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Das Volksbuch von Dr. Faust
um 1580

 


 






 




51

Von der verzauberten Helena
Auß Griechenlandt:

Am weyssen Sontag kamen die Studenten / so offt gemelt vnuersehens jnn dess Doctor Faustj Behaussung zum Nachtessen / Da Sie jre speiß vnnd Tranckh mit brachten Welliche angeneme Gäst waren/

Als nun der Wein eingieng ward am Tisch geredt Von hubschen weibsbildern / Da einer vnder jnen anfieng / Das Er kein weibsbildt lieber sehen wolte / Dann die schöne Helenam auß Kriechenlanndt / Das von jrentwegen die schon Statt Troia zugrundt ganngen / Sie mueß schön gewesen sein / sprach Er weil Sie jres Mans beraubt / vnnd solliche Embörung von jrentwegen entstanden ist /

Doctor Faustus Antwurt/ Dieweil jr Dann so begirlichen seind zusehen / Die Schöne gestalt der Königin Helenæ Menelaj hausfraw / ein Tochter Tyndarj vnnd Ledæ Castoris, vnnd Pollucis Schwester / Welche solt die Schönste in Græcia gewesen sein/ hab jch daran gedacht Sie zuerweckhen / will sie auch herein bringen/ Damit jr Sie personlichen sehen sollen jren geist / vnnd wie Sie jn Leben gesehen hat / Wie jch dem Kayser Carolo Quinto. auch sein begierdt erfult hab mit dess Kaysers Alexandrj Magnj vnnd seiner hausfrawen Person /

Darauff dann verbott Das keiner nichts reden solt/ noch vom Tisch aufstehn oder Sie empfahen / gieng hierauff zuer Stuben hinauß / vnnd als wider herein geet / Volgt jm von Fueß die Königin Helena nach / die so wunder schon ward / Das die Studenten nit wusten ob Sie bey jnen selbs weren oder nicht / so verwirrt vnnd brunstig wurden Sie /

Dann Sie erschin jnn Einem Costlichen schwartz Purpur Claydt / jr Haar das Goldfarb ganntz schon herrlich schin / hett Sie Dasselb so lanng herab hanngen biß jn Die kniebieg / So hatt Sie kholschwartze Euglein / ein Lieblich angesicht mit einem Runden köpfflein / jre Lefftzgen waren Rott / wie die Rotten kirschen mit einem kleinen Meulin vnnd helslein wie ein weissen Schwan / Rotte becklein / welliche einer Rosen zuuergleichen waren/ mit einem Vberauß schönen glitzigen Angesicht / ein langlecht aufgericht gerade person / jn Summa es ward kein vnthedelein an jr zuuerachten /

Dise Helena sahe sich allenthalben jnn der Stuben Vmb/ Vnnd mit gar Buebischem Angesicht / Das die Studenten jnn Lieb gegen jr hefftig entzündt waren / Doch dieweil Sie es fur ein Geist achteten / ward jnen solliche Brunst leichtlich verganngen / Sie gieng mit Doctor Fausto zuer Stuben wider hinauß.

Hierauff als die Studenten sollichs alles gesehen / Batten Sie Doctor Faustum Er soll jnen souil zue gefallen thuen / vnnd sollich bild noch ein mahl erscheinen lassen / Dann Sie jm zu Morgens jnn sein hauß ain Mahler schickhen wolten sie abzuconterfeien / wellichs jn Doctor Faustus abschlueg / vnnd sprach Er köndte jren Geyst nicht alzeit erweckhen / Er wolt jnen aber ein Conterfeit zuestehn lassen / wellichs auch geschach / vnd Dann die Studenten aller erst abreissen liessen / Welchs die Mahler sehr hin vnnd wider schicktñ / Dann es ward jnn schon herrlich gestalt eines weibsbildt / wer aber sollichs gemähl dem Doctor Fausto abgerissen/ Das hat man nicht erfahren können.

Die Studenten aber belangendt könndten Sie / als Sie zu betth kamen/ Vor der gestalt vnnd Form so Sie sichtbarlichen gesehen nicht schlaffen/ darauß abzunemen ist wie der Teuffel die Menschen jnn Lieb verblendet / wie dann offt geschicht / Das mancher also jm Huernleben wandelt/das Er nicht Leichtlichen mehr herauß zubringen ist.
 
 
 
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