BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Das Volksbuch von Dr. Faust

um 1580

 

Historia vnd Geschicht

Doctor Johannis Faustj

 

Das Erste Theil

 

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) 13. (

Ein Disputation.

jnn was gestalt die Verstossnen

Engel gewesen:

 

Doctor Faustus nam jm wider ein gesprech fur mit seinem Gayst Er solt jm sagen jnn was gestalt sein herr jm Hymmel geziert / vnnd darJnnen gewohnt/ Sein Gaist batt jn diss mahl Drey tag aufzug / Am Dritten tag gab jm der Gayst Dise Antwurt /

Mein herr Lucifer (.der Also genannt wirdet / Von wegen Das Er auss dem Hellen Liecht des Hymmels verstossen.) ward jm Hymmel ein Engel Gottes / vnnd Cherubin. Er alle werckh vnnd geschopf Gottes jm Hymmel gesehen hat / Er ward jnn sollicher Zier / vnnd jnn einer sollichen gestalt / Pompp. Authoriteth. würde vnd Wohnung / das Er ein gleichnus vnd geschöpf vor Gott ward / Viler Volkomner weisheit vnnd Zier, / ja ward jnn sollicher volkommenheit / das er ein zier vnnd schein wardt vber alle sunst andere Geschöpff / Vber Gold vnnd Edelgestein / Dann Er ward von Gott also erleucht vnnd geziert / Das Er vbertraf der Sonnen Glantz vnnd Stern Gold vnnd Edelgestain / Dann bald jn Gott erschieff / Setzt Er jn auf den Berg Gottes / vnnd jnn ein Ampt eines Furstenthumbs / Er wardt Volkommen jnn allen seinen Wegen / Aber so bald Er jnn Vbermueth / vnnd zu Der Hoffart stig / vnnd vber Orient Steygen wolt / ward Er verdilgt vnnd verworffen auss der Wohnung vnnd sitz des Hymmels jnn ein Fewrstain / Der Ewig nicht verlischt / sondern quelt jn jmmerdar / Er wardt geziert mit der Cron aller Hymlisch ñ Pomp / vnnd Dieweil Er also wider Gott also Trutzlich gesessen / jst Gott auch gesessen auff sein Richterstuel / Vnnd jn zur Hell / Da Er nimmermehr hocher steygen kan / vervrthailt vnnd judiciert.

Doctor Faustus als Er dem Gaist von Disen Dingen hat zugehört/ speculiert Er darvff mancherlay opiniones vnnd grundt / gieng auch also darauff stillschweigendt vom Geist / Als Er nun jnn seiner Kammer ward / legt Er sich aufs bett / hebt an bitterlich zu waynnen vnnd Seunfftzgen vnnd jnn seinem hertzen zuschreyen / Dann Er betracht auf dise erzellung dess Geists / wie der Teuffel vnnd verstossen Engell vor Gott so herrlich geziert ward / Vnd wann Er nicht wider Gott gewesen auss Trutz vnnd Hochmueth / wie Er hett ein Ewigs Hymlischs wesen vnnd wohnung gehabt / Da Er jetzt von Gott Ewig verstossen sey/ vnnd sprach. O Wehe Mir jmmer wehe / Also wirt es Mir auch vnnd nichts ertreglicher ergehn / Dann jch bin auch ein Geschöpf Gottes / vnnd mein Vbermueth fleisch vnnd Bluet hat mich gesetzt jn ein verdamlicheit (an) an Leib vnnd Seel / vnnd jch mit meiner vernunfft vnnd Synn mich geraytzt / Das jch als ein Geschöpff Gottes von jme gewichen bin / vnnd mich den Teuffell verfueren lassen / das jch mich mit Leib vnnd Seel an jn verknipfft habe / Darumb kan jch kein genad mehr hoffen / sonndern wirdt Ewig wie Lucifer jnn die Ewige verdamnus vnnd wehe verstossen werden muessen / Ach wee jmmer wehe was zeich jch mich selbs / vnnd was mach jch auß mir selbs / O. Das jch nie geborn wer worden etc.

Dise Clag fiert Doctor Faustus / Er wolt aber nie kein glauben noch hoffnung schöpffen / das Er durch Poenitenz mecht zuer gnad Gottes gebracht werden / dañ wann Er gedacht hette/ Nun streicht mir jetzt der Teuffel ein solche farb an / Das jch mueß jetz jnn Hymmel sehen / Syhe so will jch widerumb keren / vnd Gott vmb gnad vnnd verzeyhung Anrueffen / Dann nimmer thuen ist ein grosse Bueß / So hett Er sich wol jnn die Kirchen verfuegt / Der Haylig Lehr geuolgt / vnnd also dem Teuffel ein widerstandt gethon / Vnnd ob wol Er dem Teuffel hie schon den Leyb hat lassen muessen / So wer dannocht die Seel erhalten werden / Aber Er ward jnn allen seinen opinionibus vnnd mainungen zweifelhafftig / vnglaubig vnnd Clainer hoffnung/