[180]
|
S p a z i r g a n g .
__________
F a u s t in Gedanken auf und ab gehend. Zu ihm M e p h i s t o p h e l e s .
M e p h i s t o p h e l e s .
|
2805 | Bey aller verschmähten Liebe! Beym höllischen Elemente!
Ich wollt, ich wüßte 'was ärgers, daß ich's fluchen könnte!
F a u s t .
Was hast? was kneipt dich denn so sehr?
So kein Gesicht sah' ich in meinem Leben!
M e p h i s t o p h e l e s .
Ich möcht' mich gleich dem Teufel übergeben,
|
2810 | Wenn ich nur selbst kein Teufel wär'!
F a u s t .
Hat sich dir was im Kopf verschoben?
Dich kleidet's, wie ein Rasender zu toben!
|
[181] | M e p h i s t o p h e l e s .
Denkt nur, den Schmuck für Gretchen angeschafft,
Den hat ein Pfaff hinweggerafft! -
|
2815 | Die Mutter kriegt das Ding zu schauen,
Gleich fängt's ihr heimlich an zu grauen:
Die Frau hat gar einen feinen Geruch,
Schnuffelt immer im Gebetbuch,
Und riecht's einem jeden Möbel an,
|
2820 | Ob das Ding heilig ist oder profan;
Und an dem Schmuck da spürt sie's klar,
Daß dabey nicht viel Segen war.
Mein Kind, rief sie, ungerechtes Gut
Befängt die Seele, zehrt auf das Blut.
|
2825 | Wollen's der Mutter Gottes weihen,
Wird uns mit Himmels=Manna erfreuen!
Margretlein zog ein schiefes Maul,
Ist halt, dacht' sie, ein geschenkter Gaul,
Und wahrlich! gottlos ist nicht der,
|
2830 | Der ihn so fein gebracht hierher.
Die Mutter ließ einen Pfaffen kommen;
Der hatte kaum den Spaß vernommen,
Ließ sich den Anblick wohl behagen.
|
[182] | Er sprach: So ist man recht gesinnt!
|
2835 | Wer überwindet der gewinnt.
Die Kirche hat einen guten Magen,
Hat ganze Länder aufgefressen,
Und doch noch nie sich übergessen;
Die Kirch' allein, meine lieben Frauen,
|
2840 | Kann ungerechtes Gut verdauen.
F a u s t .
Das ist ein allgemeiner Brauch,
Ein Jud' und König kann es auch.
M e p h i s t o p h e l e s .
Strich drauf ein Spange, Kett' und Ring',
Als wären's eben Pfifferling',
|
2845 | Dankt' nicht weniger und nicht mehr,
Als ob's ein Korb voll Nüsse wär',
Versprach ihnen allen himmlischen Lohn -
Und sie waren sehr erbaut davon.
F a u s t .
Und Gretchen?
M e p h i s t o p h e l e s .
Sitzt nun unruhvoll,
|
2850 | Weiß weder was sie will noch soll,
|
[183] | Denkt an's Geschmeide Tag und Nacht,
Noch mehr an den, der's ihr gebracht.
F a u s t .
Des Liebchens Kummer thut mir leid.
Schaff' du ihr gleich ein neu Geschmeid'!
Am ersten war ja so nicht viel.
M e p h i s t o p h e l e s .
O ja, dem Herrn ist alles Kinderspiel!
F a u s t .
Und mach', und richt's nach meinem Sinn!
Häng' dich an ihre Nachbarinn.
Sey Teufel doch nur nicht wie Brey,
|
2860 | Und schaff' einen neuen Schmuck herbey!
M e p h i s t o p h e l e s .
Ja, gnäd'ger Herr, von Herzen gerne.
Faust ab.
M e p h i s t o p h e l e s .
So ein verliebter Thor verpufft
Euch Sonne, Mond und alle Sterne
Zum Zeitvertreib dem Liebchen in die Luft.
ab.
|