BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Charlotte von Stein

1742 - 1827

 

 

Die Autorin

 

Charlotte Albertine Ernestine von Stein-Kochberg wird 1742 in Eisenach als älteste Tochter des Weimarer Hofmarschalls von Schardt geboren. Nach einer streng protestantischen Erziehung im elterlichen Haus wird sie 1758 Hofdame bei der Herzogin Anna Amalia in Weimar. 1764 heiratet sie den herzoglichen Stallmeister Josias von Stein. In ersten zehn Ehejahren bringt sie sieben Kinder zur Welt: die vier Mädchen sterben, nur die drei Söhne überleben. Ihre Gesundheit ist geschwächt und sie leidet unter Depressionen. 1775 kommt es in Weimar zur ersten Begegnung mit dem sieben Jahre jüngeren Goethe. Der rege geistige Austausch führt zwischen beiden zu einer tiefempfundenen Zuneigung und Liebe, die über zehn Jahre andauert und die weitere Entwicklung Goethes entscheidend prägt. In Gedichten, in der «Iphigenie», im «Tasso» feiert er Charlotte als seine Erzieherin: «Vollende dein Werk und mache mich recht gut». 1786, als Goethe fluchtartig und ohne ihr Wissen nach Italien abreist, geht ihre Beziehung abrupt zu Ende. Wochenlang bleibt Goethe auch für sie verschollen und diesen Vertrauensbruch wird sie ihm nie verzeihen: «Ich habe keine glückliche Natur, bei mir vernarbt keine Wunde». 1787 stirbt ihr zweiter Sohn Ernst und ihre depressiven Stimmungen verstärken sich. In diesen Jahren befreundet sie sich mit Charlotte von Lengefeld, der späteren Frau Friedrich Schillers. Als Goethe 1788 nach Weimar zurückkehrt, kommt es zum endgültigen Bruch, als Charlotte erfährt, daß Goethe mit der 18-jährigen, aus einfachen Verhältnissen stammenden Christiane Vulpius zusammenlebt. Ihre eigenen Briefe an ihn läßt sie sich zurückgeben und verbrennt sie. 1793 stirbt Charlottes Mann nach langer Krankheit. In den Jahren 1794/95 schreibt sie das Trauerspiel «Dido», in dem sie auch ihre Beziehung zu Goethe verarbeitet. 1798 folgt die Komödie «Die Verschwörung gegen die Liebe». 1803 druckt Cotta ihr um 1800 entstandenes Drama «Die zwey Emilien». Ihr in Amsterdam 1809 erschienenes Lustspiel «Die Probe» ist verschollen. Zum Ende ihres Lebens verbessert sich die Beziehung zu Goethe wieder und sie treffen sich gelegentlich. Doch ihr Gesundheitszustand verschlechtert sich mehr und mehr: sie ist fast blind, Stimme und Gehör versagen: «Meine Gesundheit ist sehr schlecht; ich hoffe, ich werde im Grabe den Verwesungsprozeß nicht so zu sehen bekommen wie jetzt den Sterbeprozeß, obgleich es für den Physiker interessant sein kann». Sie stirbt 1827 in Weimar. Vorher hatte sie verfügt, daß der Trauerzug mit ihrem Sarg nicht an Goethes Haus vorbeigeführt werden sollte, wissend um seine Angst vor allem, was mit dem Tode zu tun hat. Doch die Behörden entsprachen nicht ihrem Wunsch.

 

«Ach, da ich irrte, hatt' ich viel Gespielen, da ich dich kenne, bin ich fast allein.»

(Brief Goethes an Charlotte von Stein, 1775)

 

«O zerstörendes Geschlecht! Ohne euch wäre uns die Krieglust unbekannt. Warum gabst du, Natur, den Männern dieses Treiben, diese Thatensucht, um den ruhigen Gang nach einem bessern Ziel, wozu deine Ewigkeit dir genug Zeit lässet, widrig zu stören?» (Dido, 2. Aufzug, 4. Szene)

 

Charlotte von Stein (Anonyme Silhouette, Goethes Kreidezeichnung)

 

 

Das Werk

 

Ryno, ein Schauspiel in drey Abtheilungen (1776)

Dido, ein Trauerspiel in fünf Aufzügen (1794)

Neues Freiheitssystem oder Die Verschwörung gegen die Liebe, Komödie in vier Bildern (1798)

Bearbeitung von Felix von Stein (1867)    >>>

Die zwey Emilien, Drama in vier Aufzügen, nach dem Englischen (1800, gedruckt 1803)    >>>

Gedichte

Briefe

 

 

Sekundäres

 

Die Dido-Ausgabe von Heinrich Düntzer, 1867 (Google-Book)

Die Dido-Ausgabe von Alexander von Gleichen-Rußwurm, 1920 (Helmut Schulze)

Marion Giebel, Königin Didos Erbe

Dido - lateinische Quelle der von Charlotte von Stein verwendeten Sage (Iustinus, Buch 18, 4)

«Frau von Stein hatte kein Glück mit der Seelenfreundschaft» (Der Freitag)

Charlotte von Stein (Goethezeitportal)

Quellen/Kolophon