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 U s c h    N a m e h.   

 B u c h    d e r    L i e b e.   
 

 
 
     

03,1
Musterbilder.
 
     
 M u s t e r b i l d e r.   

Hör' und bewahre
   Sechs Liebespaare.
Wortbild entzündet, Liebe schürt zu:
   Rustan und Rodawu.
 5Unbekannte sind sich nah:
   Jussuph und Suleika.
Liebe nicht Liebesgewinn:
   Ferhad und Schirin.
Nur für einander da:
10   Medschnun und Leila.
Liebend im Alter sah
   Dschemil auf Boteinah.
Süße Liebeslaune,
   Salomo und die Braune!
15Hast du sie wohl vermerkt,
   Bist im Lieben gestärkt.
 

     
03,1
Musterbilder.

03,3
Lesebuch.
 
     
  L  e  s  e  b  u  c  h.   

   Wunderlichstes Buch der Bücher
Ist das Buch der Liebe;
Aufmerksam hab' ich's gelesen:
Wenig Blätter Freuden,
 5Ganze Hefte Leiden,
Einen Abschnitt macht die Trennung.
Wiedersehn! ein klein Capitel
Fragmentarisch. Bände Kummers
Mit Erklärungen verlängert,
10Endlos ohne Maas.
O! Nisami! - doch am Ende
Hast den rechten Weg gefunden;
Unauflösliches wer löst es?
Liebende sich wieder findend.
 

     
03,3
Lesebuch.

03,5
Gewarnt.
 
     
  G  e  w  a  r  n  t.   

   Auch in Locken hab' ich mich
Gar zu gern verfangen,
Und so Hafis! wär's wie dir
Deinem Freund ergangen.
 
 5   Aber Zöpfe flechten sie
Nun aus langen Haaren,
Unterm Helme fechten sie,
Wie wir wohl erfahren.
 
   Wer sich aber wohl besann
10Läßt sich so nicht zwingen:
Schwere Ketten fürchtet man,
Rennt in leichte Schlingen.
 

     
03,5
Gewarnt.

03,6
Versunken.
 
     
  V  e  r  s  u  n  k  e  n.   

   Voll Locken kraus ein Haupt so rund! -
Und darf ich dann in solchen reichen Haaren,
Mit vollen Händen hin und wieder fahren
Da fühl' ich mich von Herzensgrund gesund.
 5Und küss' ich Stirne, Bogen, Auge, Mund,
Dann bin ich frisch und immer wieder wund.
Der fünfgezackte Kamm wo sollt' er stocken?
Er kehrt schon wieder zu den Locken.
Das Ohr versagt sich nicht dem Spiel,
10Hier ist nicht Fleisch, hier ist nicht Haut,
So zart zum Scherz so liebeviel!
Doch wie man auf dem Köpfchen kraut,
Man wird in solchen reichen Haaren
Für ewig auf und nieder fahren.
15So hast du Hafis auch gethan,
Wir fangen es von vornen an.
 

     
03,6
Versunken.

03,7
Bedenklich.
 
     
 B e d e n k l i c h.   

   Soll ich von Smaragden reden,
Die dein Finger niedlich zeigt?
Manchmal ist ein Wort vonnöthen,
Oft ist's besser daß man schweigt.
 
 5   Also sag' ich: daß die Farbe
Grün und augerquicklich sey!
Sage nicht daß Schmerz und Narbe
Zu befürchten nah dabey.
 
   Immerhin! du magst es lesen!
10Warum übst du solche Macht!
,,So gefährlich ist dein Wesen
Als erquicklich der Smaragd."
 

     
03,7
Bedenklich.

03,9
Schlechter Trost.
 
     
 S c h l e c h t e r    T r o s t.   

   Mitternachts weint' und schluchtzt' ich,
Weil ich dein entbehrte.
Da kamen Nachtgespenster
Und ich schämte mich.
 5Nachtgespenster, sagt ich,
Schluchzend und weinend
Feindet ihr mich, dem ihr sonst
Schlafendem vorüberzogt.
Große Güter vermiss' ich.
10Denkt nicht schlimmer von mir
Den ihr sonst weise nanntet,
Großes Uebel betrifft ihn! -
Und die Nachtgespenster
Mit langen Gesichtern
15Zogen vorbey,
Ob ich weise oder thörig
Völlig unbekümmert.
 

     
03,9
Schlechter Trost.

03,10
Genügsam.
 
     
 G e n ü g s a m.   

   ,,Wie irrig wähnest du
Aus Liebe gehöre das Mädchen dir zu.
Das könnte mich nun gar nicht freuen,
Sie versteht sich auf Schmeicheleyen."
 D i c h t e r.     
 5   Ich bin zufrieden daß ich's habe!
Mir diene zur Entschuldigung:
Liebe ist freywillige Gabe
Schmeicheley Huldigung.
 

     
03,10
Genügsam.

03,11
Gruß.
 
     
 G r u ß.   

   O wie selig ward mir!
Im Lande wandl' ich
Wo Hudhud über den Weg läuft.
Des alten Meeres Muscheln
 5Im Stein sucht' ich die versteinten,
Hudhud lief einher
Die Krone entfaltend.
Stolzirte, neckischer Art,
Ueber das Todte scherzend
10Der Lebend'ge.
Hudhud, sagt' ich, fürwahr!
Ein schöner Vogel bist du.
Eile doch, Wiedehopf!
Eile der Geliebten
15Zu verkünden daß ich ihr
Ewig angehöre.
Hast du doch auch
Zwischen Salomo
Und Saba's Königin
20Ehemals den Kuppler gemacht!
 

     
03,11
Gruß.

03,12
Ergebung.
 
     
  E  r  g  e  b  u  n  g.   

   ,,Du vergehst und bist so freundlich,
Verzehrst dich und singst so schön."
 D i c h t e r.     
   Die Liebe behandelt mich feindlich!
Da will ich gern gestehn
 5Ich singe mit schwerem Herzen.
Sieh doch einmal die Kerzen,
Sie leuchten indem sie vergehn.
 

     
03,12
Ergebung.

03,13
Unvermeidlich.
 
     
 U n v e r m e i d l i c h.   

   Wer kann gebieten den Vögeln
Still zu seyn auf der Flur?
Und wer verbieten zu zappeln
Den Schafen unter der Schur?
 
 5   Stell' ich mich wohl ungebärdig
Wenn mir die Wolle kraust?
Nein! Die Ungebärden entzwingt mir
Der Scheerer der mich zerzaust.
 
   Wer will mir wehren zu singen
10Nach Lust zum Himmel hinan?
Den Wolken zu vertrauen
Wie lieb sie mir's angethan.
 

     
03,13
Unvermeidlich.

03,14
Geheimes.
 
     
  G  e  h  e  i  m  e  s.   

   Ueber meines Liebchens Aeugeln
Stehn verwundert alle Leute,
Ich, der Wissende, dagegen
Weiß recht gut was das bedeute.
 
 5   Denn es heißt: Ich liebe diesen,
Und nicht etwa den und jenen,
Lasset nur ihr guten Leute
Euer Wundern, euer Sehnen.
 
   Ja, mit ungeheuren Mächten
10Blicket sie wohl in die Runde;
Doch sie sucht nur zu verkünden
Ihm die nächste süße Stunde.
 

     
03,14
Geheimes.

03,15
Geheimstes.
 
     
 G e h e i m s t e s.   

   ,,Wir sind emsig nachzuspüren,
Wir, die Anecdotenjäger,
Wer dein Liebchen sey und ob du
Nicht auch habest viele Schwäger.
 
 5   Denn daß du verliebt bist sehn wir,
Mögen dir es gerne gönnen;
Doch daß Liebchen so dich liebe
Werden wir nicht glauben können."
 
   Ungehindert, liebe Herren,
10Sucht sie auf, nur hört das Eine:
Ihr erschrecket wenn sie dasteht,
Ist sie fort, ihr koost dem Scheine.
 
   Wißt ihr wie Schehƒb-eddin
Sich auf Arafat entmantelt,
15Niemand haltet ihr für thörig
Der in seinem Sinne handelt.
 
   Wenn vor deines Kaysers Throne,
Oder vor der Vielgeliebten
Je dein Name wird gesprochen
20Sey es dir zu höchstem Lohne.
 
   Darum war's der höchste Jammer
Als einst Medschnun sterbend wollte
Daß vor Leila seinen Namen
Man forthin nicht nennen sollte.
 

     
03,15
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