B  I  B  L  I  O  T  H  E  C  A    A  U  G  U  S  T  A  N  A
           
  Ludwig Christoph Heinrich Hölty
1748 - 1776
     
   



D i e   G r ü n d u n g   d e s
G ö t t i n g e r   H a i n b u n d e s
a m   1 2 .   S e p t e m b e r   1 7 7 2


Aus einem Brief von Johann Heinrich Voß
an Ernst Theodor Johann Brückner
vom 21. September 1772,
zitiert nach Ludwig Heinrich Christoph Hölty,
Gesammelte Werke und Briefe. Herausgegeben von
Walter Hettche. Wallstein Verlag,
Göttingen 1998


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Ach den 12 Sept., mein liebster Freund, da hätten Sie hier seyn sollen. Die beyden Millers, Hahn, Hölty, Wehrs und ich giengen noch des Abends nach einem nahgelegnen Dorfe. *) Der Abend war außerordentlich heiter, und der Mond voll. Wir überließen uns ganz den Empfindungen der schönen Natur. Wir aßen in einer Bauerhütte eine Milch, und begaben uns darauf ins freye Feld. Hier fanden wir einen kleinen Eichengrund, und sogleich fiel uns allen ein, den Bund der Freundschaft unter diesen heiligen Bäumen zu schwören. Wir umkränzten die Hüte mit Eichenlaub, legten sie unter den Baum, und faßten uns alle bey den Händen, und tanzten so um den eingeschloßenen Stamm herum; riefen den Mond und die Sterne zu Zeugen unsers Bundes an, und versprachen uns eine ewige Freundschaft. Dann verbündeten wir uns, die größte Aufrichtigkeit in unsern Urtheilen gegen einander zu beobachten, und zu diesem Entzwecke die schon gewöhnliche Versammlung noch genauer und feyerlicher zu halten. Ich ward durchs Loos zum Aeltesten erwählt. Jeder soll Gedichte auf diesen Abend machen, und ihn jährl. begehn. Nächstens sag ich Ihnen mehr davon.
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      *)
      wahrscheinlich Weende, nördlich von Göttingen, heute ein Stadtteil.