Johann Fischart
1546/47 - 1590
Das Glückhafft Schiffvon Zürich
1576/77
|
|
______________________________________________________________________________
|
|
Das Glückhafft Schiff von Zürich.Artliche Beschreybung der vngewonten,vnnd doch glückfertigen Schiffart ettlicher Burgervon Zürich auff das vilberümt Hauptschiessengen Straßburg gethan.
Gestellet einer Loblichen Eydgnoschafft,einer Statt vnnd gemein Zürich, auch dem mitfreüden vollbrachten Straßburgischen Schiessen,Vnd der ehrlichen Nachparlichen besůchung,der Glückhaften Schiffartgeselschaft,zu gedächtnus, Rum vnd Ehren.
Durch Vlrich Mansehr vom Treübach.
Man lißt von Xerxe, dem BeherscherDes auffgangs vnd der Edeln Perser,(Welcher neun hundert dausent mannFüret wider die Griechen an), | |
5 | Das, als er het zů Mer gestrittenVnd sehr grosen Verlust gelitten,Da ward er so ergrimmet sehr,Das er ließ geyselen das Mer,Vnd wurff kätten drein, es zustille |
10 | Vnd es zufässeln nach seim willen.Aber was half in dieser hon?So vil als nichts: er floch davon.Desgleichen hört man von Venedig,Das sie, zuschaffen das Mer gnädig, |
15 | Järlich werfen hinein ein Ring,Das es sie wie ein Braut vmbfing.Aber wie oft hats sich erwisenGantz feindtlich mit den Vbergüssen?Auch, wan sie jrer Gmahl wol trauten, |
20 | Was dorffts, das sie vil Dämm vmbbauten?Deshalb ein andre weiß ist gwiß,Zůzämen die Wasser vnd Flüß,Das sie geschlacht vnd folgig werdenVnd die leut färtigen on bschwerden. |
25 | Welchs ist dieselb? Nemlich nur die,Welche wir han erfaren hie,Das neulich sie gebrauchet hatDie jung Mannschafft auß Zürch der Statt,Das ist: hantfest Arbeitsamkeyt |
30 | Vnd standhafft vnuerdrossenheitDurch Rudern, Rimen, stosen, schalten,Vngeacht müh ernsthafft anhalten,Nicht schewen hiz, schweis, gfärligkeit,Noch der wasser vngstümmigkeit, |
35 | Nicht erschrecken ab wirbeln, wällen,Sonder sich hertzhafft gegenstellen;Je meh die Flüß Laut rauschend trutzen,Je kräfftiger hinwjder stutzen,Inn summa, durch standhafft gemüt |
40 | Vnd strenge hand, die nicht ermüd;Dann nichts ist also schwer vnd scharff,Das nicht die arbeit vnderwarff;Nichts mag kaum sein so vngelegen,Welchs nicht die Arbeit bring zu wegen. |
45 | Was die faulkeit halt für vnmüglich,Das vberwind die Arbeit füglich.Die Arbeit hat die Berg durchgrabenVnd das Thal inn die höh erhaben,Hats Land mitt Stätten wonhaft gmacht |
50 | Vnd die Ström zwischen Damm gebracht,Hat Schif gebaut, das Mer zuzwingen,Das es die Leut můß vberbringen,Vnd die leut vber flüß muß dragen,Vnd sich mit Růdern lassen schlagen, |
55 | Das es die Schiff so gschwind můß füren,Als die vögel der Luft thůt rüren.Derwegen, dieweil durch solch weiß,Namlich durch arbeitsamen fleiß,Die Züricher haben vorgedroffen |
60 | Vilen, die auch dergleichen hofften,Vnd han ein bessern weg gefunden,Wie die flüß werden vberwunden,Vnd also han geschafft ein Nam,Der bleibt, so lang der Limmatstram |
65 | Zů jrem Vater laufft inn ReinVnd der Rein kehrt im Meerkreiß ein,So wer es ie ein vnuerstand,Die Gschicht zumachen nicht bekant.Dieweil es ie kein Fabel ist, |
70 | Wie man vom Triptolemo lißt,Der inn kurtzer Zeit hat durchgangenDie gantze welt auff fliegend schlangen,Noch ein gedicht von fligend drachen,Welche Medea zam kont machen. |
75 | Hie darff das Schiff kein flügel nit,Wie Persei Luftpferd, welchs er ritt,Hie darff kein fettich man vmbthun,Wie Ikarus, so schmelzt die Sunn,Sondern standmůt vnd feste Hand, |
80 | Das macht recht fligen durch die land.Arbeit vnd fleis, das sind die flügel,So füren vber Stram vnd hügel!Derhalben weichet, jr Poeten,Die war geschicht inn falsch gdicht nöten, |
85 | Vnd laßt vns hören mit verlangen,Wie im Sommer newlich vergangenVon Zürch ein Gsellig BurgerschafftMit gůtem Glück vnd ManneskraftGen Straßburg auf das Schiessen fuhr, |
90 | Da sie all freüntlicheit erfuhr.Als nun war außgebrochen weitDeren von Straßburg willigkeitZů pflantzung Nachbarlicher freundtschaftInn jrem Ausschreiben gemeinhaft |
95 | Hin vnd wider an Ständ vnd StättVnd alle Nachbawrn, die es hett,Zu eim Hauptschiessen schön mit lust,Zugleich mit Büchsen vnd Armbrust,Zu deren jedem war das best |
100 | Hundert gulden on sonst den Rest.Da sind von hoch vnd njder StandErschinen vil auß Statt vnd Land,Deßhalb die Loblich lieblich StattZürich, die nach seim Nam stiften that |
105 | Turich, ein Künig der HeldwallenVnd Balgerhelden, starck vor allen,Vor Christi gburt zwei tausent jar,Von dem auch Trüehr gbawet warVnd im Heldsaß die Statt Türacburg, |
110 | Bei den Trüwonern, heut gnant Stratburg).Welche berhümte TüruchinerZu Cäsars zeiten waren küner,Als andre im Heldvätterland,Vnd zogen oft mit gwerter hand |
115 | Den Römern inns Keyserlich gbiet,Zů schützen jr freiheit damit.Wie sie sich dan auch Mannlich steltenBei Rudolff von Habspurg dem HeldenVnd andern Keysern, so nach kamen, |
120 | Daher gros freyheit sie bekamen.Ja, die Statt ward so hoch geachtVon wegen jrer Tugendmacht,Das sie den Eydgnossen hat gfallenZu sein das erst ort vnder allen. |
125 | Ja dise alt berümbte Statt,So die Limmat eingfangen hatMit etlich schönen weyten Brucken,Vnd ist berümt von vilen stucken,Von Policei, Religion, |
130 | Von mancher Gelerter Person,Von Weisen Leüten zů dem RhatVnd Streitbarn leuten zu der that,Dieselbig wolt auch nicht erlosenDie glegenheyt, jr auffgestosen, |
135 | Jr vralt freund vnd Nachbar leutHeimzusůchen inn freuden weit,Vnd solches auf ein sonder weis,Die sich reimpt zů der freudenweiß.Dann gleich wie sein zeit hat das leyd, |
140 | Also hat sein zeit auch die freud.Vnd wie das leyd inn vnmůt steht,Also die freud auff kurtzweil geht.Derhalben sich ein ehrlich GsellschaftVon vier vnd fünfftzig sammenthaft, |
145 | So all inn Leybfarb warn gekleidt,Zů zeigen jr einmütigkeit,Verglichen haben eynes stücks,Welches bedorft wol groses Glücks,Nemlich inn eim tag thůn ein fart, |
150 | Die man kaum inn vier tagen fahrt,Vnd inn dem folgen den Vorfaren,Die auch dergleychen Schifleüt waren.Dann was staht baß, dann wann die jugendNachschlägt jrer Vorfaren tugend? |
155 | Dann also grünen die Stätt hie,Wann Tugend bleybt bei alter plüh;Aber wo auß der art man schlägtVnd täglich newe bräuch erregt,Da kumpt gewis ain Newerung, |
160 | Die selten eim Land wol gelung.Vnd wiewol heut die junge weltFür schlecht der Alten thaten hälltVon schlecht richtiger vmständ wegen,So solte doch dieselb erwegen, |
165 | Das sie durch die schlecht RichtigkeitIren solch macht hat zubereit,Da man durch new vnrichtigkeitHeut täglich sicht entstehn groß leyd.Darumb vil anders gsinnet war |
170 | Dise Zürichisch Gsellschafft zwar,Die auch erweysen wolt die kraftDer Alten bey junger Mannschaft,Vnd erzeigen durch solch Wagstück,Das mit Zürch noch halt das alt Glück; |
175 | Rüsten derwegen zu ein Schiff,Welchs inn eim Tag gen Straßburg lief,Versahen es mit aller ghör,Damit recht zuerlangen ehr,Bestellten Schifleut, so regirten |
180 | Vnd die jung Manschafft wol anführten.Nach dem nun alles war versehen,Ward zu der Abfart angesehenIm Brachmonat der zwenzigst tag,Das man es mit dem Wagschiff wag, |
185 | Kamen darauff fast vm zwo VrenGleich gegen tag, das sie abfůhren,Drugen ein warmen hirß inns SchiffInn eynem grosen hafen tif,Zů zeygen an, das, wie sie könten |
190 | Den Hirs warm lifern an ferrn enden,Also weren sie allzeit gwärtig,Zů dienen jren freunden färtig.All warens freudig, das mans wag,Vnd grüßten da den lieben tag |
195 | Mit Trummen vnd Trommetenschall,Das es gab durch den See ein hall.«O heller Tag, O liebe Sonn!»Sprachen sie, «Nun dein Schein vns gonn,Zeig vns dein liechtes rotes Haupt, |
200 | Des vns hast diese Nacht beraubt,Geh auf mit freuden vns zu heyl,Das wir vollbringen vnser theyl!Halt bey vns heut mit deinem schein,Laß dir kein Wolck hinderlich sein, |
205 | Zünd durch dein liecht den weg vns heutAuf Straßburg, welchs noch ist sehr weit.Dann du auch würst durch dise gschichtNoch berümpt, wo man davon spricht.Wolan, dein vortrab, Morgenröt, |
210 | Zeigt, das bey vns wilt halten stät.Wan wir dein hitzstich heüt empfinden.Wollen wir dein beystand verkünden.»Hierauff růfft jnen das volck zů:«Glück zu, Glück zu, mit gůter rhů, |
215 | Vollbringet frisch vnd gsund die reiß,Gleich wie jr den Hirs lifert heiß;Laßt euch kein arbeit nicht verdriesen,Dann jr dadurch grümpt werden müsen.»Hiemit so stieß man ab von Land, |
220 | Vnd legt an dRůder manlich hand.Da gieng es daher inn der wog,Als ob es inn dem wasser flog;Die Ruder giengen auff vnd abSchnell, das es ein ansehen gab, |
225 | Als ob ein frembds vngwont GeflügelDa auff dem Wasser rhürt die fligel.Die Limmat, welche her entspringtVom Märchberg, der Vri vmbringt,Vnd durchs Linthal für Glaris laufft |
230 | Vnd inn dem Obersee ersaufft,Aber im Zürchsee fürkompt widerVnd strack für Baden laufft hernider,Die wolt sich erstlich etwas straussen,Erzeygt sich wild mit rauschen, praussen; |
235 | Dan jr war vngwont solch schnell schiffen,Vnd het sie gern ein weil ergrifen,Von jhnen zuerfarn bescheydt,Was solches eylen doch bedeüt,Ob jre Landzucht Zürch vileycht |
240 | Groß not litt, das man von jr weicht.Aber eh sie es hat erfaren,Kamen sie schnell auß jr inn dAren:Die Aar beim höchsten gbürg entspringt.Den Gotthart, der inn dWolken dringt, |
245 | Vnd sich wie ein Fischangel windtDurch Brientz- vnd Tunersee geschwind,Vnd vmringt Bern, die landreych Statt,Die wol ein Berenmůt zwar hatt,Beydes inn pflantzung wahrer lehr |
250 | Vnd schirmung jrer Land mit wehr;Folgends bey Arberg sich krümpt eben,Die alt Stat Solthurn zů vmbgeben,Welche auch König Türich bawtZů eim Sal, des Thurn man noch schawt. |
255 | Ja inn die Aar, so gibt den namenDem Argaw, ein recht Adelssaamen.Dieselb Arig hat sie geleytInn Rein mit schneller fertigkeyt.Da frewten sich die Reysgeferten, |
260 | Als sie den Rein da rauschen hörten,Vnd wünschten auff ein newes Glück,Das Glůcklich sie der Rein fortschick,Vnd grüßten jhn da mit Trommeten:«Nun han wir deiner hilff von nöten, |
265 | Rein, mit deynem hellen flußDien du vns nun zur fürdernuß;Las vns geniesen deyner Gunst,Dieweil du doch entspringst bey vnsAm Vogelberg bey den Luchtmannen, |
270 | Im Rheintzierland, von alten anen,Vnd wir dein Thal, dadurch du rinnst,Mit bawfeld zirn, dem schönsten dienst.Schalt diß Wagschiflein nach begeren,Wir wöllen dir es doch verehren, |
275 | Leyt es gen Straßburg, deine zird,Darfür du gern lauffst mit begird,Weyl es dein strom ziert vnd ergetzt,Gleich wie ein Gstein im Ring versetzt.»Der Rein mocht dis kaum hören auß, |
280 | Da wund er vmb das schiff sich kraus,Macht vmb die Růder ein weit Rad,Vnd schlůg mit freuden anß gestad,Vnd ließ ein rauschend Stimm da hören,Drauß man mocht dise wort erklären. |
285 | «Frisch dran, jr liebe Eydgenossen,»Sprach er, «frisch dran, seit vnuerdrossen;Also folgt eweren Vorfaren,Die diß thaten vor hundert jaren.Also můß man hie Rhům erjagen, |
290 | Wann man den Alten will nachschlagen.Von ewerer Vorfaren wegenSeit jr mir wilkumm hie zugegen.Jr sůcht die alt Gerechtigkeit,Die ewer Alten han bereit; |
295 | Dieselbig will ich euch gern gonnen,Wie es die Alten han gewonnen.Ich weiß, ich werd noch offtmals sehenSolchs von ewern nachkommnen gschehen.So erhält man nachbarschafft, |
300 | Dann je der Schweitzer eygenschafftIst Nachbaurliche freuntlichkeitVnd inn der Not standhafftigkeit.Ich hab vil ehrlich leut vnd Schützen,Die auf mich inn Schiff thäten sitzen, |
305 | Geleit gen Straßburg auff das schiessen,Dafür mit freüden ich thu flisen;Aber keyne hab ich geleitNoch heut des tags mit solcher freud.Fahr fort, fahr fort, laßt euch nichts schrecken, |
310 | Vnd thůt die lenden daran strecken.Die Arbeit trägt darvon den Sig,Vnd macht, das man hoch daher fligMit Fama, die Růmgöttin herlich,Dan was gschicht schwärlich, das würd ehrlich. |
315 | Mit solchen leuten solt man schiffenDurch die Mörwirbeln vnd Mördifen,Mit solchen forcht man kein MeerwunderVnd kein wetter, wie sehr es tunder;Mit solchen dörfft man sich vermessen, |
320 | Das einen fremde fisch nicht fressen,Dann dise alles vberstreittenDurch jr vnuerdrossen arbeyten.Mit disen Knaben solte einerWerden des Jasons Schiffartgmeyner |
325 | Inn die Insul zum Gulden Wjder,Da wüßt er, das er käm herwider.Weren dise am Meer gesessen,So lang wer vnersůcht nicht gwesenAmerica, die newe Welt, |
330 | Dan jr Lobgir het dahin gstellt.Laßt euch nicht hindern an dem thun,Das auff die haut euch sticht die Sunn,Sie will euch manen nur dadurch,Das jr schneid dapfer durch die furch, |
335 | Dann sie seh gern, das jr die gschichtVollbrächten bey jrm Schein vnd liecht,Damit sie auch Rhům davon drag,Gleich wie ich mich des Rümen mag.Die Blatern, die sie euch nun brennt, |
340 | Vnd die jr schaffet inn der hend,Werden euch dienen noch zu Rhům,Wie zwischen Tornen eyne plům.Jr dörft euch nicht nach wind vmbsehen,Jr seht, der windt will euch nachwähen; |
345 | Gleych wie euch nun diß wetter libt,Also binn ich auch vnbetrübt.Jr sehet je mein wasser klarGleich wie ein Spiegel offenbar.So lang man würd den Rein abfaren, |
350 | Würd keyner ewer lob nicht sparen,Sonder wünschen, das sein Schiff lieffWie von Zürch das Glückhaffte Schiff.Wolan, frisch dran, jr habt mein gleytVmb ewer standhafft frewdigkeyt. |
355 | Die straß auff Straßburg sei euch offen,Jr werd erlangen, was jr hoffen;Was jr euch heut frü namen vor,Das würd den abent euch noch wor.Heut werd jr die Statt Straßburg sehen, |
360 | So war ich selbs herzů werd nähen.Heüt werd jr als wolkommen gästZů Straßburg noch ankommen resch.Nun, liebs Wagschiflin, lauff behend,Heut würst ein Glückschiff noch genent, |
365 | Vnd durch dich werd ich auch geprisen,Weil ich solch trew dir hab bewisen!»Solch stimm der Gselschafft seltzam war,Vnd schwig drob still erstaunet gar,Es daucht si, das sie die Stimm fül, |
370 | Als wann ein wind bließ inn ein hül;Derhalb jagt sie jr ein ein můt,Gleich wie das horn vnd rüffen thutDes Jägers, wann es weit erschallt,Den hunden inn dem finstern wald, |
375 | So sie im dieffen Thal verlauffenVnd die Berg auff vnd ab durchschnauffen,Alsdan jn erst die waffel schaumptVnd kommen auff die spůr vngsaumpt.Also war auch dem Schiff die Stimm, |
380 | Bekam zu růdern erst ein grimm,Thäten so starck die Rhuder zucken,Als wolten fallen sie an ruckenIn gleichem zug, inn gleichem flug.Der Stewrman stund fest an den pflug |
385 | Vnd schnit solch furchen inn den Rein,Das das vnderst zu oberst schein.Die Sonn het auch jr freüd damit,Das so dapffer das Schiff fortschritt,Vnd schin so hell inn dRůder rinnen, |
390 | Das sie von fern wie Spiegel schinen.Das Gestad schertzt auch mit dem Schiff,Wann das wasser dem land zulieff,Dann es gab einen widerthonGleich wie die Rhůder thaten gon. |
395 | Ein Flut die ander trib so gschwind,Das sie eim vnderm gsicht verschwind.Ja der Rein wurf auch auff klein wällen,Die dantzten vmb das schif zu gsellen.Inn summa, alles freüdig war, |
400 | Die Schiffart zu vollbringen gar,Die vertröstung, Rhům zuerjagen,Erhitzigt jr hertz, nicht zuzagen;Wiewol sie jetzund gar nah kamenAuff Lauffenberg, so hat den Namen |
405 | Von des Reins hohem lauff vnd fall:Da ettlich Berg mit grossem schallDem Rein aus neid sich widersetzen,Die sich dadurch doch selbs verletzen;Dann ie der Rein on alle schew |
410 | Etzt durch sie eine Strafen frey,Vnd würd sie mit der weil verzeren.Zu eim vorbild, demůt zu lehren,Vnd nicht zu vnderstohn mit Zwergen,Den Himel zu stürmen mit Bergen. |
415 | Als sie daselbs nun durch die BruckFůren mit des Reins gůtem glück,Da danckten sie im für die trew,Vnd besahen das schön gebew,Vnd redten von der Salmen wog, |
420 | Wie der Rein da vil Salmen Zog.Folgends auff Seckingen sie schifften,Die das volck der Segwanen stifften.Da des Reins achtest Bruck angeht,Vnd inn Sant Fridlins Insul steht. |
425 | Noch musten sie sich weiter schickenZu einem Strudel vnder Bücken,Welcher der dritt ist inn dem ReinVnd schrecklich laut vom namen sein,Dann er genant ist «im Höllhacken», |
430 | Weil nach den schiffen er thůt zwacken.Da sprachen sie dem Schiflin zu,Da es jetzund sein bestes thu,Vnd eyl auff Reinfelden geschwind,Da es die neünte Reinbruck find; |
435 | Wann es durchbrech den Wasserbruch,So sind es darnach, was es sůch.Eh sie diß hetten außgeredt,Waren sie hindurch auff der stätt.Da lobten sie den Reinen fluß, |
440 | Das er so gdultig on verdrußDurchdring durch sein standhafftigkeitDer Felsen vngestümmigkeyt;Also müß allen den gelingen,Die durch den Neid nach ehren ringen; |
445 | Also auch vnserm Schif geling,Das es noch heut sein lauff vollbring.Inn des kamen sie für Reinfeld,Welchs billich also würd gemeldt,Dieweil daselbs der Rein fängt an |
450 | Zurinnen reyn vnd still davon,Das er sicht wie ein eben feldVnd vnbetrübt sich forthin stellt:Welchs er gleichsam zu lieb thun scheintDer Statt, di sich im längst verfreund |
455 | An bey dem Gstad, Basil genant,Dem haupt inn dem Trautricherland,Die mit Angst, etwan genant Rurich,Gebawt ward von des königs TurichVnderthanen, den Treuwackern, |
460 | Die von dem Rein mit dem Trautrachern,Auff das man das Reinland erfüll,Zogen dem Gbürg nach vnd der IllAuff Illfurt, da sie vberfürten,Durchs Leimtal der Prisik nachspürten, |
465 | Deren sie folgten, biß sie länden,Da Prisich vnd Birs in Rein wenden.Da ließ sich nider der ein haufVnd nanten das ort Baß Ill drauf,Weil sie ein Bässer Ill da funden, |
470 | Da sie der Ill vergessen kunten.Von diser alten Kundtschafft wegen,Meint man, zeig sich der Rein so glegen,Eh er auff die Stat Bassil kompt,Dieweil sie sein Gstad hat vil gfromt, |
475 | Beydes, mit dapffrer leüt vertrawungVnd seynes Talgeländs erbawung,Welcher kundtschafft auch hat genossenZum gleit die gselschafft vnuerdrossen,Dieweil sie der Statt vnd dem land |
480 | Mit Eidverbündnuß war verwant.Derhalben, als sie sah von weyteDer Statt spitzen, sie sich sehr frewteVnd sprach alsbald zusamen do:«Ein gůts stück wegs sind wir nun fro, |
485 | Basel soll vns sein ein gůt zeychen,Das wir noch Strasburg auch erreichen.Dise statt frewt vns wol so sehr,Als Orion die leut zu Meer:Han wir den rauchsten weg erwunden, |
490 | Der weytest würd auch wol gefunden.Basel, du holtselig statt,Die den Rein inn der mitte hatt,Allda er nimt ein newen schwangGegen mitnacht vom Nidergang, |
495 | Du můst gewiß sehr freüntlich sein,Weyl durch dich freündtlich rinnt der Rein,Darumb nach deiner freündtlichkeytAuff Straßburg freüntlich vns geleit.»Hiemit stallten sie frische an, |
500 | Die fůren für die Statt hinanVmb zehen vhr; da sah man stehnSehr vil volcks auff der Reinbruck schön,Zusehen dise waghafft Gsellen,Wie auff dem Rein sie daher schnellen, |
505 | Vnd verrichten eine solche that,Die inn vil iaren niemandt that,Damit sie solches jren Kinden,Wan sies nicht glaubten, auch verkündten,Vnd dabei jhnen zeygten an, |
510 | Wie küne arbeyt alles kan.Als sie das volck nun allda sahDurch die Bruck faren also gah,Als ob ein pfeil flüg von dem Bogen,Oder ein Sperwer wer entflogen, |
515 | Da rüfft es sie gantz freüdig an,«Der Mächtig Got leyt sie fort an!Der jnen so weht geholfen hat,Der helfe jn weiter zu der Statt.Ein solchen můt will Gott den geben. |
520 | Welche nach Rhům vnd ehren streben!»Hinwiderumb thöneten sie auchMit den Trommeten scharff vnd rauch,Das es gab so ein widerhall,Als thät ein Baum im thall ein fall, |
525 | Dan vom Rhůdern vnd gschwindigkeitWard der thon gbrochen vnd verleyt.Das volck het kaum ir wunsch verricht,Verlor das Schiff sich auß dem gsicht.Demnach nun Basel war fürvber. |
530 | Sah die Geselschaft Brisach lieber,Aber bei Ißstein, einem schlos,Welches zerstört steht, öd vnd bloß,Wolt sich erst auch ein Strudel sträubenVnd thät gros wällen da auftreiben. |
535 | Jedoch die Gsellschafft es veracht,Vnd sprach: «Es het gleich so vil macht,Als dis Schloß, bei dem er her strudelt,Welchs zu der Wehr war gar verhudelt:Konten wir Strudelberg durchtringen, |
540 | Wir wölln auch Hügel vberspringen;Kan vns den Můt kein hitz zerspalten,Würd den kein Eisstein nicht erkalten.»Trangen demnach auff Newenburg,Ein Stättlein, so bedarff gros sorg, |
545 | Dieweil der Rein mit seinem lauffTringt also starck vnd hefftig drauff,Vnd laßt sein macht so streng da schawen,Das man jn nicht gnůg kan verbawen;Hat mit der weil auch mit sein güssen |
550 | Der Stat ein gut stück hingerissen,Welchs die Geselschaft thät betraurenVnd baten den Rein vm bedauren,Das er sein zorn wöll lan verflisenVnd sie einmal der Rhu lan gnisen. |
555 | Weil sie noch reden dise Wort,Stis sie der Rein auf Preisach fort,Welche Statt an eim Berg sich hällt,Von deren Brißgaw wurd gemelt,Vnd lag etwa mitten im Rein, |
560 | Daher es schein Elsassisch sein.Als sie dieselbig sahen weit,Da gab es jnen můt vnd freüd,Dieweil da halber weg zu ReinVon Basel soll auff Straßburg sein. |
565 | Vor grosser freüd, die sie empfiengen,Die Rhuder des fertiger giengen,Also, das sie eh kamen hin,Dann sie es hetten inn dem sinn,Nemlich vngefär zu zwey vhren, |
570 | Welche, als die Burger erfůhren,Lieffen sie zu, die zu beschawen,Die grose Flüß zu zwingen trawen,Welches, als sie besehen hatten,Lobten sie jhre mannlich thaten, |
575 | Das sie ein solchs beynah vollbrächten,Welchs sein vnmüglich vil gedächten,Derhalben werd man sie auch Preisen,Allweil Preisgaw vom Preis würd heisen.Nach dem nun sie auch an dem ort |
580 | Durch die Bruck fůren glücklich fort,Da manten sie einander wider,Das man nun käcklich führ hernider,Dieweil der Rein doch für sie werVnd strenger nun zulauffen beger. |
585 | Aber je meh der Rein fort stis,Je meh die Sonn jr kraft bewis;Dann als sie mit jrn schnellen geulenSo hefftig inn die höh thät eylen,Zu sein im Mitten zu Mittag, |
590 | Auff das sie da ausspannen mag,Ward sie vom eilen so erhitzt,Das sie nur feürstral von jr schwitzt.Die schos sie hin vnd her sehr weitSo wol auff arbeitsame leut |
595 | Als müsige, auff jene drumb,Das bald zu end jr arbeit kumb,Auff dise drum, das sie empfinden,Wie sich arbaitend Leut befinden,Dan welchen die hiz thut gemalt, |
600 | Die stellen nach der Küle baldVnd fördern jre sachen meh,Das sie diselb erlangen eh.Fürnämlich aber schos jr stralDie Sonn auf vnser Schiflin schmal, |
605 | Weil sie jm schir vergonnen thet,Das es lif mit jr vm die wettVnd wolt jr nachthun jren lauf,Mit jr gehn nider, wie auch auf.Jdoch die manlich Raisgefärten |
610 | Achteten nichts der beschwärden,Jr ehrenhitzig RumbegirdStritt mit der Sonnen Hiz vngeirrt,Die äuserliche prunst am leibDie jnnerlich prunst nicht vertreib, |
615 | Je meh erhitzigt ward jr Plut,Je meh entzindet ward jr Mut,Je meh von jnen der Schwais flos,Je meh Muts jn die Rais eingoß.Dan arbait, mühde, Schwais vnd Frost |
620 | Sind des Rums vnd der Tugend kost:Das sind die staffeln vnd stegraif,Darauf man zum lob steiget steif.Mit müsiggang vnd gmachlichkaitMan kainen Namen nicht berait. |
625 | Die schimlig faulkeit vnd wollüstLigen vergraben inn dem Mist,Aber von ernsthitzigem fleisMus der Stal schmelzen wie das Eis,Vnd widerum durch stanthaft anhalten |
630 | Mus das Eis inn Kristall erkalten,Gleich wie auch von der Sonnen gschicht.Wie man im Schweizergbürg oft sicht.Mit der wejs kan ain stanthaft ManEben dis, so die Sonn auch kan. |
635 | Wie solt dan solchen stanthaft FreundenDie zu der Arbait sich verainten,Die Sonn nun etwas angewinnen,So sie doch jre Kunst auch künnen?Vnd, gleich wie sie die Erd erhärt |
640 | Vnd das Wachs erwaicht vnd versert,Also zu troz dem SonnenstralErhärten sie gleich wie Kristall,Vnd die müh, welche scheint Kristallen,Waichen sie, das sie mus zerfallen, |
645 | Vnd halten nur der Sonnen stichFür anmannung, zu fördern sich;Dan wer schön Wetter haben will,Mus leiden, das er die Sonn fül.Derwegen, als die Sonn vermerkt, |
650 | Das nur jr Manhait wurd gestärktVnd sah allweil das Schiff forteilen,Da sorgt sie, sie möcht sich verweilen,Das jr vileicht das Schiff for kämVnd also jr das lob benäm. |
655 | Derhalben, nicht halb ausgerhut,Spannt sie frisch Pferd vor wolgemut,Lis sich aus jrem guldnen SalVnd rennt inn aim Kib ab zu thal,Als wan vom Himel ain Feurstral |
660 | Schießt plözlich inn ain ferres thal.Sie praucht sich auch so emsiglich,Das sie bei Reinau inn vorstrichVnd zaigt sich dem Schiff auf den seiten,Im zu dem Wettlauf auszubieten, |
665 | Welchs dise Männer meh ermant,Das waidlich sie anlegten hand,Fürnämlich da sie daucht von ferr,Wie ain neu gstirn in forschin herVom widerschein der hohen spitzen |
670 | Des Thurns zu Strasburg durch hell plitzen,Die auf der spiz die Sonn erregt,Auf das sie die Gselschaft bewegtVnd also gleichsam mit jr scherztVnd sie zufaren macht beherzt. |
675 | Dan jr der Kib vergangen war,Als sie ward jres vortails gwar,Vnd lis die Pferd gern langsam traben,Meh kurzweil mit dem Schiff zuhaben,Welchs mit jr vngewonter weis |
680 | Auf dem Rein wett lif vm den preis,Dan grose händel vnterstehnWürd so wol globt, als sie begehn.Aber sie mußt hernider eilen,Die Erd sich lasen zuerkülen |
685 | Vnd sich selbs im Mör zuerfrischenVnd den feurig Schwais abzuwischen.Jdoch zulezt, eh sie verlauf,Sprang sie zu etlich malen aufHinter den Bergen mit jrn plicken, |
690 | Zusehen, wie sie sich nach schicken.Vnd als sie es sah schir vollpracht,Sprang sie noch ains zu guter nacht,Vnd befal die Gselschaft dem Rein,Der sie lait gar inn dStat hinein, |
695 | Welches der Rein gar treulich that,Vnd lis sich hören am gestadMit gröserm rauschen vor meh fräuden,Das sie so nah der Stat zulaiten.Sie lisen auch zu Lob dem Rein |
700 | Vnd zum zaichen, das sie da sein,Die Trommen vnd Trommeten gehn,Das es gab ain gros fräudengthön.Sie dankten Got auch sonderlich,Der jnen hat so gnädiglich |
705 | Sein Gschöpf zu der fart dinen lon,Die Wasser, Wetter, vnd die Sonn,Vnd sie vor aller gfahr bewart,Auch in kräft geben zu der fart.Drauf hat der Rein sein abschaid gnommen, |
710 | Auf das er bald inns Mör möcht kommenVnd im die fremde zeitung pringen,Wie er vm rum werd mit jm Ringen,Weil man auf jm fahr auch so gschwind,Dazu on Segel vnd on Wind. |
715 | Doch zu Strasburg an der Reinprucken,Da hat der Rein gesucht ain luckenVon altem her hinein inn d StatMit aim Arm aus sondrer libthat,Nicht allain drum, das sie die Ill, |
720 | Davon man Elsas nennen will,Samt der Preisch lait zum Haupt, dem Rein,Vnd also mit der Stat verain,Sonder auf das der Rein zugleichDurch disen Arm der Stat fein raich, |
725 | Was jnen würd gefüret zu,Es auszuladen mit guter rhu,Vnd durch den Arm, genant der Gisen,Die Schiff wie inn ain Port darflisen,Vnd die Freund, so sie bsuchen wöllen, |
730 | Mögen inn mittler Stat ausstellenZum selben Gisen sie anfurenVngefär vm die sibend vrenWeil man aber vor hat vernommen,Das die Geselschaft an solt kommen, |
735 | Auch etlich Gwett drauf waren bschehen,Wa man sie heut würd kommen sehen,Da stund vom Gisen zwar heraufZum Kaufhaus zu ain solcher haufVon Mann vnd Weibern, Jung vnd Alt, |
740 | Das es sah wie am Gstad ain Wald,Welcher hauf, als ers sah herkommenMit jren Trommeten vnd Trommen,Da sprach er: «Allhie sind die Leut,Die wir heut han erwart so weit, |
745 | Hie sind diselben Aidgenossen,Welche vollbrachten, was sie bschlossen.Wer will forthin meh können sagen,Das Arbait nicht könn als erjagen,Weil sie aus vir Tagraisen heut |
750 | Hat ain gemacht vnd nah das weit,Vnd gzaigt, das Nachbarn nicht allainAuf etlich zwanzig Meilen sein,Sonder treisig, ja sechzig Meil,Wan man nach der Rais rechnen will. |
755 | Dis sind recht Nachbarn, die wol weit,Doch, wan sie wollen, nah sind heut,Vnd Nahen Nachbarn auch zugan,Vnd sich kain müh dran hindern lan.Wie solt man nicht als guts den trauen, |
760 | Die kain müh noch not hat gerauen,Jr Nachbarn zubesuchen weit:Was thäten sie zu andrer zeit?Darum sind sie vns wol willkommen,Die vns zu lib solchs für hant gnommen. |
765 | Billich thun wir jn an all Ehr,Die vns zur Ehr auch kommen her.Got wöll die libe Nachbarschaft,Ain Stat Strasburg vnd Aidgnosschaft,In stäter freuntschaft stäts erhalten, |
770 | Wie sie besteht noch von den Alten.»Dis vnd dergleichen sagten daDie Burger, vnd was jn zusahDesgleich die Gselschaft, sehr erfräut,Das man jr wart mit solcher fräud, |
775 | Sprachen: «vmsonst ist nicht die müh,Weil man mit dank verstehet die,Wer wolt den nicht zu lib was thun,Die liblich ain empfangen nun?Haben wir anders nichts davon, |
780 | Tragen wir doch den Rum zu lon;Wer aber nichts vm Rum darf wagen,An dem mag man der Ehr verzagen.»Inn dem furen sie fort im Gisen,Da sie die Kinder willkomm hisen, |
785 | Den wurfen sie nach altem sitt,Welches bedeutet dank vnd frid,Jr Zürchisch Brot, gnant Simelring,An das Gestad, das mans empfing.Das wärt hinauf das ganz gestaden, |
790 | Dan sie vor hatten eingeladenTrei huntert solcher Semelbrot,Welchs, wann man bei den Alten bot,Deits Gastfreihait vnd Freuntlichkait,Darvon die Schweizer sind beschrait. |
795 | Folgends, als aus dem Schiff sie gingen,Zwen Herrn des Rhats sie da empfingenVon wegen ainer Oberkait,Welche sich jrer ankonft fräut, /Die also wunder glücklich sei |
800 | Vollpracht aus Nachbarlicher treu,Welche besuchung sie nun mehrRechne für gros Freuntschaft vnd EhrIren vnd jrem Schiessen gschehen,Darfür man jren dank soll sehen |
805 | Vnd jren fleis, stäts zuerfüllenDen Alten Nachbarlichen willen,Wünschend, das gleich wie die SchiffartGlücklich vollpracht wer und bewart,So glücklich besteh jderzeit |
810 | Der baiden Stätt lib, freuntlichkeit.Nach geendter Red führt man sie allMit Trommen vnd TrommetenschallAufs Ammaisters Stub zu dem Essen.Da vil Volks war zu Tisch gesessen |
815 | Von Burgern vnd fremd Schützen zwar,Die jrenthalb warn kommen dar.Auch erschinen jn da zu EhrenStätt vnd Ammaister vnd Rhatsherren,Die zwischen sich zu Tisch sie sezten |
820 | Vnd mit gespräch vnd Speis ergezten,Desgleichen auch mit Musicspilen,Vnd was sie wußten jn zu willen.Sie lisen auch gleich pringen darDen Hirs, der zu Zürch kochet war, |
825 | Vnd lisen des auf jden TischAin Platt voll tragen, warm vnd frisch,Dessen sich mancher gwundert hat,Wann er jn an Mund prennen that.Hatten drob mancherlei gespräch, |
830 | Das jn des kurzer wurd die Zech,Sagt jder auch von seinen Raisen,Vnd wolt das sein vor allen preisen,Doch lobet mehrthails dise Rais,Die jnen den Hirs lifert hais, |
835 | Vnd preißten die Züricherknaben,Das sie so wol sich gprauchet haben,Desgleichen auch die Aidgnosschaft,Die jn den Abend frölich schaft.Man sprach auch zu den Schiffartgsellen, |
840 | Das sie sich frölich wolten stellen,Diweil man vm ergezlichkaitWer zsamen kommen also weit,Vnd sie geländt weren an dem ort,Da gut sei der Hafen vnd Port, |
845 | Wie Glückhaft sie zu schiffen weren,So freuntlich soltens sichs erklären,Dan man sagt, wem das Glück wol will,Der danzt auch on ain Saitenspil,Vnd welchen das Glück an thut lachen, |
850 | Der kan auch andre lachen machen.Auch darum erfräut ain das Glück,Das er auch ander Leut erquick,Dan gwislich ist vnfreuntlichkaitAin stück der vnglückseligkait. |
855 | Dis sei der freuntschaft aigenschaft,Zur fräud herzhaft, zur not standhaft;Sie solten mit Wein külen nun,Was heut verprennet het die Sunn,Vnd solten jtz zu lib dem Rein |
860 | Auch trinken Rain den Reinischen Wein;Sie solten nun die Bächer vben,Gleich wie sie heut die Ruder triben,Vnd werfen auf ain Glückgeschirr,Welchs jres Glückschifs Namen führ. |
865 | Dergleichen mocht man jn zusprechen,Nach der Freund Ehren Fräud zurechen,Demnach von Freud gnant sind die freund,Gleich wie von Fehde sind die Feind.Hierauf die Gselschaft sich erzaigt |
870 | Wie Freund, zu freundlichkait genaigt,Erwis von wegen jrer StatDas Herz, so sie zu Strasburg hat,Vnd wie sie noch die Alten weren,Die Nachbarschaft zuhalten bgeren. |
875 | Nachdem das Mal nun war vollend,Lait sie inn jr bstellt LosamentZum Hirzen die Herrschaft der Stat,Da die Gselschaft jr Rhu dan hat.
Donnerstag, den 21. Junij.Folgenden tag führt man sie hnaus |
880 | Auf den Schießplan ins Neu Schießhaus,Zaigt jn herum den ganzen Plan,Baid Zilstätt, vnd was drum vnd dran.An allem gful jn der gros fleis.Fürnämlich am künstlichen Ghäus, |
885 | Welches den Armprostrain vmfingNach disem mann inn dHerberg ging.Nach Mittag die geordnet HerrenZaigten, was sie mochten begeren,Als das berümt herlich Zeughaus, |
890 | Ain Klainot diser Stat voraus,Burgern vnd Freunden zu aim SchuzVnd den Feinden zu ainem truz.Dan tröstlich soll man sein den FreundenVnd schrecklich zu der not den Feinden, |
895 | Jens, das man meh Freuntschaft erreg,Dises, das man Feintschaft zerleg.Auch zaigt man jn aus sondern treuenDie Speicher vnd die Kellereien.Vnd als der Tag ward hingepracht, |
900 | Ging man auf dSchneiderzunft zu nacht,Dan sie dahin lud, das man käm,Von Zürch der Burgermaister Bräm,Weil daselbs wern losiret einAll Eidgnoßschützen, die da sein.
Freitag, den 22. Junij. |
905 | Am Freitag führt man sie darnachInn das Münster, da man besahDas künstlich Vrwerk, ganz vollkommen,Desgleich man nicht vil hat vernommen,Darab man spürt, wie Künstlichkait |
910 | Auch werd halt dise Oberkait.Dan nichts zirt aine Stat so sehr,Als ehrlich Künst vnd gute Lehr,Diweil sie weislich füren, lendenDie Jugend fein inn allen Ständen, |
915 | Daher jung Leut, wol angewisen,Das Lebendig Gmäur der Stat hisen.Folgends man auf den Thurn hoch stig,Das man das schön Gebäu erwig.Da ward auf des Thurns höchsten plon |
920 | Angericht ain Collation,Vnd demnach inn das Chor gegangen,Da man besach mit gros verlangenDas Ainhorn, welchs acht schuch lang war,Ain herliches Klainot fürwar. |
925 | Nach Mittag gingen sie gleich allAuf die Pfalz, Canzlei vnd Marstall;Folgends inns Spital man sie lait,Da ain Abendtrunk war berait,Auch Wein von Hundert virzig Jar, |
930 | Welchem doch groet noch kain Har.
Samstag, den 23. Junij.Am Samstag, da man jnnen ward,Das die Gselschaft wolt auf die fart,Da dankten jn die Herren sehrDer Fräudenbesuchung vnd Ehr, |
935 | Vnd das sie nun erneuert hetten,Was vor längst jr Vorfaren thetenAus Nachbarlichem willen gflissen,Dessen sehr grosen dank jn wissenAin ganzer Rhat samt der Gemain, |
940 | Vnd sind genaigt, solchs nicht allainVm ain ganzen Ehrsamen RhatZu Zürich mit ir möglichster that,Sonder besonder vm ain jdenZubschulden mit gonst, Ehrerbiten, |
945 | Auch zu gedächtnus der SchiffartDen Hafen, darauf gwettet wardVnd wog huntert vnd zwanzig pfund,Aufzuheben, das es werd kund.Ferner auch zu Steifer bezeugung |
950 | Irer ganz Nachbarlichen naigungZu Zürch vnd alln innsonderhaitSei jdem ain Fanen berait,Mit der Statt wapen fein gezirt,Wie der aim guten Schützen gbürt, |
955 | Den werd man ainem jden raichen,Zu jrer Rais glückhaftem zaichen;Dan weil sie könten so geschwind,Als ain Pfail von Armprost verschwind.Von Zürch gen Strasburg fliesend schiesen, |
960 | Solten sie billich des genisen,Gleich wie ain andrer Schüz des gnießt,Wan er zu dem Zweck gewiß schießt,Weil sie den Zweck, jn gsetzet vor,Nämlich Strasburg, erraicht han zwar. |
965 | Dan dis ain gwisser Schütz wol haißt,Der das erraicht, nach dem er raißt,Vnd kan das vnstät Glück noch zwingen,Ine, dahin er sinnt, zupringen.Auch wöll man der Statt zugedenken |
970 | An jden Fanen dazu henkenAin Atlasseckel, vnd darinnenFünf Denkpfennig, solchs lang zusinnen.Nach disem man die Gselschaft namVnd aufs Ammaisters Stub gleich kam |
975 | Vnd da die Lez mit jnen asVnd kainer Freuntlichkait vergas,Mit gutem gspräch, mit tranck vnd Speis,Mit Music auf vilerlai weis.Als nun der Imbiß war geendt |
980 | Vnd der dank nach gebür vollend,Da fand die Gselschaft sechs RollwägenVor jrer Herberg gleich zugegen,Darauf sie furen hin mit fraüden,Vnd thaten sie vil Herrn gelaiten |
985 | Meh dan auf treisig Pferd hinaus,Auch Stätt- vnd Ammaister voraus.Und als sie bei die Markpruck kamen,Die Herren da ir Vrlaub namenMit vberraichung Wein vnd Prot, |
990 | Welchs man jn inn die Wägen bot.Da ging die rechte lez erst an,Ider wolt sein zugdenken lan,Vnd entdecken sein herzlich treu.Fürnämlich sagt die Gselschaft frei, |
995 | Sie wolt bei Treu der AidgenossenBewisen Treu Vnbschuld nicht losenVnd forthin Strasburg Trausburg haisen,Vnd die Trau bei Nachkommnen preisen,Auch dise Fanen, jn gegeben, |
1000 | Zu gdächtnus solcher Treu aufhebenVnd die Denkpfennig stäts anhenkenKindskinden, Strasburg zugedenken.Secht, was die Treu hat für gros kraft,Die ain stark Freuntschaft stärker schaft. |
1005 | Deshalb sich Teutscher Treu geflissen,Vm die stäts warn die Teutschen gprisen,Vnd welcher aus der art will schlagen,Den soll kain Teutschen sein mann sagen.Als man sich nun het gnug gelezt |
1010 | Mit gspräch, wunsch, grus vnd trunck ergezt,Auch gwünscht, das sie zu land glück heten,Gleich wie sie zu Schiff haben thäten,Fuhr die Geselschaft auf Bennfelden,Da sie diselbig Nacht einstellten.
Sontag, den 24. Junij. |
1015 | Morgens tags, als die Sonn herschein,Kam die Geselschaft vberain,Mittags zu Schletstatt auszuspannen,Schickten deshalben vor von dannenAin Soldner, welcher solchs bestellt; |
1020 | Dan jnen worden zugestelltZwen Soldner von Strasburg der Statt,Deren der ain den Befelch hat,Das er solt der Furirer sein,Der ander solt biß Zürch hinein |
1025 | Zalen baides für Roß vnd Man,Welchs da baid Soldner han gethan.Doch theten von Schletstatt die HerrenDer Gselschaft da den Wein verehren.Von dannen sie auf Kolmar raißten, |
1030 | Da jn die Herrn gut Gselschaft laisten.
Montag, den 25. Junij.Auf Montag sie auf Enßhaim zugenVnd fortan jr Nachtläger schlugenBei den Aidgnossen zu Mülhausen,Die sie mit fraüden da behaußten, |
1035 | Lößten sie kostfrei von dem WirtVnd hiltens, wie Aidgnossen gbürt,Dan sie zu Habsen zu MittagSie auch frei hilt folgenden tag;Darum es wol Milthausen his, |
1040 | Diweil sie sich sehr milt erwis.
Zinstag, den 26. Junij.Als folgends sie auf Basel kamen,Die Basler sie sehr bald vernamen,Vnd wie sie jnen vor mit schiessen,Als sie vorschifften, Ehr bewisen, |
1045 | Also bewisens sie nun auchVnd schosen, das es gab ain rauch.Es war von Volk ain gros geträng,Als sie einfuren, von der mäng,Sah die Fanen mit lust voraus, |
1050 | Die sie steckten zun Wägen aus.Daselbs geschah jn auch vil EhrMit Ehrenwein vnd anders mehr.
Mitwoch, den 27. Junij.Morgens frü schickt man hindersichDie Wägen, die jn Nachbarlich |
1055 | Die von Strasburg gaben bewärlich,Vnd verlezten die Fuhrleut ehrlich.Nachgehends auf die Pferd sie sasenVnd zu Mumpf gleich zu Mittag asen.Zu Pruck den Nachtimbiß sie namen, |
1060 | Da man jn schenkt den Wein allsamen.Daselbs sie vberain all kamen,Das sie auf Morn den Imbis namenZu Altstetten, von Zürch nicht weit,Vnd folgends jder sich berait |
1065 | Im Schützenhaus mit seinem FanVnd inn die Statt fortzih als dan,
Donnerstag, den 28. Junij.Inn welchem sie auch so fortfurenVnd zogen ein fast vm zwo vrenMit Fänlin fünfzig vir, mit fraüden |
1070 | Samt den zwen Soldnern, die sie laiten,Die man vir tag hilt auf zur hand,Biß man sie wol verlezt haimsant.Der einzug war lustig zuschauen,Baides von Mannen vnd von Frauen, |
1075 | Vnd gleich wie hofnung sie ergeztVor, als das Schiff sich hat gelezt,Also fräut sie jzunt vil mehrDie vollbracht Schiffart vnd jr Ehr.Sie sprachen: «Nun würd man am Rein |
1080 | Der Aidgnossen stäts eingdenk sein,Man würd dannoch von Zürchern sagen,Das sie zu Land vnd Schiff sich wagen,Vnd das gwis Zürch müs sein glückseligVnd Strasburg gwis nicht vnglückselig, |
1085 | Diweil die Stras auf Strasburg jeGanz glückhaft sei, wie man spür hie,Inn dem das man zum zwaitenmolSo glücklich Schiff zusamen wol.Hie sicht man, warum Got die Flüß |
1090 | Geschaffen hat: nur darum gwis,Damit man durch jr mittel wegNachbarschaft besuch, halt vnd pfleg.Wie man dan lißt, das ob den PronnenVnd den Bächlin sich hab angsponnen |
1095 | Der Menschen erstlich Nachbarschaft,Daraus kam Sipschaft, SchwagerschaftVnd folgends Dörfer, Flecken, Stätt,Wie es noch gibt die täglich Red,Das man spricht: wir sind Nachbarn nach, |
1100 | Wir schöpfen Wasser aus aim Bach.Drum wir die Aar vnd Limmat preisen,Die vns den Rein zum Nachbarn weisen,Auch preisen wir euch Zürcherknaben.Die solche Nachbarn gsuchet haben, |
1105 | Vnd Got geb, das die NachbarschaftSo lang inn Freuntschaft pleib verhaft,So lang die Ström zusamen flisenVnd vnder ainander sich begrüsen.Got geb euch, liben Eidgenossen, |
1110 | Die jrs gewagt habt vnvertrossenVnd nun glückhaft trett hie herein,Vil Hails zu Land, gleich wie zu Rein.Jr seit ja wol der Fanen werd,Weil jr ersigt, was jr begert, |
1115 | Vnd habt ain ehrlichs Lob geschaftDem Vaterland der Eidgnosschaft.Got wöll auch ewig segnen die,So die jn zu lib ghabte mühVnd Nachbarliche Freuntlichkait |
1120 | Haben erkant mit dankbarkait:Got wöll die Statt Strasburg erhalten,Die vorlängst ward geehrt von AltenVnd die die jung Welt nun auch ehret,Das jr Ehr vnd Lob ewig wäret, |
1125 | Das sie, gleich wie jr Namen deit,Ain Burg sei Türes Rhats allzeit,Vnd Zürich von Rum, Tür vnd RichVnd baid bei Got Reich ewiglich.»Solchs vnd dergleichen etlich redten, |
1130 | Etlich es haimlich wünschen theten,Biß das der Abend herein trung,Das jder frölich haim zu gung.
Nvn, es will mir auch Abend werden,Mein Stern naigt sich nun auch zur Erden, |
1135 | Apollo, der Poeten Freund,Will auch nit wider kommen heunt,Mercurius, der Redkunst hold,Plinzelt, als ob er schlafen wolt,Derhalben will ich auch mein schreiben |
1140 | Zu gnaden lasen gahn vnd pleibenVnd nun zu lezt dem liben Schiff,Welchs gschwinder dan mein Feder lif,Vnd der Geselschaft, die vil mehr,Als ich kan schreiben, erlangt Ehr, |
1145 | Wünschen, das sie Rhumshalb empfangen,Was der Held Jason thät erlangenSamt seinem Schiff, Argo gehaisen,Nämlich, das man sie lang mög preisen,Diweil sie vnterstunden mehr, |
1150 | Als des Jasons Gselschaft zu Mör,Bedacht, das sie kain bhelf nicht hatenVon Winden, die sie treiben thaten,Noch Segeln, die sich treiben lisen,Davon wie ain Delphin zuschiesen, |
1155 | Sonder durch kecken Mut alleinVnd vbung starker Arm vnd BainFuhren sie als vom WindsgewaltVnd als von Segeln fortgeschalt.Auch sinds nach kainem Gold geraißt, |
1160 | (Wie solchs das Gulden Vellus haißt),Sonder nach Rum vnd Freuntschaft ehrlich,Das war jr Gulden Wider herlich,Vnd haben solchs fridlich ersigt,Nit wie jene durch gwalt erkrigt. |
1165 | Drum hat meh Rum die Zürchisch freuntschaft,Dan die Jasonisch Argisch gmainschaft.So las ich andre nun beschreibenDie Mörschiffart, die vil aufreiben,Ich aber hab ain Glückschiff bschriben, |
1170 | Welchs das Glück selber hat getriben,Von dem man sagen würd, allweilStrasburg von Zürch ligt treisig Meil.Himit schüz Got die AidgnosschaftVnd jre libe Nachbarschaft.
Die Namen der Herren vnd Freund desGlückhaften Schiffs von Zürich.
Herrn des Rhats waren:Caspar Thoman. Johan Escher. Johan Zigler. Sixt Vogel. Hainrich Wunderlich.Herrn der zwai hundert:Georg Ott. Felix Schneberger. Caspar Wüst. Georg Fiez. Hainrich Widerker. Johan Stampfer.Burger:Georg Keller, Medicus. Jacob Bindschädler. Hans Conrad Escher. Hans Jacob Schmid. Wolf Diterich Hartman. Abraham Geßner. Conrad vnd Caspar Pluntschli. Christoff von Lär. Johan Schwitzer. Rodolf vnd Felix Schüchtzer. Diethelm Wis. Caspar Wüst der Jünger. Heinrich Asper. Andreas Kippenhan. Johan Heinrich Zigler. Rodolf Wägman. Jacob Locher. Johan Bartolme Käufeler. Johan Christen. Georg Straser. Heinrich, Jacob, Ludwig vnd Rodolf Waser. Adrian Zigler. Huldrich Schwiter. Johan Wunderlich. Hans Peter vnd Hans Huldrich Lochman. Jacob Weisling. Fridelin Wis. Johan Ringli. Thomas zur Linden. Felix Pantli. Johan Sturm. Trei Trommeter: Salomon vnd Hans Selbler, Thomas Eberhart. Zwen Trommenschlager: Hans Asper vnd Hans Ersam. Johan Mülli, ain Pfeiffer. |