Johann Wolfgang Goethe
1749 - 1832
Die Leidendes jungen Werthers
Zweyter Theil
|
|
____________________________________________
| |
|
am 21. Aug.
Wie man eine Hand umwendet, ist's anders mit mir. Manchmal will so ein freudiger Blik des Lebens wieder aufdämmern, ach nur für [147] einen Augenblik! Wenn ich mich so in Träumen verliehre, kann ich mich des Gedankens nicht erwehren: Wie, wenn Albert stürbe! Du würdest! ja sie würde – und dann lauf ich dem Hirngespinste nach, bis es mich an Abgründe führt, vor denen ich zurükbebe.Wenn ich so dem Thore hinaus gehe, den Weg, den ich zum erstenmal fuhr, Lotten zum Tanze zu holen, wie war das all so anders! Alles, alles ist vorüber gegangen! Kein Wink der vorigen Welt, kein Pulsschlag meines damaligen Gefühls. Mir ist's, wie's einem Geiste seyn müßte, der in das versengte verstörte Schloß zurükkehrte, das er als blühender Fürst einst gebaut und mit allen Gaben der Herrlichkeit ausgestattet, sterbend seinem geliebten Sohne hoffnungsvoll hinterlassen. |