BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Friedrich von Logau

1604 - 1655

 

Deutscher Sinn-Getichte

Drey Tausend

 

Andres Tausend

 

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Deß Andren Tausend

Zugabe.

 

1.

Von meiner Zugabe.

WAr meine Wahre nicht recht gut/ so geb ich etwas zu/

Damit/ was nicht die Güte thet/ vielleicht die Menge thu.

 

3.

An den Leser.

LEser/ wie gefall ich dir?

Leser/ wie gefellst du mir?

 

49.

Von den entblösten Brüsten.

FRauen=Volck ist offenhertzig; so wie sie sich kleiden jetzt

Geben sie vom Berg ein Zeichen/ daß es in dem Thale hitzt.

 

89.

Der Mittel=Weg.

JN Gefahr vnd grosser Noth

bringt der Mittel=Weg den Tod.

 

125.

Eine reiche Heyrath.

WEr in Ehstand treten will, nimmt ihm meistens vor

Drein zu treten, ob er kann, durch das goldne Thor.

 

129.

Gerechtfertigung.

DAß die Wercke selig machen/ ist zwar nirgend zu verführen;

Daß hingegen sie dem Glauben/ ist gar klar/ mit Recht gebühren;

Wer wil da viel Glauben glauben/ wo sich keine Wercke rühren.

 

132.

Das Wort Gottes.

ABbruch wil an seinem Wort vnser Gott mit nichten leiden/

Zusatz sol bey seinem Wort auch sein Volck nicht minder meiden.

GOttes Wort nicht dürffen lesen; dieser Abbruch ist nicht klein.

Alles Thun was Menschen setzen; wil ein starcker Zusatz seyn.

 

133.

Vom Opitio.

JM Latein sind viel Poeten/ immer aber ein Virgil:

Deutsche haben einen Opitz/ Tichter sonsten eben viel.

 

161.

Weiber=Eifer.

WEiber sind zum zörnen hurtig; vnd jhr Zorn ist nicht zu sagen/

Wann der Mann auß jhrer Küche/ Feuer wil in fremde tragen.

 

173.

Fremde Schutz=Herren.

DEr/ der vns für Ketzer helt/ solt vns kriegen für den Glauben:

Freyheit solten schützen die/ die vns Freyheit helffen rauben;

Außgang/ wird zu glauben dir Freyheit/ was du wilst erlauben.

 

177.

Fremde Tracht.

ALamode=Kleider/ Alamode=Sinnen;

Wie sichs wandelt aussen/ wandelt sichs auch innen.

 

178.

An die Grossen/ Psal. 4. v. 3.

LJeben Herren/ wie so sehr habet jhr das eitel lieb!

Und wie gerne haben auch Lügen bey euch jhren Trieb!

Lieben Herren/ mercket drauff/ lieben Herren dencket nach!

Eitelkeit gebiert nur Rew/ Lügen bringen Ungemach.

 

179.

Verfolgung.

DIeweil Religion bestehet im Gemüte/

Wie daß man sie dann sucht mit Eisen/ im Geblüte?

 

190.

Verschwiegenheit.

WEnig reden/ viel verschweigen.

Jst den Weibern selten eigen.

 

192.

Stadt vnd Land.

STädte/ sind die Beutel=Mühlen; vnd das Land/ ist Müller=Gast:

Jedem wird daselbst zu Staube/ was sein Beutel in sich fast.

 

197.

Haus=Friede.

HAlt dich friedlich mit den deinen/

Traw nicht leichtlich fremden meinen.

 

201.

Glückwuntsch

An eine Fürstliche Person über

Geschlossenem Friede.

AN von der Zeit/ da das Heil

Uns durch Christum ward zu theil/

Hatte gleich den Bilder=Bogen

Und der zwölffer Thiere Zahl

5

Titan rüstig durch gezogen

Sechzehn Hundert/ sechzehn mal/

Herr vnd Fürst/ da vnsrer Welt

Euch der Herren Herr gestellt.

Zweymal drüber war die Sonne

10

Durchgereiset diese Bahn/

Als Alecto Zunder sponne

Drauß der lange Krieg entbran.

Herr/ jhr dencket nicht ein Jahr

Drinnen freyer Friede war!

15

Weil jhr dieses Liecht genussen

Weil jhr diesen Hut besitzt

Hat die Oder roth geflussen/

Denn das Land hat Blut geschwitzt.

Eurer Einkunfft bestes war

20

Trew/ bey vntergebner Schaar:

Liebe/ habt jhr außgegeben

Liebe/ namt jhr wieder ein:

Eure Sorge halff vns leben

Wurden sonsten wenig seyn.

25

Denn was jetzund noch sind wir.

Euch habt billich dieses Jhr:

Was wol sonst für viel ermüden

Steht Regenten zum Genieß/

Dieses fraß der Wider=Frieden

30

Daß er wenig übrig ließ.

Frevel/ Boßheit/ Tölpeley

Hoffart/ Neyd/ Trug/ Schinderey

Hat sich offt an Euch gerieben/

Den die Säw vor hörten nicht

35

Wann er sie Stall=ein getrieben/

Der hat Fürsten jetzt vernicht.

Denn es gieng ein loser Mann

Offters einen beßren an/ (Job. 30.)

Welcher vnsrer Väter Hunden

40

Fürzustehen nichtig war/

Dieser hat sich vnterwunden

Thron zu meistern vnd Altar.

GOtt in Euch vnd Jhr in GOtt

Waret mehr als Drang vnd Spot/

45

Eure Brust voll Himmels=Sinnen

Lachte/ wann ein Kotig Wurm

Eures Geistes hohen Zinnen

Bote spöttisch einen Sturm.

Weil an GOtt rechtschaffen war

50

Euer Hertz nur jmmerdar/

Hat es künnen frey gebitten

Von dem Himmel stets gestärckt/

Dieser Zeiten wildem Wüten/

Daß es jmmer Ruh gemerckt.

55

Felsen/ die mit Meer vnd Wind

Täglich gleich zu Felde sind/

Künnen täglich dennoch siegen:

Zuversicht auff GOtt gesetzt

Ward von keinem vnten=liegen

60

Je bestritten/ je verletzt.

Gott sey Danck! Jhr seyd durch hin/

Seht nun traurig abeziehn

Das verruchte Raub=Geschmeisse

Welches vnsrer Wolfahrt Graß

65

Und was wuchs von vnsrem Schweisse

Geitzig jmmer abe fraß.

GOtt sey danck! deß Friedens=Thaw

Feuchtet wieder vnser Aw

Die deß Krieges=Brunst besenget/

70

Daß sich wieder frischer Safft

Jn die dürre Wurtzel menget

Und zum wachsen gibet Krafft.

Gott sey danck! sein Feuer=Heerd

Wird wievor/ nicht umgekehrt/

75

Seine Diener/ seine Lieben/

Die für Drang/ Zwang/ Pein vnd Schmach

Endlich mehr kaum kunten giben/

Hoffen Lufft vnd mehr Gemach.

Fürsten werden Fürsten seyn/

80

Praler müssen legen ein:

Ehre darff nicht mehr der Schande/

Wie bißher/ zu Hofe gehn:

Haupt/ wird in deß Hauptes=Stande/

Fuß/ wird zu den Füssen stehn.

85

Satzung/ Ordnung/ Gleich vnd Recht

Bleibt nicht mehr der Boßheit Knecht:

Diebe werden wieder hangen

Fest an Hanff vnd hoch an Holtz/

Nicht in göldnen Ketten prangen

90

Arg im Sinn vnd frech an Stoltz.

Der dem Pfluge vor entlieff/

Bauren in den Beutel grieff/

Und bey fremdem Tische schmauste/

Wird nun wieder mussen hin

95

Wo die Krae dem Schweine lauste/

Ochsen her für Flegeln ziehn/

Unser vngesparter Fleiß

Unser vngescheuter Schweiß/

Wird vns ja was wieder nützen/

100

Daß wir nicht für Raubrisch Maul/

Wie bißher/ so bitter schwitzen/

Und ernehren fremdes faul.

GOtt sey Danck! der Zornes Brunst

Hat gekehrt in Güt vnd Gunst!

105

Der verleyh vns wahres büssen

Daß wir Argen Gutes thun/

Lange diesen Schatz geniessen

Und beständig mögen ruhn!

Herr/ das jüngst=verfloßne Jahr

110

Zeigte das/ was noch nicht war/

Da sich Friede/ Ruh/ vergnügen

Jn der Armen warmes Band

Wie Jhrs nimmer wüntschen mügen

Euch von Strelitz her sich fand;

115

Da empfinget Jhr voran

Alles was der Friede kan/

Diesen Außbund aller Gaben/

Diese wehrte kleine Welt/

Schaut jhr reichlich in sich haben

120

Mehr noch als die grosse helt.

Weil jhr Friede nie gehabt/

Seyd Jhr desto mehr begabt/

Euer Hertz ist voll vergnügen

Jnnen ist vnd aussen Ruh/

125

Kümt nur bald dazu das Wiegen

Jst deß Glückes Circkel zu.

Auch für dieses Friedens Zier

Sey dir Danck Gott/ für vnd für!

Gib das dieser duple Friede

130

Mög in steter Güte stehn/

Biß die Welt vnd Jhr seyd müde/

Und wollt selbst zu Bette gehn.