<<< Übersicht  <<< Voriges Kapitel  Nächstes Kapitel >>>



B  I  B  L  I  O  T  H  E  C  A    A  U  G  U  S  T  A  N  A

 

 

 

 
Das Volksbuch von Dr. Faust
um 1580

 


 






 




54

Von einem Alten Mann der den Doctor Faustum
von seinem Gottlosen Leben hat beköhren wöllen
vnnd was vndanckh Er hergegen empfangen:

Ein Christlicher Frommer Gottsfurchtiger Artzet / ein Eyferer der Eern Gottes etc. ward ein Nachbaur / vnnd sahe das vil gesellschafft der Studenten jren Ein vnnd Ausganng hetten jnn des Doctor Faustj Behaussung / Als einem schlipfferten / wie einem gemeinen Frawen hauß/ ja welliches noch Erger ward / Dann alle juden so baldt Sie von jrem Gott abfielen waren nicht allein abgesagte Feind Gottes / sonnder auch die zauberey ward auch jr Prophecey vnnd betrug / wie auch der / der manches frombes kindt so den Eltern sauer worden / vnnd Christlich erzogen / nicht allein dem Leib / sonnder auch den Pater noster vergessñ versuecht worden /

Diser Alte Nachbaur des Doctor Faustj der alle seine schelmerey vnnd Ergernus lannge jar her ersehen / sein Teuffelisches furnemen jnn Achtung hett / vnnd doch neben abnemen konndt / Das die Beüdt oder Biren noch nicht reiff waren / Das die Obrigkeit ein einsehen solt haben / beruefft auss einem Christlichen Eyfer jn den Doctor Faustum zu Gast / der jme auch erschine /

Vnder sollicher Mahlzeit spricht der Alt Gottsforchtige Patron den Faustum also an / Mein Lieber herr jch hab zu Euch ein freundtlich Christlich Bitt / jr wöllet mein Eyferig furtragen nicht jnn argem vnnd vnguettem aufnemen / Daneben auch die geringe Mahlzeitt nicht verachten / sonnder guetwillig / wie es der Liebe Gott beschert auf vnnd Annemen.

Doctor Faustus Batt Er solt sein furhaben Ercleren / Er wolt jnn gefelligem gehorsam laysten /

Darauff fieng der guett Patron also an / Mein herr jr wist wie jr ein Furnemen habt / Da jr Gott vnnd allen Heyligen abgesagt / vnnd Euch dem Teuffel ergeben / damit seind jr jnn grossem Zorn Gottes/ vnnd auss einem Christen ein rechter Ketzer vnnd Teuffel worden / Ach mein herr was zeucht jr Euch / Es ist vmb den Leib nicht zuthuen/ sunder vmb die Liebe Seel / So ruehet jr jnn der Ewigen Pein vnnd Vngnad / Wolan mein herr es ist noch nichts versaumbt / wann jr Euch noch bekert / Vnnd vmb genad vnnd verzeyhung bey Gott ansuecht/ wie jr sehen bey dem Exempel jnn der APostel Geschicht am .8. Cap.: vom Simone in Samaria. Der auch viel Volckh verfuert / dann Er sonderlich fur ein Gott geachtet worden / Dann man hieß jn die Krafft Gottes oder Simeon Deus sanctus. Diser wardt auch bekert / als Er die Predig .S. Philippj hort / ließ sich taufñ glaubt an vnnsern herren Jesum Christum. Welches jnn der Geschicht der Apostel sonderlich beruempt ward / Das Er sich hernach zu dem Philippo gehalten hat /

Also mein Herr Last Euch mein Predig auch gefallen / vnnd ein Hertzliche Christliche erJnnerung sein / nimmer thuen ist die Bueß / genad vnnd verzeyhung zuesuechen / dess jr ein schön Exempel an dem Schacher am Creutz habt / Jtem an .S. Peter. jtem an Matheo vnnd Magdalena, ja zu allñ Sündern spricht (spricht) Christus der Herr / Kompt her zu mir alle Die jr muheselig vnnd beladen seydt jch will Euch erquickhen / vnnd jn dem Propheten Ezechiel. jch beger nicht den todt dess Sünders / sunder das Er sich bekhere vnd habe Das Leben / Dann sein hanndt ist nicht verkurtzt / das Er nicht helffen kan / Sollichen Furtrag bitt jch Euch mein herr last Euch zu hertzen geen / Bittet Gott Das Er Euch vmb Christj willen verzeihen wölle / vnnd stett Darneben von Eurem boesen Furhaben ab / dañ Die Zauberey ist wider Gott vnnd seine Gebott / wie sollichs Gott der herr schwerlich jm Altñ vnnd Newen Testament verbeutt / nemlich man soll Sie nicht Leben lassen/ man soll sie nicht zu jnen halten / noch jr gemeinschaft haben / Dann es sey ein Grewel vor Gott / Also nennt .S. Paulus dem Par oder Elymas den Zauberer ein kindt dess Teuffels / ein Feindt aller Gerechtigkeit / vnnd Das Sie auch kein thaill am Reich Gottes haben sollen.

Doctor Faustus hört jm zue / vnnd sagt / Das jm Die Lehr wol gefiell / dem souil jm möglich sey nachkommen / vnnd nam also sein Abschiedt /

Als Faustus jnn sein Behaussung kam / dacht Er der Lehr lanng nach / vnnd betrachtet was Er doch sich vnnd sein Seel Zyhe vnnd Vbergabs dem Laydige Teuffel / Er wölle Bueß thuen/ vnnd sein versprechen dem Teufl absagen/

Jnn sollichen gedannckhen Erscheint jm sein Geist / Dapt nach jm / als ob er jm den kopff herumb Drehen wolt warf jm fur / was jn dahin bewegt / Das Er sich dem Teuffel ergeben / nemlich zu dem hab Er sich versprochen / Gott vnnd allen Mentschen feind zu sein / dem versprechen gehe er nicht nach / sonnder wolt dem Alten Lecker volgñ einem Menschen / vnnd Gott zu Huld haben / Da es schon zu spatt/ vnnd Er dess Teuffels sey / der macht hab sprach er dich zu holen/ vnnd jch jetzunder beuelch hab Dir den gar auß zu machen / oder Dich wider zuuersprechñ / Das du dich nimmermehr wöllest verfueren lassen/ vnnd dich von Newen verschreibe mit deinem Bluet / vnnd alsbald erklerest ob du es thuen wöllest oder nicht / wo nit So will jch dich vmbbringen/

Doctor Faustus ganntz erschrockhen verwilligt jm solches / setzt sich nider vnnd schreibt mit seinem bluet / welches nach seinem erschrockenlichen Todt gefunden ist worden / also Lauttendt/
 
 
 
<<< Übersicht  <<< Voriges Kapitel  Nächstes Kapitel >>>