Konrad von Megenberg
1309 - 1374
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Buch der Natur
VII. VON DEM GESMEID.
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1.Von dem gold.
Aurum haizt golt. daz ist warmer nâtûr, sam Platearius spricht. wenn man ez pulvert, sô hailt ez den auzsetzel und daz kratzen, wenn man ez mischt mit edeln salben. waz wunden man mit golt macht, die geswellent niht. ez ist auch zwir als swær als silber oder kupfer oder zin. ez ist auch edler dann ander gesmeid und auz den vier elementen edeleicher gemischt, alsô daz ez warm und kalt, fäuht und trucken mêr in ainer mittelmâz hât dann ander gesmeid. ez scheint ze aller zeit und kain unsauberkait mag ez verzeren. man vint ez in etleichen pächeln und in prunnen und auch in den pergen, aber daz ist selten. ez muoz auch vil arbait haben ze waschen, und wie klain man ez vint, doch vindet man ez mêr lauter denn ander gesmeid, alsô daz ez niht gemischet ist mit erden oder mit sleim sam kupfer oder silber, wie daz sei daz ez in der erden und in seiner unsauberkait lig. golt hât die art, daz ez kreftigt und läutert oder rainigt. ez ist auch mêr werhaft und mêr handelpær dann ander gesmeid und læzt sich paz zämen und ziehen. golt ist guot für des herzen krankhait und für die âmaht und wider des magen kelten. der wein, dâ goldes plechel inn erlescht sint, ist den milzsühtigen guot. der aber des niht hât, der nem wein, dâ stahel inn erlescht sei. wenn man aim menchen pränt wil machen, die werdent pezzer mit guldeim gezeug dann mit anderm. daz golt küelt gegen dem tag, alsô erkennent die nahtengel, wenn in der tak des morgens drô anlegen wil. daz golt wirt tiefer in der erden dann kain ander gesmeid, und sô ez ie tiefer in der erden ist, sô ez der hell ie næher ist, und dar umb spricht man: gê zuo dem teufel umb golt. des goldes überfluz, daz ist sein schaum, haizt ze latein cadmia, und wer den selben schaum in diu augen träuft oder sust dar ein legt, dem peizt er diu mail auz den augen, sam Platearius spricht. wenn man daz golt hamersleht, sô klært ez sich und entweicht dem hamer und praitt sich überal. alsô tuot der gereht mensch: wenn der in leiden ist, sô klært sich sein vernunft oder sein anplick und wirt enzünt mit götleicher gir. wizz, daz daz golt wirdiger ist, wan alleu leiphaftigeu dinch, diu auz den elementen werdent, und ist edler wan die stain, des, daz ez weder von luft noch von wazzer noch von erd zerpricht noch wirt in dem feur klainer, ez wirt pezzer in dem feur und enpfæht ain fäuhten dar inn. ez verprennt auch kain swebel, der doch ander gesmeid verprennt, wan sein nâtürleich wesen ist ainer gleichen lautern mischung auz den elementen. ez hât zehen stuck hitz und zehen stück kelten, zehen fäuhtin und zehen trücken. alsô spricht daz puoch ze latein. aber daz spræch ich ungern, wan ez ist kaum wâr. seint nu daz golt sô gleicher mischung ist, dar umb habent die weisen seinen namen erhcht und habent daz befunden, daz ez gar werhaft ist, sam vor gesprochen ist. daz golt ist under anderm gesmeid sam diu sunn under andern sternen. alles gesmeides pulver ist unwerhaft, wenn man in behelt zuo erznei. |