BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Johannes Kepler

1571 - 1630

 

Prognosticum meteorologicum

auf das Jahr 1624

 

1623

 

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Prognosticum meteorologicum

 

Winter Theil.

 

DEr anfang zu diesem Prognostico ist gemacht in dem Prognostico über das ablauffende 1623 Jahr. Dann auff desselben 22 Decembris vor Tags vmb 1 vhr 32 minuten in vnserem Meridiano erreicht die Sonne den nidersten Puncten jhres gantzen vmbkreyses, oder trittet eine Steinbock, als deß Tags zuvor neuer Mond worden, der 17 grad der Wag im Auffgang, Saturnus ober der Erden, im zehenden, Jupiter im 11 Hauß: ☿ bey Venere nahend dem Trigono Saturni vnd Quadrato Martis vnd dieser nahend dem Quincunci Saturni

Was ich nun damals für ein judicium gefellet, dabey muß ichs auch dißmals bewenden lassen; daß es nemlich kalte vnd truckene Zeit sein werde; mit außgang deß Monats Schnee oder gar Regen.

 

Jenner Anno 1624.

WEil zu Eingang dieses Jahrs ♀ jhren stillstandt helt in semisexto Solis, also will nun ein trüber Melancholischer Eingang zugewarten seyn; vnd wird das böse Wetter etlich Tage anhalten, wegen der gedoppelten Verbindung ♄♂ vnd der ☉, im Calender zufinden.

Das Wetter wird auch viel Husten vnd Flüsse verursachen, vnd wo sonsten die Infection grassirt, solche vermehren helffen.

Vom vierdten an hellet es auß vnd gefrieret wider zu, wegen der Winde, legt den 6 vnd 10 ein frischen Schnee, dem Samen sehr angenem. Wird also dieser Monat außdauren, vnd auff die im Calender gesetzte Tage zimlichen Schnee werffen. Hiermit auch die Lufft gereiniget vnd den Seuchen gesteuret wird.

 

Hornung.

DAß man sonderlicher Kälte gewärtig, wann ♄ der Sonnen entgegen lauffet, vnd sich zur Erden nahet, dessen wird in diesem Monat das Widerspiel er folgen. Dann von Liechtmeß an wird das Wetter mit Macht brechen, vnd sich in eine ergenige vnd windige zeit verkehren, biß über die Helfft deß Monats. In den Nideren Landschafften will es gegen dem neuen Liecht allerdings sich zum Lentz schicken, vnd die Violen vnd Lerchen herfür locken.

Aber auff Faßnacht den 20 gibt es ein gedrittes, im Calender zusehen, da wird widerumb ein kalt Loch geöffnet, in Gebürgen legt es einen neuen Schnee, vnd wehet also den überigen Monat auß, daß er winterig genug wird.

Deß Schlags hat man sich vnter hohen vnd nidern Standts, Personen viel zu befahren: Mit bekanntem vnterscheid, starcker Kopfarbeit, schwerer Sorgen, oder iiberiger Trüncke.

 

Mertz.

WIe es der Februarius gelassen, also setzet der Martius das Wetter fort, doch wegen der Sonnen auffsteigens, etwas wärmer. Vmb Mitfasten vnd auff Laetare gibt es schädliche Winde. Da möget jhr Alte wol euere Präxen anhencken, ich rathe euch aber, bleibet damit in der warmen Stuben. Wann hiermit der Himmel sich genugsam ergossen vnd der Eyßbruch völlig geschehen, wird es gähling anfahen heiß zu werden.

 

 

Früling.

 

EIntritt der Sonnen in den ersten Puncten deß Widers geschieht allhie den 20 Martij vor Tags vmb zwey vhr, vier minuten, nit gar einen Tag nach dem neuen Liecht: Wann der 2. grad deß Steinbocks im Auffgang, Sonn vnd Mond im dritten Hauß, ♀ vnd ☿ im andern, ♂ im vierdten zu vnterst, allein ♄ vnd ♃ ob der Erden im achten.

Weil dann ♂ nach der Astrologorum brauch Dominus Anni wird, Er selber aber in detrimento suo stehet, also schöpften die Astrologi hierauß jhr general vrtheil, darumben sie selber in grosser anzahl zuvernemen seynd, wer nur zeit genug hierzu hat.

Ich bleib bey meiner alten Erklärung vor 24 Jahren beschehen, daß es nit grund in der Natur habe, daß man dem Jahr als gleichsam einem neugebornen Menschen auff diesen puncten deß eintritts der Sonnen in den Wider eine Nativitet stellen, vnd auß derselben deß gantzen Jahrs Qualiteten erlernen könde, Sondern es heisset bey mir, Sufficit cuilibet diei constellatio sua. Die erfahrung, deren die Astrologi sich zurühmen pflegen, die muß nicht blind, nit auff hör ich sagen gestellet seyn, sondern sie muß die Augen der Vernunfft haben, so wol als in Medicina. Wann diß, wie billich, zugegeben wird: So hab ich mich meiner dreyssig jährigen eygnen Erfahrung billicher vnd sicherer zu rühmen, als der gantze helle hauff aller Astrologorum sich jhrer vielmal hundert tausend jährigen Erfahrung beym Cicerone zu rühmen gehabt. Was aber vnd wieviel auß dieser Erfahrung zu nemen, wird fast aller Orten von mir gemeldet. Vnd so es etwa vnterlassen wird, geschieht es nur zu Verhütung verdrießlicher Tautologiae. Die summa ist, daß deß Monds liecht mit seinem ab vnd zunemen regiere die feuchtigkeit aller dinge, welche jhr gewisse formam vnd gleichsam ein Leben haben, so daß sie durch jhre eygne thätigkeit nit allein dieses Wachsens empfinden, sondern auch sich selber dar nach richten.

Ferrners daß die gantze Natur aller jrrdischen dingen der Aspecten aller Planeten vntereinander empfinde, vnd durch dieselbige Aspecte als gleichsam durch einen Stachel auffgemuntert vnd zu jhrem Werck angetrieben werde. Dieses ist es alles mit einander, der Himmel gibt allein den Antrieb, vnd gar nit die Materi. Die Wärme primam qualitatem activam, gibt fürnemlich die Sonne, wann sie steiget vnd hoch ist; fället sie vnd wird niderträchtig, so erkalten alle Materien vnd Feuchtigkeiten fein gemählich. Vnd wann dann hiermit die dämpfte so auß der Erden gehen, oben in der Lufft zu Schnee werden (darzu sie keines Planeten anderst nit bedürften, dann nur jhrer Aspecte durch welche die Erdklüfften zum auffdämpffen angetrieben werden) so werden sonderlich die hohe Gebürge mit Schnee zugedeckt, vnd weil die Sonne schwach ist, so bleibt der Schnee; Allda hat nun secunda activa qualitas, Nemlich die Kälte jhren sedem vnd Brunquell einig vnd allein in materia, vnd gar nit im Saturno oder sonsten im Himmel. Dann so lang grosser Schnee in Gebürgen ligt, so lang ist es Winter an denen Orten, da der Schneewind bleset, sonderlich aber auff die Tage, an welchen, wegen deß antriebs der Aspecte, solche Winde blasen. In gleichem auch von vnterschiedlichen Landschafften zureden; so weit der Blick auß den Schneegebürgen reichet, so weit ist entweder gar kein Weingewächs, oder doch ein schwaches, saures gewächs.

Die dritte qualitas passiva, nemlich die Feuchtigkeit, ist die jrrdische Materi selber, vnd kommt im wenigisten nicht von Jove oder Venere, welche man für feuchte Planeten helt, vielweniger von der Sonnen, dann diß soll der truckneste seyn, vom Mond ist zuvor gered. Sie aber die Feuchte, ist das andere Theil von der Erdkugel, ist ein Werck deß ersten Tags der Schöpffung, nemlich alle Meerwasser. Auß diesem Meerwasser werden getrencket alle Klüfften vnd Abgründe der Erdkugel, das ist das Wasser, das in die Kuchel rinnet. In diser Kuchel sitzet ein Koch der heisset Natura sublunaris, ich heiß jhne Animam Terrae, ich achte es sey eben der, welchen Theophrastus Paracelsus Archeum genennet. Dieser Koch ist zumal auch das Feuer oder die kochende Wärme, dergleichen in eines lebenden Thiers Hertzen vnd Leber ist. Wann diese Wärme nit were, wurde die Sonne mit aller jhrer Hitz, vns inwendig in der Erden nit vil kochen, der Mars vilweniger. Wann aber nun jetzo die Himmlische Aspecte auff gewisse Tage einfallen, so hat dieser Koch sein auffmercken auff dieselbige, als gleichsam auff sein Vhr, oder er empfindet derselben, (sensione rationis participe, utpote rei ratione sola plene perceptibilis) als gleichsam eines Hungers; Derowegen er anfahet auffzuhaitzen. Wann diß geschieht, da gehet der warme Dunst über alle Berge auß, vnd wird zu Wasser, diß ist die Feuchtigkeit, vnd also kompt sie vom Himmel, vnd gar nit anderer gestalt.

Hie möchte jemand nitnur mir, sondern auch andern Astrologis welche die Sonne für trucken sprechen, fürwerffen, vnd sagen: Es verursachet ja die Sonne, vnd also der Himmel, daß es im Sommer grosse platzregen, vnd in der Zona Torrida in Africa vnd Peru, ein vierMonatliches vnauffhörliches Regenwetter gibt? Antwort, Es geschieht diß nit durch sein früchtende art, sondern durch sein erhitzende Krafft, die machet alle feuchte gehend, extenuando, daß sie außschwitzet, ist also dise Feuchtung vilmehr eine Außtrücknung, Er nimmt diese Feuchte nit von dem seinen, sondern zeucht sie so zureden, auß der Erden übersich, wann sie dann zu Wasser wird, fellt sie selber wider vntersich ohn sein zuthun.

Die vierdte Qualitas, auch passiva ist die Trückene, die wird vil weniger vom Himmel eingegossen als die Kälte: sondern sie wird vervrsachet, 1. durch die Materi, 2. durch mangel der Materi, 3. durch die Hitz, 4. vnd durch die Kälte. 1. Durch die Materi geschieht es also: Bißweilen kommen die Himm lische Aspecte dem Koch vnter der Erden zur vnzeit, treiben jhne an, wann es etwa nit recht in seiner Kuchel stehet, als ob man einen febricitantem schwitzen machen wolte, da er doch nit schwitzen, sondern nur hitzen kan. Alsdann greifft die Hitz an was sie findet, findet sie nit feuchte Materi, so greifft sie Schwefel vnd Salnitter an. Darauß wird nun nicht ein Dampff, sondern ein Rauch, das ist auch ein Materi, gibt aber nicht Regen, sondern Feuerzeichen, Item es werden etwa darauß nur außdorrende Winde, wie dann die Lufft selber, so auch eine Materi ist, alle dünne anklebende Feuchtigkeiten aufflecket, zu Lufft verkehret, vnd im wädeln mit sich davon führet. 2. Durch Mangel der Feuchte, das ist, wann es lang nicht regnet, verstehet es sich selb, daß diß dürr vnd trucken Wetter heisse. Nun ist diß ein Ordinari, wann der Himmel nit antreibt, das ist, wann es keine Aspecte gibt, so regnet es weniger dann sonsten. Hie habt jhr nun, wie der Himmel trucken mache: nemlich nit anderst, dann wie ein Bettler mich arm machet, dieweil er nemlich mir nichts zugeben hat, davon ich reich würde. 3. Durch Hitz wird es trucken, weil alle Hitze die Feuchtigkeit verzehret: Vnd diß würcket die Sonne auff dem eussern Erdboden, so bald es auff höret zu regnen. Darnebens aber, als erst angezeiget, machet sie diesen eussern Erdboden vnterweilen auch naß, auff ein andere zufällige weise, wann sie nemlich, sein inwendiges angreiffet, die Feuchte herauß schwitzen machet, wie einer vor einem Kachelofen zu schwitzen anfahet, der wird zwar von aussen erstlich naß, aber von jnnen trucken. 4. Durch die Kälte wird es trucken, wann es zugefrieret, da wird die Feuchte hart, vnd an jrer Eygenschafft gehindert, daß sie so lang nit netzen kan, biß sie wider auffgehet. Item die Gefrör zeucht mit der weil alle Feuchte auß dem Erdboden, daß er hernach, wann das Wetter auffgehet, bald zu eim lautern Staub wird.

Hierauß nun ist zusehen, wie weit sich vnsere Himmlische Erfahrung erstrecken möge, nemlich einig vnd allein auff den blossen Antrieb, dieser ist vom Himmel, Wie aber diser Himmlische Antrieb von einem Tag zu dem andern gerathen, vnd was er für Gewitter vervrsachen werde, das stehet jetzo natürlich darvon zureden, auff der innerlichen Beschaffenheit der Erdkugel, vnd auff desselben Vorrath an Feuchte oder Schwefelicher Materia. Da gibt es sehr schwache zweiffelhaffte Vermuhtungen, dann niemand ist noch nie erfunden worden, der an Tag gebracht hette, was es mit dem jnnerlichen Erdboden an Gesund- vnd Kranckheit für eine gestalt vnd vmbgang habe. Der Himmel regiert diesen vmbgang auch nicht allein, sondern es ligt sehr viel an der Materi, auß welcher die Natur alle Metalla in der Erden, vnd alles Gewitter ob der Erden machet, vnd wie es mit den Excrementis beschaffen, ob sie sich gehäuffet, ob sie anflammen oder bleiben werden. Der Himmel selbsten, welcher zwar ja viel hierzu vermag, der gewinnet bißweilen einen vnversehenen Gast, das ist, einen Cometen oder neuen Stern, der thut hernach im Antrieb auch das seinige, also, daß man auch die Himmels gestalt diß orts nicht völliglich vorsehen mag.

Weil aber doch die Materi träg vnd langsam ist, vnd dahero in der Erden auch langsame langwüriger Affecte erwecket, die zu langwüriger feuchte oder trückene vrsach geben: also erzeiget hievon die Erde gemeiniglich auch eusserlich lang vor her jhre Vorbotten, an Thieren, Kräutern vnd Gewächsen, auff welche deß Baursmanns Observationes fundirt, vnd keins wegs zuverachten seynd.

Darumb thun meine Spießgesellen, die viel Prognosticanten, mit mir nicht recht daran, daß sie den Wuchersüchtigen Kauffleuten zur befürderung, jhre Calender so früe zu Marckt richten, vnnd deß Herbsts, (allda dergleichen Vorbotten zuerscheinen pflegen) nit erwarten. Wann sie in allen Landen auff Himmel vnd Erden zumal achtung geben, were zuhoffen, daß man in diesem theil der Naturkündigung etwas bessers in erfahrung bringen wurde. Aber also muß ich schier auch mit hotten, vnd kan mich der Laurn Practica selber nicht so vil, als ich wol solte, gebrauchen oder rühmen: sondern muß dem Erdboden alle Jahr, als gleichsam in einem gemeinen gewonlichen zustandt betrachten: fehl ich hie, vnd es gewinnet der Erdboden etwa ein vngewonliche gestalt innerlich, nach seiner eygenen verborgenen Ordnung, so ists nit wunder, ob schon die Himlische Antrieb nit auff diese weise gerathen, wie ich sie außgelegt. Diß ist allein das beste, daß solche Antriebe, auff jhre gesetzte Täge, nach Ordnung der Aspecten sich gemeiniglich melden mit einer merckhchen übermaß.

Mit diesem Vorbericht schreite ich nu fort in der Beschreibung deß Frülings, vnd hab sicherlich zuvertrösten, daß es vmb Mariae verkündigung wegen der zwyfachen verknüpffung vierer Planeten, jede drydoppelt, einen sehr starcken Stoß thun werde: das überige ist Vermuthung: Nemlich es werde ein warmes überflüssiges Regenwetter, vnd starcke Westwinde seyn, vnd werde die Erdwärm den Schnee im Alpgebürgen von vnten auff angreiffen, vnd auff dem Inn vnd Tonaw ein grosses Gewässer verursachen. Drauff der Lentz recht völlig angehet.

 

April.

DIeser Monat, wird sich der Aspecte halben wol einstellen, doch mehr hitzig dann naß. Es werden alle Baumfrüchten vnd das Rebwerck allerdings herfür kommen. Vnd ließ ich mich die gemeine Astrologische Regel so vil nit jrren, da man für gibet, wann ein Mondsfinsternuß das Baum außschlagen erreiche, daß ein Vnglück über das Obs gehe: Wann nit in der Wochen nach Georgij Saturnus, Mars vnd Mercurius ein gedrittes macheten, da möchte es warlich schädliche kalte Wind vnd Reiffen setzen, wann nit zuvor im Mertzen die SchneeGebürge gar wol geraumet vnd abgedecket worden.

 

May.

EIne schöne liebliche vnd warme Zeit, die will ich bey jhrem Namen Cantate bleiben lassen, auch hernach guter fruchtbarer Netzung gewärtig seyn, allein wollet deß nachfolgenden Sontags Exaudi nit vergessen. Verrichtet jhr den vmbgang schleunig das wird ein gut Zeichen seyn: Ich fürchte aber das Vngewitter vmb den 21. 22. 23. werd euch nach Hauß jagen, oder gar daheim behalten. Zuwünschen es gehe mit stetigem Regen ab, dann so ein helle Nacht drunter käme, möchte es schädliche Reiffen geben, weil in diesem Monat wegen deß vorhergegangenen warmen Wetters alles in voller Blühe stehen wird.

 

Brachmond.

WO der Rebstock , vnd das Traid im Aprili vnd Mayen nit schaden genommen, finden sie diesen Monat ein gut erwünschet Wetter, Himmels halben. Solte aber ein übermaß an Nässe erfolgen, das were ein anzeigen, daß ein jrrdische Vrsach darzu käme, vnd diß würde ein böses Zeichen seyn für die Witterung durch das übrige halbe Jahr. Himmels halben geschieht die meiste Netzung vor vnd vmb S. Veits tag.

 

 

Sommertheil.

 

DIe Sonne erreicht den höchsten Puncten jhres wegs auff den 21 Junij frü vmb 6 Vhren, als bey vns der 24 ♋, sampt im Auffgang, ♂ ein wenig oberhalb im zwölfften, ♄ im ersten, der ☽ bey ♃ im andern. Diese Figura were zimlich, aber die rechte Himmlische vrsachen zur Witterung seynd dieses Quartal über, sonderlich zu end sehr wichtig vnd schwer, wie von einem Monat zum andern folgen solle.

Zwar durch den übrigen Theil deß Junij auß, bleibt es noch bey dem vorigen vrtheil, vnd findet der Weinstock Himmels halben eine sehr erwünschte Zeit zur Blühe, wann er nur zuvor im Aprilen vnnd Mayen keinen schaden genommen.

 

Heumonat.

NVnmehr nähern sich Sonn vnd Mars, vnd eylen beyde zu den zwenen Höchsten im Löwen vereinigt. Deß wird die gewönliche Sommerhitz dißmals desto grösser, vnd ist also in diesem Julio Himmels halben ein gut trucken zeitigung Wetter zuhoffen, dabey das liebe Getraid, zu erquickung deß Armen in langwirigem Hunger vnd Kummer fast erstorbenen gemeinen Mannes, mit glück vnd freuden in die Städel gebracht wird, wo nur so vil Friedens in Landen. Doch zu außgang deß Monats will es anfahen sorglich witteren.

 

Augustmonat.

WIe in beschreibung der grossen Conjunction wie gemeldet worden, ist zwar dieselbige in diesem jetzt ablauffenden 1623 Jahr vnd Monat Julio geschehen, der vortrab aber zu derselben ist gewest Anno 1622 im Junio vnd Julio; Jetzo im Augusto vnd Septembri deß 1624 folgt jhr Nachzug vnd völliges Complement: vnd lauffen die Planeten alle im Löwen, deßhalben der ☽ zumal auff einen Tag jhnen allen durch die Spiesse lauffen muß. Ich vermuthe derhalben, es werde dieser Augustus, sonderlich gegen dem Neuen sich zu einem stetigen Regenwetter schicken, vnd so eine sonderliche grosse Hitz im Junio vnd Julio vorhergegangen were, darff es wol eine grosse menge Heuschrecken geben. GOtt helff an denen Orten da die Pest angreiffet. Der Wein wird sich dises Wetters auch nicht zuerfreuen haben. Vmb Mariae Himmelfahrt vnd Bartholomtei ist groß vnd schaueriges Vngewitter enthalben. Das Grumat bleibt in der nässe, oder wird übel beschmeisset.

 

Herbstmonat.

DAs Wetter continuiret wie es der Augustus gelassen, mit vielem Regen vnd wird der Eingang diß Monat bey diesem erfolg frostig vnd kalt genug seyn, aber nichts desto weniger zornige Donnerwetter mit vnterlauffen.

Hernach vmb Mariae Geburt versehe ich mich wider einer wärme, doch vmb das Neu, vnd biß nach dem 16. noch starcke platzregen.

Es wöll aber der Leser ingedenck seyn, was ich droben in Beschreibung deß Früling Quartals außgedinget, daß ich nemlich die Erd auch dißmals ansehe, wie sie zu gemeinen Zeiten zu seyn pfleget, nemlich voller Feuchtigkeiten, wann nach der Sommer hitz die Sonne nun beginnet zufallen. Solte aber ein vnnatürliche disposition deß Erdbodens fürhanden seyn, würde sich alsdann dieser Exceß deß himmlischen Antriebs auch wol in einem andern Gewitter verspüren lassen, wie Anno 1524 in Februario bey so vilen Conjunctionibus, es nicht Regenwetter geben, wie die Astrologi prognosticirt gehabt, vnangesehen das Zeichen der Fische zum wässerigen Triangul geschätzt wird: sondern es hat hingegen eine vnnatürliche warme, vnd in diesem Monat vngewonliche schöne Zeit gebracht, vnd ist die Bauerschafft in gantz TeutschIand wahnsinnig vnd rasend darbey worden, darauß anstatt der wässerigen ein blutige Sündflut erfolgt, in welcher über ein hundert mal tausendt Baurn ersoffen seynd.

Wer ein gut Rohr hat, der mag auff den 16 früe die beyde Planeten ♂ vnd ♃ vor der Sonnen im Auffgang suchen, Jupiter zwar lässet sich leichtlich finden, aber Mars anderst nicht, dann vielleicht etwa durchs Rohr. Der soll nach dem Calculo Rudolphino nechst oberhalb ♃ hinstreichen, vielleicht laufft er jhme gar vnter, mag jhne doch nit gantz bedecken.

 

 

HerbstQuartal.

 

DEn 22 Septembris nach Mittag vmb acht vhren, 47 minuten überschreitet die Sonne widerumb die Aequinoctial lini, damalen bey vns der 25 grad deß Löwens im Auffgang sampt Saturno, die übrige Planeten alle besser vnten im andern vnd dritten Hauß, der Mond im sechsten, vnd eingang deß Wassermanns. Die Bedeutung were nit sonderlich böse, weder in der Figur nach der Astrologorum meynung noch auch bey den folgenden täglichen Aspecten; wann allein in den vorigen Monaten nicht grosser schaden geschehen were. Gleichwol die Woche vor Michaelis hat noch viel Regens. Deß Obs wird wenig gerahten, die Waldfrüchte erfaulen auch.

 

Weinmonat.

OB wol der Tag nunmehr kurtz, die Sonne nider, versehe ich mich doch keiner sonderlichen Kält, noch Reiffens, sondern halte, es werde auff den 2. 3. mit einem Regen abgehen. Auff den 9. 10. möcht es mehr rauhe Winde geben. So viel nu Weins am Stock noch überig, so keinen schaden genommen von schauer oder fäule, oder im Früeling (dessen doch, förcht ich, wenig sein wird) dem möchte der October, wann schon die Zeitigung im Augusto vnd Septembri vmb etwas verhindert worden, noch etlicher massen zu hülff kommen, daß er dennoch zu trincken sein möchte. Aber auff Galli ist deß Herbsts ein Ende. Fürauß were es mittelmässig, nach art dieses Monats. Grosser Landsterben wird anhalten, wegen deß vntemperirten Sommers vnd der so vielen Conjunctionum.

Es haben auch die Astronomi disen Monat über ein lustige Consideration, wie es mit der Conjunctione magna so eine glimpffige Abkülung gebe. Dann aller massen wie die Planeten in jhren Sphaeris Ordnung halten, eben diese Ordnung findet sich diesen Monat auch im Zodiaco, vnd also in den Appulsibus Lunae ad Planetas, so auch in jhrem täglichen Auffgang. Dann da kommt von erst herfür ♄, nach jhme ♃, nacher dann ☉, bald ♀; hernach ☿, endlich (den 15) ☽.

Gebe der Allmächtige, daß gleich also auch nicht allein das Gewitter, sondern auch die gantze übrige Welt, nach so langer Vnordnung , vnd Zer- rütligkeit sich widerumb in jhre alte anerschaffene Ordnung schicke.

 

Wintermonat.

DIeweil Mercurius diesen Monat mit seinem ruckgang vnd z weyen stillständen zubringt, auch sampt ♀ vnd der Sonnen, durch der obern Planeten Aspectus lauffet, halte ich diese Zeit werde sehr vnstet vnd Melancholisch sein, nicht übermässig kalt. Das meiste Geplüder trifft die Wochen nach Martini. Gegen dem End deß Monats, möchte es in den Gebürgen Schnee werffen, bey vns Regen mit kalten Winden.

 

Christmonat.

ES sihet zu Eingang noch keinem Winter gleich, sondern Regen vnd wähen ist fürhanden. Auff Nicolai auch Melancholisch, in Gebürgen Schnee. Umbs Neu habe man acht auff Nächtliche Feuerzeichen, drauff es scharffe Wind vnd Schnee geben, vnd gegen Luciae zugefrieren wird. Wann diß geschieht, haben wir hernach den überigen Monat auß Kalt vnd zimlich Schnee, gut für die Samen.