|
... hat der schwed milchomoh gehalten mit hamelech mi dene mark jorum haudau ich kan nit vil chiduschim schreiben weil solches bejaldussi geschehen un alis ein kind das in cheder hat sitzen musen, also beaussau seman senen wir tauch altonah gesessen in eitel daagaus. den es ist gar ein kalter winter gewesen das in nun schonim su kein winter is gewesen, man hat in den schwedischen winter geheissen alsu der schwed aler wegen kene iber kumen weil es su hart gefroren ist gewesen, mit ein malt am schabos kumt di zeokoh der schwed kumt ist noch lemochoraus gewesen senen noch im bet gelegen senen mir nebbich ale aus den beten gesprungen un nakdig un blaus mit uns kinder in mockaum gelafen un likzas eizel sefardijim likzas eizel berger sich musen behelfen alsu senen mer seman meat su gesessen alis entlich owi sal hat mischtadel gewesen, un er ist der erste ben jisroel gewesen der sich wider tauch hamburg gesetzt zu waunen, dar nach alis nach grad hat man weiter mischtadel gewesen das jausser balbatim senen ins mokaum kumen zu waunen, un alsu fast ale balbatim ins mokaum gezogen zu waunen, milwad di vor den geirusch tauch altonah gewaunt haben di senen tauch altonah waunen bliben, tauch aussau seman hat man gar wenik massim an der seroroh gegeben ein idrer hat vor sich azmau mit den selbigen di dar zu sein gesetzt geworen akurdirt, aber wir haben kein beis haknesses gehat bemokaum hamburg un ach gar kein kijumim gehat. ach werak senen su gesessen al pi hachessed min eizoh jorum haudau, bnei jisroel senen doch zu samen gangen un minjon gemacht in chadorim su gut si nebbich geltend haben, aub solches hoeizoh jorum haudau schunt likzas gewusst haben si doch durch di finger geren gesehen aber b'im es geistliche haben gewar geworen haben si es nit leiden wolen un uns nebbich verjagt aus das schichtern schaf ...
|
[23] ... Da hat der Schwede Krieg geführt mit dem König von Dänemark – Gott erhöhe seinen Ruhm. Ich kann nicht viel Nachricht davon schreiben, weil solches in meiner Kindheit geschehen ist, als ein Kind, das zu Hause hat sitzen müssen. Also zu dieser Zeit sind wir in Altona gewesen, in eitel Sorgen, denn es ist gar ein kalter Winter gewesen, wie in fünfzig Jahren kein Winter ist gewesen. Man hat ihn den schwedischen Winter geheißen. [24] Also hat der Schwede allerwegen herüberkommen können, weil es so hart gefroren ist gewesen. Auf einmal am Sabbath kommt der Lärm: Der Schwed kommt! Es ist noch früh gewesen, wir sind noch im Bett gelegen, da sind nebbich alle aus den Betten gesprungen und sind nackt und bloß mit uns Kindern nach Hamburg gelaufen. Teilweise haben wir uns bei den Sefardim, teilweise bei den Bürgern behelfen müssen. Dort sind wir kurze Zeit so gesessen, bis endlich mein Vater – sein Andenken sei gesegnet – es erreicht hat, und er ist der erste Jude gewesen, der sich wieder in Hamburg ansässig gemacht hat. Nachgerade hat man weiter erreicht, daß mehrere Familienväter nach Hamburg ziehen durften. Und so sind fast alle Juden nach Hamburg zu wohnen gezogen. Mit Ausnahme von denen, die vor der Vertreibung in Altona gewohnt haben, die sind in Altona wohnen geblieben. In jener Zeit hat man gar wenig Steuer an die Regierung gegeben. Ein jeder hat für sich selbst mit denjenigen, die dafür eingesetzt waren, akkordiert. Aber wir haben in Hamburg kein Bethaus gehabt und auch gar kein Wohnrecht. Nur aus Gnade von dem Rat – Gott erhöhe seinen Ruhm – sind sie dort gewesen. Doch sind die Juden zusammengekommen in ihren Wohnungen zum Beten, so gut sie nebbich gekonnt haben. Wenn solches die Räte der Stadt vielleicht schon gewußt haben, haben sie doch gern durch die Finger gesehen. Aber als es Geistliche gewahr worden sind, haben sie es nicht leiden wollen und uns nebbich verjagt, und wie das schüchterne Schaf...
|
[16] ... hat der Schwede mit dem König von Dänemark – Gott erhöhe seinen [17] Ruhm – Krieg geführt. Ich kann nicht viel Neues darüber schreiben, weil solches in meiner Kindheit geschehen ist, als ich noch im Cheder habe sitzen müssen. In jener Zeit sind wir in Altona in großen Sorgen gewesen; denn es war ein sehr kalter Winter, wie er in 50 Jahren nicht vorgekommen ist; man hat ihn den «schwedischen Winter» geheißen. Der Schwede hat damals überall hinüberkommen können, weil es so hart gefroren war. Mit einem Mal, an einem Sabbat, ertönt das Wehgeschrei: Der Schwede kommt! Es war noch früh am Morgen, alle lagen noch im Bett, da sind wir alle aus den Betten gesprungen und nackt und bloß nach der Stadt (Hamburg) gelaufen und haben uns teils bei Portugiesen teils bei Bürgern behelfen müssen. So haben wir uns kurze Zeit so (= ohne Erlaubnis) dort aufgehalten, bis endlich mein seliger Vater es erreicht (d. h. das Wohnrecht erlangt) hat, und er ist der erste (deutsche) Jude gewesen, der sich wieder in Hamburg niedergelassen hat. Danach hat man allmählich erreicht, daß noch mehr Juden in die Stadt zogen. So ließen sich fast alle jüdischen Hausväter in Hamburg nieder, außer denen, die vor der Austreibung [18]
in Altona gewohnt hatten; die blieben in Altona wohnen. Zu jener Zeit hat man sehr wenig Steuern an die Regierung gezahlt; ein jeder hat für sich selbst mit denen, die dazu eingesetzt waren, akkordiert. Aber wir hatten keine Synagoge in Hamburg und auch keine Aufenthaltsrechte; wir wohnten dort nur durch die Gnade des Rates. Die Juden sind aber doch zusammengekommen und haben Gebetsversammlungen in Zimmern abgehalten, so gut sie konnten. Wenn der Rat auch etwas davon gewußt hat, so hat er ihnen doch gern durch die Finger gesehen. Aber wenn Geistliche es gewahr wurden, haben sie es nicht leiden wollen und haben uns verjagt; wie schüchterne Schafe ...
|
אין דער זעלביגי צייט האט מאן אן גיפאנגין צו רידן פון שבתאי צבי, אביר אוי לנו כי חטאנו אונ' דאז מיר עש ניט ארלעביט האבין אונ' וויא מיר גיהערט האבין אונ' וויא מיר זיך פאשט איין גבילט האבין. ווען איך גידענק אן דער תשובה וואז פון יונגי אונ' אלטי גישעהין, איזט דאש ניט צו ערשרייבן וויא עש ידועה ומפורסם איזט דורך דען גנצין עולם. אה, רבש''ע, אין דער צייט דאז מיר גיהאפיט האבין דאז דוא דיך, בארים הערציגיר גאט, דיך ווערשט איבר דיין ארים פאלק ישראל מרחם זיין אונ' אונש ארליזין, אלזו האבין מיר וואול גיהאפט אליש וויא אשה דיא דאר זיצט אויף דען גווין שטויל אונ' ערביט זוא מיט גרושי שמערטצין אונ' וויא טאג אפ, אונ' פאר מיינט נאך אל איר שמערטצין אונ' וויא טאג ווערט זיא מיט איר קינד ארפרייאיט ווערין. אביר: נאך אל איר שמערטצין אונ' וויא טאג קומט ניקש אנדרשט אלז דאז זיא איין ווינט גיהערט. אלזו, מיין גרויזר גאט אונ' קיניג, איזט אונש אך גישעהן. מיר האבין גיהערט אונ' אל דיין ליבי קנעכט אונ' קינדיר האבן זיך זער גימיט מיט תפילה תשובה וצדקה דורך דער גנצי וועלט, אונ' דיין ליפ פאלק ישראל זענין אויף דען גיווין שטויל גיזעסין, אונ' נאך אל איר שווארי תשובה תפילה וצדקה דאש זיא ב' ג' שנים זיינין אין גיווין שטויל גיזעסין, איזט דאר נאך ניקש אליש ווינט הרויז גיקומין. לא די דאז מיר האבין דאז קינד ניט זוכה גיוועזין צו זעהין, דאר מיר זיך זוא זער אום גמיט האבין אונ' זוא ווייט זענין גיקומין, דאז מיר אונש גנץ פאר זיכירט האבין גיהאלטין, זענין מיר בעו''ה שטעקין בליבין. מיין גאט אונ' הער דערינטהאלבין פאר צאגין דיין פאלק ישראל דאך ניט אונ' האפין טאגליך אויף דיין בארימהערציקייט, דאז דוא זיא ארליזין ווערשט. אפי' שיתמהמ' אחכה בכל יום שיבא. ווען עש דיין הייליגיר וויל ווערט זיין, זוא ווערשטו דיין פאלק ישראל שונט גידענקין. דיא שמחה וואז גיוועזין איזט ווען מאן כתבי' האט גיקראגין דאז איזט ניט צו בישרייבן. דיא מיינשטי כתבי' דיא קומן זיין, האבין דיא ספרדיי' ביקומן, זוא זענין זיא אלי צייט מיט אין איר בית הכנסת גנגין אונ' לשם גילייאיט. זענין טייטשי, יונג אונ' אלט, אך אין איר בית הכנסת גנגין. אונ' דער פורטיגיזין יונגי גיזעלין האבין זיך אלי מאלט אין איר בעשטי קליידיר אן גיטאן, אונ' איין אידריר האט זיך איין גרינין בראטין זיידין באנד אום זיך גיבונדין – דאז איזט שבתאי צבי זיין ליברייא גיוועזין. אלזו זענין זיא אלי בתופי' ובמחולות אין איר ב''ה גנגין, מיט שמחה כשמחות בית שאיבה דיא כתבים גילייאיט. טייליש האבין נעביך אל דאז איריגי פאר קאפט, הויז אונ' הויף, אונ' אליש גיהויפט דאז זיא אלי יום זולין ערליזט ווערדין. חמי ע''ה האט צו האמיל גיוואנט. אלזו האט ער משם עוקר דירה גיוועזין אונ' זיין הויף אונ' הויז וכלי בית מאלה כל טוב אליש שטיהן לאזין אונ' איזט לק''ק הילדסום גיצאגין צו וואנין אונ' האט אונש לכאן המבורג ב' גרושי פעסיר מיט אליר הנט ליינין צייק גשיקט אונ' דרין איזט גיוועזין פון אליר הנט עסין שפייז כגון ערביזין, (בונין), דערפלייש אונ' זונשטין אנדרי גראמפילשפייז פון קוועטשיך שניץ, אליש זוא וואש זיך ווארין קאן, דען דער גוטי מאן ע''ה האט גידאכט מאן ווערט כפשוטה מן המבורג לארץ הקודש פארין. דיזי פעסיר זענין וואול יותר אליש א' שנה בביתי גישטאנדין. ענטליך האבין זיא מוראה גיהאט דער פלייש ושארי זאכין ווערין מכולה גין, האבין זיא אונש גישריבן זולין דיא פעסיר אויף מאכין אונ' וואש עסין שפייז איזט הרויז נעמין, דאש דאש ליינין גיצייק ניט מכולה ווערט. אלזו עש וואול ג' שני' גישטאנדין אונ' אליש גימיינט זולטי עש צו זייניר רייז ברויכן. אביר דעם היכשטין האט עש נאך ניט גיפאלין. מיר ווישן וואול דאז עש אונש דער היכשטי האט צו גיזאגט, אונ' וועןמיר גנץ פרום ווערין פון גרונד אונזיר הערטץ אונ' ניט זוא ביז ווערין, זוא ווייס איך גוויז דאז זיך המקום [ב''ה] זולט איבר אונז מרחם זיין דאש מיר נור זולין האלטין ואהבת לרעיך כמוך. אביר גאט זאל זיך ארבארמין, וויא מיר דאש האלטין! דיא קנאה, דיא שנאות חנם דיא מנקין אונש איזט! דאז קאן קיין גוט טון. דען נאך דוא, ליבר הער גאט, וואז דוא אונש האשט צו גיזאגט, דאז ווערשטו קיניגליך אונ' גינעדיגליך האלטין. אויב עש זיך שונט וועגין אונזרי זינד ווילין זוא לנג פאר ציאיט, זוא ווערין מיר עש דאך גוויש האבין ווען דיין: גיזעצטי צייט איזט. אונ' דרויף וואלין מיר האפין אונ' ביטין צו דיר, גרושין גאט, דאז דוא אונש איין מאלט מיט דער גאולה שלימ' זולשט משמח זיין.
|
... In der selbige Zeit hat man angefangen zu redn fon Shabtai Zvi, aber oy lanu ki chatanu un das mir es nit erlebet haben un wie mir gehert haben un wie mir sich fast eingebilt haben. Wen ich gedenk an der tshuva was fon junge un alte geshehen, ist das nit zu ershreiben, wie es jodea umefursam ist durch den ganzen olam. Ah, rabeinu shel olam, in der Zeit das mir gehofet haben das du dich, barim- herziger Got, dich werst iber dein arim folk Israel meracham sein un uns erleisen, also haben mir wol gehoft ales wie isha die dor sizt oyf den gewin stoyl un erbet so mit grose shmertzen un wie tag af, un fer meynt noch al ir shmertzen un weh tag wert si mit ir kind erfreyet weren. Aber: nach al ir shmertzen un weh tag komt niks andres als das sie eyn wint gehert. Also, meyn groyser got un kenig, ist uns ach geshehen. Mir haben gehert un al dein libe knecht un kinder haben sich ser gemet mit tfila tshuva vezedaka durch der ganze welt, un dein lip folk israel senen oyf den gewin stoyl gesesen, un nach al ir shwere tshuva tfila vezedaka das si 2, 3 shanim senen in gewin stoyl gesesen, ist der niks als wint heroys gekomen. Lo di das mir haben das kind nit soche gewesen zu sehen, der mir sich so sehr um gemit haben un so weyt senen gekomen, das mir uns ganz fersichert haben gehalten, senen mir bo''h shteken bliben. Meyn got un her derenthalben fer- zagen deyn folk israel doch nit un hofen täglich oyf deyn barimherzikeyt, das du sie erlesen werst. Afi shitma echake bekoljom sch'jawo. Wen es deyn heyliger will wert seyn, so werstu deyn folk israel sont gedenken. Die simche was gewesen ist wen man katwe hat gekregen das ist nit zu beshreyben. Die meynste katwe di komn seyn, haben die sefarde bekomen, so senen sie alezeyt mit in ir beit hakneset gengen un lesham geleyet. Senen teitsche jung un alt, auch in ihr beit haknesset gengen. Un der portigisen junge geselen haben sich ale malt in ir beste kleider an getan, un eyn ajedrer hat sich ein grinen breitn seiden band um sich gebunden - das ist Shabtai Zvi seyn livrei gewesen. Also senen si ale betofe uvemecholot in ir b''h gingen, mit simcha k'simchot beit sch'iwa die kotvim gelesen. Teilish haben nebbich al das irige ferkoft, hoys un hoyf, un ales gehoft das si ale jom solen erlest werden. Chami a''h hat zu hamel gewont. Also hat er mesham oker dire gewesen un seyn hoyf un hoys vekle beit maale koltov ales shtehn lasen un ist lk''k hildsum gezogen zu wonen un hat uns lekan hamburg 2 grose Feser mit aller hant leinen zeik geshikt un drin ist gewesen fon aller hant esen shpeis kegon erbesen, (bonen) derfleish un sonsten andre grampelshpeis fon kwetshech shniz, ales so was sich waren kann, den der gute man a''h hat gedacht man wert k'pshuta min hamburg le eretz hakodesh faren. Dise Feser senen wol joter ales 1 shana bebeiti geshtanden. Entlich haben sie more gehat der fleish veshare sachen weren mechole gen, haben sie uns geshribn solen die Feser oyf machen un was ist speys ist heroys nemen, das das leinen gezeyk nit mechole wert. Also es wol 3 shane geshtanden un ales gemeint solte es zu seyner reis broychn. Aber dem hechsten hat es noch nit gefalen. Mir wisn wol das es uns der hechste hat zu gesagt, un wen mir ganz frum weren fon grund unser hertz un nit so bes weren, so weys ich gewis das sich hamakom [b''h] solt iber uns merachem seyn das mir solen halten veahavta lereacha kamocha. Aber got sol sich erbarmen, wie mir das halten! Die kine, die sin'ot chinam di mankin uns ist! Das kann keyn: gut tun. Den noch du, liber her got, was du uns hast zu gesa<g>t, das wers tu keniglich un genediglich halten. Oyb es sich sont wegen unsre sind wilen so lang ferz iet, so weren mir es doch gewis haben wen deyn: gesezte zeyt ist. Un droyf wollen mir hofen un biten zu dir, grosen got, das du uns eyn malt mit der ge'ule shlim' solst mesimche seyn.
|
[74] ... In derselbigen Zeit hat man von Sabbathai Zewi zu reden angefangen. Aber «weh uns, wir haben gesündigt», und daß wir es nicht erlebt haben – und wie wir gehört haben – und was wir uns fast eingebildet haben – und wenn ich gedenk, wie von Jungen und Alten Buße getan worden ist – das ist nicht zu erschreiben. Wie es bewußt und bekannt worden ist durch die ganze Welt – o, Herr der Welt – in der Zeit, da wir gehofft haben, daß du barmherziger Gott dich wirst über dein Volk Israel erbarmen und uns erlösen. Wir haben gehofft wie eine Frau, die da sitzt auf dem Gewinnstuhl und mit großen Schmerzen ihren Wehtag verbringt und meint, nach all ihrem Schmerz und Wehtag [75] wird sie mit ihrem Kind erfreut werden; aber nach all ihrem Schmerz und Wehtag kommt nichts anderes, als daß sie einen Wind gehört. Also, mein großer Gott und König, ist uns auch geschehen. Wir haben gehört und alle deine lieben Knechte und Kinder haben sich sehr gemüht mit Gebet, Buße und Almosen durch die ganze Welt. Und dein liebes Volk Israel ist auf dem Gewinnstuhl gesessen und hat gehofft, nach all seiner schweren Buße, Gebet und Almosen, nachdem sie zwei, drei Jahre sind im Gewinnstuhl gesessen, und es ist nichts als Wind herausgekommen. Nicht nur daß wir nicht würdig waren, das Kind zu sehen, um das wir uns so sehr gemüht haben, sind wir auch noch so weit gekommen, daß wir uns ganz sicher gehalten haben, und sind leider stecken geblieben. Mein Gott und Herr, derenthalben verzagt dein Volk Israel doch nicht und hofft täglich auf deine Barmherzigkeit, daß du es erlösen wirst. «Wenn er auch säumt, so hoffe ich doch täglich, daß er kommt.» Wenn es dein heiliger Wille sein wird, wirst du deines Volkes Israel schon gedenken. Die Freude, die war, wenn man Briefe bekommen hat, ist nicht zu beschreiben. Die meisten Briefe, die gekommen sind, haben die Sefardim bekommen. Dann sind sie allezeit mit ihnen in ihr Bethaus gegangen und haben sie dort gelesen und Deutsche jung und alt sind auch in ihre Synagoge gegangen, und der Portugiesen junge Gesellen haben allemal ihre besten Kleider angetan und jeder hat sich ein grünes, breites, seidenes Band um sich gebunden. Das ist Sabbathai Zewi seine Livrei gewesen. So sind sie alle mit Pauken und Tanz in ihr Bethaus gegangen und haben mit einer Freude wie am Wasserschöpftag die Briefe gelesen. Einige haben nebbich all das Ihrige verkauft, Haus und Hof, und haben als gehofft, daß sie jeden Tag sollen erlöst werden. Mein Schwiegervater – er ruhe in Frieden – hat zu Hameln gewohnt. Also hat er dort seine Wohnung aufgegeben und seinen Hof und sein Haus und seine Möbel, [76] gefüllt mit allem Guten, alles stehen lassen und ist in die Stadt Hildesheim zu wohnen gezogen. Er hat uns hierher nach Hamburg zwei große Fässer mit allerhand Leinenzeug geschickt. Und drin ist gewesen allerhand Essenspeis, wie Erbsen, Bohnen, Dörrfleisch und sonst andere Grämpelspeis von Quetschenschnitz, alles, was sich so aufbewahren läßt. Denn der gute Mann – er ruhe in Frieden – hat gedacht, man wird einfach von Hamburg nach dem heiligen Land fahren. Diese Fässer sind wohl mehr als ein Jahr in meinem Hause gestanden. Endlich haben sie gefürchtet, daß das Fleisch und andere Sachen verderben. Da haben sie uns geschrieben, wir sollen die Fässer aufmachen und was Essenspeis ist, herausnehmen, damit das Leinenzeug nicht verdorben werde. Also ist es wohl drei Jahre gestanden und sie haben als gemeint, sie sollten es zur Reise brauchen. Aber es hat dem Höchsten noch nicht gefallen. Wir wissen wohl, daß es uns der Höchste zugesagt hat. Wenn wir ganz fromm wären, von Grund unserer Herzen, und nicht so böse wären, so weiß ich gewiß, daß Gott sich unser erbarmt hätte. Daß wir nur halten würden: «Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.» Aber Gott soll sich erbarmen, wie wir das halten. Neid und grundloser Haß, die unter uns sind, das kann nicht gut tun. Dennoch, du lieber Herrgott, was du uns zugesagt hast, das wirst du königlich und gnädiglich halten. Ob es sich auch um unserer Sünden willen so lang verzieht, so werden wir es doch gewiß haben, wenn die von dir gesetzte Zeit da ist. Darauf wollen wir hoffen und zu dir, großer Gott, beten, daß du uns einmal mit vollkommener Erlösung erfreuen möchtest.
|
[60] ... Zu jener Zeit hat man angefangen von Sabbatai Zewi zu reden. Aber «wehe uns, daß wir gesündigt» und daß wir es nicht erlebt haben, wie wir es gehört und wie wir es uns fast eingebildet hatten! Wenn ich daran denke, wie damals alte und junge Leute Buße getan haben – das ist ja in der ganzen Welt bekannt. [61] O, Herr der Welt, wie wir gehofft haben, daß du mit deinem Volk Israel Barmherzigkeit üben und uns erlösen würdest, da waren wir wie eine Frau, die auf dem Gebärstuhl sitzt und große Schmerzen und Wehen erleidet. Sie meint, nach allen ihren Schmerzen und Wehen werde sie mit ihrem Kind erfreut werden; aber sie hat nichts anderes als einen Wind gehört. So, mein lieber Gott und König, ist auch uns geschehen. Alle deine lieben Knechte und Kinder in der ganzen Welt haben sich mit Buße, Gebet und Wohltun sehr abgemüht und dein liebes Volk Israel ist zwei bis drei Jahre lang auf dem Gebärstuhl gesessen, aber es ist danach nichts als Wind herausgekommen. Nicht genug, daß wir nicht gewürdigt wurden das Kind zu sehen, um das wir uns so sehr gemüht und das wir schon für ganz sicher gehalten haben: wir sind leider stecken geblieben. Mein Gott und Herr, deswegen verzagt dein Volk Israel doch nicht und hofft täglich darauf, daß du es in deiner Barmherzigkeit erlösen wirst. Wenn sich die Erlösung auch verzögert, so hoffe ich doch an jedem Tage, daß sie kommen wird. Wenn es dein heiliger Wille sein wird, so wirst du deines Volkes Israel schon gedenken. Was für Freude herrschte, wenn man Briefe bekam, [die von Sabbatai Zewi berichteten,] ist nicht zu beschreiben. Die meisten Briefe haben die Portugiesen bekommen. Sie sind immer damit in ihre Synagoge gegangen und haben sie dort vorgelesen. Auch Deutsche, jung und alt, sind in die Portugiesen-Synagoge gegangen. [62] Die portugiesischen jungen Gesellen haben sich allemal ihre besten Kleider angetan und sich grüne, breite Seidenbänder umgebunden – das war die Livrei von Sabbatai Zewi. So sind sie alle «mit Pauken und Reigentänzen» in ihre Synagoge gegangen und haben mit einer Freude, «gleich der Freude beim Wasserschöpfen», die Schreiben vorgelesen. Manche haben Haus und Hof und alles Ihrige verkauft, da sie hofften jeden Tag erlöst zu werden. Mein sel. Schwiegervater, der in Hameln wohnte, ist von dort weggezogen, hat sein Haus und seinen Hof und alle guten Hausgeräte, die darin waren, stehen lassen und seine Wohnung nach Hildesheim verlegt. Von dort hat er uns hierher nach Hamburg zwei große Fässer mit Leinenzeug geschickt; darin waren allerhand Speisen, wie Erbsen, Bohnen, Dörrfleisch, Pflaumenschnitz und ähnlicher Kram und alles, was sich gut hält. Denn der alte Mann hat gedacht, man würde ohne weiteres von Hamburg nach dem Heiligen Lande fahren. Diese Fässer haben wohl länger als ein Jahr in meinem Hause gestanden. Endlich haben sie (meine Schwiegereltern) Furcht gehabt, das Fleisch und die übrigen Sachen würden zugrunde gehen. Da schrieben sie uns, wir sollten die Fässer aufmachen und die Eßwaren herausnehmen, damit das Leinenzeug nicht zu schanden werde. So haben die Fässer wohl drei Jahre gestanden und mein Schwiegervater hat immer gemeint, er sollte es zu seiner Reise [63] brauchen. Aber dem Höchsten hat es noch nicht gefallen [uns zu erlösen]. Wir wissen wohl, daß der Höchste es uns zugesagt hat, und wenn wir von Grund unsres Herzens fromm und nicht so böse wären, so weiß ich gewiß, daß sich Gott unser erbarmen würde. Wenn wir doch nur das Gebot hielten: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst! Aber Gott soll sich erbarmen, wie wir das halten! Die Eifersucht, der grundlose Haß, der unter uns herrscht – das kann nicht gut tun. Dennoch, lieber Herrgott, was du uns zugesagt hast, das wirst du königlich und gnädiglich halten. Wenn es sich auch durch unsere Sünden so lange verzögert, so werden wir es doch gewiß haben, wenn deine festgesetzte Zeit da ist. Darauf wollen wir hoffen und zu dir beten, großer Gott, daß du uns einmal mit der vollkommenen Erlösung erfreuest.
|