BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Friedrich von Logau

1604 - 1655

 

Deutscher Sinn-Getichte

Drey Tausend

 

Erstes Tausend

 

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Deß Ersten Tausend

Neundes Hundert.

 

17.

Am fünfften Sontage nach Epiphan.

WEr vns für Unkraut hält/ vnd wil vns bald vertreiben/

Thut nichts/ als daß er sich sam vns noch auff wird reiben:

Er warte biß zum Augst/ da wird man deutlich kennen

Wer tüglich sey zur Ernt vnd würdig zum verbrennen.

 

33.

Am Sontage

Misericord. Dom.

EIn guter Hirt ist der/ der seinen Leib vnd Leben

Von freyem Willen wil für seine Schafe geben:

Wer ist nun aber der/ der durch Gewalt vnd List/

Zum Theil die Schafe schindt/ zum Theil die Schafe frist.

 

71.

Heutige Welt=Kunst.

ANders seyn/ vnd anders scheinen:

Anders reden/ anders meinen:

Alles loben/ alles tragen/

Allen heucheln/ stets behagen/

5

Allem Winde Segel geben:

Bös= vnd Guten dienstbar leben:

Alles Thun vnd alles Tichten

Bloß auff eignen Nutzen richten;

Wer sich dessen will befleissen

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Kan Politisch heuer heissen.

 

75.

Hofe=Regel.

Non mihi sit servus Medicus,

Propheta, Sacerdos.

FÜrsten wollen keinen Diener/ der da wil/ daß Tranck vnd Essen

Soll nach Ordnung vnd Vermögen seyn getheilt vnd abgemessen:

Fürsten/ wollen keinen Diener/ der da wil voran verkünden

Was auff jhr verkehrtes Wesen/ für Verterben sich wird finden:

5

Fürsten/ wollen keinen Diener/ der da wil daß jhr Gewissen

Sich von allem arg Beginnen kehren soll zu ernstem Büssen.

 

79.

Vorzug zwischen Laus vnd Floh.

DEr Vorsitz ist den Läusen/ für Flöhen wol erlaubt/

Die wie die Flöh/ im Busen nicht wohnen/ nur ums Haupt:

Schmarotzer/ die bey Hofe Credentzen Fürstlich Gut

Sind für gemeinen Heuchlern befreyt zu größrem Mut.