Johann Christoph Gottsched
1700 - 1766
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Der Autor
Johann Christoph Gottsched wird am 2. Februar 1700 in Juditten in Ostpreußen als Sohn des Pfarrers Christoph Gottsched und dessen Frau Anna Regina Biemann geboren. 1714 immatrikuliert er sich an der Albertina in Königsberg zum Studium der Theologie, Philosophie, Mathematik, Physik, klassische Philologie, Poesie und Rhetorik. 1719 promoviert er zum Magister der Philosophie. Aus Angst vor den preußischen Werbern, die nach den «Langen Kerlen» suchen flüchtet der hochgewachsene Gottsched mit seinem Bruder 1724 nach Leipzig. Dort macht er die Bekanntschaft von Johann Burkhardt Menke, dem einflußreichen Herausgeber der «Acta eruditorum». Dieser führt ihn in die «Societas Philoteutonico Poetica» (Teutschübende Poetische Gesellschaft) ein, deren Ziel die Schaffung einer deutschen Einheitssprache ist. Als Gottsched 1727 deren Leitung übernimmt, macht er sie als «Deutsche Gesellschaft» zum Forum seiner sprach- und dichtungsreformatorischen Bemühungen. Nachdem er 1724 die venia legendi erworben hatte, hält er ab 1725 Vorlesungen an der Universität Leipzig. 1730 wird er dort zum außerordentlichen Professor für Poesie und Beredsamkeit berufen. In dieser Zeit wird er mit der Theaterprinzipalin Friederike Caroline Neuber bekannt. Diese führt 1731 mit ihrer Schauspieltruppe Gottscheds «Sterbenden Cato» auf. 1735 wird Gottsched zum ordentlichen Professor für Logik und Metaphysik in Leipzig ernannt. Er heiratet 1736 Luise Adelgunde Victorie Kulmus (die Gottschedin), die auch literarisch tätig ist. Als Aufklärer Vernunft und Moral verpflichtet, kommt Gottsched mit seinem Bemühen um eine deutsche Einheitssprache und mit seiner Regelpoetik immer mehr mit seinen Zeitgenossen in Konflikt. Auch mit seiner Auffassung, daß Literatur keine irrationalen und religiösen Themen zu behandeln und vornehmlich eine moralische Aufgabe habe, stößt er auf Ablehnung. Im sogenannten «Züricher Literaturstreit» kommt es mit den beiden Schweizer Literaten Johann Jakob Bodmer und Johann Jakob Breitinger zu heftigen Auseinandersetzungen. Die literarische Welt wendet sich mit Hohn und Spott von ihm ab. Auch Lessing kritisiert ihn in seinem 17. Literaturbrief vernichtend. Gottsched stirbt am 12. Dezember 1766 in Leipzig. Erst am Ende des 19. Jahrhunderts setzt eine Neubewertung seines Schaffens ein – und eine Würdigung seiner Verdienste um die deutsche Sprache und Literatur.
«Zuallererst wähle man sich einen moralischen Satz, der in dem ganzen Gedichte zum Grunde liegen soll, nach Beschaffenheit der Absichten, die man sich zu erlangen vorgenommen. Hierzu ersinne man sich eine ganz allgemeine Begebenheit, worin eine Handlung vorkommt, daran dieser erwählte Lehrsatz sehr augenscheinlich in die Sinne fällt.» (Versuch einer critischen Dichtkunst)
Johann Christoph Gottsched (L. Schorer pinxit Regiomontii 1744)
Das Werk
De mutationibus barometri in tempestatibus pluviis (1719) Genuinam omnipraesentiae divinae notionem distincte explicatam et observationibus illustratam defendet J. C. G. (1724) Die vernünftigen Tadlerinnen (Zeitschrift, 1725-26) Bernhards von Fontenelle Gespräche der Todten und Plutons Urtheil über dieselben (1727) >>> (Internet Archive) (Zeitschrift, 1727-29) Vindiciarum systematis influxus physici sectio posterior philosophica (1728-29) Grundriß zur vernunftmäßigen Redekunst (1729) >>> (Internet Archive) Versuch einer Critischen Dichtkunst vor die Deutschen (1730) >>> (Internet Archive) Der sterbende Cato, ein Trauerspiel (1731/32) >>> (Zeno) Beyträge zur critischen Historie der deutschen Sprache, Poesie und Beredsamkeit (Zeitschrift, 1732-44) >>> (Internet Archive) Erste Gründe der gesamten Weltweisheit - alle philosophischen Wissenschaften in natürlicher Verknüpfung (1733-34) >>> (Google) Ausführliche Redekunst, nach Anleitung der alten Griechen und Römer (1736) >>> (Internet Archive) Gedichte (1736) >>> (Internet Archive) Lob- und Gedächtnißrede auf den Vater der deutschen Dichtkunst Opitz (1739) Festrede zur 300jährigen Jubelfeier der Erfindung der Buchdruckerkunst (1740) Herrn Peter Baylens, weyland Professors der Philosophie und Historie zu Rotterdam, Historisches und Critisches Wörterbuch, Band 1, Band 2, Band 3, Band 4 (1741-1744) Atalanta oder die bezwungene Sprödigkeit (1741) >>> (Zeno) Gedächtnißrede auf den unsterblich verdienten Dom Herrn in Frauenberg, Nicolaus Copernicus (1743) >>> (Internet Archive) Deutsche Schaubühne nach den Regeln und Exempeln der Alten (1740-45) Neuer Büchersaal der schönen Wissenschaften und freyen Künste (Zeitschrift, 1745-50) Grundlegung der deutschen Sprachkunst - nach Mustern der besten Schriftsteller des jetzigen und vorigen Jahrhunderts (1748) >>> (Internet Archive) Neueste Gedichte (1750) Das neueste aus der anmutigen Gelehrsamkeit (Zeitschrift, 1751-62) Kern der deutschen Sprachkunst (1753) Vorübungen der Beredsamkeit (1754) >>> (Internet Archive) Historische Lobschrift des weiland hoch- und wohlgebohrnen Herrn Christians, Freyherrn von Wolf (1755) Vorübungen der lateinischen und deutschen Dichtkunst zum Gebrauche der Schulen (1756) >>> (Internet Archive) Nöthiger Vorrath zur Geschichte der deutschen dramatischen Dichtkunst, erster und zweiter Teil (1757/65) Akademische Redekunst (1759) >>> (Internet Archive) Handlexikon der schönen Wissenschaften und freyen Künste (1760) Vollständigere und neuerläuterte deutsche Sprachkunst (1762) (1762) >>> (Internet Archive) Leben der Gottschedinn (1763) Erste Gründe der Vernunftlehre (1766) Briefe >>> (Internet Archive)
Sekundäres
Johann Christoph Gottsched (Wikipedia) Johann Christoph Gottsched (ADB) Johann Christoph Gottsched (BBAW) |