BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Sibylle Schwarz

1621 - 1638

 

Deutsche Poëtische Gedichte

 

Der erste Teil

 

1650

 

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Trawer-Spiel/

Wegen einäscherung

ihres Freudenorts

Fretow.

 

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Scena 2.

 

Autor.

Wie bebt der Himmel so? wie zittert so die Erde?

Wie wird der Tag so Nacht? wie gehn der Sonnen Pferde

So schneller als vorhin? was ist es für ein Rauch /

Der aus dem Norden komt? Ich seh ein Fewer auch /

Daß / als Vesuvius und Ethna / wenn sie strewen

Die Flammen in die Lufft / und siedent Hartz ausspeyen /

Sich wütend dort erzeigt / was ist es für ein Schein /

Davor die Sonn erschrickt/ und nicht wil Sonne sein?

Die sonst zu Fretow sein / und mit den Schwanen baden.

Da geht der Satyrn Schar / da leuft der gute Pan /

Tregt seine Feld-Schalmey / und groben Dulcian.

Da komt Melpomene / mit ungeseumten Füssen /

Rent wie ein durstig Hirsch / die andren Schwestern müßen

Nicht ferne von ihr sein / hört / wie sie weint und heült /

Als ob ihr ander Volck sich etwa lang verweilt.

T?alien seh ich schon / schaut / Clio bringt die Fleüten /

Terpsichore die Geig / und hat auff einer Seiten

Ein lieblichs Instrument / tregt Harffen und Pandor /

Euterpe folgt ihr nach / und Cyntius leuft vor; [Seite]

Erato schreyt Alarm / die andern alle kommen /

Und haben Daphnen Haar / von ihrer Stirn genommen.

Was mus mir dieses sein? die Parcen alle drey /

Die zarten Gratien sind gleichfals mit darbey!

 

Mercurius.

Ihr Schwäger / Fretow brent;

 

Schwäger.

Die Zeitung ist nicht lieb /

Ach werest du so wöll ein Lügner / als ein Dieb.

 

Mercurius.

Was? Pflegt man Göttern auch Die Fehler auff zu rücken?

 

Autor.

Verzeih ihn' grosser Gott; sie können sich nicht schicken

In die so schnelle Post / die Geister sind verwirrt.

 

Mercurius.

Ich laß es gerne gehn / ich seh sie sind verirrt.

 

Chor der Schwäger.

Neptunus / grosser Gott / kom doch aus deiner Hütten /

Laß deiner Wellen Schar sich über Fretow schütten!

Ey Jupiter halt doch den Regen nun nicht ein!

Es müsse umb und umb nur alles Wasser sein!

Ihr Freunde weinet viel / damit die trüben Zehren /

Der unverhofften Brunft/ ein wenig mögen wehren!

Ihr Quelle[n] springt hervor / und helft uns aus der Noht!

Gebt / ihr Aegypter / gebt/ ey gebt uns euren Gott /

Der den Chaldeern vor ihr Götzen-Feur verzähret!

Wie komts / das Jupiter dem Schaden nun nicht wehret /

Da doch der Götter Schar so manchen lieben Tag /

Bey unser Compagney / in Freuden schliessen pflag?

Nun ist es all gethan / die Freud ist uns benommen /

Wer wird nach dieser Zeit / gen Fretow wieder kommen?

Wer wird den Helicon zu Gristow wieder sehn?

Wer wird bey Nachtts Zeit ins Feldt spatziren gehn? [Seite]

Wer wird der Pfeifen Tohn zu Fretow wieder hören?

Wer wird die Sterbe-Kunst den lebendigen lehren?

Wo wird der Schwäger Schar hinfüro frölich sein?

Wo holt man unser Volck mit Instrumenten ein?

Wer wird nach dieser Zeit von Adams Söhnen singen?

Wer lest uns nun zur Lust die Lauten mehr erklingen?

Wer wird hinfort den Storch/ in voller grösse sehn /

und bey der Bährenhaut zu Fretow wieder gehn?

Wo wird der cinc nunhinfort dendrittoa jagente

Wo wird man nach der Zeit von Kelber Sprüngen sagen /

Von Lieb- und Fröligkeit? die schöne Kelberey

Ist itzt wie ein Venin / und macht mich Freuden frey /

Macht das wir nicht sind wir; der Geist ist als erfroren /

Der Augen nützer Schein ist fast bey uns verlohren /

Die Krefte nehmen ab, die Schmertzen aber zu /

Gedenckt man nur ein mahl an unsre alte Ruh.