Charlotte von Stein
1742 - 1827
Gedichte
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An den Mond.Charlotte von Stein
Füllest wieder Busch und ThalStill mit Nebelglanz,Lösest endlich auch einmalMeine Seele ganz.
Breitest über mein GefildLindernd deinen Blick,Da des Freundes Auge mildNie mehr kehrt zurück.
Lösch das Bild aus meinem HerzVom geschiednen Freund,Dem unausgesprochner SchmerzStille Thränen weint.
Mischet euch in diesen Fluß!Nimmer werd' ich froh:So verrauschte Scherz und KußUnd die Treue so.
Jeden Nachklang in der BrustFroh' und trüber Zeit,Wandle ich nun unbewußtIn der Einsamkeit.
Seelig, wer sich vor der WeltOhne Haß verschließt,Seine Seele rein erhält,Ahnungsvoll genießt.
Was dem Menschen unbekanntOder wohl veracht'tIn dem himmlischen GewandGlänzet bei der Nacht. |
An den Mond.Goethe
Füllest wieder Busch und TalStill mit Nebelglanz,Lösest endlich auch einmalMeine Seele ganz;
Breitest über mein GefildLindernd deinen Blick,Wie des Freundes Auge, mildÜber mein Geschick.
Jeden Nachklang fühlt mein HerzFroh und trüber Zeit,Wandle zwischen Freud' und SchmerzIn der Einsamkeit.
Fließe, fließe, lieber Fluß,Nimmer werd' ich froh,So verrauschte Scherz und Kuß,Und die Treue so.
Ich besaß es doch einmal,Was so köstlich ist!Daß man doch zu seiner QualNimmer es vergißt!
Rausche, Fluß, das Tal entlang,Ohne Rast und Ruh,Rausche, flüstre meinem SangMelodien zu!
Wenn du in der WinternachtWütend überschwillst,Oder um die FrühlingsprachtJunger Knospen quillst.
Selig wer sich vor der WeltOhne Haß verschließt,Einen Freund am Busen hält,Und mit dem genießt,
Was von Menschen nicht gewußt,Oder nicht bedacht,Durch das Labyrinth der BrustWandelt in der Nacht. |