Doctor Johann Faust
Ende des 17. Jahrunderts
Doctor Johann FaustSchauspiel in zwei Theilen
Erster Theil
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Actus VI.
Faust und Wagner.
faust: O, mehr als zu viel Ergötzlichkeit hab ich in diesen Büchern gefunden. Es bleibt dabei, ich habe es mir vorgenommen, darum will ichs auch probiren. Holla, holla, Wagner!wagner: Hier bin ich, hochgeehrter Herr.faust: Höre und observire, was ich dir sage. In [793] meiner Studirstube auf dem Tisch wirst du einen Zirkel, von Papier zusammen gelegt, finden und ein Stäblein; das bringe mir und sage Niemand etwas.wagner: Ich werde Dero Befehl fleißig nachkommen.faust: Mein Herz ist ganz mit Freuden umgeben. Ha, ha, ha, wie wird es mir gefallen, wenn die höllischen Geister gezwungen werden, hieher zu kommen und meine Befehle zu erwarten! Aber hier kommt Wagner.wagner: Hier bring ich, was Sie zu bringen befohlen.faust: So mache dich geschwind von hier und wenn dich Jemand fragt, wo ich sey, so sage, ich sey auf etliche Tage verreist.wagner: Ich werde Alles in Acht nehmen, Herr Doctor. Ich hätt eben doch auch etwas lernen wollen. (Ab.)faust: Nun bin ich allein und kann ungehindert mein angefangenes Werk verrichten. Hier muß der Zirkel liegen und hier der Stab. Nun, Fauste, ehe du in den Zirkel gehest, fasse einen frischen Muth, sonst bist du in Ewigkeit verloren. Ja, mein Verlangen ist so groß in mir, als eines Bräutigams, der zu seiner Braut gehen soll. Nun steh ich fest, wie ein Kolossus. Aber Fauste, nimm dich in acht, oder du wirst einen erbärmlichen Fall thun: die Haare steigen mir schier zu Berg. (Steigt in den Zirkel und es wird gedonnert.) Stehe ich, oder bin ich gefallen, denn mir war nicht anders, als wenn alle Elemente über mich zusammenfallen wollten. Es steht noch eines zu wagen und die höllischen Geister hervorzurufen: Conjuro vos per omnes Deos, qui vos Kakadaemones sitis, ut statim appareat[i]s! |