt, von Krankheit und Gefahr!

 

Aria.

 

Mein Samuel lebe beständig im Segen,

Sein Haus sey Obed-Edoms Haus!

Sein Glücke, das stets höher steige!

Vermehr die gegenwärtgen Zweige,

Und breite sich dereinst auf Kind- und Kindeskinder aus. Da Capo.