Oswald von Wolkenstein
um 1376 - 1445
Handschrift B
|
|
____________________________________________________________
|
|
1r |
I(HS A 1r/v, HS B 1r, HS c 1r-2v, Klein 1)
|
I |
AJN anefangk/
|
5 | an got allain mit hohem liſt/noch möchten ſy das end nicht machen güt/
Des bin ich kranck/an mein' ſel zwar ich uerklag mein ſterben/und bitt dich junckfrow Sant kathrein/ |
10 | tü mir genad erwerben/dort zu Marie kindelein/das es mich haben well jnſeiner hüt/
Jch danckh dem herren lobeſan/das er mich also grüßt/ |
15 | mit der ich mich uerſündet han/das mich die ſelber büßt/bey dem ein yeder ſol verſten /das lieb an laid die leng nicht mag ergen /
|
II | AJin frowen pild/ |
20 | mit der ich han mein zeit ſo lang uertriben/wol drewzen jar und dennocht mer/jntreuen ſtet beliben/zu willen nach jrs herczen ger/das mir auf erd kain menczſch nye liebers ward/
|
25 | Perg holcz geuild/jn manchem land des ich uil hab erritten/und ich der güten nye uergaß/mein leib hat uil erlitten/nach jr mit ſeinklichem haß/ |
30 | jr rotter mund hett mir das hercz uerſchart /
Durch ſy ſo han ich uil betracht/uil lieber hendlin los/infreuden ſy mir manig nacht/uerlech jr ermlin blos/ |
35 | mit trauren ich das vberwind/ſeyd mir die bain und arm beſlagen ſind –
|
III | UOn liebe zwar/hab wir uns offt dick laides nicht erlaſſen/und ward die lieb nye recht entrant/ |
40 | ſeyd das ich lig unmaſſen/geuangen ſer jnirem band/nu ſtët mein leben krenklich auf der wag/
Mit haut und här/ſo hat mich got ſwërlich durch ſy geuellelt/ |
45 | von mein' groſſen ſünden ſchein/des pin ich überſnellet/ſy geit mir büſs und ſenlich pein/das ich mein not nicht halb betichten mag/
Vor ir lig ich gebunden uaſt/ |
50 | mit eyſen und mit ſail/durch manchen großen veberlaſt/emphrembt ſy mir die gail/o herr du kanſt wol richten ſain/die zeit iſt hye das du mich büſſeſt rain –
|
IV | KAin weyſer man/mag ſprechen icht er ſey dann vnuernünftig/das er den weg icht wandern well/der jm ſol werden künftig/wann die zeit bringt glück und vngeuell / |
60 | und bſchaffen ding fur war ward nye gewant/
Des ſünders pan/die iſt ſo aubenteurlichen verrichtet/mit mangē hübſchen klügen lacz/kain maiſter das voltichtet/ |
65 | wann got der yedem ſein geſatz/wäglichen miſſt mit ſeiner heilgen hand/
Er eyfert man und fröwelein/auch alle creatur/er wil der liebſt gehalden ſein/ |
70 | jnſeiner höchſten kur/wer das verſaumpt des ſünd gereyfft/er hengt jm nach bys jn ain lacz ergreifft –
|
V | LIeb iſt ein wort/ob allem ſchacz wer lieb nuczlich volbringet/ |
75 | lieb vberwintet alle ſach/lieb got den herren twinget/das er dem ſünder vngemach/verwennt und geit jm aller freuden troſt/
Lieb ſüſſer hort/ |
80 | wie haſtu mich unlieplichen geploſſet/das ich mit lieb dem nye vergalt/ |
1v | der ſeinen tod uolendet/durch mich und mangen ſünder kalt/des wart ich hye jngroſſen ſorgen roſt/
|
85 | Hett ich mein lieb mit halbem füg/got nuczlich nach uerzert/die ich der frowen zärtlichen trüg/die mir iſt alſo hert/ſo für ich wol an alle ſünd/ |
90 | O wertlich lieb wie ſwër ſind deine pünt –
|
VI | ERst rewt mich ſer/das ich den hab ſo fräuelich erczürnet/der mir ſo lang gebitten hat/und ich mich nye enthürnet/ |
95 | von mein' groſſen miſſetat/des wurden mir fünf eyſny läcz berait/
Nach ſeiner ger/ſo uil ich jn die zwen mit bayden füſſen/inainen mit dem tengken arm/ |
100 | mein daumen müßten büſſen/ein ſtahel ring den hals erwarb/der wurden fünff als ichs uor hab geſait/
Alſo hiels mich mein frow zu fleiſs/mit manchem hertten druck/ |
105 | ach huſch der kalten ermlin weyß/unlieplich was ir ſmuck/was ich jr klagt meins herczen laid/jr parmung was mit klainem troſt berait –
|
VII | MEin hercz das ſwindt/ |
110 | jnmeinem leib und bricht uon groſſen ſorgen/wenn ich bedenck den bittern tod/den dag die nacht den morgen/ach we der engeſtlichen not/und wayß nicht wo mein arme ſel hyn fert/
|
115 | O maria kind/ſo ſte mir wolkenſteiner bey jn nöten/da mit ich uar indein' huld/hilff allen die mich tötten/das ſy gebüſſen hie jr ſchuld/ |
120 | die ſy an mir begangen haben hert/
Jch nym es auf mein ſterben ſwër/ſo ſwer ichs doch genüg/das ich der frowen nye geuër/uon ganczem herczen trüg/ |
125 | ſchaid ich alſo uon diſer werlt/ſo bitt ich got das ſy mein nicht engelt/ |