Konrad von Megenberg
1309 - 1374
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Buch der Natur
VI. VON DEN EDELN STAINENUND DES ÊRSTEN IN AINER GEMAIN.
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[Vorwort]
Daz ist daz sehst stück des puochs, in dem wir sagen wellen von edelen stainen, wie die gevar sein und waz ir kreft sein und wie man ir kreft pezzer, und wellen an den anheben, der nam sich ze latein an ainem A anvâhet und dar nâch an dem B, unz daz wir daz ganz ABC mit edelm gestain durchlegen. iedoch well wir des êrsten von den stainen reden in ainer gemain, sam unser weis vor ist gewesen an andern dingen. Ez ist ain frâg, wie die edeln stain wahsen in der erden âdern. dar zuo antwürt man nâch der maister geschrift von der nâtûr und sprechent die maister alsô, daz die stain wahsen in der erden auz dem erdischen dunst und auz der fäuhten, diu in der erden âdern und in iren clausen beslozzen ist, wan in den dünsten und in der fäuhten sint diu vier element gemischt: feur, luft, wazzer und erd nâch mêr und nâch minner, und dar nâch und diu mischung mangerlai ist, sô werdent die stain auch mangerlai. nu spricht daz puoch ze latein, daz die stain ir gestalt in der erden nemen nâch der stete schickung, dar inn die stain wahsent und werdent, und meint, sei diu stat sinbel, sô werd auch der stain sinbel, sei aber diu stat ekkot, sô werd der stain auch ekkot. wærleich mit urlaub ze sprechen, daz mag niht gesein, wan man vint edel stain, die menschenpild an in habent oder tierpild und vogelgestalt und sint doch die stet niht dar nâch geschickt, dâ man die stain vint. auch vint man klain sinbel stain an grôzen ekkoten steten in der erden und ekkot stain an sinbeln steten. dar umb sprich ich Megenbergær, daz der stain form und ir gestalt ist von sunderleicher stern kreften, die gewalt und maht habent ze würken die form und die schickung in den fäuhten und in den dünsten, wan alle die form und die gestalt, die alleu dinch habent, diu auz den vier elementen werdent, und auch diu element diu habent ir würkende kreft, die si machent an dem himel, sam Aristotiles spricht in dem andern puoch von der gepurt und von dem zerprechen der element, daz man haizt ze latein de generatione et corruptione. Aber die varb an den stainen, weiz swarz grüen rôt violvar und ander varb, machent der stern kreft nâch der dünst und der fäuhten mangerlai mischung. wan sô diu fäuhten des ertreichs vil hât, sô wirt der stain swarz oder tunkel, hât aber si des wazzers vil, sô wirt der stain lauter und von mêr luftes wirt er gel oder plaich und von mêr fewers wirt er rôt, und alsô ändert sich diu varb an den stainen, reht sam die mischung der vier element sich ändert in den fäuhten, dâ die stain auz werdent, und dar umb sint die stain edeler und kreftiger, die von den landen koment, dâ diu vier element rainer sint und minner unsauberkait an in habent, sam die stain, die von Orient koment, daz ist von den landen gegen der sunnen aufganch, und sam die stain sint, die auz dem paradîs vliezent in den vier wazzern, sam etleich sprechent. Ez ist auch ain grôz frâg, von wannen und wie sô grôzeu kraft und sô gar wunderleicheu maht den stainen köm, wan zwâr si habent grôz kreft zuo des menschen gesunthait und zuo andern dingen. nu spricht unser puoch ze latein, daz menschleicher vernunft unbekant sei, von wannen die stain die kreft habent, si habens dan von got, wan all kreft koment von got, sam Aristotiles spricht in dem puoch von den übernâtürleichen dingen, daz ze latein haizt liber metaphysice. aber die kreft, die in den kräutern sint und in den paumen und in den frühten, die sint von got in den selben dingen mit ainer mittel und mit ainer zwischenwürkender kraft, wan got würkt die selben kreft in den selben dingen mit der nâtûr werch, sam mit hitz, mit kelten, mit fäuhten und mit trücken in den kräutern, dâ mit si guot sint zuo der oder zuo der erznei. aber der ist kainz an den stainen, daz man müg gesprechen oder gezaigen oder prüefen. der stain hât die kraft von kelten oder von hitz und dar umb hât got den stainen die kreft geben ân ain zwischenwürkent kraft von seiner almähtichait, sam daz puoch spricht ze latein, und hât in geben die gnâd seines götleichen willen für daz werk der nâtûr, wan ân die gnâde, die edelz gestain hât zuo der menschen gesunthait, sô vint man wunderleich kreft und grôze an den edeln stainen, sam der magnes und der adamas, die daz eisen an sich ziehent, und der adamas zaigt den schefläuten auf dem mer den merstern an dem himel, sam her nâch kunt wirt. sô macht der ostolan den menschen unsihtich und der karfunkel läuht in der naht. alsô habent auch ander stain vil wunderleicher kreft, sam uns bezeugt diu gegenwärtig wârhait diser geschrift. der wunder aller ist der götleich will ain ursach mit seiner almähtichait, den diu geschrift ainen wunderær sagt in menschleichen dingen. der sin des puochs mag niht bestên und ist gar kintleich ze sprechen, daz got den stainen ir kreft geb ân ain zwischenwürkende kraft der nâtûr und den paumen und den kräutern ir kreft niht geb ân der nâtûr werk, dar umb, daz diu kräuter würkent mit kelten und mit hitz und daz die stain auch gar wunderleicheu werk würkent, die man den elementen niht geben mag. zwâr daz ist ain gar ainvaltiger sin, wan die stain küelent auch und fäuhtmachent von den kreften der element, dar auz ir selpwesen gemischt ist, und kreftigent daz herz und ander gelider in dem menschen, wenn man si zerstzt und si in ezzen nimt oder in erznei, sam wir sehen in dem electuari, daz diamargariton haizet, dâ man zerstôzen veinperln ein tuot und gemalen golt. ich sprich auch mêr, daz diu kräuter als wunderleicheu werk würkent als die stain, sam daz eisenkraut, daz lieb macht zwischen den menschen, und daz paumhäckelkraut, daz diu sloz auftuot, und diu patönig, dâ von man weissagen wirt. dar umb sprich ich Megenbergær, daz ich zweifel, ob Albertus daz puoch hab gemacht ze latein, wan er in andern püechern verr anders redet von den sachen dan daz puoch redet, er hab ez dann gemacht in der jugent, ê er seinem aigen sin volgt, wan daz puoch, daz ich auz der latein in daz däutsch hân prâht, daz ist ain gesamnet dinch der alten maister, sam der maister selber bekent an dem ende des puochs. und dar umb sprich ich, daz got die kreft den stainen gibt nâch der nâtûr lauf mit den zwischenwürkenden kreften der stern an den himeln, sam er gibt den kräutern. Dû scholt auch wizzen, daz die gaist zuogezämt werdent mit den kräutern, die den menschen lustig sint, sam diu kräuter sint, alsô daz die gaist pei den läuten wonent durch der crêatûr willen. und dâ von spricht sant Augustîn in dem puoch von der stat gotes in dem fünften stück, daz die gaist zuo dem menschen gezämt werden mit mangerlai stainen kräutern holz tieren und mit mangerlai getiht und worten. und dar umb list man, daz Salomôn ain vingerlein hêt, dâ gaist inn beslozzen wâren under den edeln stainen. man list auch, daz Evaz der künig von Arabia schraib dem kaiser, der Nero hiez, die namen und die varb der edeln stain, und auz der selben geschrift macht man gemezzen rede, die wir vers haizen, daz sint walzær oder kêrær, wan man muoz die red hin und her welzen und kêren, ê man si nâch künsten mag gemezzen. der selben vers mainung und iren sin hât unser puoch zemâl von den edeln stainen und dar zuo ander maister lêr, und an dem end der red von den stainen setzt daz puoch der gar alten maister sin von den stainen, dâ tier eingegraben sint oder dar auf erhaben sint mangerlai form. aber daz puoch bestætigt der selben maister lêr niht zemâl noch verwirft si zemâl, und dâ mit volgt daz puoch dem hailigen lêrer sant Augustîn. Man spricht auch, daz die Israheliten, daz sint die gelaubigen juden, hie vor in der wüesten gruoben mangerlai form und gestalt in etleich edel stain und allermaist in die, die corneoli haizent, und daz graben was sô gar behent, daz kain ir nâchkom in geleichen möcht an den werken. ez ist auch ân zweifel, man grab pild und ander gestalt in die stain nâch den mähten irr kreft. ist nu daz wâr, daz diu kint von Israhel mangerlai form graben habent in mangerlai gimmen und edel gestain, sô ist ân zweifel, daz si daz niht habent getân ân sach mangerlai kreft, die den stainen dâ von kümt, und daz si den sin nâmen von dem hailigen gaist, der si diu werk besunder lêrte. der grabær ainer hiez Beseleel und der ander Ooliab, die wâren sunderleichen gelêrt von dem hailigen gaist auf all kunst, diu zuo edelm gestain gehrt ze graben und ze polieren oder zierleich beraiten. und die gruoben daz edel gestain und beraitten ez zuo dem tempelgewant, daz Aaron an truog in dem gotsdienst ob dem altar. in dem gewant machten si nâch gotes gehaiz zwelf auzerwelt edel stain und gruoben dar ein die namen der kind von Israhel, und dar umb ist daz wâr, daz der stain graben niht ân sach ist. aber dar umb gelaub wir niht, daz allez graben an den stainen ain tugent oder ain kraft bedäut. daz sei nu gesait von den stainen in ainer gemain. |