¶ De locucione vel loquela utili.
Es sol der mensch hüten seiner zungen und mund als einer gůten vest. wann wo man der burg offen vergißt / und wo die maur nÿder ist da übersteigt man sÿ und gewint es Also ist dem menschen wo er seinen mund unbehütlich auf thůt da vahet man in auff. und darumb sprich offt also. herr ich pit dich dz du meinen mund be
[33v]schliessest mit der tür und mein zungen mit vesten panden behütest dz mein sel auch behütet sei dz ich von meiner zungen nit in übel valle wann der tod und dz leben steet in der zungen Ein kleffige zung ist ein zeichen der schalckheÿt und darumb mach sÿ zem. Got spricht ewer red seÿ ja ja nein nein. Aber ein lugenhafftige zung die da verwirret und zanck / krieg und mißhellung machet zwischen den prüdern und freünden die hasset got. Got haßt auch andre fünff ding Jtem dz schwach hercz dz auff poßheÿt trachtet. Jtem ein lügner Jtem ein falsche zung / Jtem die schnellen füß die da lauffen zů übel Jtem die schnellen hende zů plůt vergiessen. Jtem den verfürer zwischen den prüdern. Es ist vil vertregenlicher ein dieb denn der verlogen mensch. und ist dÿe pößt gewonheÿt die warheÿt zů verschweigen und
[34r] lügen mischen under die warheÿt / Dein red seÿ nit üppig sunder gůt und sůsse ordenliche wort mit warheÿt / Auch tröstliche wort ratbere wort / und ler und anweisung / und gib bescheÿdne linde antwurt und hüt dich vor arckwenigen leüten und vor nach reden und vor murmeln und rům red. und hüt dich vor unweisen und verwegnen worten dz ein schand ist zů tůn. das ist auch ein schand zů reden. Der ee redt dz er hört der erzeÿget sich ein tor zů seÿn / und ist wirdig einer straff Du solt mer nüczen die oren zů hören denn den mund zů reden / wann mit vil gekleff würt die warheÿt verloren Der nit schweigen kan der kan auch nit reden. aber schweigt der tor so würt er für weiß gescheczt Der ungelerten sit ist schreÿen und reden über die straff. Es ist ein schöns gůcz ding da die wort und dz leben vereinet sind in der warheÿt. Jtem
[34v] laß nicht zů vil aller ding. leihe auch dein hercz und dein oren nit aller zeitlichen red. jst dz dein knecht übel von dir redt als du offt von den andern auch hast getan / so schweÿg nit zů lang. er ist weiß der redt so redens zeit ist. und schweigt so zů schweigen ist
¶ Elemosina.
Es ist ein gůcz almůsen und hilff der einen in dem wasser die hend reckt dz er nit ertrinck. und dem jrren den weg zeiget. den hungerigen speiset und beweiset die sechs werck der parmherczikeÿt. Gib nit einem andern zů vil dz du selbs nicht behaltest. Gib dz deÿn und nit dz fremd. Du solt dein gůt also außspenden dz du selber nit not leidest noch schand noch mangel habest. du solt frummen den andern / also dz es dir nit schad größlich. dz du nit peteln müsest
[35r]
¶ Largittas.
¶ Halt also freÿ miltikeÿt dz du also gebest deinen freünden dz es nÿemandt schad seÿ Gib dz dein nit zů schaden den andern dz dein nit ist.
¶ Placere deo tria. et odire tria.
¶ Got gefallen dreÿ ding. das ist eintrechtikeÿt und mithellung der průderschafft. und die gemein lieb des nechsten und zweÿer menschen Eleüt die wol über ein tragen. und auch dreÿ ding sind die got hasset. dz ist ein armen hoffertigen und ein reichen lugner. und ein torates unvernüfftigs unkeüschs alter
¶ Conviva raro.
¶ laß dich nit laden zů keinen höfel der ein hoffertigs hercz hab und ein geüdige begirde die unersettlich ist. wann wie man dich vindet oder sicht also urteilt man dich / und mer / Beÿ den gůten wirdest du gůt. und beÿ
[35v] den pösen wirdest du pöß. darumb wilt du gast sein so füg dich in ein reine eÿnigung der freüntschaft. doch rat ich dir laß dich nicht zů offt laden darumb dz in dz pöfel vil pöser leüt kommen / darvon vil veÿntschafft ere abschneidung und schaden kommt. Jtem da ist auch vil üppikeÿt und unmessikeÿt / schimpff und verlassenheÿt / unnücze wort / überige zerung dz bringt zů dem leczten gern armůt und notturfftikeÿt. Als ein gemeÿnes sprichwort ist. das wol leben hat das hauß hingeben. Auch merck disen spruch. wer mer wil verczern denn sein pflůg mag erern dz ist nit wunder ob er geet in plunder. Darumb spricht freÿdanck. Meÿd purgschafft hoffart und schwer zeren so magst du dich dester paß erneren.
¶ Amicicie faciunt hec. [36r]
¶ Freüntliche lieb machet hoffen und hilffliche trew / lehen und gob. und süsse red und dienst. Aber wer die warheit zů vil öffnet dÿe er waiß dz bringet haß. mit dienst beheltest du den freünd der durch nucz gog und hilff dein freüntschafft aufnymmt. so er von dir oder durch deinen willen schaden nymmt. so gefellet im dein freüntschafft nit. und ist dz dir dein freünd gewönlich ere thůt und hilff so ist es zimlich dz du es auch widerumb tůst. nicht zů hant anders es wer ein wechßel oder ein geleiche gevaterschafft.
¶ Beneficia.
¶ Vergiß der gůtheÿt nit die dir erpoten ist. magst du so widerker es mit einem pessern. wann gegen einen trewen freünd ist nichcz zů scheczen.
¶ De origine amoris nota.
¶ Als der natürlich cristal würt geseübert das er klar würt. also gůter wandel mit
[36v] langer gewönlicher freüntlicher geheÿm bringet lieb. Jtem die lieb verkert die natur in ein andere gewonheit. also dz die gewonheit ist ein andere natur und verendert dÿe natur und also so man den prunnen ÿe lenger und mer erschöpfft so dz wasser ÿe klerer und süsser würt. Also ist alte lieb und freüntschafft offt pesser gefunden denn die new. und darumb ein neüer wein und ein neüe freüntschafft so die wol eralten. so du dz süsser und lieplicher neüßest. aber verleüß den alten freünd nit durch den neüen. villeicht ist er im ungeleich. Dein freünd und deins vaters freünd laß nit
¶ Jra et odium.
¶ Alter zoren verkert sich in alten haß und getraw deinem veind nicht. Geselle dich nicht mit im auff den weg der dein versönter freünd worden ist so du magst andere
[37r] geselschafft haben die du erkennest.
¶ De amore furioso signis et natura.
Es ist zů wissen von der wütenden liebe wütende lieb ist ein gäche lÿebe wer sich wol kan jnnhalten der ist weiß in der maß. Also dz auß der rechten lieb nit wachs ein pöse lieb / als man dz lieb kindlin zeücht und meistert mit der gerten dz es nit törlich thů und zů einem narren werd. Also můß die recht bescheiden und keüsch lieb eingezogen und gemeistert sein. dz sÿ nit gerat zů der weltlichen wütenden lieb und zů der gächen lieb bescheidne kewsche lieb und rechte lieb und die wütende lieb haben groß underscheÿd an der natur und art / zeÿchen und übung.
¶ Amor carnalis.
¶ weipliche wütende lieb hat die art und zeichen dz er dester mynder geschlaffen und essen mag den sÿ reÿtet / und sein tůn und sein ge
[37v]dancken endet er mit dem dz er lieb hat. und vermaint dz das sein höchster hort und seld seÿ so er begert der liebe wol gefallen und mag nicht verziehen / und mag auch der lieb nit ersetiget werden / er beger noch mer und begert für grossen trost ander stat zů seÿn da die liebe wont / und das kosen verdreüst in nit. und der da lieb hat der ist in vorchten zů mißvallen. und von der gegenwurtigen liebe schafft so sÿ einander ansehen so erpleichen und erpidmen sÿ und zittern vor grosser liebe / und ist emsigklich gefangen nach den gedencken der lieb und vil ander unzalber zeÿchen spürt man an der wütenden lieb Sie macht auch seüffczen und traurig gestalt / senung und unweiß. Aber der hat so getane und emsige liebe nicht der sein lieb und begird außgeüsset überflüssigklich und sÿ manigen mit
[38r]teÿlet / so würt sein krafft und frucht kranck als ein sail das man offt spannet das wirdet zů hadert. und darumb der begird der wütende liebe gee nit nach das du nicht zů spot werdest vor deinen veinden. Die lieb magst du wol pinden und messen in dir ee das sÿ kem in ein pöse freüntschafft. Aber Aristotiles spricht. Die erst bewegung der liebe geet ein durch das gesichte. hören und brüren durch die fünff sinn dÿe und got und die natur geben hat mügen wir nit entrÿnnen noch entgeen noch enpfliehen wir werden davon erwegt. Den zweÿen / das ist dem tod und der liebe mag nÿemandt entrynnen. aber dÿe lieb mag underweÿlen wol vermiden werden wenn du dein augen zů tůst dz sÿ nit sehen die üppikeit / und die oren verstopfft dz sÿ nit leicht hören / und die zungen zemest
[38v] dz sÿ nit von unrechter lÿebe red wider gůt siten. und darumb müsen die fünff aussern sinn von dem gemüt geleitet werden an einem zaum dz sÿ nit fürschellig werden in der wütenden torlichen unweisen verkerten lieb
¶ De Amicicia malorum hominum et stultorum vitanda.
Darumb man dÿe pösen geselschafft der pösen menschen und der unweisen sol fliehen und meiden. wann von den gůten wirdest du gůt. von den pösen verkert. und beÿ den narren unweiß Vor den unweisen zů hören vergeüß nit dein lere / wann er ir nit achtet und verschmecht sÿ / wann es ist ein natürliche eÿgenschafft an den unweisen auf zů vahen ander leüt missetat / und der seinen hat er vergessen und beleibt in seinen weg der unweißheit / er maint dÿe andern seÿen all toren und er allein weiß. und ist sach dz du ein freünd
[39r] pist des unweisen so würst du im geleÿch und ist dz du mit im kriegest oder lachest so hast du unrů Straffest du in so straffest du in recht als einen schlaffenden der die wort nit hört oder nit mercket. Jtem du solt ob du magst den toren machen schweigen so senfftest du den zoren. Jtem gib im nicht wann es ist verloren. sein freüntschafft magst du nit behalten. wann der unweisen freüntschafft ist schwerer dann eÿsen. Er laßt sich nit straffen. er macht dich vil ee selber zů einem toren mitsampt im ee das er ein weißheit mercket. wann sÿ nit in seinen sin mag kommen wie wol das ist das dÿe unweisen underweÿlen gůt und gelück haben. doch darumb so achte ir freüntschafft und auch geselschafft nit zů vil. wann sÿ unstett ist. Acht nit des weisen freüntschaft der mit den unweisen
[39v] leckerlich und schelcklichen geselschafft hat Pesser ist die freüntschafft der die mit dem weisen erzogen sind / denn die mit den leckern und schelcken erzogen sind
¶ Amicicia avari vitanda est propter suas proprietates.
Hüt dich vor der geselschafft der geÿtigen. wann der hat vil pöser eÿgenschafft / wann geÿtikeÿt ist eÿn wurcz alles pösen. wann von im mag keÿn gůt entspringen. Die weil der geitig mensch lebt so ist er im selber nichcz nücz noch nÿemandt anders / nun so er stirbt so ist er den andern nücz. Den geÿtigen mag kein gůt ersetten / sunder es raÿczt in / in benüget an got nicht. Er hat ein gerechte hand zů nemen / und ein eÿßne hand beschlossen zů geben / Er ist nit wirdig keiner freüntschafft. er mag kein frümkeÿt nicht behaben noch kein ere
[40r] behalten. er ist im sein tod selber. Jtem nichcz ist schmechers noch leÿchters denn der geÿtig wann auß der geitikeÿt mügen komen all ander sünd. und wer damit gefangen würt der kan gar hart darauß kommen. Geitikeyt leit nit daran dz eins vil oder wenig gůtes hab. es ligt an der begÿrd. geitikeÿt hat die pößten art an ir aller leiplicher kranckheit. sÿ verplendet dz aug der sel. Reichtum und armůt sind ein mittel zů ewigem leben. aber armůt ist gemeingklich pesser. wenn tausent in armůt vallen / so vallen zehen tausent in reÿchthum. wann ÿe mer eins zeÿtlich gůt hat ÿe mer es darnach dürstet Jtem geitikeit ist nit anders dann ein ungeordente begÿrd zů zeitlichem gůt. Jtem wilt du wissen ob du geitig seÿest so merck. ist sach dz dir der gang zů der kirchen zů götlichen dienst schwer
[40v] ist / und die füß ring zů den dingen die zeÿtlich ding an geen. und wenn du zů kirchen pist und an got gedencken solt. so ist dir mer gegenwurtig wie du zeÿtlichs gůt gewynnest den got den du dienen soltest. Der geÿtig hat kein benügen wie vil er hat / er ist pöß er mag nichcz lieb haben denn gelt / er versaget den andern allweg. und verlaugnet alles das er hat. und ursach des laugens und verzeÿhens geet an im nicht ab. Er mag kein gerůtes sichers hercz haben. wann er ist allweg arm / dz er hat dz düncket in zů lüczel / Er ist im selber nit genem noch niemant anders. Er mag nichcz gewaltig sein weder seines gůtes noch gemütes. Er betrübet alles seÿn haußgesind und alles dz mit im zů schaffen hat / Er heist der geÿtig zů behalten und der begirig zů gewynnen. wann begirlicheit ist eÿn weg und ein tor zů der helle. Der ist stercker
[41r] der begirlicheÿt überwindet. denn der den veind bestreitet. Es ist auch zů wissen dz unrechte frevel und begir der unkeüsch vil übels bringt Sie bringt zerstörung der land. der leüt / des gůtes / zů eeprechen und allen andern übel.
¶ Vitanda est amicicia et societas perversi superbi
propter has proprietates.
Verpinde dich nit in geselschafft mit den treczigen hoffertigen gewaltigern reÿchern. beleib freÿ dz du nit undertan und knecht werdest. wann wo hoffart ist da ist krieg. schmach und scheltwort. wann die ersten hoffart mocht der himel von schweryn wegen nit getragen. darumb so ward sÿ mit irer geselschafft verstossen Got der almechtig widersteet in und hasset sÿ. Und so du arm pist. nymmet denn der reich oder hoffertig schaden. so wütet und
[41v] tobet er. Aber so er unrecht tůt so můst du schweigen. Du armer / die weil du hast auß zů geben und mit im zů zern und milt pist so ist er dein geselle. Aber wenn du nicht mer hast so laßt er dich / und hat kein mitleiden mit dir. und lärt dich gar auß. so du sein bedarffst. und pitest du in umb ichte so spott er deyn und spricht. war zů bedarffst du des Abentewr nicht mit im dz er dich nit verschmech. Gelaub nicht zů vil seinen worten wann er versůcht dich spotlichen. Er forschet dich mit frag. Also geet der wolff wo er will mit dem lamb. Des reÿchen hoffertigen rede würt geprüffet und gelobet / und die dein nÿder getruckt und vernicht. und redest du die warheÿt und gerechtikeÿt man hört dich nit. Redest du valsch so wirdest du auffgefangen / und deine wort werden vernichtet und gar verkeret. und darumb von
[42r] dem hoffertigen gewaltigen überhebe dich wann ÿe verrer von im ÿe pesser Entweder er gepeüt dir oder zwingt dich oder pittet dich Gewaltiger piter ist halber rauber. Es ist nicht schedlichers denn den künig zů lang dienen und nit gewinnen gůt noch nucz und darumb erwele dir zů dienen einen milten gůten herren.
¶ Lites in domo fuge.
¶ Du solt vermeiden den krieg in deinem hauß unstettes solt du vertreibe[n] / Hüt dich vor aller pöser geselschafft. wann mit den gůten wirdest du gůt und mit den pösen pöß. Ein hůrer ein fresser ein dÿeb / ein unkewscher. morder. klaffer / lügner / hoffertiger geÿtiger und alles übel volget dir nach. Pillich ist auch zů meiden ein pöser nachpaur. Jtem kauff dz hauß nit ee dz du den nachpaurn kennest Jtem mit dem solt do wonen mit dem du gepessert magst werden.
[42v]
¶ De Amicicia qualiter sit habenda et retinenda.
¶ Das ist nücz. freünd und kind und gůt landleüt und nachpauren zů freünd haben Als der leib on die sel nit mag geleben. also ist der mensch on gůte geselschaft zů leben da ist kein trost / und ist als ein ungedüngter acker on frucht. wann gůte freüntschafft ist über alle schecz. Für einen gůten freünd ist nichcz pessers / gegen im ist nichcz zů scheczen. und ist er stett so ist er wol eÿn eben genoß ein treüer freünd ist ein starcke hůt und ein sichere warnung. und wer in vindet der vindet einen schacz. Jtem wer got vörcht der vindet in jn den freünd. wann er ist ein treüer arczt. Er ist pesser dann ein reich Es ist nichcz süssers und pessers denn der getreü freünd. damit magst du reden als mit
[43r] dir selber. Er ist pesser dann alles gůt. Jtem du solt allweg gewynnen dÿe freüntschafft die du allweg lieb hast / und sÿ dich herwider wann mit der menig der freünd und mit der lÿeb der burger und gemein wirdest du gesichert dz du unerstrÿten bleibst / mit der freünd hilf behaltest du den schacz und reichtumb. Hast du vil veind und hasser so magst du in nit erretten. Du solt nit gelauben dz du mit vorcht gewynnest gůt freünd. wann er mag nit ein getreüer freünd sein der bezwungenlich ein freünd ist und von vorchten
¶ Jn amore amor crescit.
Item mit flehung und mit güte und mit einem geleichen gepot. und nit mit gepieten wechst die lÿeb / und mit einem unpillichen ungeleichen und ungerechten gepot verleüst man die lÿeb Es ist nÿemant sicher den der nÿemant übel thůt
[43v] Fleÿß dich zů haben vil freünd mit freüntlichem verdienen. Jtem du solt nit gächlingen freüntschafft aufnemen denn du versůchest in vor in der not Berat dich vor mit dir selber und darnach mit deinen freünden Jtem nymm von dem nicht rat der von dir rates pitet. Jtem erwel so geraten freünde dz du dich ir nit schemest und das du die nicht müsest lassen varen.
¶ De amico retinendo post probacionem.
So du den freünd versůcht hast und bewert an den nöten / und das du einen getreüen freünd hast. so solt du in also in deinem herczen haben das du durch seinen willen tůn und lassen solt alles dz da mit eÿnes freündes willen zimlichen mit eren und mit gemach geschehen mag Also das du got nit leidigest und dein gewissen dz dein sel nit in sünd vall. wann du
[44r] magst dich damit beschönen / jst es sach das du durch freünd in schand und sünd vellest noch solt du in nit beschirmen in der sünde und schand daz du im nit geleich werdest. Es ist der häler als der steler. aber du solt in beschirmen in der unschuld und in erlichen taten beschirmest du in jn missetat und in unwarheÿt so mag die freüntschafft nit lang besteen. Du solt den freünd also helffen dz du im nit schadest du magst im wol verzeihen dz nit recht ist. thůst du nit also so ist es nit ein getreüe freüntschafft. sunder eÿn verkerte pöse geselschafft. wann ein geselle ist ein halber schalck. wann vil gefallen sind und schaden enpfangen haben durch freüntschafft und geselschafft. Jtem wenn du hast den freünt erwelt so solt du in lieb haben in der weis als er deiner freüntschafft nicht hab / und doch solt du in haben als deinen ge
[44v]nossen und solt in gelauben als dir selber. und laß dich und dz dein an in sicherlich on argkwon. Hast du in versůcht und bewert so solt du in nit argkwonen. Hast du aber ein argkwenigs und vorchtigs hercz. pesser ist dir der tod. Jtem gelauben die freünd eÿnander nit dz ist nit freüntschafft noch dÿe krafft der liebe ist daselbs. Da rechte freüntschafft ist da ist nicht gemachtes. Da ist nichcz senlichers noch betrogners noch argkweniger denn ettwas erzeigen dz nit ist. Es ist nichcz lieplichers süssers und mynnsamers denn die vereinten in der liebe. an siten gepurt und wöllen und nit wöllen und an der eintrechtikeit. doch solt du reden mit seinem freünd als es got höre. Also solt du leben mit im recht als es got der almechtig sehe. Es ist nichcz so heymliches es komm an das liecht und auch zů wissen
[45r] Jtem dz schecz für ein gůte freüntschafft die der tod noch keÿn vorcht nit ertrennen mag on ursach. Jtem er mag alle ding geleÿden und übersehen durch des freündes willen aber man vindet selten und hart sölche freüntschafft. Jtem / die offne ampt und fremd sach underhanden haben / und die in gelück sind. wann du in gelück pist so vindest du vil freünd / aber in ungelück lüczel. doch in gelück in lieb und in leid werden die freünd versůcht. Jtem der freündt der mit untreüen umbgeet der offnet die geheym. aber der gůt freündt verschweÿgt es
¶ Jtem ein ungetrewer fätiger freünt schadet mer da man nichczen verschweÿgt und besorgt denn der offen veind Du bedarfft nit gedencken dz du keinen gůten freündt gewynnest mit vorchten. Als Tulius spricht. Niemant ist dem andern recht getrew der in vörcht. Die vorcht ist ein pö
[45v]ser hüter des leibs. man kan nicht allein weder gůt / rat noch freüntschafft gewynnen noch behalten
¶ Seneca spricht Niemant vorchtsamer mag sicher sein Der da lieb hat der prynnet als ein fackel mit gedencken in seinem herczen. wann dz gemüt hat nit gewalt zů vertilgen und außzůtreiben die lieb. Sÿe hat wol die lieb zů erwelen und nicht abzůseczen. Gelaub nit übels von deinem freünd denn du ergreiffest in an warer tat und offenlich erkennest. Hörest du ein übel von im reden. antwurt also / Als du gewaltig pist deiner zungen / also pin ich auch gewaltig meiner oren. Du hast gelernet übel zů sprechen. jch hab gelernt übel vermeÿden / Jtem gib kein urteil zwischen deinen beÿden freünden denn du hörest ir beÿder willen. Es ist eÿn ungeleiche freüntschafft der einem lieb und gůt mitteÿlet und in lÿeb hat und das ander
[46r] nit hinwider also thůt.
¶ De sancto et honesto honore primo parentum.
Und wer gotes vorcht hat der hat vater und můter lÿeb vor andern menschen und ist jn gehorsam und erpeütt in zucht und ere und dienet in als den herren / dem würt geben der götlich segen dz er lang lebt und altet mit eren Jtem berüm dich nit von deÿnes vaters schmach wann es dir ein unere ist. des menschen ere ist von seins vaters ere. Vertrag deinen vater und můter betrüb sÿ nit die weil du lebst / wann der segen des vaters und můter bestett des suns hauß und ir flůch erstört es von grunde. Halt in auf in seinem alter / und verschmech in nit in deinem wol vermügen. Jst dz er aberwicz würt vergib im dz. Ere deinen vater / vergiß nit des seüffczigen schmerczen deiner můter
[46v] wann du von im kommen und geporen pist. ere sÿ dz hat got gepoten. er hat nit einen gůten leümůt der seinen vater hasset und ist verflůcht vor got der sein můter leÿdiget. Jst dz dein vater und můter pöß sein übertrag in und piß gůt gegen in. erzürne sÿ nit mit worten überhör und schweig. dz ist dir ein lob.
¶ Qualiter filij et pueri disciplinandi
et erudiendi sunt a parentibus.
Ist dz dir got erken und kinder gibt merck wie du sÿ halten / ziehen und züchtigen solt. von der lieb gib in nit lere wann die natur zwingt und lernet und weiset dz du villeicht zů vil lieb hast. doch so sag ich dir. hüt dich das dein güte und liebe nit zů haß gerat Sparest du die gerten so hassest du deinen Sun. Laß deinem kind nit seinen willen. Lassest du im seinen
[47r] willen so würt es ein schmach seiner můter wann torheit hanget den kind an / und straff verjagt die torheit. Ein weiser sun ist ein früd dem vater / and ein unweiser sun ist ein leid und traurikeÿt seines vaters / und darumb lerne und weise sÿ und halt sÿ in vorchten von iugent auf. hast du ein tochter hüt ires leibs und zeÿg ir all weg ernstlichen anplick / und selten frölichen so ist sÿ eÿn last deiner augen und ein freüd deines herczen. und die weil du lebst so gib deinen kinden keinen gewalt über dein gůt / wann verderbet dich dein sun so magst du in mit recht nit töten. darumb ist es pesser sÿ lůgen dir in deyn hand denn du in die iren. und ist dz sÿ deiner straff nit achten und nit aufnemen doch so laß nit ab seÿn sÿ dir anders lieb erman sÿ offt wöllen sÿ sich selber nit manen. gelaub in nit fremder klage wie wol sÿ offt die warheÿt sagen. dennocht
[47v] solt es an den verstanden und vernüfftigen erfaren / Zeüch sÿ in der iugent das sÿ gewonen der tugent und gůter siten das sÿ dz in dem alter künnen. Und ist das sÿ nit in jn haben götliche vörcht so gelaub ee nicht was sÿ leÿden von arbeit Es ist nüczer zů seÿn und sterben on erben denn ungestüme unweÿß erben lassen. denn so lassest du in das peßt erbe über alles gůt so du sÿ weisest auff tugent und zů gotes vorcht. und besunder zeüch sÿ daz sÿ geren an die predig geen Gedenck das sÿ zů gůter gewonheit kommen. wann die gewonheÿt verendert die natur. So ist ein altgesprochen wort. wz zů einer nessel werden wil dz prennet beÿ zeÿt. darumb laß dich die gerten nicht erparmen.
¶ Katho spricht / wer zů eren werden mag / dem ist eÿn wort als eÿn schlag Richt sÿ beÿ zeit zů der arbeÿt dz sÿ der gewon
[48r]en. wann müssikeÿt bringt vil übels und schnödikeÿt. Jtem spar und laß in nicht das du hie selber nit mangel leÿdest. das sÿ dz hie nicht verzeren in sünden und freüden darumb du dort in pein und trauren püssest. wann so du inen ÿe mer erbes lassest so sÿ sich ÿe mer deines todes frewen. wenn du samlest und haltest und sparest dz gůt villeÿcht deinem veinde oder den die es in üppikeÿt verzeren und deiner sele nit gedencken als offt gesehen ist worden. Gedenck das du sÿ also zÿehest als du an dem jüngsten gericht wöllest darumb antwurten. wann es ligt gar vil an kinder ziehen.
¶ Qualiter uxorem debes diligere.
Item wÿe du dein haußfrauen solt lieb haben. dein haußfrauen und kein andere hab lieb als dein leib. wann
[48v] sÿ ist dein gesellin und auch dein hilff / wann weib und man sind als ein leib. darumb lassen sÿ vater und můter und beleiben beÿ einander der man sol si lieb haben als christus die cristenheit wann dz sacrament der ee ist ein gob von got Man gibt dir gob / reichtum und gůt zůsteür zů der ee. aber ein gůt vernüfftiges weib vindest du die dz hat dir got geben und beschaffen. Dz weib hat gewalt über den leÿb des mannes und sÿ hat keinen gewalt über iren leib sunder der man. Er sol sein dz haubt und vorganger der frauen. wann sÿ haubt noch gewalt nit hat. Sunder sÿ hat einen leib on haubt. sÿ sol sein under der vorcht des mannes. sy sol im gehorsam sein und wider gehorsame vordern / und er herwider ordenlichen mit bescheidenheit / und mügen sich nit scheÿden nür durch eeprechen / zů pedt und zů tisch wie magst du mit recht vordern gehorsam
[49r] das du verwürcket hast Jst das du ettwz mißvelligs vindest an deinen gemahel das übertrag wann nÿemant volkommen ist Es ist keÿn weÿb so gůt / das du an ir sůchest du vindest es an dir. Sůchest du gůtes oder übel du vindest es. Es ist keÿn gelück also gůt du wöltest es wer pesser. man vindet auß tausenten kaum einen gůten man. aber under allen frauen vindet man keine volkommen on geprechen. Beÿ einer gůten frauen ist gůt geselschafft. wie wol daz ist das du sÿ solt lieb haben. doch gib ir nicht gewalt über dich dÿe weÿl du lebst / alleÿn das sÿ dir wart in dein hand. Gib ir nit das dein dz sÿ dir nit widerwertig werd. jtem lob dein frauen nit zů vast. schilt sÿ nit. mit argkwon straff sÿ nit. magst du so raicz sÿ nicht zů zorn wann ir zoren ist über allen zoren / wann
[49v] sÿ sind so kalt und plöder natur dz sÿ iren zoren hart widersteen mügen / würt sÿ on dein schulde zornig so vörcht ire wort nicht. So sÿ wainet acht nicht der zeher irer augen wann sÿ sind ir natur und an ir geporen. Jtem einen zäher hat sÿ des leides und des schmerczens den andern zäher des kriegs und der ist all zeit bereit ob sÿ frevel klaget über deinen knecht dz gelaub ir nit. sÿ hasset offt dz der man lieb hat. jr rat ist ettwen gar gůt oder gar pöß oder auf zweifel. So ir rat langsam ist so volg im nit zů vil.
¶ Qualis debes esse cum familia
operarijs et servitoribus in domo.
Diener die treülich dienen und dÿe dienen künnen die solt du dester gütlicher halten. Piß nit under deinen haußgesind als ein wütender leo alle
[50r]weg grymmig und ungestüme mit schreÿen sunder bescheidenlich Halt knechtt als knechtt das du nit gesehen werdest ein knecht deines hauß. Ein besinter weiser knecht ist pesser dann der torheit sun. Jtem leg in der poßheit nit zů noch beschirms daran. Jtem halt deine knecht von iugent auf nit zartlich mit speiß sunder nach ir notturfft dz sÿ dir nit widerspenig werden an der arbeit. Sie seÿn schnöder denn knechtt die ir knechtt vörchten. Aber die fremden knechtt sind zů vörchten. Jtem welcher knecht dich lieb hat in laster / der selb ist nit on laster. aber der knecht der dich lieb hat in vorchten den hab lieb als deinen sun Jtem du solt mit deinem gesind offt rechnung tůn dz es dir nit ungetrew werd / dann stat und zeit machen einen dieb. Hast du vil diener so merck den unfridlichen und kleffigen
[50v] den selben würff auß dz er dir dz ander gesinde nit verunrein und widerspenig mach. Jtem einen hoffertigen knecht treÿb von dir. wann du zeüchst auß im deinen künfftigen veind. und ein knecht der alles dein thůnn lobet den hab verdacht wann er ist ein liebkoser. also halten einen ÿegklichen diener nach der eÿgenschafft seiner siten und art und als er nücz und erber ist. wann du můst für dein gesind antwurten an dem jüngsten tag.
¶ Non vitupera nec suspiceris de re quam ignoras.
Item schilt noch verargkwon nÿemandt denn du erfragest vor gar wol ob der sach also seÿ darumb du in straffen wilt. wer eins andern missetat offenlich und neÿdlich strafft der hört die seinen herwider mit geschreÿ und donrschleg.
¶ Amici et inimici correccio.
Den freünd straffen und manen zwischen dein und sein allein mit rechten treüen. Jtem welcher iunger mensch freüntliche straff gedulden mag das ist ein zeichen dz er zů eren werden wil. Jtem argwon deinen freünd nicht noch raÿcz in nit mit worten davon er geleÿdigt und zornig werd. wer sölchs thůt der ertrennet und scheÿdet dÿe freüntschafft / sunder du solt undertrucken die schand der freünd und all ander heÿmlich missetat deÿnes nechsten süllen von dir nit geöffent werden sunder alle weg zů dem pesten gekert. Als Freÿdanck spricht. Der ist weiß und wol gelert der all ding zum peßten kert wann auß kleinen worten wachssen offt gar grosse krieg. Jst das dich einer deÿner freünd straffet umb verdiente sach / der tůt dir ein gůte freüntschafft. Jst aber das du es nit verdÿenet hast und unschuldig pist
[51v] dennoch so hab es für ein freüntschaft. des freündes straff ein wort sol dir sein als ein schlag. aber so dir der veind liebköset und lintlichen zů redet / denn so hüt dich / wenn er legt strick deinen füssen der veind der schmeichen und holwangen kan der selb schadet gar schÿer Gedenck und fleüch geschlÿffne gemachte und getichte wort und schmeÿchende rede. alleweg fleüch dz süß dz da saur mag werden
¶ Es ist nicht schedlichers denn färige veintschafft die da verholen und verporgen ist under der frentschafft. wann vor dem offen veinde waiß man sich zů hüten. Der dieblich und verdeckt veind ist pöser denn der offen veind. also ist auch pöser der verporgen haß denn der offen. Darumb so thůt der schweiger vil wirser denn der klaffer. Stille wasser erzern das gestatt. Jtem pesser ist freüntliche straff dann heÿmliche lieb dÿe
[52r] zů liecht nit kommt. Jtem vor der frag schilt niemant. nach der frag so straff in gerechtigklichen on aufhebung der missetat des andern und nach der herten straff undermisch ettwas linder wort. wann linde wort durchdringen und durchweichen mer das gemüte denn die herten. Aber wenn er schemig ist und verurteilt zů dem schaden und zů dem vall so lach und spot sein nit. wer des andern spottet zů seinem schaden der tůt ein frevel an im. Jtem straff nÿemant mit gespött dz dir der spot nit in dem půsem rynne. Auch spotte nit des hemischen und untugenthafften dz dir nit unwirde und unere erpoten werd. wer mit narren spilt der můß nerrische spil und weÿs aufnem.
¶ De memoria beneficiorum.
¶ Gůttat der vergist man gar palde und altet lintlich und leicht / aber unrechte untreü
[52v] ist zäch in dem můt und beleibt und ligt auff rach. auch menschliche güt gedenck hinwider an enpfangen gůtat teglichen und ist danckper. Jtem danckperkeit ist ein löbliche tugent gen got und den menschen. O danckperkeit du edle tugent du heÿssest pillich ein reiczerin mer gůtheÿt oder gob zů enpfahen. Jtem gib nÿemant dein gab mit auffhebung. und straff in nit so du im ettwas zů gůt tůst. Du solt dein gob auch nit zů hoch scheczen und preiten vor dem andern. Ettwen ein heimliche gob ist nücz. sÿ erlescht zorn und grosse unwird hinderkommt sÿ. Aber dz du mit eren nit genemen magst dz laß varen. es ist pesser ettwas verlassen denn mit schanden genummen. Gob nemen ist sein freiheÿt verkauffen und verpindet dich eÿgen zů sein oder zů dienen Jtem hüt dich dz du von keinen unerbern und
[53r] unwirdigen gob nemest anders du můst es widerkern. oder du pist sein schuldner und gelter. Es ist ein schwer leiden der dem gelten sol der wider in ist und sein veind ist Jtem du solt nit verwerffen oder verschmehen dÿe gob sÿ seÿ klein oder groß die dir ein gůter und erber freünt gibt. du solt sÿ frölich und erberlich nemen / und solt nit zůhant ein ander gob hinwider senden. wann verschmehest du des freündes gob dz wer ein zeychen das er dir die pessern solt mit einer andern gob. Jst das du einen erest oder gob gibst so meld und lob es nicht vor den andern. laß in selber loben dem du es gibst. Sagst du es dz ist eÿn zeÿchen dz du als vil herwider begerest oder pittest. wann ere und gob reden. wann wir schweÿgen. Jtem du gebest oder du nemst das thů mit frölichem anplick und gůten můt Aber ein tor und unverstander. der ver
[53v]echtet und verschmecht lere und gůte straff
¶ De laude propria et amici
Jn presencia nullum lauda.
Du solt dich selber nicht loben. wann wer sich selber lobt der gewynnt ein schnellen spot. Bist du fromm laß dich den fremden loben und nicht zů deinen angehören Du solt dich auch selber nit schelten noch arkkwenigen. Du solt keinen loben zů seinem gegenwurtigen hören / so du in lobest so lob in zů massen und auch deinen freünt ob er ursach zů dir sůchet und fleücht und vermeÿdet dein freüntschafft. das du in mügest mit eren schelten on widerlüg Jtem du solt deinen freünd nicht schelten noch solt sein nit spötlichen schimpffen dz sein lieb nit gehindert werd und gemindert / wenn sÿ ab prinnt und abnimmt so würt sÿ zů nicht
[54r] wann die lieb beleibt in einem stetten wesen nicht. Jst das sÿ wechst und wert so würt sÿ alt. mit gůten rat ist zů behalten der freünd wann du gewinest in hart und langsam / und hast in pald verloren. Jtem zweÿfelst du ob er deyn gůter freünd seÿ oder nicht so du das nit erfaren magst so halt es auch in dem zweifel oer laß gar von im und nymm in nit auf. wann auf ungewisse ding sol sich nÿemant seczen noch pauen. Verwürff den freünt nicht ob er klein oder kranck seÿ oder ungenem an der person. wann ein pöse scheid macht das schwert weder pesser noch pöser. Man vindet in einer pösen scheÿd offt ein gůt messer. Jst der freünd kleÿn an der person oder kranck an der natur / so mag er doch wiczig sein an dem rat / und ist das er sich erzeÿgt von aussen als ein freünd / und ist sein von jnnen nicht dz selb thů du auch
[54v] also můß man list mit list vertreiben oder betriegen. treü mit treü / und untreü mit untreü můß man gelten. Als sich der mensch selber in dem spiegel sicht und sein antlucz in de wasser. also bekennet der weiß das gemüte des menschen. Eines pittern menschen süsse wort und gemüt sind mit gallen gemischet. die haben süsse wort und verkerte siten. da magst du nit gelauben noch gedingen an haben. Das sind groß pöse veind die mit untreüen die andern verraten betrügenlich und sich erzeÿgen freünd zů sein. und sind es doch jnwendig nit auf ein stund. Jtem vermeÿde die / aber nit zů hand sunder laß gemechlich von in. wann es ist eÿn schand das du mit dem kriegest da du vor geheÿm und geselschaffte mit gehabt hast. Als freüntschafft mit gewönlicher gůter freüntlicher gegenwürtiger
[55r] weis wechst. also nymmt sy ab von entziehen und fremder weil. Jtem wenn du magst so hab deinen freünd nahent beÿ dir. es ist pesser eyn gůter nahender nachpaur denn ein verrer průder wer auß den augen ist der kommt pald auß dem sinne. und darumb halt deinen freünd also. dz du dich mitsampt im mügest gefreüen.
¶ De divicijs bonis et lucris.
Das heist und ist wol ein recht gewunnene hab und gůt dz nit erfochten und abgenötet ist. und dz nit mit dem schwert / nit mit valscheÿt. nit mi[t] dro und mit schelten / nit mit gericht und betrügenlich / nit dieplich und mit leichereÿ gewunnen würt / sunder dz ist ein erber gůt und gewÿn davon nÿemant geleidiget würt noch schaden nymmt / und dz mit unrecht und untreü keiner herrschafft nit entzogen wirdet und der andern geselschafft nichczen gemynn
[55v]dert würt / Und nit mit raub dieplich genummen würt. Den unrechten gewÿn mag von dem erben wider nemen mit dem rechten. und darumb fleiß dich zů gewynnen die hab mit eren / mit paw und vich dz du got nit leÿdigest und dein sele und deinen nechsten. Jtem nichcz macht so grosse sorg umb das gůt verliesen und lassen nur dz er es mit unrecht gewunnen und behalten hat. Jtem schecz und gůt in der kisten / schad und pein in der gewissen
¶ Quomodo bona fama et laus acquirenda sit et servanda.
Auch wie du lob und gůten leümden gewynnen und behalten solt. das recht lob ist der nechst geselle nach dem leben und tod der dem menschen nach volget. Und darumb ist grosse underschiede zwischen rům / preÿs und weltlichem lobe. Man lobet offt den der kein lobe nÿe
[56r] gewan. darumb ist zů wissen dz gůtes und unrechtes lob und gůter leümd ligt an unvermeiligten wandel und an wirdigen wesen an eren und an gůten wolbewerten sitten Jtem gůt gewynnen mit pösem leümden das heist schad und nicht gewÿn Pesser ist ein gůter nam und gůter leümd denn vil reichthums. Der ist wol bekant des lob weÿt und preit ist / Der gůt name und leümd weret lenger denn tausent schecz. Jtem wilt du haben und behalten gůten leümden so fleüch pöse geselschafft. emsiges liegen / trunckenheÿt / spil / böße weib / und wollustikeÿt mit unordenlichen freüden. Gůter leümd ist dz peßt erb. Alten gůte leümden beweren new lob. Leben on ere ist des todes geselle. Jtem als du gelobt wilt werden also solt du darnach stellen. Falsches lob und uppige ere dz weret nit lang. Jtem der argkwenig vermaint
[56v] es seien alle menschen als er ist / und darumb neÿdt er den frummen umb seinen gůten leümden den pösen ist es eyn trost wie sÿ den gůten auf gefahen mügen an seiner seld. ere und an gůtem leümden. Jtem wer seinen gůten leümden zů einem mal verleüst er kan in hart oder selten herwider bringen. Wer ein mal des pösen leümden wort und namen gewynnet / der můß vil wassers haben dz er sich rain mach. Jtem schand und pöser leümd ist als ein geschoß dz leÿcht hin ein geet und hart verwundet und hart wider außgezogen würt. Aber das lob und den leümden dz wider got und dein gewissen ist dz laß varen und behalt gotes huld und dein sele.
¶ Gaudere debes et non tristari interdum.
Mensch vergrimme dich nit in traurem / laß dir sorgen entschleissen wann erberger trost und zeitliche
[57r] freüd des leibs ist ein arczeneÿ des gemůtes. das sich das hercz aufricht und nit verschmilczt und außdorret in sorgen trauren und arbeit. halt dich erlichen in freüden dz ist nücz wann eÿn trauriger geÿst der derret auß das marck in den painen
¶ Paupertas.
ES ist auch der nicht arm der do wenig hat. jst das er frölich ist Aber der ist arm der mer begeret denn er hat und sich nit laßt benügen. Jst dz du wenig hast so zere wenig nach dem gewÿn. wann kargkeÿt ist ein erczneÿ nach der notturfft und des schadens. wann wer meßigklichen zeret und zů notturfft dz er hat. dz weret dester lenger. Jtem zere es zů nucz nit überflüssigklich nach der natur des fleischs so würst du nymmer arm. wilt du leben nach
[57v] der begir so wirdest du nymmer reich. Reichthum steet an der genůgsamkeÿt Genůgsamkeÿt steet an dem gemüt / und reÿchthum steet nit in der kisten sunder in dem gemüt und benügen. Jtem der arm sein kan daz ist ein selikeÿt. Der da hat ein gedultiges gemüt der hat groß schecz. Jtem du solt deyn gůt also halten das dich dz gůt nit halt und verschleÿsse. Es ist nichcz als großmütig und erber als gůt verschmehen so es dich raÿczet zů dem pösen und zů überflüssikeÿt Sunder es ist zů haben zů der maß und zů not durfft zů leben.
¶ Salomon spricht. Herre gib mir nicht überige armůt noch überigen reichthum / sunder ein notturfft meiner narung das ich das gůt habe und mich nit der pfenning hab. Kanst du dz gůt nüczen so ist es dein / kanst du es nit nüczen so ist es deyn herre. Jtem dz gůt gepeütet und dienet. Jtem
[58r] dem gůten ist zeÿtliche hab gůt und dem pösen ist es schad. Als der den wein meßlichen trinckt dem ist er gůt. aber dem truncken der in unmeßlichen trinckt und in sich geüßt dem ist er schad doch ist der wein alweg gůt an im selber und schadet niemant. also ist zeÿtlichs gůt schad dem den es raÿczet zů üppikeÿt und zů pösen gewynnen und es pößlichen behelt. Als wucher und raube. dz man mit unrecht besiczt dz sol man mit recht wider geben.
¶ Correccio.
Du solt dir zů eÿner straff haben deinen gar gůten freünd oder deÿnen gar grossen veÿnd die sagen dir die warheit. Aber heb mit deinem veind nit des ersten an zů kriegen. also dz die veintschafft von im einen ursprung hab und nicht von dir / Aber von dir sol ursprung haben versönung und fride Da ist alweg frid da
[58v] ainigung ist. was die fridsamen anfahen den volget nach frid und freüd. wann mit einigung nymmt man an den gůt auf. aber mit mißhellung würt es erstreüt und verloren.
¶ Principijs obsta.
Salomon spricht. den pösen anfang unbd anlauff sol man zů dem ersten widersteen beÿ zeit ee dz es alte und überhand neme. Aber den wütenden anlauff den ist zů weichen. Er ist ein tor und ist unsicher der mit dem tobenden wil vechten. und möcht im wol entweichen. Alle schwymmer ertrincken / und die peßten vechter werden gar gern erschlagen. und gemeingklich die peßten steiger vallen gern zů tod. und thetten sÿ sein nit so geschech es nicht. Gereüt es dich so stoß deinen fůß an den drÿscheibling. Fleüch krieg und streÿt. wann keyn krieg noch streit ist nit aufzenemen denn es volge frid dar
[59r]nach das sol man vast für gedencken. dz man thůt für notwer des leibs dz hat man mit recht getan / und ist dem rechten nichcz verfallen umb pen oder wandel.
¶ De judicio contra malefactores.
ES ist zů wissen dz der richter dz schwert nit on ursach hat und tregt Er tregt es zů einer rach der pösen und zů einem beschirmen der gůten und gerechten. Der richter der ein gerechcz urteil wil tůn der sol vor im haben siben notturfftige ding
¶ Dz erst / er sol kunst haben das im die geschriben recht kündig seÿen. dz er wiß und nicht wäne. wann er über verporgne ding und über zweÿfeliche sachen nit richten sol / und das die recht nit außsprechen.
¶ Das ander das er hab den gewalt und pan von dem keÿser zů richten mit
[59v] plůtiger hand über die übeltäter / anders es wer sein urteil zů nichte. Er sol auch der ursach nach fragen und der bescheÿdenheÿt.
¶ Das dritt. Er sol nichcz richten in zoren und in gäch und sol sich recht bedencken wie er richt und was er richte / das ist notturfftig und nücz das er im der weil neme. Der ist ein gůter richter der schnell versteet und treglich richt und urteilet. wann er sol oft fragen die widerwertigen teile ob sÿ ires rechten icht vergessen oder verschwigen haben und ob sÿ davon sprechen wöllen oder da beÿ beleiben.
¶ Das vierd das er hab vor seinen augen gotes vorcht und warheÿt. das ist eÿn anfang aller weÿßheÿt das er ein rechcz recht mit seinem willen laß widerfaren / dem armen als dem reÿchen dz er nit sünde und mißgreiffe an dem rechten gericht / richt nit nach dem gesicht und anplick
[60r] des gewaltigen / noch nach der merern teÿl nachvolg so dir dein gewissen anders weißt sunder nach der lautern warheÿt und rechten. Und das er auch sölchen ganczen willen hab in seinem herczen zů tůn was recht sei und das er weder durch lieb oder leid. weder durch gunst oder wol gefallen nicht ab lassen wölle / darumb würt er selig / Als der weÿß sag spricht. Selig sind die richter die da behüten und behalten das recht / und recht tůn zů allen zeyten Got hat gesprochen / alles das eüch die richter heissen tůn das thůt und halt es.
¶ Das fünfft das der richter mit aller seiner begir und mit ganczem seinem willen nicht beger richter zů sein nür durch der lautern notturfft willen. wann wer das recht nit / es ließ einer dem andern nicht beleiben. und dÿe gůten müsten verderben under den pösen
¶ Dz sechst er sol die pösen pessern
[60v] ÿegklichen nach seinem verdÿenen. wann der richter schadet dem gůten der den pösen übersicht ließ er die rach er sündet an den rechten. Also würt das übel vermitten und die übelteter müsen in vörchten.
¶ Das sibent der richter sol keinen grossere pein antůn noch geben dann er umb die schuld verdient hat. Also hast du ÿecz wol verstanden wie du dich in dem halten solt. Jtem dreÿ ding irren dz recht Dz ist / gäch / zoren / und geitikeÿt. Und vier ding machen einen valschen richter. das ist Gob. Gunst / Neÿd / und Vorcht. Als Freÿdanck spricht. Wer dz unrecht zů dem rechten spricht der würt von got schwerlich gericht.
¶ Gedruckt zů Augspurg.
nach Letare. Anno &c. jm lxxvj.