|
|
- G e d i c h t e
N a c h d e r D i c h t e r i n T o d e
n e b s t i h r e m L e b e n s l a u f f
H e r a u s g e g e b e n v o n I h r e r T o c h t e r
C . L . v . K l [ e n k e ] g e b : K a r s c h i n ,
B e r l i n 1 7 9 2
E i n f ä l l e .
- __________________________________________
- Ueber ein Gemälde.
1765.
Dies ist in ihrem vollen Reitze
Die Flora, die mit Liebesgeitze
Wenn sich Pompejus von ihr riß
Ihn feurig in die Lippen biß.
- 5
- So lieblich aufgeschwollen lachte
Ihr Mund; so schwamm ihr Augenpaar
In Wollust, so erhub ihr goldgelocktes Haar
Sich um die Schultern, wenn der Kuß sie trunken machte
Und ihr Gefühl Entzückung war.
- Der Unterschied eines Schmauses
und einer kleinen vergnügten Mahlzeit.
Den 4. Jun. 1761.
O Lieber! sprich, wann essen
Die Menschen mehr als königlich?
«Wenn sie die ganze Welt vergessen,
Und so vergnügt als Gleim, und Du und ich
- 5
- Mit wenig Schüsseln sind, und niemand fürchten dürfen,
Und ihren Wein mit einer Zunge schlürfen,
Die frey und unbeurtheilt spricht.»
O solch ein Mahl, die Fürsten habens nicht!
- An Quitungsstatt geschrieben.
Im Jänner 1783.
Seine Majestät befahlen,
Mir, anstatt ein Haus zu baun,
Doch drei Thaler auszuzahlen -
Der Monarchbefehl ward traun
- 5
- Prompt und freundlich ausgerichtet,
Und zum Dank bin ich verpflichtet.
Aber für drei Thaler kann
Zu Berlin kein Hobelmann
Mir mein letztes Haus erbauen,
- 10
- Sonst bestellt' ich ohne Grauen
Heute mir ein solches Haus,
Wo einst Würmer Tafel halten
Und sich ärgern übern Schmauß
Bei des abgegrämten, alten,
- 15
- Magern Weibes Ueberrest,
Die der König darben läßt.
- Ueber den Aktien-Handel.
Wer Geld besitzt, dem drohen Diebe,
Er schlummert nie in Sicherheit,
Viel sichrer schläft die Zärtlichkeit
Bei Aktien der Liebe.
- Recept zur Stärkungschokolade.
Der Provisor mengt geschwinde
Euch zwo Theilchen Teufelsmist,
Und ein Theilchen Chinarinde,
Fein wie dies Gemengsel ist,
- 5
- Hier im Pülverchen zu schauen;
Rühmenswerth ist seine Kraft,
Weils den Männern und den Frauen
Wieder junge Kräfte schafft.
In ein Schälchen Chokolade
- 10
- Nehmt ihr einer Erbse groß,
Daß es dem Geschmack nicht schade,
Delicat und tadelloß
Schmeckt euch diese Chokolade,
Stärkt euch Nerven und Gebein,
- 15
- Wenn ihr schon am Styrgestade
Schatten wähnt zu seyn.
- An ein glückliches Volk.
Alcides stritt mit Löw und Hyder;
Und matt von Kämpfen ward Achill;
Doch ein Monarche wird noch müder,
Der dir, zu muthig Volk, Gesetze geben will.
- 5
- Der allerschwerste Kampf ist leichter auszuführen.
Als über Glückliche gebietend Herrscher seyn:
Wird nicht ein Gott in dir regieren,
So ist des Scepters Macht zu klein.
|
|