B  I  B  L  I  O  T  H  E  C  A    A  U  G  U  S  T  A  N  A
           
  Eine Augsburger Sittenlehre
1476
     
   


E i n e   A u g s b u r g e r
S i t t e n l e h r e   1 4 7 6


f o l .   1 5 6 r   -   1 5 7 v

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[156r]
Jtem hienach volgen neün stuck
damit man got ein besunder wolgefallen tůt.
wer die mit andacht volbringt hie in diser zeit

EJn gůter frummer mensch begeret von unserm herren dz er im kunt thett warjnnen er sich sölt üben / darjnn er im ein wolgefallen thett. Jm ward geantwurt. wilt du got ein besunders wolgefallen tůn / so gib einen pfening hie in diser zeÿt durch gotes willen so du es wol getůn magst / und dÿe weil es dein ist / dz ist mir lieber und dir nüczer / denn ob man nach deinem tod geb eÿnen grossen hauffen. Dz ander weine einen zeher waßers umb dein sünd. und umb meines leidens willen / dz ist mir lieber und dir nüczer denn dz du als vil růten auf deinen ruck er schlügest als auf einen weiten veld gewachssen möcht [156v] Dz dritt ist. leid ein verschmechtes hertes wort durch meinen willen / das ist mir lieber und dir nüczer. denn das du einen See vol wassers waÿntest umb zergencklich zeÿtlich ding. Das vierd. Prich deinen schlaff ab durch meinen willen / dz ist mir lieber und dir nüczer / denn das du schicktest zwelff ritter nach deinem tod zů dem heiligen grab. Dz fünfft ist beherberg den armen menschen und thů im gütlich durch meinen willen / dz ist mir lieber und dir nüczer denn dz du vÿerczig iar in ÿegklicher wochen dreÿ tag vastest mit wasser und prot. Das sechst ist. rede nÿemant übel und argkwan nicht / dz ist mir lieber und dir nüczer denn dz du die ganczen welt umbgiengest / und in ÿegklichen fůßtrit dein plůt verrertest. Dz sibent ist / Ker alle ding zů dem pesten und erger nichcz. das ist mir lieber und dir nüczer denn [157r] das du alle tag in den dritten himel verzuckt würdest. Das achtent ist / warumb du pittent pist / es seÿ umb leÿb umb sele umb gůt oder umb ere / so pit mich selb / dz ist mir lieber und dir nüczer denn das mein liebe můter und alle heiligen und engel für dich petten. noch wil ich dein rein andechtig gepet lieber erhören. Das neünd ist. hab mich lieb für alle lieb / das ist mir lieber und dir nüczer / denn das du ein saul aufgiengest die überal vor scharsach stecket. und dÿe da reÿchet von dem ertreÿch piß an die wolcken / und teglich dein plůt daran vergüssest und versertest. Noch ist mir lieber das du mich lieb habest über alle lieb Unser lieber herre spricht mer zů dem menschen. Lob mich in deiner getreüen arbeit so würt dein arbeit mein lob. und hab mich lieb in deiner widerwertikeÿt / so würt dein lieb mich ziern [157v] Gee mir nach in stettikeÿt so würt dein sel mein gefert. Sanctus Bernhardus spricht so der mensch ÿe grösser sündet so im got ÿe gütlicher nachgeet. Sanctus Augustinus spricht. Hab got lieb von ganczen deinem herczen oder du verdienst den ewigen schmerczen. Sanctus Paulus der spricht Kein mensch ist got als wolgefellig als der der frid in seinem herczen tregt. wann der zorn ist der natur / wenn man in übet so er ÿe mer wachsset / und enzündet sich im herczen zů untugenden. und erleschet alle tugent. Wer oren hab zů hören der höre.