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- E i n e A u g s b u r g e r
S i t t e n l e h r e 1 4 7 6
f o l . 1 6 0 r - 1 7 5 r
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- [160r]Hie nach volget ein heilsame nüczliche ler
durch einen hochgelerten geistlichen vater also beschriben /
und ist genant der menschen spiegel darjnn man lernt sein
selbs erkantnuß. und den weg der ewigen selikeit.
O Jr aller liebsten so wir erkennen und mit den jnwendigen augen an sechen wie wir in diser zergencklichen zeit und in diser flüchtigen welt wonen. So ist uns auch not dz wir offt betrachten wie uns unser plödikeÿt / kranckheÿt und torheit also ser unser sel heÿl hindert und uns das hercz enczückt zů andern eÿtelichen dingen / damit wir des heÿlsamen götlichen rates vergessen / den uns got durch moÿsen geben hat in dem půch Deutronomij an dem .xxxij. capitel. da er spricht. O dz sÿ merckten und verstünden/ und ir lecztes end [160v] recht fürsehen / Hÿe nement war das wir warlichen mügen des todes panden enpfliehen so wir mit fleiß disem götlichen rat volgen. wann diser rat ist ein vernichtung des todes / ein erczneÿ des heÿls / ein form den sündern zů pessern ir leben. so er spricht O das sÿ merckten und verstünden und ir lecztes end fürsehen. O du heÿlsame ler unsers schöpffers. darinn uns gezeigt und geöffnet ist der weg der weÿßheÿt ein ermanung der fürsichtikeÿt. ein reÿczung von unserm sündigen leben. und ein erwerbunge götlicher genaden. O du unaußsprechenliche miltikeÿt unsers heÿlers. O du überwintliche güt unsers schöpffers. O du gruntlose parmherczikeÿt unsers erlösers / wann wir undanckper creatur von angang menschlichs wesens piß auf dise gegenwertige zeÿt offt den tod verschult haben. und er [161r] uns noch so genedigklich růfft zů dem leben und zů unser sel heil jn disen worten so er spricht. O dz sÿ marckten und verstünden und ir lecztes end recht fürsehen.
Nun ist ÿeder ein arm mensch der nit eÿn groß freüd und frolocken hat in wunnsamer erhebung seines geÿstes. so er merckt dz der almechtig got und ein schöpffer aller ding uns armen sündigen dürfftigen und törlichen menschen so fleissig ist und uns so vaterlich begabt und versorgt hat. also sol uns hinwider gegen im die sorg anligen / dz wir uns fleÿssen seines vaterlichen rates unvertrossenlich nach zů volgen und seine gepot emssigklich zů halten dz also zů volbringen got zů lob und uns zů nucz. Also süllen wir zů dem ersten alles das hassen das wider in ist / und das lÿeb haben dz got ein wolgevallen ist. und umb [161v] dz so ist er tag und nacht zů piten. dz er uns sein genad und hilff verleich. dz zů volbringen und seinen götlichen rat zů volgen so er spricht O dz sÿ marckten und verstünden und ir end recht fürsehen. Jr aller liebsten ich erman eüch dz ir dz selb eben versteet dz ir da lesent. wann die fleissig aufmerckung diß rates ist ein vernichtung der hoffart. eyn verdamnung des neÿdes Ein flucht der unkeüsch. ein eüsserung aller eÿtelkeit. ein merung der genaden. eyn anweisung götlicher zucht. ein betrachtung des heils. und ein volkummenheit aller heilikeit. darumb spricht er. O dz sÿ marckten und verstünden / und ir end eben fürsehen. O wie wenig ist ir als zů vörchten ist die dise tugent an in haben jch vörcht ir seÿ wenig die ir oren neigen zů disen worten. auch ist der wenig den stettigs vor iren augen seÿ die erkantnuß ir eigen kranckheit irer sünd. und wer sÿ sein und war zů sÿ werden. [162r]
Nymm war des nuczparen spÿegel und schaw dich recht darjnn / so wirdest du on zweÿfel weÿser dann Salomon. Sampson / und vil der andern wann die selben waren in fleischlicher und unzimlicher lieb und begirden also ser verplendet dz sÿ sich in disem heilsamen spiegel nit mochten schauen. darumb sind sÿ schwerlich gevallen. Seid sölch leüt in so groß sünde gevallen sind die so grosse weißheÿt und sterck gehabt haben. Vil mer süllen wir mit grosser fürsichtikeit wachen / wann wir plöd und kranck seÿn. darumb list man von den selben mannen / nit zů einem ebenpild des volcks sunder zů eÿnem spÿegel der fürsichtikeÿt das wir alle zeÿt in erkantnuß unser geprechen und in gotes vorcht leben / nit daz wir in unser weißheÿt und sterck hoffen. mer dz wir fleissig seÿn unser sel heil zů sů[162v]chen. Dise heilsame ler süllen wir mit vernunfft mercken / nit leichtvertigklich und pald davon zů lassen. man sol sÿ offt herfür nemen mit fleiß und mit ernst überlesen. wann als lüczel der weÿrauch schmeckt dann so er in dem feür verschmolczen ist, also wenig schmecket auch dÿe ler der heiligen geschrifft. sÿ werde dann in hiczigen begirlichen herczen. vleißig gelesen und enpfangen.
Nun süllen wir mercken dz uns in disen vorgeschriben worten sind drey ding fürgelegt. ¶ Dz erst ist kunst. ¶ Dz ander ist verstentnuß. ¶ Das dritt ist fürsichtikeÿt. wann got wil dz wir wissen und versteen. und dz wir fürsichtig seÿen wann eins ist nit genůg on dz ander. wann wz ist vil wissen und dz selb nit versteen. was ist dann kunst und verstentnuß auch nichcz. so eins nit fürsichtig ist. [163r]
¶ Item zů dem ersten süllen wir wissen dz diß gegenwertig leben flüchtigklich reÿset. zergencklich und voller geprechen ist / und beflecket mit aller üppikeÿt. bestrickt mit aller poßheit. umb geben mit aller untrew / begriffen mit allen sünden. So wir das alles wissen so verschmehen wir die welt gar pillichen durch ewiger freüd willen.
¶ Zů dem andern mal süllen wir versten das wesen unser eigen plödikeit und kranckheit dz wir nichcz gůcz mügen tůn on die hilff und genad gotes. Darumb welcher mensch sichselbs recht erkennet der verwürfft sich selber und wz er leidet dz schreibt er seinen sünden zů und leidet dz gedultiklich / wann wer ein todsünd getan hat der hat got dz öberst gůt erzürnt / darumb sölten in fürbaß alle creatur durchechten und peinigen. Aber wer sich an [163v] sicht als er ettwz wil sein / davon kommt dz er nichcz leiden mag. dz ist denn hoffart. Nun müsen wir ÿe durch leÿden und trübsal gen himel kummen. darumb lieber mensch fürsich dein lecztes ende. und gedenck dem schmerczen den unser müter von unseren wegen getragen haben / da von geschriben steet in dem půch Job. Nacket pin ich gangen auß meiner můter leib. ploß var ich hinwider von hynnen. Also spricht auch Sanctus paulus. Wir mügen nichcz mit uns von diser welt tragen. wann wir haben nichcz mit uns darein pracht dann waÿnen Von dem wainen spricht Sanctus Augustinus dz ein iegklich kind im selbs seÿ ein weissag seines ellendes. wann dz es mit seiner stimm nit kan sprechen dz erzeigt es mit seinem waÿnen Von dem schmerczen der můter steet geschriben in dem půch der geschöpff Da got Eva der ersten frauen diß zů einem flůch gab dz sÿ in schmer[czen] [164r] würd ire kinder gepern. also ist unser einganck kleglich. und unser außgang noch kleglicher. und von kintheit auf bedurffen wir grosser sorg / mü und arbeit piß wir kumen zů vernufft. darzů ist unser handel und wandel sorgfeltig piß in unser end / ÿecz wie wir uns ernern / und uns vor hicz und vor frost / vor hunger und vor aller widerwertikeÿt bewaren und die durfftikeÿt dez leibs ist on zal / über dz alles sölt unser gröste sorg sein umb unser sel heil wie wir sÿ zů got prechten / Und wie got nit allein ein genügen wil haben dz wir sÿ im also wider antwurten. er will sÿ haben geziert mit gůten wercken. wann einem ieden cristen menschen ist nit genůg dz er dÿe sünd meid. er sol auch gůte werck volbringen. götliche werck sind uns ein reiczung zů danckperkeÿt zů götlicher lieb und zů einem waren cristenlichen leben. Aber unser sorg ist [164v] aller meist umb dz zergencklich schnöd gůt darauf wir allen vleiß legen. und keinen fleiß legen auf dz ewig leben und auf dz heil unser sel. Also ist unser eingang sorgklich. wann alles das uns zů heÿl und zů verdienen geben ist dz keren wir uns selbs zů sünden und zů verdamnuß. und damit wir got alle zeÿt loben sölten damit leidigen wir in offt schwerlich. Also nach unserm kleglichen eingang so süllen wir auch fleißigklichen mercken unsern zwungenlichen scheüczlichen und erschrockenlichen außgang.
¶ Zum dritten mal so süllen wir nach dem götlichen rat unser end fürsehen wie wir sterben müsen. welches todes mit vernunft oder mit unvernunfft / in genaden oder in dem zoren gotes. darumb süllen wir allezeÿt wachen. seÿd uns der tod als gewiß ist. und die stund des todes so ungewiß. so piten [165r] wir als david spricht. Herre offenbar mir mein ende daz ich wiß wz mir geprech. O wie gar ein nüczlich gepet das ist dz er nit pitet umb erkantnuß götlicher heÿmlicheÿt oder ergründung der geschöpfft. Aber dz er pitt umb die zal seiner tag / also vernymm und verstee und versihe dein ende / so vindest du wie du ein ellender pilgerin pist. und verr dem waren vaterlande. wie du krafftloß und dürfftig pist und treg zů allen gůten dingen und schnell zů sünden und zů pösen dingen. und waist wol das die zeÿt deines lebens kurcz und ungewiß ist. und das du von außgang deiner můter leib piß in den tod wenig gůcz gethan. und ein sünd auf die andern verpracht. und wie schnöd die sünde seyn die du volpracht hast. wie lang / wie groß / wÿe pitter die pein ist die du mit deinen sünden verdient hast. ¶ Jeremias der weissag spricht [165v] Nymm war wie gar pitter und pöß ist. das du deinen got verlassen hast. dz pöß bedeütt sünd / dz pitter bedeütt die pein Also wenn du nun waÿst und versteest dz die welt und du darjnn und dz ellend leben alles zergencklich ist. so söltest du pillich dein sterben weißlich fürsehen und nach gottes huld werben ¶ Salomon spricht / alles dz under der Sunnen ist dz ist schnöd und mit eitelkeÿt umbgeben. Darumb ermant uns der götlich rat in dem půch der samnung an dem .vij. capitel. so er spricht Gedenck dein lecztes ende so sündest du nymmer mer.
¶ Darumb mensch / wann du merckest die kürcz der gegenwurtigen zeit / und die schnödikeÿt deines vergangen lebe[n]s / und dein leczt ende recht fürsehest. on zweifel du würdest in deinem leben also wachen dz du verschmehen würdest und zů ruck[166r]legen weltliche üppikeÿt. überige zeÿtliche sorgkfeltikeÿt leiplich unzimmlich wollust wann der weiß mensch sicht nicht allein an den außgang. er sicht auch an das end Also heist der weiß der allzeit fürsichtig ist / und das end in allen dingen betrachtet Du möchst ieczunt sprechen. jch pin bereitt zů volgen disem götlichen rat das ich fürsehe mein ende. was ist aber das end. Jch antwurt dir. das ist das du dÿe ordnunge deins leibs schickest in ein gůt end. Quia finis concludit omnia. wann das ennd beschleüst alle dingk. darumb wÿe dich got vindet an dem ennde also würt er dich urteÿlen. ¶ Sanctus Gregorius spricht. der unkeüsch leib würt nymmer als wol gezemet. denn dz er alle zeit gedenck wie der leib toter gestalt seÿ. der im leben seiner sel widerstrebt hat hast ein sölch gedechtnuß so pist ein reicher [166v] mensch. wann betrachtung ist zů latein als vil gesprochen als des gemůtes ein reichtum dann ist dein gemüt gar reich so es mit kunst und fürsichtikeit wider alle widerwertikeit erleücht ist. Also list man von einem heÿdenischen peichtiger genant Orgus. der hett hundert liecht beÿ im prinnen. daz ist also zůversteen dz er in fürsichtikeit seines gemücz der weißheit pfleger wz. Jst nun ein heiden als weiß und fürsichtig. vil mer sol ein iegklich cristen mensch zů aller zeit fürsichtig sein. wann christus ist dz war liecht dz alle menschen erleüchtet. und nach im sein wir cristenmenschen genant. Auch solt du nit in zeitlicher fürsichtikeÿt sein als Orgus getan hat. Ja vil weiser und fürsichtiger solt du sein ewige ding zů bedencken als ewige selikeit ist der gůten und ewige pein ist der pösen. [167r]
Nun wissent das an disem ennde weÿse fürsichtikeÿt ligt dz ist an dem außgang der sel. wann die arme sel in vorchten auß disem paufelligen leichnam scheiden můß. so gelaubt mir dz ir in diser zeÿt nit lieber wer dann das sÿ ir ennd weißlich fürsehen und vil übels gelassen het Davon wölt got das ir eben merckten die ding die da gůt sind. und weißlichen fürsehent die besorgklichen schÿdung von hinnen so würdent ir got vorchten und die heiligen geÿstlichen ding begeren. und die welt verschmehen. und ein erschrecken vor der hellischen peÿn gewynnen. wann in diser vorchtsamen zeÿt deines leczten endes mag dir weder vater noch můter. weder schwester noch prüder. noch kein zeitlich gůt nicht zů hilff kommen. und würst aller deiner freünd beraubt. so du umb sichst nach menschlicher [167v] hilff der ist keine da / So hast du kein zůflucht die dir gefrummen müg dann zů got und zů deinen gůten wercken ob du dÿe volbracht hast. O ir aller liebsten freünd / nun betrachtent mit welcher vorcht unser lieber herre jhesus cristus zů vörchten seÿ oder mit welcher lieb er lieb zů haben seÿ. der allein die heilsamen hilff verleicht an der zeit des todes. darumb nymm offt in dein gedechtnuß den tag deines leczten endes. ee das deine arme sele auß disem kercker deines plöden körpers außgee / so versihe sÿ wo sÿ hin werde varen. so macht dir dise vorchtsame betrachtung ein mißvallen deiner sünd. Aber die mißvallung sol sein auß ganczer rewe und die rew auß beschauung und gůter übung des gemütes. und auß erkantnuß eÿgener kranckheÿt und dürfftikeÿt [168r]
O du leser diser geschrifft merck unnd verstand / das der mensch sol betrachten zů sein selbs behütnuß zů außtreibung aller ungerechtigkeit / zů götlicher vorcht / zů gedechtnuß des tods. Wann zů der letsten zeÿt des todes der ÿecz ein mensch heist und ist / der ist als baldt kain mensch mer / unnd in diser unstetten zeit würt der mensch kranck zů dem tod. unnd in der kranckheÿt mert sich der siechtag. Da erschrickt dz hercz / da erbüdmet die prust / da sinckt das haubt / da entweÿchent die syn / die krafft verget / die sterck erschwachet / dz angesicht erbleicht / die augen zerprechent / die oren und die naß werden verstopfet / der mundt erstummet / die zung erkaltet / der leÿb wirt gancz krafftloß / dz marck schwint in dem gebeÿn / und dz fleÿß toret allenthalben. Also haben wir leÿder ein erschrockenliche zůversicht die [168v] uns nit entgen noch geselen mag noch nie keÿnen geselt hat. Als freidanck spricht / Rotter mund und weÿsse kel die werden all schümlig unnd gel / also volgt uns nitt anders nach denn unsere eÿgne werck sÿ seÿen gůt oder böß. Darumb sind gütte werck nit zu sparen biß auff das end / O got da wirt der schön leÿb aller farbloß und zů einem graußamlichen faulen aß wirt der leÿb. Er wirt zů wirmen und zů erd. Nÿm war ob dz nit ein erschrockenlichs scheüczlichs schawen seÿ. und doch ein nüczer speigel dem menschen wann keÿn künst noch erczeneÿ druckt nider also die hochfart / und verdampt den neÿd und haß / und erlöscht die unkeüsch und unzimlich begir auch verschmecht ÿberige reichtum und weltliche eÿtelkeit und eer als weise fürsichtigkeit / und betrachtet des graussamen ellenden tods. Darumb wolt gott dz sÿ merckten und verstůnden unnd ir ende weißlÿch fürsehen. Wann [169r] in diser welt ist nichcz als unwert und grausamlich als der tod mensch. und wie lieb vater und můter oder freünd einander haben. ÿedoch als pald ir eins stirbt so last man es nit den andern oder den dritten tag in seinem eigen hauß und grebt in under die erd / also würt sein vergessen. mit dem glocken don ist ir gedechtnuß vergangen als weren sÿ nÿe gewesen.
O scham dich du armer schnöder sünder dz du also mit übermůt mit zorn. und mit ungedult aufgewachssen und umbgeben pist. Und dem dÿe kunst Aristotilis paß schmackt denn die ler der heyligen lerer und zwelffpoten. und hat mer lust zů lesen in den püechern der eÿtelkeÿt dann in den püchern der heÿligen geschrifft. und dem auch kein kunst noch lere nit schmeckt sÿ seÿ dann mit hübscher gramatica und geplümten worten zů samen geseczt. und mit [169v] loica ergründet und höfflich mit rethorica gecziert. O du armer mensch wÿe pist du so toret beÿ aller deiner kunst das du also jrr geest. weist du nit und wilt du es noch nit versteen. das alle die disen eiteln dingen allein an ligen / und damit ire tag und zeÿt verczeren. und der heÿlsamen götlichen kunst nicht achten. das in dÿe selben in selb dÿe sünd meren. und in selb den tod und pein bereÿten. und als ir fleÿsch ist also ist auch ir kunst. Sÿe klauben dÿe pletter und lassen dÿe frucht ligen / wann sÿ haben vil grössern vleiß auff dÿe zeÿtlichen vergencklichen schöne wort dann auff dÿe krafft des ewigen worcz. wann ire wort dÿe erheben sÿ mit grossem schalle in übermůt ires herczen und wöllen für ander leüt gescheczt werden. dicz sprich ich nit darumb dz [170r] die kunst pöß seÿ die von den heÿdenischen lerern und poeten geschriben sind. Aber darumb das wir alle kunst lernen / und alle ding in weiser fürsichtikeÿt zů einem gůten end ordnen sölten. Got zů lob und uns zů heil wann von disen obgeschriben gelerten spricht David der prophet. Sie sind betrübet und beweget recht als ein truncker voller mensch. und all ir weißheÿt ist gefressen und verczert. wann als der truncken mensch kein weise fürsichtikeÿt hat. also thůn die unweisen auch die allein die kunst diser welt trincken. und den selben püchern weltlicher weißheÿt ob ligen. Und vil klůger und scharpffer sinne darauß vinden. und sÿ sich selb noch ire werck darjnne nit wöllen erkennen. darumb auß mitleiden wünsch ich den selben den götlichen rate O das sÿ merckten und verstünden / und ir lecztes ennde [170v] weÿßlich fürsehen und bedechten. so sündeten sÿ nymmer mer.
So sÿ eben merckten die kürcz diß flüchtigen lebens. und scheczten die maß der tag die sÿ also verzeren. und wie sÿ an dem jüngsten tag vor dem erschröckenlichen richter alle ir schuld wie die genant ist hertigklichen müsten verantwurten. On zweÿfel so würden sÿ zů hand mit götlicher vorcht gestrafft. und würden auch ir weltlich kunst und weißheÿt zů rucken legen. und würden sich keren zů der ler götlicher warheÿt. und von der schůle der torheÿt zů der schůl der weÿßheÿt von der weltlichen eren und hoffart zů der kunst warer demütikeit. von dem unflat der unkeüsch zů heiliger reinikeÿt. von dem [171r] sündigen leben zů heÿlsamer unschuld. von dem leben des leibes zů dem leben des geÿstes Von dem stat weltlichs wandels in das hauß heiliger zucht. Des ermant uns der heÿlig geÿst durch David den propheten und spricht. Begreiff die zucht dz der herre nit zürn / und dz ir nit vertilgt werdent von dem gerechten weg ¶ O wie ein erschreckenlich urteil würt es den menschen die nit beÿ zeÿt darnach stellen noch wöllen und dÿe götlich kunst umbgreÿffen. Auß disen worten ist wol zů mercken. das gar vil menschen verderben. wann ir wenig die götlich vorcht achten. wann ein ÿegklich mensch der nit gekestiget würt in götlicher zucht. und mit pesserung und straf von seinen pösen siten mit warer rew. mit lauter peicht / mit rechter půß / mit genůg tůn für die sünde. und mit reÿnigung der ge[171v]wissen in diser gegenwurtigen zeÿt der genaden. der selb stirbt von der gemei[n]schafft aller heiligen / Sÿe heÿst wol die zeÿt der genaden. wann hett der tewfel diser zeÿt ein augenplick lang. er würd sich nit saumen. er würd pald genad begeren und behalten werden. Hierumb lieber freünd gotes versaum dise genadenreiche zeÿt nicht und beschaw dich in disem spiegel wer du seÿest und war zů du noch werdest. wann du in grosser unflettikeÿt enpfangen und in ach und in wee geporen. und in grossen sorgen mü und arbeit erzogen pist / und all dein tag in üppikeit und in undanckperkeit in sünden. in leÿdigung deines schöpffers gelebt. und dich selbs wirdig der ewigen verdamnuß gemacht hast. So sich und erkenne dich selbs. und was dem allen nachvolgt. nichcz anders dann ewiger schmercz [172r] Als sant Gregorius spricht. dz kein grösser unsinnikeÿt seÿ. dann da der mensch umb eÿnen augenplicklichen wollust sich selbs geb in ewige pein. wann das beweist wol sanctus Bernhardus / so er spricht. O mensch du pist schnell zů dem tisch. treg zů der kirchen / kranck zů dem götlichen dienst / rösch zů der füll / munter zů dem klaffen. schlefrig in gůten wercken / verdrossen zů peten / Behend zů zoren / hinlessig zů gotes dienst. Ein liebhaber des neÿdes. Ein verschmeher der sel heil. und hat alle zeit ein aufmercken auff ander leüt sünd und geprechen. Als wenn er sicht ein agen in eines andern menschen aug und in seinem aug merckt er nit einen grössen plock. und seinen nechsten vermerckt er und urteilt in frevelich / und wil sich selbs nit erkennen. Nun erkenn dich selbs von anfang piß an dein end. so vindest du nit anders dann [172v] dürfftikeÿt und schnödikeÿt an dir. nach dem leib zů scheczen. wann du in unreinikeÿt und in sünden enpfangen pist. Als künig david beweinet und spricht. Jn sünden pin ich enpfangen. und in schnödikeÿt hat mich meÿn můter in irem leÿb erneret. Das ich ÿecz geschriben hab dz thů ich alles in prüderlicher liebe. darumb das ich dich geren prechte zů demütikeÿt und zů erkantnusse dein selbs on die du nit selig magst werden.
O wer geÿt mir meinen augen den prunnen der zeher. dz ich beweinen müg den kleglichen außgang auß můter leib in dise sündige welt. wann in sünden seÿn wir geporen. und in sünden haben wir villeicht unser leben verzert. Und ist zů vörchten das wir in sünden sterben und damit die ewigen pein erwerben. [173r]
Aber der ist eÿn tor der das alles wol versteet und gelaubt. und sich daran nit kert. und darnach nit stellet das er die ewigen selikeÿt erwerb mit einem rechten cristenlichen leben. und dem ewigen tod enpfliech. Darumb klaget Job der gedultig und spricht. Wöllte got das ich ertött wer in meiner můter leÿbe. und ir leib wider wer als ob ich nÿe da wer gewesen. wann das nun ein mensch tausent iar lebt so nymmt es doch ein ennde und ist kurcz als ein augenplick zů scheczen gen der ewikeÿt. Was sag ich von tausent jaren / so wir doch teglichen sehen und enpfinden / das gar vil mer under funffczig jaren sterben dann die darüber alt werden Würt er aber alt sibenczig oder achczig iar so lebet er doch nür in grosser arbeit und in unlust / und in schmerczen / wer dann die zeÿt [173v] der půß in das alter gespart hat / der würt offt versaumpt. Als ein lerer schreibt daz er nÿe gelesen noch in der geschrifft gefunden hab / das ein pöß leben ein gůt end genummen hab. ¶ Auch spricht Augustinus Penitencia sera raro vera. Das ist als vil gesprochen. Ein spate rew ist selten war.
So der alt mensch ist voller klage und lär aller freüden / wann daz haubt schwindelt. dz hirn sinckt die gedechtnuß entgeet. dz hercz siecht. die prust krachet / die leng peügt sich. die größ schwinnt. dÿe sterck krancket. das antlucz tuncklet. der atem schmeckt. die augen rynnen die naß treüfft. die zen erfaulen / die oren verschwellen / die zung stamlet / die hende erzittern / die füß siflen / und der alt erzürnt pald und vergist sein hart. Nymm war ob das nit grosse armůt und prechen seÿ. Er [174r] ist von stund gelaubig übels ding zů sagen von andern leüten als er auch gethan hat in seÿnen vergangen tagen / und kert sich hart zů got. und ist treg gůte ding zů thůn und mag seiner pösen gewonheÿt nit wol gelassen / wann die gewonheit verendert die natur / und was er vor zeiten getan hat dz arckwant er auf ander leüt / und ist geitig nach gůt. karg und unparmherczig gegen den armen / pitter und ungedultig in widerwertikeÿt. schnell zů reden von vergangen dingen. und verdrossen zů peten und arge ding die er nimmer kan verbringen mit dem leib / die verpringt er mit seinen gedencken und lüsten die er dar zů hat / und lobt die alten und vernicht die jungen. Er lobt die vergangen ding und schilt die gegenwertigen. Er seüffczet mer umb seinen vergangen wollüst der er nÿmmer gehaben mag. dann umb seÿn [174v] sünd / Er getraut nÿemant mer. und wirdet doch geeffet Nun seÿ des genůg von dem alter und von menschlichen geprechen gesagt wann wer es alles erzelen und schreiben wölt der betört sich selber. wann alle dise welt geistlich und weltlich jung und alt ist voller sünd und geprechen. Got der almechtig seÿ uns genedig amen.
Es mag eins den prechen ein teil wol entweichen die ich da erzelt hab wie wol dz die warkunst ist. die uns reiczt und weÿset zů dem weg ewiger selikeÿt / wann was frümte mir dz ich alle ding erkante und mich selbber und mein eÿgen geprechen nit erkennen will. ¶ O dz wir marckten und verstünden und unser leczt ende weÿßlich fürsehen / das were uns ÿe not. Gedenck auch wÿe schnelle du pist zů [175r] vallen in die sünd. und so treg wider auf zů steen von den sünden on die götlichen hilff. das kommt von natürlichen geprechen Got der wend uns all unser geprechen nach seinen götlichen willen und unser sel heil. Des helff uns got der vater. der sun. und der heilig geist Amen.
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