B  I  B  L  I  O  T  H  E  C  A    A  U  G  U  S  T  A  N  A
           
  Albrecht von Eyb
1420 - 1475
     
   


D a s   E h e b ü c h l e i n

Z w e i t e r   T e i l ,   1 .   K a p i t e l

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Wie die welt vnd wie der menſch vnd
warumb ſie erſchaffen ſein.

     DEn andern teýl der fůrgenumen frage vnd materi auß zufůren, der do enntlich ſein wirdet, das ein weýb zunemen ſeý, wil ich zum erſten anzeigung geben, wie die welt vnd der menſch vnd warumb ſie erſchaffen ſein, vnd dar auß einfůren vnd beſchlieffen vnd anttworten auff die frag, das ein weýb zunemen ſeý, Vnd ným fůr mich den andechtigen vater. vater vnd lerer Lactancium, wann mein mainung iſt, diſes půchlein mitt lere vnd meiſterſchaft der poeten, der natůrlichen meiſtern, oratorum vnd philoſophorum zu verbringen, wiewol ich auch die lerer vnd meiſter der heilligen geſchrift, der geſchriben rechten vnd der ertzneý anzeigen mỏcht. Derſelb Lactancius ſchreibt von der erſchỏpffung der welt alſo vnd ſpricht, Das der ewig, almechtig got des erſten hab erſchaffen vnd gemacht den hýmel vnd den in die hỏhe [21b] gehengt, das er ſeý ein ſtule gotes, des erſchaffers. Darnach hab er erſchaffen das erttrich vnd das geſetzt vnter den hýmel, darauff der menſch mit anderen geſchlechten der thieren wonen můg, vnd hat das vmbgeben vnd begäbet mit feůchtigkeit der waſſer, vnd ſein wonung, den hýmel, hat got mit claren liechten, als mit der ſunnen, mit dem mon vnd mit dem ſcheinenden geſtiren, gezieret, vnd die vinſternuß, die do widerwertig ſein dem liecht vnd von dem hýmel erleůcht werden, hat er gegoſſen auff das ertrich. In den hýmel hat er geſetzt ein ewigs liecht, die ſchare der außerweiten vnd das ewig leben, auff das ertrich die, vinſternuß, die menſchen mit anderen thieren vnd den tod; vnd ſein die oberen des hýmels vnd die nideren des ertrichs in vndterſcheid als das gut vnd das pỏſe, die tugenden vnd das laſter. Das ertrich hat got geteýlt in vier teýl, die oneinander widerwertig ſein, das ein teýl wirt geheißen der auffgang der ſunnen, in latein Oriens; der wirt got zugeeignent, wann er iſt ein brunn des Hechts vnd ein erleůchter aller dingen vnd macht vns auffgien zu dem ewigen leben. Das ander teýl, der nýdergangk der ſunnen, Occidens genant, der iſt widerwertig dem auffgang vnd wirt zugeſchriben einem pỏſen gemůte des menſchen, das do verpirget das liecht vnd einfůrt die vinſternuß vnd macht den menſchen vndtergien vnd ſterben durch die ſůnde: wann als das liecht iſt des auffgangs vnd in dem liecht iſt das leben, alſo ſein die vinſternuß des nýdergangs, vnd in den vinſternuß wirt begriffen der tod. Der drit teýl wirt genant zum mittentage, in latein Meridies; derſelb iſt hitzig vnd nehet ſich dem auffgange der ſunnen, darinnen das liecht iſt, vnd beý dem liecht iſt die hitze. So wirt der vierd vnd letzte teýl genant zu mitternacht, in latein Septentrio, [22a] der do iſt widerwerttig dem mittentag vnd iſt kalt; die ſelb kelte iſt widerwerttig der hitze vnd nehert ſich dem nýdergang, der do pringt die vinſternuße, darbeý iſt geſellet die kelte. Diſen vier teýlen der welt ſein zugeeýgent die vier teýl des iars. Der lentze iſt gegeben dem auffgang, der ſumer dem mittentage, der herbſt dem nýdergang der ſunnen, vnd der winter iſt der mitternacht. Nach ſollicher außmeſſung ſein nacht vnd tag gemacht: der auffgang vnd mittentag geben den tag, So bringen der nýdergange der ſunnen vnd mitternacht die nacht, der tag, den der auffgang bringt, wirt zugeleicht got, dem ewigen tage, vnd die nacht, die der nýdergangk bringt, dem pỏſen veind gots. Vnd machen fůrbas ſollich außmeſſung das iare, das ſich nach ſeinem, außgang wider verneůet. nit verner von diſen dingen zuſchreiben, wann es gehỏrt in die ſchule der natůrlichen meiſtern vnd deſ geſtirns. Als nun hýmel vnd erden mit iren gezierden volbracht worden ſein, nachdem der gůttigkeit gotes wolgefallen hat. warden von got erſchaffen mancher geſchlechten vnd geſtalten thýer, vỏgel vnd viſch. groß vnd klein, ýe zweý, die ſich miteinander mỏchten miſchen vnd den lufft, das ertrich vnd das mere erfůllen, den allen hat got gegeben die ſpeis auß dem ertrich, das ſie dem menſchen zu nutze komen mỏchten, zu notturfft der ſpeis, der cleýder, das ertrich zupawen vnd ſunſt dem menſchen zuhelffen. So nun got alle ding dem menſchen zu nutze vnd zuſtaten hat erſchaffen, warumb hat got mancherleý im lufft, auff erden vnd in dem mere erſchaffen, die do gifftig, ſchedlich, widerwerttig vnd feinde ſein dem menſchen? Antwurt Lactancius vnd ſpricht: Darumb, das der menſch iſt gefigurirt auß widerwerttigen dingen, auß der ſele vnd dem leichnam: dieſelbe ſele iſt von hýmel, iſt [22b] vnbegreifflich, ſýnnlich, ewig vnd begabt mit dem liecht der verſtentnus; So iſt der leichnam von erden, begreifflich, zeitlich vnd begabet mit vinſternuß, die do widerwerttig ſein vnd ſich ziehen auff gut vnd ůbel, das der menſch des guten můg gebrauchen vnd das ůbel vermeiden, vnd hat alſo got dem menſchen die weißheit geben, da durch er můg erkennen, was gut vnd was ůbel iſt: der menſch mỏcht nicht wiſſen vnd lieb haben das gut, er weſt dann, das pỏſe wer, vnd daſſelb zuuermeýden. So nun gut vnd ůbel dem menſchen fůrgelegt ſein, alßdann mag die weißheit ſtat haben, das gut zubegeren vnd das pỏſe zuuerachten. Darumb hat got erſchaffen das gut zugebrauchen vnd das pỏſe zufliehen, vnd ſo das pỏſe nit ſchedlich were, wurden auffgehaben die weißheit, die kunſt, die gedechtnuß, verſtentnuß vnd vernufft des menſchen, damit das pỏſe gemiden werden ſolle. Alſo mag der menſch das gut nit gewiſſen, er erkenne dann dabeý, was pỏſe ſeý, vnd iſt alſo gut vnd pỏſe erſchaffen von wegen des menſchen, der das durch ſein weißheit vnd darnach den ewigen got, ſeinen erſchaffer, můg erkennen. Nun iſt es on zweýfel, das die welt vnd was dorinnen iſt, ſein erſchaffen von wegen des menſchen. Der menſch gebraucht des feůrs, ſich zu wermen, ein liecht vnd ſchein daruon zuhaben, das eſſen dabeý zukochen vnd das eýſen damit zuſchmiden, gebraucht des waſſers, zutrincken vnd zuwaſchen, die ecker vnd wiſen zufeůchten vnd die lennder durch das waſſer zuteýlen. des ertrichs gebraucht der menſch, zuhaben vnd zuempfahen mancherhand frůchte zu eſſen vnd zu nieſſen, auff der eben des erttrichs zu getreide, in den telern zu wein vnd auff den bergen zu holtze, gebraucht des luffts, Wann der menſch on den luft nit geleben mag Vnd gibt [23a] im mancherleý geflůcke. deßgleichen gibt das mere von viſchen zu ſeiner leib narung vnd kauffmanſchatz auß weitten, frembden lannden. zuerhollen. Als nun got alle ding hett erſchaffen zu gut vnd nueze des menſchen vnd im wereitet ein hauß, die welt, dor Innen er wonen mỏcht, hat got eingefůrt den menſchen in die welt vnd in erſchaffen auß ertrich, entpfintlich vnd verſtentlich nach der volkumenlichſten forme ſeiner geſtalt, vnd hat gepraucht des amptes eins rechten, gůtigen vaters; Als fůrpas lactancius ſchreibt: Er hat geformt den leichnam vnd eingoſſen die ſel, wir ſein gancz ſein, was wir ſein; vnd wie wir von got erſchaffen ſein, iſt vnbegreiflich vnd vnuerſtentlich in vnßerm gemůte: wann wir ſein ein irdiſchs thiere vnd vnempfenglich der hýmliſchen dingen, die weýl wir mit der hawt des leichnams vmgeben ſein, vnd iſt genug der weißheit vnd vernufft des menſchen, zuwißen, zuerkennen vnd zuglawben, das ein got ſeý, der vnns vnd alle ding von vnſern wegen hat erſchaffen, vnd wie wir das ewig leben můgen erlangen. Aber die heimlichkeit gotes zuwißen, iſt vnns nit můglich: die hat im got behalten in ſeinem gewalt. Nach dem als got den erſten menſchen Adam erſchaffen hat in menlicher figur nach ſeiner geſtalt, hat er gefigurirt das weýb Euam nach geſtalt des menſchen, das alſo weren man vnd frawen, die ſich miteinander vermiſchten vnd mỏchten kinder geperen vnd die welt mit menſchlichem geſchlecht erfůllen vnd mit got das ewig leben beſitzen. Fůrbaß ſchreibt Lactancius: Als got het gemacht den menſchen nach dem leichnam, hat er demſelben eingeblaſen ein ſele von dem lebendigen prunnen ſeins heilligen geýſts, der do ewig iſt vnd die ſele in ewigkeit beheltet. Alſo iſt der menſch volbracht worden nach der ſele, die im das leben [23b] gibt, von hýmel vnd nach dem leichnam, der do tỏtlich iſt, von erden; die ſele muß er widergeben vnd opfern got dem herren, in ewigkeit zuleben, vnd den leichnam dem ertrich, ſo er ſtirbt, dauon er den empfangen hat. Es ſchreibt Empedocles, der lerer: nach dem von got vier element der welt beſchaffen ſein, als feůer, lufft, waſſer vnd erden, alſo ſeý der menſch auß ſollichen vier elementen gemacht von got: Wann er hab in im etwas von feůr, etwas von luffte, etwas von waſſer vnd etwas von erden, vnd ſeý doch der menſch weder feůer noch lufft noch waſſer noch erden, das beweýſt auch Lactancius: der ſpricht alſo, das die eigenſchafft des ertrichs ſeý im fleiſch des menſchen vnd des waſſers vnd feůchtigkeit im geplůte, des lufftes im geiſte vnd des feůers in der natůrlichen wirme vnd hitze des menſchen. vnd als die feuchtigkeit von dem ertrich vnd das feůr von dem lufft nit geſcheiden můgen werden, alſo můgen das plut von dem leichnam vnd die lebendigen hitze von dem geiſte nit werden geſcheiden. dauon will ich auch nit weitter ſagen, das ich nit auß der fůrgenomen materi gefůrt můg werden. Nun wie gar fůrſichtigklich, weißlich vnd nůtzlich der menſch von got nach allen gelidern inwendig vnd außwendig erſchaffen ſeý, gibt Lactancius alſo zuuerſtien vnd ſpricht, Das got den menſchen nit hab wỏllen erſchaffen rotund vnd ſcheůbelt ſam ein kugel darumb, das er ſich hab můgen bewegen zugien vnd zupiegen allenthalben, nach dem im notturfftig ſein wůrde, vnd hat des erſten dem menſchen geben das hawbt als das ỏberſte, dorinnen ſein, ſollen die ſýnne, vernufft, anfang vnd regiment des leichnams, vnd hat das auffrecht gemacht gen dem hýmel, das der menſch wỏll aufſehen in den hýmel, von dannen er kumen iſt, vnd got, ſein ſchỏpffer, erkennen, der im geben hat das leben. [24a] Darnach hat got dem menſchen geben die augen, die do gleicht werden den edeln geſtein vnd margarithen vnd ſein mit einem ſubtilen, liechten heůtlein bedecket, das die pildung, die ſie ſehen ſůllen, dorinnen erſcheinen ſam in einem ſpiegel vnd fůrbaß geſendet werden in die inneren ſýnne des menſchen. durch dieſelben heůtlein der augen ſihet das gemůte des menſchen, was außwendig iſt, als durch ein liechtes glas eins fenſters. Darumb wirt offt das gemůte vnd will des menſchen erkant vnd gemerckt durch das geſicht der augen. Vnd ſein dieſelben augen rotund gemacht, das ſich ires geſicht in die weýte můge preitten vnd außteýlen, vnd alſo geſatzt, das ſie ſich nit gantz vmbkeren můgen, ſunder bewegen vnd piegen, vnd ſein vol einer lawtern, liechten feůchtigkeit vnd haben in mitten liechte fůncklein, die da werden geheiſſen die augappfel, dar innen der ſýnn vnd eigenſchafft des geſichtes wirt begriffen. Ob den augen ſein ſie mit wenig hares gezieret, das do heißen die augenprane, die do geben ein geſtalt den augen vnd ein hilffe, das nichtz von oben herabe darein můge geuallen. Beý den augenpranen erwechſet die naſe; derſelben werden dreý ampt zugeaýgent: des atems vnd lufftes dardurch zugebrauchen, das riechen vnd geſchmacke damit zubegreiffen vnd die reinigung des hýrnes dadurch zulaſen. vnden beý der naſen zu beiden ſeitten erheben ſich die wangen vnd packen mit einer zýmlichen geſchwulſt als zweý půchlein, die beýde augen beſchirmen vnd ſicher halten. Dabeý iſt die geſtalt des mundes nach der lenge, wie nůtze vnd wie zýmlich, mag nýemant außgeſprechen. deſſelben mundes ſein zweý ampt: die ſpeýs vnd narung des leibs damit zuempfahen vnd zureden. In dem munde iſt beſchloſſen die zunge, damit die wỏrter werden gemacht vnd erkant mit hilffe des [24b] gumens, der zene vnd der lebſen: an ſỏlliche hilff mỏcht die zunge allein die rede nit volfůren. darumb heben die kinder nit an zureden, in ſein dann gewachſen die zene; vnd iſt die zung ein pote vnd außſprecherin des gemůtes vnd willens des menſchen vnd hat auch das ampt, ſůß vnd ſawre vnd ander geſchmacke zu erckennen. Dieſelbe zunge iſt eingeſchloßen vnd bewart mit einem gewelbe der gumen vnd vmbgeben mit einer mawre der zenen, das ein menſch ſoll bedenncken, wie er ſein rede wỏll ſetzen vnd bewaren. So ſein die zene gekleýdt mit dem zanfleiſch vnd bedecket mit den lebſen, das ſie nit ein grawen, ſo ſie bloß weren, bringen mỏchten, vnd ſein hertt als ein můlſtein, die ſpeýs damit zuertreiben. So iſt das hawbt bedecket mit hare zu gezire des menſchen, ſo es iſt das ỏberſt vnd dem leibe geſtalt geben ſoll. Der bart iſt geben worden zu erkantnuß des mannes vnd ſeiner ſterke vnd zu geziere vnd zeichen der menlichkeit. Die oren hat got zweý geſchaffen ſam die augen, die do mỏchten gehỏren die ſtýmme der wỏrtter, ſam die augen geſehen die pildung aller dingen; derſelben oren lỏcher hat er bedecket zu geziere vnd nit mit linden heůtlin, das die oren nit hangende weren vnd vngeſtalt, hat ſie auch nit mit gepaine erfůllet, ſunder das mittel gehalten, das ſie gebrauchſam mỏchten ſein vnd beweglich. Die arme hat got mit painen vnd adern geſtercket vnd mit gelencken, deßgleichen die hende vnd finger beweglich gemacht zu der ſtercke, zu der arbeit vnd zu halten, vnd die vinger mit negeln gezieret vnd hat alſo nit allein angeſehen den nutz, ſunder auch den gezierde des menſchen. Die fůſſe hat got gemacht das vnterſt in die lenge, das ſie den menſchen auff dem erttrich můgen gefůren nach ſeinem gemůte vnd willen, die ſpeýs des leibs vnd ander [25a] ſein notturfft zuſuchen; Hat auch geben dem menſchen ein auffrechte prüſt von hýmel voller vernufft, den mannen zu geziere zweý průſtlein daran vnd den frawen zu narung der kinder. Von dem rucken, von rýben, wie dieſelben geſchickt ſein, die innern gelider vnd ingeweýde des menſchen zubehůten, vnd von der hawt darůber gezogen, dieſelben zubehalden vnd decken, vnd von den gepainen, dem marcke darinnen vnd von den adern zuſagen, – von der kůrtze wegen vnd ſo ſollichs einem ýeden kůntlich iſt, will ich laßen pleýben vnd etwas ſchreiben von den inwendigen gelidern des menſchen. Fůrbaß hat got den menſchen mit inwendigen gelidern zu notturft vnd nit zu geziere, Wann ſie nit geſehen můgen werden, Als auch Lactancius ſchreýbt, begäbet. Des erſten mit dem magen, den er in mittel des menſchen, das er ſeý ein vas vnd ein nemer der ſpeýs, hat geſaczt, die ſelben zu kochen vnd waich zu machen vnd fůrpas zu ſolchem ſaft vnd feůchtigkeit der ſpeis dem ganczen leichnam vnd allen gelideren zu narung vnd auffenthalten mit zu taillen: wann der irdiſch leichnam muß genert werden mit ſafte vnd feůchtigkeit, die do kumen von eſſen vnd trincken, als das ertrich mit regen vnd mit reiffen. vnd als der leichnam durch den magen wirt erneret, alſo wirt auffgehalten die ſele vnd das leben des menſchen durch die lungen, die do an ſich zeůhet vnd wideraußleſt den geiſt des lufftes, dadurch der menſch beleibet in leben. Sỏlliche ſpeýs in magen zu nemen vnd den lufft durch die lungen zu empfahen, hat got geben den hals vnd zwu rỏren dar inn, die einen von dem mundt zu der ſpeýs, die andern von der naſen zu dem luffte; dieſelben rỏren zu dem lufft, die geet auch einſteils in den mund, das die zunge můg gebrauchen damit irs ampts vnd reden, vnd ſo daſſelb teýl [25b] der rỏren iſt zugethan vnd verſtoppfet, mag der menſch nit gereden vnd iſt ein ſtumme. vnd wenn das eſſen vnd getranck werden genumen in den leib vnd durch die hitze gekochet in dem magen, ſo außteýlt ſich derſelbe ſafft in alle glider vnd macht feůcht vnd erneret den menſchen vnd dringt auch in die plaſen, die do iſt důnne vnd ſubtil, die fůrbaß von ir ſendet die ůberflůßigkeit in geſtalt des harms. vnd will alſo von den vnd anndern inwendigen glidern des menſchen nit verner ſchreiben vnd das ſenden in die ſchule der natůrlichen meiſtern vnd gelerten, bewerten ertzten. Von der vernufft, von dem gemůte vnd ſýnnen des menſchen zuſagen, ſchreibt Lactancius, das got, vnſer ſchỏppfer vnd vater, hab geben dem menſchen ſýnne vnd vernufft, das der menſch ſoll erkennen, das er von got, der do iſt alle verſtentnuß, ſýnne vnd vernufft, ſeý erſchaffen vnd geboren vnd ſeý dieſelb vernufft vnd gemůte des menſchen, die do herſchet dem leichnam vnd regnirt in dem hawbte, ſam got iſt in dem hýmel, vnd ſteýgt abe in die prüſt vnd in das hertze des menſchen vnd neme doſelbſt ein rat als von einem verporgen ſchatze, vnd iſt genug zu verwundern, das ſollich gemůte des menſchen, es ſeý im hawbt oder im hertzen oder im gantzen leýchnam, als etzlich ſprechen, iſt ſo ſchnell vnd beweglich, das es in einem augenplick durchleücht vnd ſihet die hýmel, fleůgt ůber mer, durchgeet das ertrich, vnd alle ding, ſie ſein weit oder preit, ſein im gegenwůrtig, als wer es das gemůte gotes. Sỏllich gemůte des menſchen mag nýemant geſehen vnd nýemant erkennen, dann allein got, der es erſchaffen hat vnd hat alſo den menſchen gemacht ewig vnd vntỏtlich nach dem gemůte vnd ſele vnd nit außwendig an dem leib als ander thýer gewaffent, iünder inwendig an dem gemůte vnd hat den menſchen ploß vnd [26a] nackent erſchaffen, das er ſich mit dem gemůte, mit den ſýnnen vnd vernufft můg gewaffen vnd gekleýden. Aber den thýeren hat got geben ir ſundere waffen als hỏrner, claen, lang zene, federn vnd deßgleichen, damit ſie ſich můgen weren, beſchůtzen vnd entpfliehen. vnd wiewol ein menſch wirt ſchwach vnd kranck geboren, ýedoch iſt er ſicher vor den thýeren, vnd můgen die thýer von dem menſchen nit ſicher geſein: das ſchafft alles die vernufft vnd ſýnne des menſchen, die mer geben dem menſchen, dann die ſtercke den thýeren vnd die federn den vỏgeln. Alſo hat die gůtigkeit gotes den menſchen erſchafen auß den aller edelſten, volkomenlichſten vnd auß gỏtlichen teýlen, das er ſol ſein ein tempel ſeiner gỏtlichen maieſtat vnd ein anſeher ſeiner werck, die er von des menſchen wegen erſchaffen hat, Vnd hat im allein geben die ſýnne, vernuft, fůrſichtigkeit vnd das gemůte, das er můg erkenen got, ſeinen ſchỏpffer, ſein wercke verwundern vnd die tugenten vmbfahen. Got hat auch den menſchen auffrecht gemacht, das er den hýmel anſehen mag, zu zeichen, das der menſch, der got mit den augen nit geſehen mag, ſunder den hýmel, der do iſt ein ſtule gotes, ſoll auffheben ſein gemůte in den hýmel vnd doſelbſt beſchawen vnd contemplieren ſeinen ſchỏpffer, herren vnd got, vnd hat alſo geben dem menſchen ein ewigs gemůte, als got ſelbſt vntỏtlich vnd ewig iſt, das er in mit ſollichem gemůte ſoll eren, loben vnd liebhaben als einen gemeinen vater des menſchlichen geſchlechts, Vnd die zungen der rede, das er ſein gedancken vnd die maieſtat ſeins herren außſprechen můge, vnd hat im vndterworffen alle ding, das er got, dem werckmeiſter, ſoll vndterworffen vnd gehorſam ſein, darumb ſollen wir got alle lieben, das er vnſer vater iſt, alle eren, das er vnſer herr iſt, alle danckper [26b] ſein, das er vns vil gutes gemacht vnd erzeigt hat, fallen in alle fůrchten, das er geſtrenge iſt vnd ſein wiſt an dem gericht des iůngſten tages, vnd ſein gotheit mit einem guten, ſchlechten gemůte eren vnd anpeten vnd danck ſagen: wann ſie iſt vol aller gůtigkeit, aller tugenden vnd iſt ein prunne, darauß fleůßt alles gut. durch ſein gỏtliche genad haben wir empfangen das liecht ſeiner erkantnuß vnd ſeines heilligen, wirdigen namens, der do iſt der name gotes. gebenedeit vnd geſegent, der vns alle aus veterlicher gůtigkeit vnd liebe begäbet hat mit ſýnnen, das wir in ſüllen erkenen, mit vernufft, das wir in ſollen erforſchen, vnd mit erkantnuß, das wir in ſollen anpeten vnd ſollen vnns erfreůen, das er ſich vnns gantz erzeigt hat vnd hat vnns zu erkenen geben ſein gỏtliche maieſtat vnd geweýhet zu dem ewigen leben, vnd in piten, das er vnns wỏlle behalten beleibende in ſeiner lieb, das wir nýmer von im werden abgeſchiden! amen!