BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Konrad von Megenberg

1309 - 1374

 

 

Buch der Natur

 

1348-50

 

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[Proœmium]

 

Ain wirdig weibes krôn,

in welhem klaid man die ansiht,

sô sint ir tugentleicheu werc an kainem end verhandelt;

si stêt geladen schôn

5

(diu wârhait pilleich ir des giht)

reht als ain engadischer reb, ob der sein fruht niht wandelt

 

Sam tuot diu edel kunst:

in welher sprâch man sei durchkift,

doch ist si unverhawen an ir selben mit der zungen;

10

geit ir diu red ir gunst,

sô vingerzaigt auf si diu schrift,

diu red schol unverschertet sein, mit clârhait schôn umbslungen

 

In herzen ligt gedanch

beslozzen gar mit guoter tür,

15

daz sloz wirt aufgeslozzen ganz mit rehter rede slüzzel.

kain red vâht redens vanch:

ob ich der wârhait füezel spür,

sleuzt si nicht auf gedenke gar, si rüert umbsunst den drüzzel.

 

Ez sprichet manig man,

20

mein tummer sin sei, daz ich trag

die kunst von lateinischer sprâch in däutscheu wort behüllet.

ich würk daz ich dâ kan.

wen des verdriez, der sei ân clag

und vlieh mein wunderleicheu werch, seit im dar ab nu wüllet.

 

25

Ez truog Jeronimus

von hebraisch in lateines wort

ganz waz diu wibel sinnes hât und auch von andern zungen;

sam truog Boethius

von kriechisch in lateines hort

30

mit fleiz waz Aristotiles het in die kunst gedrungen.

 

Alsô trag ich ain puoch

von latein in däutscheu wort,

daz hât Albertus maisterleich gesamnet von den alten.

gelust dich des, daz suoch:

35

ez ist von manger dingen hort,

diu uns gar wirdicleichen sint in der nâtûr behalten.