BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Clara Hätzlerin

um 1430 - 1476/77

 

 

Das Liederbuch

 

Bl. 106v-107r (II, 31)

 

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Von schaiden

 

Schaiden macht mich můtes quitt,

Mein hertz wär fro, tätt schaiden nit.

Schaiden pringt mir ach vnd wee,

Durch schaiden ich dick ainig stëe.

5

So zway vnd zway sich ainen,

Dann můsz mein hertz bewainen

Lieblichen hanndel, den ich hett,

Ee schaiden mir den schaden tett.

Wann als erst schaidens ward gedacht,

10

In pitterkait mein hertz erkracht.

Ellend gund ich bedencken,

Grosz iamer tett sich sencken

Gar tieff in meines hertzen grunt.

Yedoch ain friuntlich rotter mundt

15

Mich tröstet in der not,

Triu sich gen triu erpot,

Sich solt in kürtze fügen,

Das wir ze samen trügen

Baide hertz veraint als ye.

20

Wann ich recht bedenck, wie

Mich das liebst trucket,

Mit weissen armen schmucket,

So ist mir wol vnd wee zehanndt.

Ward mir ye grösser lust bechannt,

25

Das můsz ich yetzunt püssen.

Mit hennden vnd mit füssen

Wolt ich by lieb gefangen sein,

Das wär mir ain geringe pein,

Sunst můsz ich iamer leiden

30

Vnd lieb ain weil vermeiden.

Sich fügt villeicht schier die zeitt,

Das chomen fräd herwider geitt,

Der ainig trost mich nert.

Ach, das mir glück beschert,

35

Das morgen käm der selbig tag,

So wär verschwunden all mein clag!