Doctor Johann Faust
Ende des 17. Jahrunderts
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Das Werk
Das Ulmer Puppenspiel «Doctor Johann Faust» wurde wohl zum Ende des 17. Jahrhunderts von einem unbekannten Autor verfaßt. Allerdings ist der Text nur in einer späteren, wahrscheinlich unvollständigen Fassung erhalten. Überliefert ist sie in Johann Scheibles umfangreicher Sammlung von Dokumenten zur deutschen Kultur- und Sittengeschichte «Das Kloster», wo im fünften Band Materialien zur Figur des Faust im Puppenspiel zusammengestellt sind. Im Gegensatz zu anderen Texten des Faust-Puppenspiels, die im Laufe der Zeit dem jeweiligen kulturellen Umfeld angepasst wurden, ist der Text des Ulmer Puppenspiels ziemlich unverändert auf uns gekommen. Dies zeigt sich an der altertümlichen Sprache, wie auch an der Nähe zu den Dramen Marlowes und Dekkers, etwa am Vorspiel in der Hölle mit Charon und Pluto, oder an der Figur des Pickelhärings, die später durch den Kasper bzw. Hans Wurst ersetzt wurde und dabei eine sehr viel zentralere Bedeutung erhielt.
«Die bedeutende Puppenspielfabel des [Faust] klang und summte gar vieltönig in mir wieder. Auch ich hatte mich in allem Wissen umhergetrieben und war früh genug auf die Eitelkeit desselben hingewiesen worden. Ich hatte es auch im Leben auf allerlei Weise versucht und war immer unbefriedigter und gequälter zurückgekommen. Nun trug ich diese Dinge sowie manche andre mit mir herum und ergötzte mich daran in einsamen Stunden, ohne jedoch etwas davon aufzuschreiben.» (Goethe, Dichtung und Wahrheit, 2. Teil, 10. Buch)
Sekundäres
Wilhelm Hamm: Das Puppenspiel vom Doctor Faust (1850) Das Geißelbrechtsche Puppenspiel (1847) Karl Simrock, Doctor Johannes Faust (1846) Wilhelm Creizenach, Versuch einer Geschichte des Volksschauspiels vom Doctor Faust (1878) |