Clara Hätzlerin
um 1430 - 1476/77
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Das Liederbuch
Bl. 292r-292v (I, 39)
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Ach meiden, du vil senende pein,Wie hast du mich vmbgeben!Verschlossen in verlangens schrein,Darynn für ich mein leben! | |
5 | Darumb ich schreyMit lautter krey:Es chomt mir gar vneben!
Fraw, ich furcht ser der claffer mundVnd auch ir valsches letzen. |
10 | Darumb, mein hordt, mach ich dirs kunt,Mein triu will ich dir setzen,Darzu hertz, synnIn stäter mynn;Dein lieb mag michs ergetzen.
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15 | Mein liebstes ain, nun zweifel nicht,Lasz mich des nicht engelten,Das mich dein lieb so selten sicht,Darumb tůn ich dirs meldtn.Daby erchenn, |
20 | Als ich dirs nenn,Nicht lasz mich gen dir schelten.
Daruff ich hoff in gůtem trost,Got geb, ich werd sein ynnen.Mein hort, wilt du, ich bin erloszt, |
25 | An dir stat mein begynnen.Wann ichs vernem,Zu ir ich käm,Ob ich dein gnad mocht vinden.
Darnach stat gantz meins hertzen gir, |
30 | Darumb lasz mir nit schaden;Das ich so selten bin by dir,Des bin ich ser geladen.On alle schuldNymm mich in huld, |
35 | Daruff ich hoff der gnaden. |